Der große lateinische Kirchenvater und einflussreiche Philosoph der christlichen Spätantike Aurelius Augustinus (354- 430 n. Chr.) setzt sich in seinem Werk De civitate dei unter anderem mit der platonischen Philosophie auseinander und knüpft so an eine bestehende christliche Tradition an, die platonische und christliche Vorstellungen zu vereinbaren suchte. In der Philosophiegeschichte ist Augustinus deshalb so bedeutsam, weil er für das europäische Mittelalter als der zentrale Vermittler und Interpret antiker Philosophie angesehen wird. Diese Arbeit stellt nach einführenden biographischen Angaben zu Augustinus die platonische Philosophie so dar, wie sie der Kirchenvater aufgenommen hat. Der zweite Teil der Ausführungen liefert eine Analyse des ambivalenten Verhältnisses des Kirchenvaters zum Platonismus, wobei hier eindeutig der Primat des christlichen Glaubens als der einzige Weg zur Wahrheit aufgezeigt werden soll. Neben seiner Wertschätzung des Platonismus als der dem Christentum am nächsten stehenden Philosophie wird analysiert, inwieweit die Begegnung mit der platonischen Philosophie in Mailand für seinen persönlichen Lebensweg entscheidend war. Primäre Textgrundlage sind die Kapitel 1- 10 aus dem Buch VIII des apologetischen Werkes De civitate dei von Augustinus, daneben werden seine Autobiographie Confessiones und verschiedene Sekundärliteratur miteinbezogen.
GLIEDERUNG
1 Einleitung
2 Vorüberlegungen zu Augustinus und dem Platonismus
2.1 Biographische Anmerkungen
2.2 Erste Begegnung mit dem Platonismus in Mailand
2.3 Platos Dreiteilung der Philosophie
3 Augustinus’ Auseinandersetzung mit dem Platonismus
3.1 Würdigung des Platonismus
3.2 Überwindung des Manichäismus und der Skepsis
3.3 Kritik des Kirchenvaters
3.4 Bekehrung zum Christentum
4 Zusammenfassung der Ergebnisse
5 Bibliographie
1 Einleitung
Der große lateinische Kirchenvater und einflussreiche Philosoph der christlichen Spätantike Aurelius Augustinus (354- 430 n. Chr.) setzt sich in seinem Werk De civitate dei[1] unter anderem mit der platonischen Philosophie auseinander und knüpft so an eine bestehende christliche Tradition an, die platonische und christliche Vorstellungen zu vereinbaren suchte.[2] In der Philosophiegeschichte ist Augustinus deshalb so bedeutsam, weil er für das europäische Mittelalter als der zentrale Vermittler und Interpret antiker Philosophie angesehen wird.[3] Diese Arbeit stellt nach einführenden biographischen Angaben zu Augustinus die platonische Philosophie so dar, wie sie der Kirchenvater aufgenommen hat. Der zweite Teil der Ausführungen liefert eine Analyse des ambivalenten Verhältnisses des Kirchenvaters zum Platonismus, wobei hier eindeutig der Primat des christlichen Glaubens als der einzige Weg zur Wahrheit aufgezeigt werden soll. Neben seiner Wertschätzung des Platonismus als der dem Christentum am nächsten stehenden Philosophie wird analysiert, inwieweit die Begegnung mit der platonischen Philosophie in Mailand für seinen persönlichen Lebensweg entscheidend war. Primäre Textgrundlage sind die Kapitel 1- 10 aus dem Buch VIII des apologetischen Werkes De civitate dei von Augustinus, daneben werden seine Autobiographie Confessiones[4] und verschiedene Sekundärliteratur miteinbezogen.
