Ziel dieser Arbeit ist daher, Korrelationen des Body-Mass-Indexes zu der koordinativen Leistungsfähigkeit von Kindern der Primarstufe zu untersuchen.
Aus dieser Absicht lässt sich auch der Aufbau und Inhalt ableiten: theoretischen Im Teil findet zunächst eine gezielte Auseinandersetzung mit den Themenschwerpunkten „Koordinative Fähigkeiten“ und „Body-Mass-Index“ statt. Zwei Strukturkonzepte (Meinel & Schnabel und Hotz) werden erörtert und im Hinblick auf die Sportpraxis diskutiert.
Daran anschließend erfolgt eine Vorstellung der Probanden und die Erläuterung des Testinstruments, wobei auf die jeweiligen Aufgaben mit ihren Schwerpunkten konkret eingegangen wird. Der dritte Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Darlegung und Auswertung der gewonnenen Ergebnisse.
Den Abschluss bildet eine Zusammenfassung der in dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Koordinative Fähigkeiten
2.1.1 Geschichtliche Entwicklung des Begriffs
2.1.2 Definitionen
2.1.3 Bedeutung der koordinativen Fähigkeiten
2.1.4 Strukturkonzepte der koordinativen Fähigkeiten
2.1.4.1 Die koordinativen Fähigkeiten nach Meinel und
Schnabel
2.1.4.2 Die koordinativen Kompetenzen nach Arturo Hotz
2.1.5 Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten im Kindesalter
2.1.5.1 Früher Kindesalter
2.1.5.2 Mittleres Kindesalter
2.1.6 Zusammenfassung
2.2 Body-Mass-Index (BMI)
3. Probanden, Material und Methodik.34
3.1 Probanden
3.1.1 Schulprofil
3.1.2 Untersuchte Klassen
3.2 Material - Testverfahren: Körperkoordinationstest für Kinder
(KTK)
3.2.1 Grundkonzept
3.2.2 Testgeschichte
3.2.3 Testdurchführung – Aufgabenstellung
3.2.4 Protokollbogen
3.2.5 Testauswertung
3.2.6 Testgütekriterien allgemein
3.2.7 Testgüte des KTK
3.2.8 Zusammenfassung
3.3 Methodik – Verlauf der Untersuchung und Testdurchführung
4. Darlegung und Auswertung der Ergebnisse
4.1 Klasse
4.2 Klasse
4.3 Klasse
4.4 Klasse 4a
4.5 Klasse 4b
4.6 Alle Klassen im Überblick
4.7 Befragung: Sportliche Tätigkeit im Verein
5. Fazit91
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
1. Einleitung
„Intensive Naturerlebnisse gehören zum gelingenden Aufwachsen. Keine Simulation, keine mediale Vermittlung ersetzt das originale Begegnen. Natürliches Wachsen wahrzunehmen, es zu fördern und es zu stützen ist ein Schutz gegen die „innere Verödung“ von Kindern und den Beschleunigungswahn des gesellschaftlichen Lebens.“ (Arbeitskreis Grundschule e.V., S.17)
Diese Gestaltungsprozesse werden in der heutigen Kindheit immer mehr vernachlässigt. Daher hat die körperliche Leistungsfähigkeit von Kindern auch rapide abgenommen.
Grund für diesen Trend sind die steigende Popularität von Massenmedien,
die zunehmend die Freizeitgestaltung der Kinder bestimmen sowie der Wandel der Ernährungsgewohnheiten und der eingeschränkte Bewegungsraum vorwiegend in Großstädten.
Die meisten Kinder beschäftigen sich in ihrer Freizeit hauptsächlich mit Computerspielen oder Videofilmen. Doch gerade das eigentätige Erfahren der Umwelt durch Bewegung ist der entscheidende Faktor für eine gesunde psychomotorische Gesamtentwicklung (Primär- und Sekundärerfahrungen).
Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass Bewegungsmangel bereits bei Kindern zu Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Diabetes Typ II,
Haltungs-, Herz-, Kreislauflaufschwächen etc. führt. Hieraus resultieren u.a. Konditions- und Koordinationsschwächen.
Eine Studie aus dem Jahr 2004 von B. Prätorius und T. L. Milani, veröffentlicht in der Zeitschrift für Sportmedizin, untersuchte anhand des Körperkoordinationstests, ob Zusammenhänge zwischen der sportlichen Aktivität im Verein bzw. den Entwicklungs- und Sozialisationsbedingungen der Kinder und deren koordinativer Leistungsfähigkeit bestehen. Wie zu erwarten, zeigte sich, dass Schüler, die einem Sportverein angehören, bessere Leistungen im KTK erzielten. Zudem konnte belegt werden, dass Kinder aus ländlichen Gebieten mit fördernden Rahmenbedingungen eine höhere Koordinationsfähigkeit aufwiesen (vgl.: Prätorius & Milani, S.172).
Ist die körperliche Aktivität Maßstab für eine gute koordinative Entwicklung, liegt die Vermutung nahe, dass übergewichtige oder adipöse Kinder (Bewegungsmangel) häufiger koordinative Schwächen aufweisen, als normalgewichtige Kinder.
Ziel dieser Arbeit ist daher, Korrelationen des Body-Mass-Indexes zu der koordinativen Leistungsfähigkeit von Kindern der Primarstufe zu untersuchen.
