Der Aufbau der Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel und ist in Abbildung 1 als Überblick dargestellt.
Nach der Einleitung wird dem Leser im folgenden Kapitel das System Börse näher gebracht. Dazu wird ein kurzer historischer Abriss aufgezeigt und die wichtigsten Grundlagen zu den Aktiengesellschaften und der Wertpapierbörse von heute werden erläutert.
Im Anschluss daran wird im Kapitel 3 das theoretische Wissen zur systematischen fundamentalen und technischen Unternehmensanalyse vermittelt, was die Grundlage für Unternehmensanalysen in der Praxis darstellt.
Im vierten Kapitel der Arbeit wird die Bedeutung der Aktiengesellschaft als Finanzierungsinstrument für Unternehmen in den verschiedenen Teilbereichen der Tourismuswirtschaft überprüft und bewertet.
Eine detaillierte Analyse von Tourismusunternehmen an der Börse erfolgt in Kapitel 5. Dazu wird die Entwicklung der Branche im Vergleich mit dem Gesamtmarkt untersucht und anschließend werden in zwei Unternehmensanalysen beispielhaft die theoretischen Analysemethoden aus Kapitel 3 zur Bewertung der Gesellschaften angewandt.
Im Fazit werden abschließend die Erkenntnisse der Diplomarbeit zusammengefasst und es wird ein Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen gegeben.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anhangverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
1.2 Aufbau der Arbeit
2 Das System Börse
2.1 Geschichtliche Entwicklung der Börsen
2.2 Grundlagen
2.2.1 Wertpapiere und Aktien
2.2.2 Die Aktiengesellschaft
2.2.3 Der IPO
2.2.4 Der Wert einer Aktie
2.2.5 Die Dividende
2.2.6 Klassifizierung von Unternehmen
2.2.7 Börsensegmente
2.2.8 Aktienindizes
3 Aktienanalysemethoden
3.1 Die Fundamentalanalyse
3.1.1 Die Branchenanalyse
3.1.2 Die Unternehmensanalyse
3.1.2.1 Kennzahlen aus Bilanz und GuV
3.1.2.2 Aktienbezogene Kennzahlen
3.1.2.3 Kursbezogene Kennzahlen
3.2 Die technische Analyse
3.2.1 Chartformen
3.2.2 Trendkonzepte
3.2.3 Formationskonzepte
3.2.3.1 Trendbestätigungsformationen
3.2.3.2 Trendumkehrformationen
3.2.4 Technische Indikatoren
4 Die Aktiengesellschaft in der Tourismuswirtschaft
4.1 Privatwirtschaftliche Unternehmen im Tourismus
4.1.1 Beherbergungsbetriebe
4.1.2 Reiseveranstalter
4.1.3 Reisemittler
4.1.4 Anbieter von Computerreservierungssystemen
4.1.5 Transport- und Logistikunternehmen
4.1.5.1 Fluggesellschaften
4.1.5.2 Flughafenbetreiber
4.2 Die AG zur Privatisierung von Fremdenverkehrsstellen
4.3 Zwischenfazit
5 Tourismusunternehmen an der Börse
5.1 Börsenindizes für die Tourismuswirtschaft
5.1.1 Der MSCI World Hotels Restaurants & Leisure
5.1.2 Der Airdexx
5.1.3 Der Travdexx
5.2 Die TUI AG
5.2.1 Fundamentalanalyse zur TUI AG
5.2.2 Technische Analyse zur TUI AG
5.2.3 Wertung
5.3 Die Deutsche Lufthansa AG
5.3.1 Fundamentalanalyse zur Deutschen Lufthansa AG
5.3.2 Technische Analyse zur Deutschen Lufthansa AG
5.3.3 Wertung
6 Fazit
Anhang
Quellenverzeichnis
Autorenreferat
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Aktiengesellschaft als Rechtsform und Finanzierungsinstrument für Unternehmen im Zusammenhang mit der Bedeutung für die Tourismuswirtschaft.
Am Anfang der Arbeit erfolgt vom System Börse ausgehend eine Einführung in die technische und fundamentale Unternehmensanalyse. Die Erläuterungen zu den Analysemethoden für die Entwicklung von Chartverläufen und die an Unternehmenskennzahlen orientierte Betrachtungsweise vermitteln dabei die notwendigen Grundlagen für die nachfolgenden Ausführungen.
