Aufgrund der zunehmenden Wettbewerbsintensität und Homogenisierung von Unternehmensleistungen nimmt das effektive und effiziente Management der Ressource Wissen eine entscheidende Rolle als Differenzierungsmerkmal und Wettbewerbsfaktor für multinationale Unternehmen ein. Dabei sind genaue Kenntnisse über die Funktionsweise und mögliche Probleme des Wissenstransfers durch Technologien oder Personen notwendig. Auch bei der Wahl der richtigen Marktbearbeitungsstrategie muss die Gefahr des Wissensabflusses gegenüber den Assets einer partnerschaftlichen Kooperation sorgfältig abgewogen werden. Multinationale Unternehmen sind dabei in der Lage länderübergreifende Synergiepotentiale durch die dezentrale Entwicklung von materiellen und intangiblen Ressourcen zu erzielen und weltweit organisatorische Lernprozesse fördern zu können. Die Nutzung dieses spezifischen Wettbewerbsvorteils gegenüber rein national operierenden Unternehmungen bleibt gleichzeitig mit dem Problem der größeren Distanz und höheren kulturellen Vielfalt beim Wissenstransfer sowie der Gefahr des Wissensabflusses an potentielle Konkurrenten verbunden. Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es, mit Hilfe einer deskriptiven Analyse ausgewählter theoretischer und empirischer Untersuchungen, Probleme für den Wissenstransfer zu identifizieren und im Kontext der grenzüberschreitenden Kooperation zu diskutieren. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Analyseergebnisse und die daraus resultierenden Implikationen schließen die Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung, Systematisierung und Zielsetzung der Arbeit
2. Theoretische und empirische Untersuchungen zu Problemen für den Wissenstransfer bei grenzüberschreitenden Kooperationen
2.1. Problemfelder des Wissenstransfers in multinationalen Unternehmen
2.2. Gefahren des Wissensabflusses bei grenzüberschreitenden Kooperationen
3. Fazit und Managementimplikationen
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Bedeutungszunahme der Ressource Wissen
Abb. 2: Systematisierung der wichtigsten Wissensarten
Abb. 3: Problemfelder beim Wissenstransfer Abb. 4: Marktbearbeitungsformen bei grenzüberschreitenden Kooperationen
Abb. 5: Verteilung von ADI in China im Jahre 1996 und 2005
Abb. A1: Spirale der organisatorischen Wissenserzeugung in MNU
Abb. A2: Markteintrittsformen und deren kulturelle Risiken
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„If HP knew what HP knows, we would be three times as proftibale.“[1]
(Lew Platt, Geschäftsführer von Hewlett-Packard)
1. Einleitung, Systematisierung und Zielsetzung der Arbeit
Durch die voranschreitende Globalisierung der Weltwirtschaft und der Kapital-, Güter-, Arbeits- sowie Informationsmärkte, die Auflösung von Branchengrenzen und die Substituierbarkeit von Unternehmensleistungen spielt das Management von Wissensressourcen als Wettbewerbsfaktor für multinationale Unternehmen eine immer wichtigere Rolle.[2] Die Symbiose von Wissen und Organisation führt nach Neumann (2000) zu einer Reformulierung der Theorie der Unternehmung:
„Während zunächst Transaktionskosten und die Differenz von Markt und Hierarchie die Fassung von Unternehmen bestimmten, nehmen heute verstärkt verhaltenstheoretische, soziologisch geprägte systemtheoretische, ressourcen-theoretische und eben wissenstheoretische Überlegungen Einfluss auf die Betrachtung von Unternehmen und die Generierung von Wettbewerbsfaktoren.“[3]
Der strukturelle Wandel zur Wissensgesellschaft und die rasante Entwicklung von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) verleihen der Ressource Wissen im Rahmen der neuen internationalen Arbeitsteilung eine besondere Relevanz gegenüber arbeits- und kapitalintensiven Aktivitäten (siehe Abb.1).[4] Bereits seit den 80er Jahren setzen sich Wissenschaftler wie Polanyi (1985), Nonaka und Takeuchi (1995) oder Szulanski (1996) mit der Problematik des Wissenstransfers in Organisationen auseinander.[5] Holtshouse (1998) nennt den Wissenstransfer als eines der wichtigsten Forschungsgebiete im Bereich Wissensmanagement und bemerkt dazu:
„In business today, there is a growing awareness and urgency for a more systematic approach to the sharing of knowledge in order for it to be quickly leveraged, grown, and expanded.“[6]
Die wissenschaftliche Literatur systematisiert zahlreiche Klassifikationen von Wissensarten und verschiedene definitorische Abgrenzungen des Wissensbe-griffs.[7] Krogh (1998) unterscheidet grundlegend zwischen der kognitivistischen Perspektive, die Wissen als ein objektives Abbild der Realität begreift, und der konstruktivistischen Perspektive, bei der das Wissen auf der subjektiven Wahr-nehmung des Individuums von seiner Umwelt beruht.[8] Darüber hinaus herrscht in der Management-Praxis ein utilitaristisches Verständnis von Wissen vor, das Senge et al. (1999) als Voraussetzung für effektives Handeln charakterisieren.[9]