Aus dieser Absicht lässt sich auch der Aufbau und Inhalt ableiten:
- Im theoretischen Teil findet zunächst eine gezielte Auseinandersetzung mit den Themenschwerpunkten „Koordinative Fähigkeiten“ und „Body-Mass-Index“ statt. Zwei Strukturkonzepte (Meinel & Schnabel und Hotz) werden erörtert und im Hinblick auf die Sportpraxis diskutiert.
- Daran anschließend erfolgt eine Vorstellung der Probanden und die Erläuterung des Testinstruments, wobei auf die jeweiligen Aufgaben mit ihren Schwerpunkten konkret eingegangen wird.
- Der dritte Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Darlegung und Auswertung der gewonnenen Ergebnisse.
- Den Abschluss bildet eine Zusammenfassung der in dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse.
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Koordinative Fähigkeiten
2.1.1 Geschichtliche Entwicklung des Begriffs
In den fünfziger und sechziger Jahren wurde in der Sportwissenschaft zunächst von Bewegungseigenschaften gesprochen, wozu Gewandtheit und Geschicklichkeit neben Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Schnelligkeit gehörten (vgl.: Ludwig, S. 20).
1956 wurde die Gewandtheit von Meinel genauer definiert. Er bezeichnete sie als „gute Koordination der Gesamtmotorik des ganzen Körpers“. Meinel definierte allerdings die Gewandtheit noch nicht als Kompetenz oder Fähigkeit, sondern er befasste sich eher mit der Beschreibung gewandter Bewegungen.
1964 wurde diese Definition der sportlichen Gewandtheit durch Hirtz erweitert, indem er ihr verschiedene Merkmale zuschrieb (siehe Abb.1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Merkmale der sportlichen Gewandtheit nach Hirtz (Ludwig, S.20)
Dieses Modell kann bereits als Grundlage für die folgenden Theorien bzgl. der koordinativen Fähigkeiten angesehen werden. Wie aus der Abbildung zu erkennen ist, finden sich hier einige Eigenschaften, wie z.B. Reaktionsvermögen und Gleichgewichtsvermögen, die im Rahmen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung den koordinativen Fähigkeiten zugeordnet werden (vgl.: Ludwig, S.20).
Doch bis 1968 blieb die Gewandtheit nur eine der fünf Bewegungseigenschaften. Erst Gundlach wagte die Unterscheidung von „energetisch bedingten konditionellen und koordinativ bedingten Bewegungssteuerungsfähigkeiten“ (Ludwig, S.21), womit er eine klare Abgrenzung der beiden Teilbereiche vornahm. Diese Abgrenzung von Kondition und Koordination hat sich bis heute erfolgreich durchgesetzt.
Infolgedessen kam es 1972 zu zahlreichen Untersuchungen zur Begriffsbestimmung der Gewandtheit. Hirtz, Rübesamen und Wagner untersuchten Merkmale, Teilkompetenzen und Methoden aus der Literatur und kamen zu dem Ergebnis, dass der Begriff Gewandtheit viel zu oberflächlich für die Vielzahl der Fähigkeiten ist, die darunter gefasst werden. Sie waren daher der Auffassung, dass man die Fähigkeiten der Koordination untergliedern müsse und immer von den einzelnen Fähigkeiten wie z.B. der Orientierungsfähigkeit sprechen sollte, wenn man etwas genau darüber aussagen möchte (vgl.: Ludwig, S.21).
Aufgrund dessen wurden 1973 die koordinative Fähigkeiten erstmals durch Hirtz und Schnabel präziser definiert. Es folgten unzählige Veröffentlichungen zu diesem Thema, darunter einige bezogen auf den Schulsport. Ende der siebziger Jahre wurden die koordinative Fähigkeiten als wichtige und leistungsbestimmende Komponenten im Sport bezeichnet und erhielten immer größere Bedeutung für das Nachwuchstraining (vgl.: Ludwig, S.21ff).
Da die koordinativen Fähigkeiten als eine Art hypothetisches Konstrukt zu bezeichnen sind, galt der Nachweis ihrer Existenz als Anlass für sportmotorische Untersuchungen, wie z.B. die Greifswalder Untersuchung in den siebziger Jahren. Sie ergab, dass sportlich trainierte Kinder sich deutlich von Untrainierten in „der Schnellkoordination, kinesthetischen Differenzierung, räumlichen Orientierung, im komplexen Reagieren wie in der Gleichgewichts- und Rhythmusfähigkeit“ (Ludwig S.23) abgrenzten.
Aus den für diese Untersuchung verwendeten zwanzig koordinativen Merkmalen wurden sechs Fähigkeiten abgeleitet: die Reaktionsfähigkeit, die Schnellkoordinationsfähigkeit, die kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, die Rhythmusfähigkeit, die Ausdauerkoordinationsfähigkeit und die Orientierungsfähigkeit. Aufgrund dieser Aspekte kam es zu einer Fundamentalitätsbestimmung für den Schulsport.
Dies soll natürlich nicht heißen, dass es keine weiteren koordinativen Fähigkeiten gibt. Das Modell zeigt den Unterrichtenden lediglich einen Orientierungsrahmen auf (siehe Abb. 2) (vgl.: Ludwig S.22ff).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2: Die fundamentalen koordinativen Fähigkeiten für den Schulsport (Ludwig S.24)
Abschließend ist anzumerken, dass sich bis heute noch kein einheitliches Modell zur genauen Bestimmung der koordinativen Fähigkeiten durchgesetzt hat (vgl.: Ludwig, S.27ff).