Im weiteren Verlauf der Arbeit werden in verschiedenen Teilbereichen der Tourismuswirtschaft die Organisation von Unternehmen als Aktiengesellschaft und die Möglichkeit für eine Notierung an der Börse überprüft.
Basierend auf diesen Kenntnissen wird eine fundamentale und technische Analyse für zwei unterschiedliche Unternehmen aus der Tourismuswirtschaft durchgeführt. Im Vergleich mit anderen Unternehmen und der gesamtwirtschaftlichen Entwick- lung erfolgt die Identifizierung von Problemen und Risiken, die für diese Unterneh- men eine besondere Herausforderung bezüglich der Börsennotierung darstellen.
Abschließend werden die Erkenntnisse zusammengefasst und ein Ausblick auf die möglichen Entwicklungen wird gegeben.
Danksagung
An dieser Stelle danke ich meinen Eltern, meiner Schwester und meiner gesamten Familie für die mir entgegengebrachte Geduld und vor allem die Unterstützung während meines gesamten Studiums.
Für die Bereitschaft, diese Arbeit zu betreuen, spreche ich Herrn Professor Dr. W. Freyer und insbesondere meinem Betreuer Alexander Schröder, der mich bei der Erstellung methodisch und inhaltlich unterstützt hat, meinen besonderen Dank aus.
Schließlich bedanke ich mich bei meinen Freunden für ihr Verständnis während der Erstellung dieser Arbeit.
Für das Korrekturlesen, sprachliche Anregungen und Kritikpunkte bedanke ich mich bei Steffi Wendt und all denen, die mich bei der Bearbeitung meiner Diplomarbeit unterstützt haben.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufbau der Diplomarbeit
Abbildung 2: Aktienindizes in den neuen Börsensegmenten
Abbildung 3: Übersicht börsentheoretischer Ansätze
Abbildung 4: Unterteilung der Fundamentalanalyse bei Aktien
Abbildung 5: Branchen im Konjunkturzyklus
Abbildung 6: Kennzahlen zur Unternehmensanalyse
Abbildung 7: Darstellungsmöglichkeiten von Charts
Abbildung 8: Trendlinien und Trendkanäle
Abbildung 9: Trendbestätigende Formationen
Abbildung 10: Umkehrformationen
Abbildung 11: Hotelketten am deutschen Aktienmarkt
Abbildung 12: Die Top 10 der Reisekonzerne Europas
Abbildung 13: Die Top 10 im deutschen Reisevertrieb
Abbildung 14: Rechtsformen für Fremdenverkehrsstellen
Abbildung 15: Vergleich der MSCI Indizes und DJ Euro Stoxx 50 .
Abbildung 16: Entwicklung von Airdexx und DJ Euro Stoxx 50
Abbildung 17: Jahresvergleich Airdexx und DJ Euro Stoxx 50
Abbildung 18: Entwicklung von Travdexx, Airdexx und DJ Euro Stoxx 50
Abbildung 19: Jahresvergleich Travdexx, Airdexx und DJ Euro Stoxx 50
Abbildung 20: Unternehmenskennzahlen TUI AG
Abbildung 21: Die TUI AG im Fünf-Jahres-Chart zum 04.08.2004
Abbildung 22: Die TUI AG im Drei-Jahres-Chart zum 04.08.2004
Abbildung 23: TUI vs. „Peer Group“ im Ein-Jahres-Chart zum 06.01.2004
Abbildung 24: Die TUI AG im Ein-Jahres-Chart zum 04.08.2004
Abbildung 25: Charttechnische Analyseinstrumente bei der TUI AG
Abbildung 26: Unternehmenskennzahlen Deutsche Lufthansa AG . 97 Abbildung 27: Die Lufthansa AG im Fünf-Jahres-Chart zum 09.08.2004
Abbildung 28: Die Lufthansa AG im Drei-Jahres-Chart zum 09.08.2004
Abbildung 39: Die Lufthansa AG im Ein-Jahres-Chart zum 09.08.2004
Abbildung 30: Charttechnische Analyseinstrumente bei der Lufthansa AG
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Allianzen im Reisebüro-Vertrieb
