Analysiert wurde das Gedicht "Es ist alles Eitel" unter strukturellen, metrischen, sprachlich-stilistischen, gattungsspezifischen und literarhistorischen Gesichtspunkten. In einem abschließenden Vergleich mit dem Gedicht "Vergänglichkeit der schönheit" von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau wurden die wichtigsten Unterschiede zwischen den Texten herausgearbeitet.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Struktur
2.2 Metrik
2.3 Sprache
2.3.1 Rhetorische Figuren
2.3.2 Syntax
2.3.3 Bildlichkeit
2.4 Gattung
2.5 Das Gedicht in den historischen Kontext eingeordnet
Fazit
1 Einleitung
In dieser Hausarbeit erarbeite ich eine Textanalyse des Gedichts, „Es ist alles Eitel“ von Andreas Gryphius. Ich habe meine Hausarbeit in sechs Unterpunkte gegliedert: Struktur, Metrik, Sprache, Gattung, Literaturhistorisches sowie einen inhaltlichen Vergleich mit dem Gedicht „Vergänglichkeit der Schönheit“ von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.
Für meine Strukturanalyse sind Beobachtungen zum Aufbau und Paratext wichtige Kriterien. Das Reimschema und die Kadenzen der metrischen Analyse möchte ich vorziehen und bereits in diesem Abschnitt bearbeiten, da so die Struktur des Gedichtes deutlicher wird.
In dem dann folgenden Abschnitt der metrischen Analyse wird die Silbenbetonung im Gedicht behandelt, die dann wiederum den Versfuß ergibt. Genauso werde ich auch auf andere metrische Besonderheiten eingehen, um abschließend dann den Gedichttyp zu definieren.
Im Unterpunkt Sprache wird meine Hausarbeit rein sprachliche Besonderheiten herausarbeiten, wie zum Beispiel rhetorische Figuren. Dabei konzentriere ich mich vor allem auf Figuren und Gedankenfiguren und werde situativ einige Beispiele erklären. Ebenso gehört auch die Syntax zu diesem Unterpunkt, bei der sprachliche Besonderheiten aufgezeigt werden, zugleich aber auch Satzarten, verbunden mit Enjambements, und Zeitenwechsel berücksichtigt werden. Durch den gezielten Einsatz von Adjektiven, Verben, Metaphern und Allegorien, erzeugt der Autor beim Leser Textbilder und verleiht dem Gedicht somit Bildlichkeit. Diese Textbilder stehen im letzten Unterpunkt von Sprache, der Bildlichkeit, im Fokus des Interesses.
An Gedichttypen sind bestimmte Erwartungen gebunden. Im Punkt Gattung beschreibe ich die Erwartungen, die an diesen bestimmten Gedichttyp geknüpft sind, und analysiere, ob die Erwartungen an unserem vorliegendem Gedicht erfüllt beziehungsweise nicht erfüllt sind oder ob es Besonderheiten gibt, die von den Erwartungen abweichen.
Im Punkt Literaturhistorisches ordne ich das Gedicht in seinen zeitlichen Kontext ein und hebe das Typische dieser Zeit hervor.
Im letzten Unterpunkt vergleiche ich kurz noch die inhaltliche Thematik des Gedichts „Vergänglichkeit der Schönheit“ von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau mit dem vorliegendem Gedicht von Andreas Gryphius. Dabei untersuche ich die Autorenmotive der beiden Gedichte.
2 Hauptteil
2.1 Struktur
Die Struktur des Gedichts ist gut erkennbar, denn neben dem Paratext, welcher sich unter anderem aus der Überschrift ergibt, ist das Gedicht in vier Abschnitte untergliedert, zwei Quartette, jeweils von Vers 1-4 und 5-8, und zwei Terzette, jeweils von Vers 9-11 und 12-14.
Die Unterteilung ist zum einen gut an den eingerückten Textstellen zu erkennen, zum anderen aber auch an dem Reim- und Kadenz- Schema.
Die ersten beiden Quartette umgibt beide Male ein Blockreim (a-b-b-a), die beiden Terzette werden mit einem Schweifreim (c-c-d-e-e-d) verbunden. Es sind ausschließlich reine Reime vorhanden. Die Kadenzen passen sich dem Reimschema an, da die Verse mit dem Reimschema a und d mit einer weiblichen Kadenz, die Verse mit dem Reimschema b, c und e mit einer männlichen Kadenz enden.
Der Text ist linksbündig. Strophen sind nicht vorhanden, da die Abschnitte nicht die gleiche Verslänge haben. Die Abschnitte sind gut an den eingerückten Versen zu erkennen. In jedem dieser Abschnitte befinden sich mehrere Einzelsätze.
