Die Entwicklung und der Bau der deutschen Schlachtflotte führte im ausgehenden 19. Jh. und frühen 20. Jh. zu einem bis dato unbekannten Wettrüsten zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien; einerseits bedingt durch das Streben des Deutschen Reiches unter Wilhelm II. nach dem „Platz an der Sonne“ unter den Weltmächten und andererseits durch das Bestreben Großbritanniens, seinen Platz als dominierende Seemacht zu erhalten.
Diese Arbeit soll die politischen und gesellschaftlichen Ursachen für die Wende in der Flottenpolitik des Deutschen Reiches darstellen und erläutern; ich werde jedoch nicht auf technische Details wie Bewaffnung oder Panzerung im einzelnen eingehen. Dies würde sicherlich den Rahmen sprengen und ist auch nicht für die Untersuchung der deutschen Flottenpolitik notwendig. Ein besonderes Augenmerk liegt bei der Betrachtung der Vorgänge, die die Flotte betreffen, auf dem Gebiet der Nordsee; die Kolonialseestreitkräfte und deren Konflikte bleiben unberücksichtigt. Ebenso wenig notwendig ist die Auflistung der genauen Inhalte der deutschen Flottengesetze und –novellen; diese sind als solche bereits mehrfach publiziert und stellen nur ein Grundgerüst für diese Arbeit.1 Des Weiteren soll auf den zivilen und militärischen Werdegang des Admirals von Tirpitz nicht näher eingegangen werden, sofern die Daten keine Rolle für diese Arbeit spielen; zur Biographie von Tirpitz gibt es eine Reihe von Monographien, die diesen Bereich ausführlich abhandeln.2
Der Schwerpunkt meiner Betrachtungen liegt auf der Zeit Wilhelms II. Ich werde darstellen, wie versucht worden ist, die öffentliche Meinung zu manipulieren und wie vor allem das Bildungsbürgertum angesprochen wurde. Ich werde außerdem auf die besonderen zeitlichen Umstände, wie etwa den Imperialismus und die neuen taktischen Maxime, eingehen. Zum Abschluss werde ich mich kurz mit dem Scheitern der deutschen Flottenpolitik auseinandersetzen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Vorgeschichte: Entwicklungen bis 1888
- a. Die Entwicklung der deutschen Flotte bis zur Reichsgründung 1871
- b. Die Entwicklung der deutschen Flotte unter Wilhelm I. (1871-1888)
- III. Die Ära Wilhelm II.
- a. Wandel in der Politik - Der Imperialismus
- b. Tirpitz und die neue Flottentaktik
- c. Das Flottenbureau, der Flottenverein und die öffentliche Meinung
- d. Die deutsche Flottenrüstung 1898-1914 und die englische Reaktion
- IV. Das Scheitern der Flottenbaupolitik
- a. Die finanzielle und politische Komponente
- b. Die militärische Komponente
- V. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die politische und gesellschaftliche Entwicklung der deutschen Flottenpolitik im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert. Sie untersucht die Ursachen für den bis dato unbekannten Wettrüsten zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien, das durch den deutschen Imperialismus und das Bestreben Großbritanniens, seine Seemacht zu bewahren, geprägt war.
- Die Entwicklung der deutschen Flotte vor und nach der Reichsgründung 1871
- Die politische und gesellschaftliche Bedeutung des Flottenbaus im Deutschen Reich
- Die Rolle des Imperialismus und der neuen Flottentaktiken
- Der Einfluss der öffentlichen Meinung und die Rolle von Tirpitz
- Das Scheitern der deutschen Flottenbaupolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel II untersucht die Entwicklung der deutschen Flotte bis zur Reichsgründung 1871 sowie die Ausbauphase unter Wilhelm I. Es wird die Schwäche der deutschen Seestreitkräfte vor 1871 dargestellt und die Bedeutung der Anschaffung von Kriegsschiffen aus dem Ausland für die technologische Entwicklung in Deutschland erläutert. Im Anschluss daran werden die Anstrengungen zur Stärkung der deutschen Flotte unter Wilhelm I. beleuchtet.
Kapitel III fokussiert auf die Ära Wilhelm II. und beschreibt den Wandel in der deutschen Politik hin zum Imperialismus. Es wird die neue Flottentaktik von Tirpitz vorgestellt, der die deutsche Marine zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für Großbritannien machen wollte. Darüber hinaus wird der Einfluss des Flottenvereins und der öffentlichen Meinung auf die Flottenpolitik beleuchtet sowie die deutsche Flottenrüstung im Vergleich zur englischen Reaktion analysiert.
Schlüsselwörter
Deutsche Flottenpolitik, Imperialismus, Tirpitz, Flottentaktik, Wettrüsten, Nordsee, öffentliche Meinung, Bildungsbürgertum, Kaiser Wilhelm II., Flottenverein, deutsche Seestreitkräfte, Großbritannien.
- Quote paper
- Marco Chiriaco (Author), 2005, Der deutsche Schlachtflottenbau - Die politischen, gesellschaftlichen und militärischen Komponenten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70995