Tabelle 2: Unternehmen im Airdexx
Tabelle 3: Unternehmen im Travdexx
Tabelle 4: Bewertungsergebnisse TUI AG zum 30.07.2004
Tabelle 5: Unternehmenskennzahlen europäischer Airlines für 2003
Tabelle 6: Bewertungsergebnisse Deutsche Lufthansa AG zum 09.08.2004
Anhangverzeichnis
Anhang 1: Aktienarten
Anhang 2: Rechte und Pflichten der Organe einer Aktiengesellschaft
Anhang 3: Vor- und Nachteile des IPO
Anhang 4: Klassifizierung börsennotierter Unternehmen
Anhang 5: Börsensegmente in Deutschland
Anhang 6: Berechnung und Gewichtung der verschiedenen Aktienindizes
Anhang 7: Die Globalanalyse Anhangyesehmensanalyse
Anhang 9: Volatilität und Betafaktor mit Korrelationskoeffizient
Anhang 10: Die IFA Hotel & Touristik AG
Anhang 11: Die größten Fluggesellschaften der Welt
Anhang 12: Die Luftverkehrsallianzen
Anhang 13: Die Fraport AG im Vergleich mit Euro Stoxx 50, MDAX und europäischen Betreibergesellschaften
Anhang 14: Zusammensetzung des MSCI World Hotels Restaurants & Leisure
Anhang 15: Die Lufthansa AG im Vergleich mit europäischen Airlines
Anhang 16: Die Entwicklung des Ölpreises
Anhang 17: E-Mails von Michael Krane (FVW) Anhang 18: E-Mail von Marc Haede (Morgan Stanley Capital International)
Anhang 19: Auszug aus dem Protokoll vom Telefoninterview mit Dr. Ewald A. Meister (Rüdesheim Tourist AG)
1 Einleitung
Der Tourismus kann heute und zukünftig als einer der wichtigsten Wirtschaftszwei- ge in Europa und weltweit angesehen werden,1 wodurch sich auch der Wettbewerb auf den touristischen Märkten zunehmend verhärtet. Der Ausleseprozess bei Unter- nehmen und Regionen in Deutschland hat inzwischen auch die lange Zeit von Wachstumsraten verwöhnte Reisebranche erreicht. Infolge dieser Entwicklung wird für Unternehmen und Destinationen eine systematische Planung des Marktauf- tritts, die Suche nach Profilierungsmöglichkeiten und die Segmentierung in diffe- renziert zu bearbeitende Teilmärkte immer wichtiger. Marktnischen müssen dabei schnell besetzt und Trends rechtzeitig erkannt werden.2 Die Voraussetzung für eine strategische Bearbeitung von Märkten und eine langfristige Sicherung des Markter- folges bilden starke Unternehmen mit einer ausgewogenen Kapitalstruktur.
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
„Eine geringe Eigenkapitalausstattung und die dynamische Entwicklung der Eigenkapitalquoten stellen seit geraumer Zeit für eine Vielzahl bundesdeutscher Unternehmen eine besondere Herausforderung dar Die Sichtweise, dass im Rahmen der Finanzmittelbeschaffung zum Beispiel durch Aktienemission auch eine Geldanlage angeboten wird, die den Bedürfnissen der Nachfrager entsprechend ausgestaltet werden kann, wurde lange Zeit vernachlässigt.“3
In der Tourismuswirtschaft unterscheidet sich die Angebotsgestaltung von anderen Wirtschaftszweigen insbesondere dadurch, dass neben den privatwirtschaftlich er- brachten Leistungen ein umfangreiches Angebot an öffentlichen Gütern zur Verfü- gung gestellt werden muss.4 Ein bedeutender Teil der Tourismuswirtschaft ist daher den öffentlichen Betrieben und der kommunalen Verwaltung zuzurechnen.5 Aufgrund der defizitären Haushaltslage in den Kommunen und der ineffizienten Beschäftigungs- und Investitionspraxis in öffentlich geführten Unternehmen ergeben sich dort vielfach Probleme.
Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es, die Bedeutung der Gestaltung von Unter- nehmen aus der Tourismuswirtschaft in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft im Zusammenhang mit den daraus resultierenden Finanzierungsmöglichkeiten zu un- tersuchen. Demzufolge liegt der Fokus der Arbeit primär auf den privatwirtschaft- lich zu organisierenden Bereichen im Tourismus. Des Weiteren soll am Beispiel von Fremdenverkehrsstellen überprüft werden, inwieweit sich eine Aktiengesell- schaft im Hinblick auf die Privatisierungsanstrengungen für diesen zumeist öffent- lich geführten Bereich eignet.
Den zweiten Schwerpunkt der Arbeit bildet die Untersuchung der Entwicklung von Aktiengesellschaften aus dem touristischen Bereich an der Börse. Dafür wird zu- nächst ein Überblick über das System Börse gegeben. Daran anschließend vermit- telt die Arbeit theoretische Grundlagen zur Aktien- und Unternehmensanalyse. Basierend auf diesen Kenntnissen werden zwei konzeptionelle Unternehmensana- lysen durchgeführt, aus denen Erkenntnisse zu den Eigenheiten von Aktiengesell- schaften aus der Tourismuswirtschaft an der Börse gewonnen werden sollen. Dazu werden die Besonderheiten betrachtet, denen diese Werte ausgesetzt sind. Darüber hinaus wird dargestellt, wie die Branche auf veränderte politische und wirtschaftli- che Rahmenbedingungen im Vergleich mit anderen Märkten reagiert hat.
1.2 Aufbau der Arbeit
Der Aufbau der Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel und ist in Abbildung 1 als Überblick dargestellt.
Nach der Einleitung wird dem Leser im folgenden Kapitel das System Börse näher gebracht. Dazu wird ein kurzer historischer Abriss aufgezeigt und die wichtigsten Grundlagen zu den Aktiengesellschaften und der Wertpapierbörse von heute wer- den erläutert.
Im Anschluss daran wird im Kapitel 3 das theoretische Wissen zur systematischen fundamentalen und technischen Unternehmensanalyse vermittelt, was die Grundlage für Unternehmensanalysen in der Praxis darstellt.
Im vierten Kapitel der Arbeit wird die Bedeutung der Aktiengesellschaft als Finanzierungsinstrument für Unternehmen in den verschiedenen Teilbereichen der Tourismuswirtschaft überprüft und bewertet.
Eine detaillierte Analyse von Tourismusunternehmen an der Börse erfolgt in Kapi- tel 5. Dazu wird die Entwicklung der Branche im Vergleich mit dem Gesamtmarkt untersucht und anschließend werden in zwei Unternehmensanalysen beispielhaft die theoretischen Analysemethoden aus Kapitel 3 zur Bewertung der Gesellschaften angewandt.
Im Fazit werden abschließend die Erkenntnisse der Diplomarbeit zusammengefasst und es wird ein Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen gegeben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Aufbau der Diplomarbeit
Quelle: Eigene Darstellung.
2 Das System Börse
An der Börse treffen Anbieter und Nachfrager zusammen, um bestimmte Gegenstände zu handeln, etwa Waren oder Wertpapiere. Diese Beschreibung trifft ebenfalls für einen Wochenmarkt zu. Im Gegensatz zum Wochenmarkt ist der Handel an der Börse auf wenige Plätze konzentriert, verläuft nach strengen Regeln und unterliegt einer ständigen Kontrolle.6
Die Börse ist ein organisierter Markt, auf dem eine große Zahl an Wertpapieren, De- visen, Edelmetallen und anderen Rohstoffen gehandelt wird. Die Börse selbst wird wieder in verschiedene Sektoren unterteilt: den Rentenmarkt, den Aktienmarkt, die Terminbörse und die Devisenbörse. Der Wertpapiermarkt an sich ist ebenfalls in verschiedene Produktgruppen unterteilt. Es gibt einen Markt für Anteilsscheine großer, international agierender Unternehmen, den Markt für Nebenwerte (Small Caps) sowie die „Neuen Märkte“ für junge, innovative und schnell wachsende Un- ternehmen, die auf der Suche nach risikobereiten Geldgebern sind.7