Es existieren zwar viele verschiedene Strukturkonzepte, die allerdings bei genauer Betrachtung sehr ähnlich sind.
2.1.2 Definitionen
Koordination / Bewegungskoordination:
- „Koordination ist das Zusammenwirken von Zentralnervensystem und Skelettmuskulatur innerhalb eines gezielten Bewegungsablaufes. In der Pädagogik werden vielfach die Begriffe Geschicklichkeit und Gewandtheit benutzt. Unter Geschicklichkeit kann man die koordinative Qualität bei feinmotorischen Bewegungen von Teilen des Bewegungsapparats verstehen. Demgegenüber stellt Gewandtheit die koordinative Qualität der Gesamtmotorik dar.“ (Steinhöfer, S.19)
- „Bewegungskoordination ist die Organisation von Bewegungen und damit auch der zugrunde liegenden sensomotorischen Prozesse in Ausrichtung auf ein bestimmtes Ziel bzw. einen Zweck.“ (Rieder & Lehnertz, S.77)
- „Unter einer altersgemäßen Bewegungskoordination verstehen wir das harmonische und möglichst ökonomische Zusammenwirken von Muskeln, Nerven und Sinnen zu zielgenauen, gleichgewichtssicheren Bewegungsaktionen (Willkürmotorik) und schnellen, situationsangepassten Reaktionen (Reflexmotorik).“ (Kiphard, S.11)
Geht man genauer auf das Zusammenspiel der Muskulatur ein, erscheint es sinnvoll, die Unterscheidung von intermuskulärer und intramuskulärer Koordination vorzunehmen, da beide Koordinationsarten die Vorraussetzung für eine gute Gesamtkörpermotorik sind. Im Folgenden sollen sie daher kurz definiert werden.
Intermuskuläre Koordination:
- „Abgestimmte Organisation des Zusammenwirkens der verschiedenen an einer motorischen Aktion beteiligten Muskeln hinsichtlich Zeitpunkt, Dauer und Stärke ihrer Kontraktion oder Relaxation.“ (Schnabel & Thieß, S. 471)
Diese Art der Koordination findet sich in allen definierten koordinativen Fähigkeiten (siehe 2.1.4 Strukturkonzepte der koordinativen Fähigkeiten).
Intramuskuläre Koordination:
- „Organisation des Zusammenwirkens der einzelnen Muskelfasern innerhalb eines Muskels.“ (Schnabel & Thieß, S. 471)
Die intramuskuläre Koordination bezieht sich demnach nur auf Bewegungen, in denen kein Zusammenspiel in den einzelnen Muskeln stattfindet, sondern in der einzelne Muskeln Spannung halten, also statisch arbeiten. Demzufolge kann diese Art der Koordination nur der statischen Gleichgewichtsfähigkeit zugeordnet werden.
Die Bewegungskoordination lässt sich in einzelne koordinative Fähigkeiten untergliedern. Diese Differenzierung wurde vorgenommen, um in der Trainingspraxis die Koordination gezielter und effizienter schulen zu können (vgl.: Steinhöfer, S.19). Daher kann der Begriff „Koordinative Fähigkeiten“ wie folgt definiert werden:
Koordinative Fähigkeiten:
- „Eine Klasse motorischer Fähigkeiten, die vorrangig durch die Prozesse der Steuerung und Regelung der Bewegungstätigkeit bedingt sind. Sie stellen weitestgehend verfestigte und generalisierte Verlaufsqualitäten dieser Prozesse dar und sind Leistungsvoraussetzung zur Bewältigung dominant koordinativer Anforderungen.“ (Meinel & Schnabel, S. 207)
- „Die koordinativen Fähigkeiten – Synonym: Gewandtheit – sind Fähigkeiten, die primär koordinativ, d.h. durch die Prozesse der Bewegungssteuerung und –regelung bestimmt werden. Sie befähigen den Sportler motorische Aktionen in vorhersehbaren (Stereotype) und unvorhersehbaren (Anpassung) Situationen sicher und ökonomisch zu beherrschen und sportliche Bewegungen relativ schnell zu erlernen.“ (Weineck, S. 537)
2.1.3 Die Bedeutung der koordinativen Fähigkeiten
Koordinative Fähigkeiten sind die Grundlage jeder motorischen Handlung (vgl.: Lehnerts & Rieder, S. 77). Man könnte sie auch als „wesentliche Voraussetzung für die allgemeine Lebensbefähigung des Menschen darstellen.“ (Meinel & Schnabel, S. 220)
Zusammenfassend ist daher festzustellen, dass sie der schnellen und zielgerichteten Bewältigung von Alltagssituationen, motorischen Aktivitäten im Berufsleben und der Lösung koordinativ komplexer Bewegungsaufgaben dienen.