2.2 Metrik
Senkung und Hebung von Silben in dem Gedicht wechseln sich ab, daher alterniert das Gedicht. Die vorangegangene Senkung mit nachfolgender Hebung der Silbe bezeichnet man als Jambus. In diesem Gedicht haben wir in jedem Vers insgesamt sechs Jamben, die, bis auf zwei Ausnahmen, von einer Mittelzäsur unterbrochen werden. Diese trennt vorwiegend Hauptsätze von Nebensätzen und ist deutlich zu erkennen. Man nennt diese Form der wiederkehrenden Abfolge von Hebungen und Senkungen „Alexandriner“, welcher auch der Versfuß ist. Die vorgeschriebene Abfolge von sechs Jamben für einen Alexandriner ist zwar eine bedingterweise begrenzte Definition, doch hat hier auch der Autor gewisse Freiheiten, Senkungen zu verdoppeln. Diese Füllung der Senkungen kann man beobachten in Vers 1, 4, 5, 8, 11 und 14. Hier wurde jeweils an dem sechsten Jambus noch eine Senkung beigefügt.
Nach dieser strukturellen und metrischen Analyse gilt es noch den Gedichttyp zu bestimmen. Es handelt sich beim vorliegenden Gedicht um ein klassisches Sonett nach französischem Vorbild, welches eine strenge Abfolge von Versgruppen voraussetzt (zwei Quartette und zwei Terzette) und vierzehnzeilig sein muss. Wie in unserem Gedicht sollten in den beiden Quartetten „die Reime wiederholt“ werden, „für sie setzte sich […] der doppelte Blockreim (abba abba) durch“[1] und in den beiden Terzetten ist die Reimfolge etwas freier als in den Quartetten. In der Sonettform nach französischem Beispiel setzten sich in den Terzetten die Reimfolge ccd ede oder, wie in unserem Fall, ccd eed durch[2].
2.3 Sprache
2.3.1 Rhetorische Figuren
In diesem Abschnitt wende ich mich den rhetorischen Figuren zu, die ich benennen und teilweise auch erklären werde. Schon im ersten Vers findet man eine Epanalepse auf Distanz, eine Wortwiederholung („ Du sihst, wohin du sihst“ [3] ). In Vers 5 und 6, sowie in Vers 12 und 13 fangen die aufeinander folgenden Versanfänge mit dem gleichen Wort an. Diese rhetorische Figur nennt man Anapher[4]. In den Versen 3, 6, 9, 10 und 13 findet man eine Form der Vokalauslassung, man nennt diese Auslassung Elision, sie tilgt den Laut Schwa.
In Vers 7 ist das Wort „denn“ am Satzanfang ausgelassen worden, der Leser kann sich aber aus dem Kontext heraus das Wort denken[5]. Diese Figur ist eine Ellipse, der Oberbegriff für alle unvollständigen Sätze. In Vers 8 gibt es eine weitere rhetorische Figur, die der Personifikation („ Itzt lacht das Glück uns an“). Glück wird dabei als lachende Person dargestellt, auch bei „ bald donnern die Beschwerden“ im gleichen Vers handelt es sich um eine Personifikation.
Vers 10 besteht aus einer rhetorischen Frage, auf die keine Antwort verlangt wird[6]. Daher verwundert es nicht, dass der Autor keine Antwort darauf gibt. Es ist auch die einzige Frage im ganzen Sonett.
Ein Paradebeispiel für eine aufsteigende accumulatio ist in Vers 12 („ als Schatten/ Staub/ Wind“). Accumulatio ist der Oberbegriff für alle Formen der Häufung von Wörtern zur Durchführung eines Themas. Das Thema in diesem Fall wäre die Vergänglichkeit, wie schnell etwas verschwinden kann. In der Wahl dieser Wörter ist eine klare Steigerung zu erkennen.
[...]
[1] Burdorf, Dieter: Einführung in die Gedichtanalyse. Stuttgart 1997, S. 119.
[2] Vgl. Ebd.
[3] Gryphius, Andreas: Es ist alles Eitel. In: Gedichte des Barock. Hrsg. v. Ulrike Mache und Volker Meid, Ditzingen 2003, S. 114. Im Folgenden beziehen sich die Versangaben in Klammern hinter Zitaten auf diese Ausgabe des Gedichts.
[4] Vgl. Koch, Hans-Albrecht: Neuere deutsche Literaturwissenschaft. Eine praxisorientierte Einführung für Anfänger, Darmstadt 1997, S. 62.
[5] Vgl. Ebd., S. 63.
[6] Vgl. Ebd., S. 66.
- Quote paper
- David Haamel (Author), 2007, Analyse des Gedichts "Es ist alles Eitel" von Andreas Gryphius, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71516
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