2.1 Geschichtliche Entwicklung der Börsen
Als die Vorläufer der Börsen können die großen Hafenstädte Europas, wie Antwerpen und Brügge, sowie verschiedene oberitalienische Städte, wie Mailand, Turin und Florenz, angesehen werden, wo es schon im Mittelalter regelmäßig Zusammenkünfte von Kaufleuten gab.8
In Deutschland hat das Börsenwesen seine Ursprünge im 15. und 16. Jahrhundert. Die historische Basis der Entwicklung bildeten einerseits die Gilden und kaufmän- nischen Genossenschaften, beispielsweise in Hamburg, Köln und Frankfurt am Main, andererseits der allgemeine Markt- und Messeverkehr, wie in Augsburg und Nürnberg.9
Der erste regelmäßige Handel mit Wertpapieren entwickelte sich am Anfang des 17. Jahrhunderts mit Anteilen der Britischen und Niederländischen Ostindischen Kom- panie. Die Unternehmung, den indischen Subkontinent für den Handel zu erschlie- ßen, schien Erfolg versprechend zu sein. Die Risiken und der Umfang des Unternehmens waren jedoch zu groß, als dass diese eine kleine Gruppe von Kauf- leuten hätte finanzieren können. Die Ausgabe von vielen kleinen Anteilen ermög- lichte eine Risikodiversifikation und eine günstige Aufbringung des notwendigen Kapitals.10
Der Aufschwung beim Aktienhandel setzte erst mit der Industrialisierung ein. So wurde die Aktie als Finanzierungsinstrument für den Bau von Eisenbahnen und spä- ter für die Errichtung und den Ausbau der Industrie verwandt.11 Bereits vor dem Er- sten Weltkrieg waren 51 ausländische Aktien an der Börse in Frankfurt notiert. Während Berlin bis zum Zweiten Weltkrieg der Börse in Frankfurt den Rang ablief, nimmt die mainische Börse heute aufgrund der Sonderstellung Berlins nach dem Krieg unumstritten die dominierende Rolle im Aktienhandel in Deutschland ein. Frankfurt ist heute in einer Reihe mit den großen Börsen in Tokio, London und New York zu sehen.12
2.2 Grundlagen
Im Folgenden wird eine Auswahl wichtiger Grundlagen und Grundbegriffe, die im Zusammenhang mit Aktiengesellschaften und der Wertpapierbörse stehen, näher erläutert.
2.2.1 Wertpapiere und Aktien
Aufgrund fehlender gesetzlicher Bestimmung ist der rechtliche Umgang mit dem Begriff Wertpapier schwierig.13 Nach MAYDORN 00 ist das Wertpapier eine „Sammelbezeichnung für Urkunden, die ein Vermögensrecht in der Art verbriefen, dass dieses Recht ohne die Urkunde weder geltend gemacht noch übertragen wer- den kann. Börsenfähige Wertpapiere werden auch Effekten genannt.“14 Dabei wird zwischen Wertpapieren, die auf den Namen des Berechtigten ausgestellt sind (Rek- tapapiere), und Inhaberpapieren, bei denen der Besitzer über die Rechte verfügt, unterschieden.15
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden aber vor allem die Papiere als Wertpapiere bezeichnet, die der Kapitalbeschaffung bzw. der Kapitalanlage dienen. Börsennotierte Wertpapiere sind im Wesentlichen:
- Mitgliedschafts- oder Anteilpapiere: Aktien,
- Forderungspapiere: Anleihen und Pfandbriefe,
- Miteigentumsrechte: Investmentanteile und
- derivative Finanzprodukte: Optionen und Futures.
Diese Papiere werden an der Börse zu täglich wechselnden Kursen gehandelt.16 Sie müssen gegenseitig austauschbar (fungibel) sein und der Preis (Kurs) ergibt sich aus Angebot und Nachfrage.
Aktien sind Teilhaberpapiere, die dem Eigentümer ein wirtschaftliches und rechtliches Eigentum an der entsprechenden Aktiengesellschaft verbriefen. Dabei wird hinsichtlich des Umfangs der Aktion ä rsrechte, der Ü bertragungsm ö glichkeiten und der Kapitalzerlegungsmethode unterschieden.17 Je nach Aktienart sind die Rechte des Aktionärs unterschiedlich gestaltet.
Nähere Erläuterungen zu den verschiedenen Aktienarten und den damit verbundenen Rechten und Pflichten der Aktionäre befinden sich im Anhang 1.