Bezogen auf sportliche Aktivitäten erkennt man eine gut entwickelte Koordination am „Grad der Schnelligkeit und in der Qualität des Erlernens, der Vervollkommnung und Stabilisierung von Bewegungsfertigkeiten sowie in ihrer situations- und bedingungsadäquaten Anwendung, aber auch in der Höhe des Ausnutzungsgrades konditioneller Potenzen.“ (Meinel & Schnabel, S. 229)
Dies bedeutet, dass durch eine gute Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten die sensomotorische Lernfähigkeit verbessert wird. Ein Sportler lernt sporttechnische Fertigkeiten schneller und kann gegebenenfalls auch rasch umlernen. Dadurch werden die Bewegungsqualitäten gesteigert und die Ausführung effektiver realisiert (vgl.: Lehnerts & Rieder, S. 77).
Die motorischen Handlungen können exakter und differenzierter ausgeführt werden, da Steuer- und Regelprozesse durch eine abgestimmte Koordinationsschulung positiv beeinflusst werden (vgl.: Meinel & Schnabel, S. 208).
Die gute Ausnutzung der konditionellen Fähigkeiten in Verbindung mit der Koordination schafft eine Ökonomie, die gewährleistet, dass die Bewegungen wesentlich präziser zu steuern und mit einem geringeren Energieaufwand zu leisten sind (vgl.: Lehnerts & Rieder, S. 77).
Die Schulung der koordinativen Fähigkeiten orientiert sich an dem jeweiligen Anwendungsgebiet. Als Grundlage werden im Anfängertraining (Leistungs-sport), Breitensport sowie in der Schule, die allgemeinen koordinativen Fähigkeiten geschult, die die gesamte motorische Tätigkeit verbessern. Im Leistungssport sind im Anschluss daran spezifische koordinative Fähigkeiten zu schulen, um die Leistungen des Sportlers speziell in der gewählten Sportart bzw. in einem Teilbereich zu optimieren (vgl.: Meinel & Schnabel, S. 229ff).
Eine koordinative Fähigkeit hat nie eine isolierte Wirkung, sondern steht in wechselseitiger Beziehung und in enger Verbindung zu anderen koordinativen, konditionellen, intellektuellen, musischen und voluntativen Fähigkeiten (vgl.: Meinel & Schnabel, S. 208).
2.1.4 Strukturkonzepte der koordinativen Fähigkeiten
In der Literatur finden sich viele verschiedene Ansätze zur Struktur und Ableitung der koordinativen Fähigkeiten. Prinzipiell ist zu sagen, dass es kein allgemeingültiges wissenschaftlich abgesichertes Konzept koordinativer Fähigkeiten gibt. Es besteht daher keine einheitliche Bestimmung ihrer Anzahl, Struktur und den Beziehungen zueinander. Die bisherigen Veröffentlichungen können daher nur als hypothetische Konzepte mit Konstruktcharakter angesehen werden. Trotzdem ist eine Festlegung unabdinglich, um koordinative Fähigkeiten schulen zu können.
Aufgrund dessen ist es notwendig in der Sportpraxis auf bislang bewährte Strukturansätze zurückzugreifen (vgl.: Ludwig, S 27ff; Meinel & Schnabel, S. 211ff).
Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Auseinandersetzung sollen exemplarisch zwei bewährte Strukturkonzepte vorgestellt werden.
2.1.4.1 Die koordinativen Fähigkeiten nach Meinel und Schnabel
Meinel und Schnabel gehen in ihrer Veröffentlichung „Bewegungslehre – Sportmotorik“ ebenfalls kurz auf verschiedene Ansätze zur Ableitung koordinativer Fähigkeiten ein, beschreiben allerdings nur ein Modell, das ihnen als umsetzbar und in der Sportpraxis bewährt bekannt ist, ausführlich. Dieses Arbeitsmodell wurde von Leipziger Koordinationsforschern im Bereich der allgemeinen Theorie und Methodik des Trainings entwickelt und beinhaltet sieben koordinative Fähigkeiten. Dieses Modell wurde bereits 1978 von Blume als nutzbares Arbeitsmodell publiziert (vgl.: Teipel, S.53ff; Meinel & Schnabel, S.212). Das Konzept wurde „aus einer Vielzahl empirischer Erkenntnisse, einzelner experimenteller Befunde und vordergründig der Anforderungscharakteristik der sportlichen Tätigkeit, wie sie sich in den Sportarten und -disziplinen wiederspiegelt, abgeleitet und beschrieben.“ (Meinel & Schnabel, S.212)
In diesem Modell werden Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit und Rhythmisierungsfähigkeit als koordinative Fähigkeiten definiert (vgl.: Teipel, S.53ff; Meinel & Schnabel, S.212).
Da die einzelnen Fähigkeiten für die praktische Erprobung relevant sind, werden sie genauer definiert und erläutert.
Differenzierungsfähigkeit
Unter Differenzierungsfähigkeit verstehen Meinel und Schnabel „die Fähigkeit zum Erreichen einer hohen Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen und Teilkörperbewegungen, die in großer Bewegungs-genauigkeit und Bewegungsökonomie zum Ausdruck kommt.“ (Meinel & Schnabel ,S. 212ff)
Es geht also um die Genauigkeit mit der einzelne Bewegungen ausgeführt und an die jeweilige Situation bzw. der Ausführungsbedingung angepasst werden. Grundlage dafür ist eine genaue Wahrnehmung der Kraft-, Zeit-, und Raumparameter der Bewegung, um diese mit den bereits vorhandenen Handlungsprogrammen zu vergleichen und das passende Programm auszuwählen. Um eine so feine Wahrnehmung der Unterschiede in einem Bewegungsvollzug zu erlangen, muss der Sportler bereits viele Erfahrungen in der jeweiligen motorischen Handlung gesammelt haben und sie beherrschen. Dies erklärt, warum die Differenzierungsfähigkeit als Voraussetzung für sportliche Höchstleistung gilt und in den meisten Sportarten leistungsbestimmend ist. Die Entwicklung dieser Fähigkeit erfolgt sehr früh und ist häufig schon im Jugendalter abgeschlossen. Zum Ausdruck kommt diese Fähigkeit in allen Sportarten als „Bewegungsgefühl“ (vgl.: Meinel & Schnabel, S.212ff; Weineck, S.540).