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird auf die ebenfalls pragmatische Be-griffsdefinition von Hippner (2005) zurückgegriffen:
„Wissen entsteht durch die Vernetzung von Informationen anhand beste-hender Erfahrungen, wobei diese Erfahrungen im Gedächtnis von Mitarbei-tern oder in Datenbanken, Regeln etc. hinterlegt sind.“[10]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Demnach muss nach Felbert (1998) ein modernes Wissensmanagement die sozialen Interaktionsmechanismen in einer Unternehmung beachten und das kreative Wissenspotential aller Mitarbeiter optimal nutzen.[11]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zu den wichtigsten Wissensarten zählen Neumann (2000), Thiel (2001) oder Haun (2002) die Differenzierung nach transferrelevanten Kriterien in explizites versus implizites Wissen sowie artikulierbares gegenüber nicht artikulierbares Wissen.[12] Dieses steht dann auf individueller oder kollektiver Ebene den Trans-ferpartnern in Form von theoretischem oder praktischem Wissen zur Verfügung (siehe Abb.2).[13]
Bemerkenswert erscheint für die Bildung von kollektivem Wissen, dass dies die Kommunizierbarkeit des Wissens, die Konsensfähigkeit der Gruppenmitglieder sowie die Integrationsfähigkeit individueller Wissenselemente in ein kollektives Bewusstsein voraussetzt.[14] Auch die durch Polanyi (1985) sowie Nonaka und Takeuchi (1995) geprägte Unterscheidung zwischen explizitem und implizitem Wissen darf nach der Argumentation von Scheuble (1998) und Thiel (2001) nicht als absolut gelten, da auch tazites Wissen, wie sensorische Kenntnisse über den Geschmack, in gewissen Umfang artikuliert und damit externalisiert oder durch Nachahmung transferiert werden kann.[15] Die Schaffung von Kern-kompetenzen führt nach Ansicht des Ressourcenansatzes zum Aufbau dauer-hafter, schwer imitierbarer Wettbewerbsvorteile.[16]
Für die definitorische Einordnung des Wissenstransfers als ein Baustein[17] des Wissensmanagements wird hier die Abgrenzung nach Thiel (2001) verwendet:
[...]
[1] Vgl. Almashari/Zairi/Alathari (Impact of Knowledge 2002), S.74.
[2] Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (Unternehmung 2003), S.2ff; Meyer/Kantsperger (Kundenzufriedenheit 2004), S.219f; Bamberger/Wrona (Ressourcenansatz 1996), S.130ff.
[3] Neumann, R. (Organisation als Wissen 2000), S.4.
[4] Vgl. North, K. (Unternehmensführung 2002), S.14ff; Bullinger/Wagner/Ohlhausen (Intellektuelles Kapital 2000), S.75ff; Haun, M. (Wissensmanagement 2002), S.5ff.
[5] Vgl. Polanyi, M. (Implizites Wissen 1985); Nonaka/Takeuchi (Knowledge-Creating Company 1995); Szulanski, G. (Exploring Internal Stickiness 1996).
[6] Holtshouse, D. (Knowledge Research 1998), S.278.
[7] Für einen Überblick vgl. Schreyögg, G. (Wissen in Unternehmen 2001), S.7ff; Neumann, R. (Organisation als Wissen 2000), S.62ff; Kalmring, D. (Performance Measurement 2003), S.14ff; Weissenberger-Eibl, M. A. (Unternehmensnetzwerke 2000), S.30f.
[8] Vgl. Krogh, G. v. (Knowledge Creation 1998), S.134ff.
[9] Vgl. Senge et al. (Change 1999); Thiel, M. (Implementierung des Wissenstransfers 2001), S.13f.
[10] Hippner, H. (CRM 2005), S.127; In Abgrenzung dazu versteht Hippner (2005) unter Informationen subjektiv interpretierte Daten bzw. Fakten, vgl. Hippner, H. (CRM 2005), S.127.
[11] Vgl. Felbert, D. v. (Wissensmanagement 1998), S.122.
[12] Vgl. Neumann, R. (Organisation als Wissen 2000), S.62ff; Thiel, M. (Implementierung des Wissenstransfers 2001), S.16ff; Haun, M. (Wissensmanagement 2002), S.183ff.
[13] Vgl. Thiel, M. (Implementierung des Wissenstransfers 2001), S.16ff.
[14] Vgl. Duncan/Weiss (Organizational Learning 1976), S.85ff.
[15] Vgl. Scheuble, S. (Wissenssurrogate 1998), S.23f.
[16] Vgl. Welge/Al-Laham (Strategisches Management 2003), S.50f; Bea/Haas (Strategisches
Management 2005), S.30f; Corsten, H. (Wettbewerbsstrategie 1998), S.138ff.
[17] Weitere interdependente Elemente im Wissensmanagement sind das Wissensziel, der Wissenserwerb, die Wissensidentifikation, Wissensabwicklung, Wissensbewahrung, Wissensnutzung sowie Wissensbewertung, vgl. Bullinger/Wagner/Ohlhausen (Intellektuelles Kapital 2000), S.75ff; North, K. (Unternehmensführung 2002), S.154.
- Arbeit zitieren
- cand. rer. oec. Manuel Rimkus (Autor:in), 2007, Probleme des Wissenstransfers bei grenzüberschreitenden Kooperationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70986
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