2.2.2 Die Aktiengesellschaft
Die Aktiengesellschaft ist eine Handelsgesellschaft mit eigener Rechtspersönlich- keit und die Gesellschafter (Aktionäre) sind mit ihren Einlagen am Grundkapital be- teiligt. Für die Verbindlichkeiten der Aktiengesellschaft haftet lediglich das Grundkapital, das bei der Gründung mindestens 50.000 Euro betragen muss.18 Die Organe dieser Kapitalgesellschaft sind Vorstand, Aufsichtsrat und Hauptversamm- lung.
Die Aufgaben, Rechte und Befugnisse der einzelnen Organe innerhalb einer AG werden im Anhang 2 weiterführend erläutert.
Wie in anderen Industrienationen werden auch in Deutschland nicht alle Aktienge- sellschaften an der Börse gehandelt. Die Anzahl inländischer Aktiengesellschaften, die Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA) eingerechnet, wird in Deutsch- land im Factbook des Deutschen Aktieninstituts zum Ende des Jahres 2003 mit 14.814 Gesellschaften angegeben. Von diesen sind aber lediglich 715 Unternehmen an der Börse notiert.19
Es wird deutlich, dass nur ein verhältnismäßig geringer Anteil der Aktiengesell- schaften an der Börse notiert ist. Die anderen Gesellschaften sind vor allem Fami- lienunternehmen, die in ihrer Geschäftspolitik kein Mitspracherecht Externer zulas- sen. Um die Rechtsform AG auch für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) attraktiv zu machen, hat der Gesetzgeber im Jahr 1994 erleichternde Maß- nahmen beschlossen, die in der Literatur meist mit dem Namen „Kleine AG“ in Zu- sammenhang gebracht werden. Dabei ist zu beachten, dass die „Kleine Aktiengesellschaft“ keine neue Rechtsform ist, sondern nur für umfangreiche Deregulierungsmaßnahmen steht und kleineren Unternehmen eine Alternative zur GmbH bieten soll. Informationen zu den Deregulierungsmaßnahmen und ein Vergleich der Rechtsformen Aktiengesellschaft und GmbH befinden sich in der angegebenen weiterführenden Literatur.20
„Nach der weitgehenden Gleichstellung der Aktiengesellschaft aus steuerlicher, mitbestimmungsrechtlicher Sicht und unter Publizitätsaspekten unterscheidet sich die Kleine AG von der GmbH hauptsächlich dadurch, dass prinzipiell die Möglich- keit eines Börsengangs besteht.“21 Die wichtigsten Vorteile der Aktiengesellschaft gegenüber der GmbH ergeben sich aus der Aufteilung des Grundkapitals in Aktien. Durch die Möglichkeit der Einbeziehung breiter Personenkreise kann die Kapital- beschaffung und die Nachfolgeregelung erleichtert werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass aus der Vermögensbindung resultierende Risiko für den Unter- nehmer zu reduzieren. Nachteile ergeben sich insbesondere aus dem erhöhten Grün- dungsaufwand und der höheren Stammeinlage.
2.2.3 Der IPO
Die Abkürzung steht für Initial Public Offering und bedeutet die erstmalige Aktien- emission einer Aktiengesellschaft.22 Welche Motivation haben die Gründer und In- haber, ihr Unternehmen an die Börse zu bringen? Nach einer Untersuchung des Deutschen Aktieninstituts (DAI) sind die wichtigsten Motive für den Börsengang die Notwendigkeit einer Wachstumsfinanzierung und eine St ä rkung der Eigenkapi- talbasis. Weitere Anreize für einen Börsengang sind der Spin-Off (Ausgliederung von Unternehmen oder Unternehmensanteilen mit Notierung an der Börse), die Steigerung des Bekanntheitsgrades und der Wettbewerbsf ä higkeit, die Voll- oder Teil-Exit-M ö glichkeit f ü r Beteiligungs- oder Venture Capital Gesellschaften, die Abl ö sung von Gesellschafterdarlehen u. a.23
Die Vorteile eines Börsenganges lassen sich größtenteils aus den Motiven ableiten. Diesen stehen aber auch eine Reihe von Nachteilen gegenüber, die im Anhang 3 im Überblick dargestellt werden.