„Die Differenzierungsfähigkeit steht in engem Bezug zur Kopplungs-, und Orientierungsfähigkeit und trägt Voraussetzungscharakter für die Gleichgewichts- und Rhythmisierungsfähigkeit“ (Meinel & Schnabel, S.214)
Kopplungsfähigkeit
Die Kopplungsfähigkeit beschreiben Meinel und Schnabel als „die Fähigkeit, Teilkörperbewegungen (beispielsweise Teilbewegungen der Extremitäten, des Rumpfes und des Kopfes) untereinander und in der Beziehung zu der auf ein bestimmtes Handlungsziel gerichteten Gesamtkörperbewegung räumlich, zeitlich und dynamisch zweckmäßig auf einander abzustimmen.“ (Meinel & Schnabel ,S.214)
Kopplungsfähigkeit bedeutet eine gute Organisation der Teilkörper-bewegungen untereinander, also ein gutes Zusammenspiel räumlicher, zeitlicher und dynamischer Bewegungsparameter. Diese Fähigkeit wird bei allen sportlichen Bewegungshandlungen benötigt, da immer ein Zusammenspiel von Teilkörperbewegungen vorhanden sein muss, damit die beabsichtigte Aktivität auch gelingt. Eine gute Kopplungsfähigkeit zeigt sich bei Sportlern, die komplizierte Bewegungsformen und Bewegungsverbindungen ausführen können und nur wenig Zeit benötigen diese zu erlernen. Beispielsweise zur Kopplung von Arm-, Bein- und Rumpfbewegungen im Schwimmen wird diese Fähigkeit benötigt (vgl.: Meinel & Schnabel, S.214; Weineck, S.539ff).
„Orientierungs-, Differenzierungs- und Rhythmisierungsfähigkeit stehen in engem Bezug zur Kopplungsfähigkeit.“ (Meinel & Schnabel, S.214)
Reaktionsfähigkeit
Unter Reaktionsfähigkeit verstehen Meinel und Schnabel „die Fähigkeit zur schnellen Einleitung und Ausführung zweckmäßiger motorischer Aktionen auf mehr oder weniger komplizierte Signale.“ (Meinel & Schnabel, S.214)
Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Signalen. Man unterscheidet akustische, optische, taktile und kinästhetische Signale. Doch auch die Bedingungen unter denen ein bestimmtes Signal auftritt können variieren, woraus sich ergibt, dass es eine Vielzahl von Reaktionsmöglichkeiten auf einen Reiz gibt. Das Reagieren auf ein Signal hängt daher vom gegebenen Impuls ab. Es gibt bekannte Impulse, die immer eine bestimmte Aktion auslösen, wie z.B. der Startschuss beim Sprint, als auch komplexere Signale, die sich beispielsweise in Spielsituationen ergeben. Durch eine adäquate Antizipation und Reaktion sind unterschiedliche Aktionen möglich. Hierbei muss der Sportler zunächst das Signal erkennen bzw. aus einer Fülle von Reizen den Wichtigsten auswählen, die Handlungsmöglichkeiten abwägen, eine Handlung, die am besten auf dieses Signal passt auswählen und sie zum richtigen Zeitpunkt und im angemessenen Tempo ausführen. Natürlich bleibt dem Sportler für diese Wahlreaktion nicht viel Zeit, was voraussetzt, dass er durch die gesammelte Erfahrung bereits über ein Repertoire von Reaktionsmöglichkeiten sicher verfügt, um situationsgemäß zu handeln.
Doch nicht nur im Sport spielt diese Fähigkeit eine entscheidende Rolle. In der Alltags- und Arbeitsmotorik kommt die Reaktionsfähigkeit ständig zum Einsatz. Es werden ständig Reize aus der Umwelt aufgenommen und verarbeitet, die eine motorische Re-Aktion hervorrufen. Die Signalgebungen sind meist akustisch oder visuell und nur in einigen Fällen kinästhetisch oder taktil (vgl.: Meinel & Schnabel, S.214ff).
Orientierungsfähigkeit
Die Orientierungsfähigkeit erläutern Meinel und Schnabel als „Fähigkeit zur Bestimmung und zieladäquaten Veränderung der Lage und Bewegung des Körpers in Raum und Zeit bezogen auf ein definiertes Aktionsfeld (z.B. Spielfeld, Boxring, Turngeräte) und/oder ein sich bewegendes Objekt (z.B. Ball, Gegner, Partner).“ (Meinel & Schnabel, S.216)
Man unterscheidet räumliche und zeitliche Orientierungsfähigkeit, wobei häufig beide gleichzeitig auftreten.