2 Vorüberlegungen zu Augustinus und dem Platonismus
2.2 Biographische Anmerkungen und das Werk De civitate dei
Zunächst werde ich Augustinus’ Lebenslauf in aller Kürze und mit Blick auf die Fragestellung dieser Arbeit darlegen und ein paar Anmerkungen zu dem hier verwendeten Werk De civitate dei machen, um diesen größeren Zusammenhang als Ausgangspunkt für das Verständnis der folgenden Analyse festzulegen. Augustinus wird am 13. November 354 in Thagaste im heutigen Algerien als ältester Sohn eines römischen nicht-christlichen Beamten und einer überzeugten Christin geboren. Von 370 bis 373 studiert er im nordafrikanischen Karthago Rhetorik. In dieser Zeit liest er Ciceros Hortensius, ein philosophisches Buch, das in ihm die Suche nach Weisheit entzündet.[5] Durch Cicero beeinflusst schließt er sich dem Manichäismus an, dem er 9 Jahre lang treu bleibt. Der Manichäismus ist in dieser Zeit eine Weltreligion, die von dem Perser Mani (216-276/7 n. Chr.) im 3. Jahrhundert gegründet wurde. Diese beruht auf einem Dualismus, d. h. ein gutes Prinzip steht einem bösen gegenüber, wobei letzteres in bestimmten Ausprägungen des Manichäismus dem Schöpfergott des Alten Testaments entspricht. In dieser Phase ist er zunächst in seiner Heimatstadt Thagaste, dann in Karthago und 383 in Rom als Rhetoriklehrer tätig. Nach einer intellektuell enttäuschenden Begegnung mit dem Manichäer Faustus von Mileve wendet sich Augustinus allmählich vom Manichäismus ab, durchläuft eine Periode der akademischen Skepsis[6] und lernt schließlich in Mailand, wo er ab 384 als Rhetorikprofessor lehrt, die neuplatonische Philosophie kennen. Dort hört er auch die Predigten des Bischofs Ambrosius (339- 397 n. Chr.) und erkennt durch geistigen Aufstieg die Immaterialität und Unwandelbarkeit der göttlichen Natur. In seinen Confessiones bezeichnet er diese Einsicht sogar als „Befreiung durch Plato“[7], was ein signifikantes Licht auf die Bedeutung dieser Erfahrung wirft. Hier deutet sich seine innere Wende zum Christentum an, welche in dem Bekehrungserlebnis von 386 gipfelt. Er hört eine Kinderstimme, die ihn zur Lektüre der Heiligen Schrift animiert und diese erfährt er nun als Erlösung.[8] In der Osternacht des Jahres 387 lässt sich Augustinus von Ambrosius taufen und kehrt im darauf folgenden Jahr nach Thagaste zurück, wo er die Konsequenzen seiner christlichen Bekehrung zieht, indem er ein monastisches Leben zu führen beginnt. 391 wird er unfreiwillig zum Priester und 395 zum Bischof von Hippo geweiht. Bis zu seinem Lebensende im August 430 entstehen die großen theologischen und philosophischen Werke, zu denen zweifellos De civitate dei zählt.[9]
Wie bereits angedeutet handelt es sich um ein apologetisches Werk, das sich in zwei Teile gliedert. Der erste Teil umfasst die Bücher I- X und stellt im wesentlichen eine Verteidigung des Christentums gegen heidnische Angriffe und Einwände dar, während der zweite Teil, die Bücher XI—XXII, die christliche Heilsgeschichte insofern darstellt, als er den Ursprung des Gottesstaates und des irdischen Staates, ihren geschichtlichen Verlauf und das Ende bzw. Ziel der beiden Staaten beschreibt. Im ersten Teil versucht Augustinus den heidnischen Götterkult zu widerlegen, weil dieser weder irdisches Wohlergehen noch jenseitiges Glück mit sich bringt. Die heidnische Götterlehre unterteilt er Varro folgend in die theologia fabulosa/ mythica, also die Theologie der Dichter, die theologia civilis, womit die politische Theologie bzw. der staatliche Götterkult gemeint ist, und die theologia naturalis, die Theologie der Philosophen. Um die kritische Durchleuchtung der letztgenannten Theologie bemüht sich der Kirchenvater, weil es für ihn die einzig relevante Götterlehre des Heidentums ist.[10]
[...]
[1] Aurelius AUGUSTINUS, Vom Gottesstaat [412- 426], hg. v. Wilhelm Thimme, (2 Bde) München 41997.
[2] Therese FUHRER, Die Platoniker und die civitas dei (Buch VIII-X), in: Christoph HORN (Hg.), De civitate dei, (Klassiker Auslegen 11) Berlin 1997, 87- 108, hier 87.
[3] Christoph HORN, Augustinus (Beck’sche Reihe; 531: Denker) München 1995, 11.
[4] AUGUSTINUS, Bekenntnisse [397- 401], hg. v. Wilhelm Thimme, München 52003.
[5] Vgl. Ebd. 73- 75.
[6] Vgl. Ebd. 134.
[7] Vgl. Ebd. 162- 189.
[8] Vgl. Ebd. 214- 216.
[9] Vgl. HORN, Augustinus (1995),12- 22.
[10] Vgl. Christoph HORN, Einleitung, in Ders. (Hg.), (Klassiker Auslegen 11), Berlin 1997, 1- 24, hier 6- 9.
- Citar trabajo
- Thilo Morschel (Autor), 2006, Augstinus' Auseinandersetzung mit dem Platonismus in seinem Werk De civitate dei, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71875
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