2.2.4 Der Wert einer Aktie
Die Analyse der Preisbildungsprozesse von risikobehafteten Wertpapieren stellt einen der wesentlichen Bereiche, wenn nicht sogar den Kernbereich, der Kapitalmarktforschung dar.24
In der Wissenschaft gilt die Börse, wichtigster Handelsplatz von Aktien, als nahezu vollkommener Markt. Die Annahme wird dadurch gefestigt, dass der Markt durch die Homogenität der gehandelten Güter (Aktien) und das Fehlen der räumlichen Ausdehnung des Marktes charakterisiert ist. Weiterhin verfügen die Marktteilneh- mer über eine sehr hohe Anpassungsgeschwindigkeit um auf Veränderungen bei Preisen und Mengen zu reagieren. Es herrscht eine erwerbswirtschaftliche Verhal- tensweise vor.25
Der Börsenkurs ergibt sich, entsprechend der Preisbildung auf anderen freien Märkten, aus dem Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Angebot und Nachfrage werden einerseits durch die Menge des Geldes, das für den Aktienmarkt verfügbar ist, andererseits durch die Wertschätzung der Marktteilnehmer für die einzelne Aktie bestimmt. Der Kurswert gibt demzufolge an, welchen monetären Wert die Aktie für den Anleger hat. Im Aktienkurs spiegeln sich neben verschiedenen objektiven Tatbeständen (z. B. Vermögenswert des Unternehmens, Ertragskraft) auch vielfältige weitere subjektive bzw. psychologische Einflussfaktoren (Meinungen, Präferenzen oder Erwartungen der Marktteilnehmer) wider.26
Multipliziert man den Kurswert einer Aktie mit der Anzahl der ausgegebenen Ak- tien ergibt sich die so genannte B ö rsen- bzw. Marktkapitalisierung des Unterneh- mens, die eine wichtige Kennzahl für die Aufnahme in einen Börsenindex ist.
2.2.5 Die Dividende
Die Rendite einer Aktie ergibt sich aus dem Kursgewinn und der Dividende.
Der auf eine Aktie anfallende Anteil vom Bilanzgewinn einer Aktiengesellschaft wird als Dividende bezeichnet. Die Höhe der Dividende wird in Prozent vom Nenn- wert einer Aktie oder in Geldeinheiten pro Aktie angegeben.27 Die Höhe der Divi- dende ist von der Ertragslage eines Unternehmens abhängig und damit keine feststehende Größe. Sie wird durch die Hauptversammlung nach dem Vorschlag von Aufsichtsrat und Vorstand beschlossen. In den USA werden die Ausschüttun- gen meist quartalsweise vorgenommen, wohingegen in Deutschland eine jährliche Dividendenzahlung üblich ist.28 Bei Unternehmen, die sowohl Stammaktien als auch Vorzugsaktien29 ausgegeben haben, kommt es zu unterschiedlich hohen Aus- zahlungen, die sich meist in Dividendenzuschlägen bei Vorzugsaktien bemerkbar machen. Die ausgeschüttete Dividende unterliegt in Deutschland sowohl der Kör- perschafts- als auch der Kapitalertragssteuer.30
Der Kurs der betreffenden Aktie bei börsennotierten Unternehmen reduziert sich am Tag der Dividendenaussschüttung rein rechnerisch, ohne die Berücksichtigung anderer Einflüsse, um die Höhe der Bruttorendite. Dies wird als so genannter „Di- videndenabschlag“ bezeichnet und wird auf dem Kurszettel mit „ex Dividende“ vermerkt.31
2.2.6 Klassifizierung von Unternehmen
An der Börse werden neben den Aktien auch die Unternehmen klassifiziert. Das entscheidende Kriterium für die Einordnung ist im weitesten Sinn die „Größe“ eines Unternehmens, die zum einen den Bekanntheitsgrad, zum anderen die Qualität der Gesellschaft im Sinne finanzieller Eckdaten beinhaltet. Dabei stehen die so genann- ten Blue Chips als große, bekannte und sichere Unternehmen den kleineren Gesell- schaften mit geringerem Grundkapital, als Small Caps bezeichnet, gegenüber. Kleinere Unternehmen sind an der Börse aber nicht unbedingt unattraktiv. Oftmals wird diesen Werten ein größeres Wachstumspotenzial und eine höhere Innovations- fähigkeit zugesprochen, was eine dynamischere (volatilere) Kursentwicklung im Vergleich zu Standardwerten ermöglicht, aber auch mit einem höheren Risiko be- haftet ist.