Zur Verdeutlichung ein Beispiel aus dem Handball: Ein Spieler spielt seinem Mitspieler einen Pass in den Lauf. Um dies angemessen zu tun, muss er sich sowohl räumlich als auch zeitlich orientieren, um den Ball im richtigen Moment an die passende Stelle zu spielen. Grundlage für die Orientierungsfähigkeit ist daher das Aufnehmen und Verarbeiten von meist optischen aber auch statico-dynamischen und kinesthetischen Informationen.
Eine gute Orientierungsfähigkeit drückt sich durch schnelles, richtiges und genaues Orientieren und adäquates Reagieren auf eine Bewegungsaufgabe aus. Die Orientierungsfähigkeit steht in engem Zusammenhang mit allen anderen koordinativen Fähigkeiten, aber vor allem mit der Differenzierungs-fähigkeit (vgl.: Meinel & Schnabel, S.216; Weineck, S.542).
Gleichgewichtsfähigkeit
Unter Gleichgewichtsfähigkeit verstehen Meinel und Schnabel „die Fähigkeit, den gesamten Körper im Gleichgewichtszustand zu halten oder während und nach umfangreichen Körperverlagerungen beibehalten bzw. wiederher-zustellen.“ (Meinel & Schnabel, S.217)
Man unterscheidet zwei Arten des Gleichgewichts, das statische und das dynamische Gleichgewicht. Das statische Gleichgewicht, auch als Lageempfinden des eigenen Körpers bezeichnet, ist Grundlage für alle motorischen Aktionen im Sport. Dieser Erhalt des Gleichgewichts in Ruhe bzw. bei langsamen Bewegungen erfolgt durch die „Verarbeitung von Informationen des kinesthetischen und taktilen, zum Teil des statico-dynamischen und des optischen Analysators.“ (Meinel & Schnabel, S.217) Das dynamische Gleichgewicht wird bei schnellen Lageveränderungen benötigt, um das Gleichgewicht zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Hier spielt der vestibulare Analysator die entscheidende Rolle.
In den meisten sportlichen Aktivitäten ist der Erhalt des Gleichgewichts des eigenen Körpers in Ruhe oder Bewegung besonders wichtig und wird daher auch überwiegend geschult. Es sollte allerdings auch das Objektgleichgewicht trainiert werden, das beispielsweise für das Balancieren von Gegenständen benötigt wird (vgl.: Meinel & Schnabel, S.217ff; Weineck, S.540).
Eine gute Gleichgewichtsfähigkeit drückt sich demnach in einem guten Erhalt des Gleichgewichts in Ruhe oder Bewegung sowie in der schnellen Wiederherstellung des Gleichgewichts aus (vgl.: Meinel & Schnabel, S.217ff).
Umstellungsfähigkeit
Die Umstellungsfähigkeit definieren Meinel und Schnabel als „die Fähigkeit, während des Handlungsvollzuges auf der Grundlage wahrgenommener oder vorauszusehender Situationsveränderungen (u.a. durch Gegner, Mitspieler, Ball, äußere Einflüsse) das Handlungsprogramm den neuen Gegebenheiten anzupassen und motorisch umzusetzen, oder es durch ein situations-adäquateres zu ersetzen und damit die Handlung auf völlig andere Weise fortzusetzen.“ (Meinel & Schnabel, S.218)
Einen Sportler, der über eine gute Umstellungsfähigkeit verfügt, erkennt man daran, dass er in kürzester Zeit seine motorische Aktion an die neue Gegebenheit anpasst und somit situationsadäquat agieren kann. Ändert sich eine Situation nur geringfügig wird meist der geplante Handlungsablauf beibehalten und anhand von „räumlich-, zeitlich-, und kraftmäßigen Parametern“ (Meinel & Schnabel, S.218) der neuen Gegebenheit angepasst. Erfolgt jedoch eine größere Situationsveränderung führt dies häufig zum Abbruch der geplanten Handlung, um eine völlig neue Aktion auszuführen. Um die Handlung schnellstmöglich an die neue Situation anzupassen, muss der Sportler bereits Erfahrungen mit Situationsveränderungen gemacht haben, damit er auf verschiedene Ausweichmöglichkeiten/Alternativen zurückgreifen kann. Zudem muss er über eine gewisse Antizipationsfähigkeit verfügen, um eine Veränderung der Situation schnellstmöglich wahrzunehmen (vgl.: Meinel & Schnabel, S.218; Weineck, S.543).
Rhythmisierungsfähigkeit
Unter Rhythmisierungsfähigkeit verstehen Meinel und Schnabel „die Fähigkeit, einen von außen vorgegebenen Rhythmus zu erfassen und motorisch zu reproduzieren sowie den „verinnerlichten“, in der eigenen Vorstellung existierenden Rhythmus einer Bewegung in der eigenen Bewegungstätigkeit zu realisieren.“ (Meinel & Schnabel, S.218)
Es gibt also zwei Aspekte der Rhythmisierungsfähigkeit. Zum einen das Aufnehmen und Verarbeiten von visuell und akustisch vorgegebenen Rhythmen, zum anderen das Ausführen einer Handlung anhand eines verinnerlichten Rhythmus’.
Die Rhythmisierungsfähigkeit hat grundlegende Bedeutung für die gesamte Motorik und ganz besonders für sportliche Aktivitäten. Sie ist daher nicht nur Leistungsvoraussetzung für Sportarten, die musikalisch begleitet werden, sondern betrifft alle Sportarten und fördert die motorischen Lernprozesse.
Grundlage dieser rhythmischen Empfindung ist eine gezielte Wahrnehmung von Rhythmen, die Erfassung der zeitlichen Ordnung und deren Reproduktion.
Eine gute Rhythmisierungsfähigkeit zeigt sich am Vermögen, sich dem Rhythmus anderer anzupassen, am bewussten Durchbrechen eines gegnerischen Rhythmus’, beispielsweise im Spiel sowie an taktisch bedingte Rhythmuswechsel. Allgemein werden neue Bewegungen bzw. Rhythmen sehr schnell erfasst und sehr genau und präzise umgesetzt (vgl.: Meinel & Schnabel, S.218ff).
Strukturelle Beziehung zwischen den Fähigkeiten
Wie bereits erwähnt wird jede sportliche Aktion immer von verschiedenen Fähigkeiten beeinflusst. Es steht nie eine Fähigkeit isoliert, die die Leistung bestimmt, sondern z.B. motivationale, kognitive, koordinative oder konditionelle Faktoren wirken auf die Leistung ein. Auch die koordinativen Fähigkeiten stehen in enger Verbindung zueinander und beeinflussen jegliche sportliche Aktivität. Meinel und Schnabel entwickelten aufgrund dieser Tatsache ein sogenanntes „strukturelles Gefüge der koordinativen Fähigkeiten“, welches auch als motorische Lernfähigkeit bezeichnet wird (siehe Abb.3) (vgl.: Meinel & Schnabel, S.220ff).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.3: Strukturelles Gefüge der Koordinativen Fähigkeiten (Meinel & Schnabel, S.221)
Wie der Abbildung (siehe Abb. 3) zu entnehmen ist wird die motorische Lernfähigkeit von den sieben koordinativen Fähigkeiten bestimmt und ist daher als Fähigkeitskomplex zu verstehen.
Meinel und Schnabel nennen neben der motorischen Lernfähigkeit noch zwei weitere koordinative Fähigkeiten, die Steuerungsfähigkeit und die Adaptationsfähigkeit. (vgl.: Meinel & Schnabel, S.221ff).
Alle drei Fähigkeiten sind als „relativ selbständige, komprimierte, komplexere Ausdrucksformen der koordinativen Leistungsfähigkeit aufzufassen.“ (Meinel &Schnabel, S.222)
Die Steuerungsfähigkeit ist besonders in Sportarten mit standardisierten Bedingungen, wie z.B. technische Sportarten oder Ausdauersportarten, leistungsbestimmend. Wie in der Graphik zu erkennen ist, dominiert bei der Steuerungsfähigkeit besonders die Kopplungs- und Differenzierungsfähigkeit (vgl.: Meinel & Schnabel, S.222).
In Sportarten mit ständig wechselnden Situationen, also weniger standardisierten Bedingungen, ist eher die Adaptationsfähigkeit leistungsbestimmend. Da sich der Sportler ständig auf neue Situationen oder Bedingungen einstellen muss, ist hier die Umstellungs- und Reaktions-fähigkeit entscheidend (vgl.: Meinel & Schnabel, S.222).
Die Gleichgewichts-, Orientierungs- und Rhythmisierungsfähigkeit sind für beide Fähigkeiten wichtig und können nicht speziell der Steuerungs- oder Adaptationsfähigkeit zugeordnet werden (vgl.: Meinel & Schnabel, S.22).
Aufgrund der Ontogenese kann es zu einer Veränderung dieses Beziehungsgefüges kommen. Auch sportliches Training wirkt sich auf dieses Gefüge aus. Hier kann es zur Reduzierung und zur Festigung bestimmter Zusammenhänge kommen (vgl.: Meinel & Schnabel, S. 223)
2.1.4.2 Die koordinativen Kompetenzen nach Arturo Hotz
Arturo Hotz unterscheidet nur fünf koordinative Kompetenzen. Er nennt sie auch die „klassischen“ koordinativen Fähigkeiten und weist darauf hin, dass in der Literatur häufig auch weitere Fähigkeiten fokussiert werden (vgl.: Hotz, S. 83). Da die fünf koordinativen Kompetenzen nach Hotz bereits in dem Konzept von Meinel und Schnabel enthalten sind und nicht wesentlich von den bereits erläuterten koordinativen Fähigkeiten abweichen, werden sie in Kurzform vorgestellt.
Orientierungskompetenz
„Die räumlich-zeitliche Orientierungskompetenz ermöglicht es, sich jederzeit optimal zurechtzufinden.“ (Ludwig, S.87)
In fast allen Sportarten ist es nötig sich zu orientieren und sein Verhalten an die jeweilige Situation anzupassen. Besonders in Sportspielen ist die Orientierungsfähigkeit gefragt. Eine gute Orientierung in Raum und Zeit gibt Sicherheit im Lernprozess, da sich der Sportler in der Umgebung optimal zurechtfinden und gegebenenfalls angemessen reagieren kann. Die Orientierungskompetenz sollte möglichst frühzeitig geschult werden, um eine optimale Entwicklung der Koordination zu erreichen. Je früher diese Schulung beginnt, umso besser lernen die Kinder ihre Umwelt bzw. bestimmte Situationen bewusst wahrzunehmen, um auf die unterschiedlichen Gegebenheiten adäquat zu reagieren (vgl.: Hotz, S.79ff; Ludwig, S.87).
Differenzierungskompetenz
„Diese Kompetenz ermöglicht eine optimale Aufnahme und Verarbeitung von Informationen aller Art sowie deren energetisch wohl dosierte, situations-angepasste Umsetzung in erfolgreiches Tun.“ (Ludwig, S.87)
Laut Hotz ermöglicht diese Kompetenz eine genaue Unterscheidung bzw. Differenzierung der eingehenden Reize. Man spricht auch von „Bewegungsgefühl“. Aufgrund dessen kann die Verarbeitung optimiert und der Krafteinsatz auf die jeweilige Situation präzise dosiert werden. Differenzieren bedeutet also zunächst das Unterscheiden und Filtern der Reize sowie das Dosieren, wodurch präzises Handeln ermöglicht wird. Ein gutes Differenzieren ermöglicht daher eine qualitative Steigerung der Orientierung (vgl.: Hotz, S.78ff; Ludwig, S.87ff).
Gleichgewichtskompetenz
„Sie ermöglicht es, ein der Aufgabe adäquates Gleichgewicht zu wahren oder (wieder) herzustellen, und schließt die Kompetenz ein, selbst Un-Gleichgewichte in subjektiv tolerierbaren Grenzen halten zu können.“ (Ludwig, S.88)
Dies bedeutet zunächst, dass diese Kompetenz dazu befähigt, den eigenen Körper im Stand und in der Bewegung im Gleichgewicht zu halten. Zudem ermöglicht sie den Körper aus einem Ungleichgewicht wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Da die Gleichgewichtskompetenz, auch Äquilibrierungskompetenz genannt, alle anderen koordinativen Kompetenzen beeinflusst und mit ihnen vernetzt ist, wird durch eine gezielte Schulung die gesamte Koordinationsqualität verbessert (vgl.: Hotz, S.80ff; Ludwig, S.88ff).
Reaktionskompetenz
„Sie ermöglicht es, jederzeit wirkungsvoll und aufgabenbezogen auf Situationsänderungen eine passende (motorische) Antwort zu finden. In sportspezifischen Situationen geht es beim Reagieren vor allem darum, die Zeit zwischen Erkennen und Handeln zu verkürzen.“ (Ludwig S.89)
Reagieren steht in enger Verbindung zum Timing und ermöglicht eine schnelle Analyse der Situation, woraus eine zweckmäßige Bewegung folgt. Die Reaktionskompetenz spielt in vielen Sportarten eine entscheidende Rolle. Besonders in Sportspielen ist sie von zentraler Bedeutung. Ein Spieler muss auf meist akustische und visuelle Reize z.B. Angriff des Gegners, Finten etc. schnell reagieren und eine passendes Bewegungsschema einleiten. Daher spielt nicht nur die Reaktionszeit eine Rolle, sondern die gesamte Koordination. Durch eine gezielte Schulung der Reaktions-kompetenz kann die variable Verfügbarkeit entscheidend verbessert werden. Eine Schulung sollte immer verschiedene Signalformen (taktile, akustische, visuelle Reize) einbeziehen (vgl.: Hotz, S82ff; Ludwig, S.89).
Rhythmisierungskompetenz
„Diese Kompetenz ermöglicht, das Bewegungsverhalten nicht nur aufgaben- und zielorientiert, sondern auch in qualitativ- ästhetischer Hinsicht das Gleichgewicht rhythmisch zu gestalten.“ (Ludwig, S.89)
Man könnte auch sagen, es ist die Fähigkeit eine Bewegung rhythmisch so zu gestalten, dass sich die Effektivität und die Qualität der Bewegung verbessern. Zudem ermöglicht diese Kompetenz, einen vorgegebenen Rhythmus zu erfassen und schnell wiederzugeben.
Da die Rhythmisierungskompetenz alle anderen koordinativen Kompetenzen einschließt, ist sie als übergeordnete Kompetenz anzusehen. Sie beinhaltet sowohl das zeitliche Orientieren, als auch das räumliche Dosieren. Daher ist das Timing ganz entscheidend (vgl.: Hotz, S.82; Ludwig, S.89ff).
2.1.5 Die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten im Kindesalter
Die motorische Ontogenese, die nur einen Teilbereich der Gesamtentwicklung darstellt, ist die „lebensaltersbezogene Individual-entwicklung von Haltung und Bewegung sowie der zugrunde liegenden Steuerungs- und Funktionsprozesse.“ (Meinel & Schnabel, S. 237)
Meinel und Schnabel unterscheiden sechs Entwicklungsphasen, die jeweils typische motorische Erscheinungsformen zeigen. Als grober Überblick soll folgende Tabelle dienen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.1: Entwicklungsphasen in der motorischen Ontogenese (Meinel & Schnabel, S.240)
Die hier angegebenen Altersspannen sollen keine starre Grenze sein, sondern nur eine Orientierung geben. Da die individuelle Entwicklung von Reifungs-, Sozialisations-, Selbststeuerungs- und Lernprozessen abhängig ist, sind die Altersspannen bis zu zwei Jahre verschiebbar (vgl.: Meinel &Schnabel, S. 237ff)
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- Citation du texte
- Vera Dastig (Auteur), 2006, Untersuchung über Korrelationen des Body-Mass-Index (BMI) von Kindern der Primarstufe zu deren koordinativer Leistungsfähigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71679
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