Ein Überblick zur Differenzierung und Klassifizierung börsennotierter Unternehmen befindet sich im Anhang 4.
2.2.7 Börsensegmente
Wertpapiere müssen ein Zulassungsverfahren durchlaufen, wodurch die vorge- schriebene Informationsversorgung für das Publikum sichergestellt wird.32 An den acht deutschen Wertpapierbörsen33 gibt es im Kassamarkt34 die drei klassischen Börsensegmente Amtlicher Handel bzw. Markt, Geregelter Markt und Freiverkehr.
Die DEUTSCHE BÖRSE35 unterscheidet seit dem 01.01.2003 neben den klassi- schen Börsensegmenten die Qualitäts- bzw. Listingsegmente Prime Standard und General Standard. Die Aktien der Unternehmen, die die gesetzlichen Mindesanfor- derungen des Amtlichen Marktes oder Geregelten Marktes erfüllen, werden im Ge- neral Standard gehandelt. Unternehmen, die in den Prime Standard aufgenommen werden möchten, müssen zusätzlich wesentlich darüber hinausgehende internatio- nale Transparenzanforderungen erfüllen. Mit dem Wechsel aller Unternehmen aus den Segmenten Neuer Markt und SMAX in die neu eingeführten Börsensegmente wurden diese zwei privatrechtlichen Segmente am 5. Juni 2003 geschlossen.
Damit hat sich der Kapitalmarkt in Deutschland dynamisch weiterentwickelt und den internationalen Standards angepasst. Transparenz, Liquidität, Rechtssicherheit und Integrität sind bedeutende Orientierungsgrößen für die Marktteilnehmer. Das Ziel der Aktienneusegmentierung war es, für Investoren und Emittenten optimale Rahmenbedingungen durch hohe Transparenzstandards und sichere rechtliche Rah- menbedingungen zu schaffen, die auch teilweise schon beim Neuen Markt und SMAX eingeführt worden waren.
Ein Überblick und weiterführene Erläuterungen über spezielle und finanzielle Anforderungen der einzelnen Segmente befinden sich im Anhang 5.
2.2.8 Aktienindizes
Ein Index ist eine Kennzahl, in der eine Vielzahl von Daten, hier Finanzinformationen, zu einer Kennzahl verdichtet werden.
Der Aktienindex gibt den Durchschnittskurs einer ausgewählten Gruppe von Wert- papieren zu einer bestimmten Zeit wieder. Er kann zum einen den gesamten Markt (Gesamtindex) oder lediglich einzelne Branchen (Branchenindex) erfassen. Dieser Durchschnittskurs soll die Marktverfassung repräsentativ für alle anderen gehan- delten Wertpapiere, insbesondere im jeweiligen Segment, darstellen. Bei einem an- ziehenden Aktienindex steigen die an dem jeweiligen Markt gehandelten Aktien im Durchschnitt, obwohl einige Werte Kursverluste verzeichnen können. Das Verhal- ten der verschiedenen Aktienindizes wird dabei maßgeblich durch die Gewichtung der zur Berechnung des Index verwendeten Aktien bestimmt. Hinsichtlich der Be- rechnung einzelner Aktienindizes und der dafür vorgenommenen Gewichtung wird zwischen preisgewichteten, kapitalisierungsgewichteten und gleichgewichteten Indizes unterschieden.36
Vertiefende Informationen zu den unterschiedlichen Arten von Aktienindizes hin- sichtlich Berechnung und Gewichtung werden im Anhang 6 zusammengefasst.
An der Börse spielen Aktienindizes eine entscheidende Rolle, da diese als Maßstab für die Verfassung eines Teilmarktes dienen. Sie werden oft als Referenzprodukt bei der Bewertung von Aktien, Aktienportfolios und Aktienfonds im Vergleich zum Gesamtmarkt genutzt und stehen in der Portefeuille- und Kapitalmarkttheorie als Stellvertreter für das Marktportfolio. Der DAX repräsentiert die 30 größten und stärksten Unternehmen Deutschlands und ist der bekannteste deutsche Aktienindex im In- und Ausland. So sind dort unter anderem auch die der Tourismuswirtschaft zuzuordnenden Gesellschaften Lufthansa AG und TUI AG vertreten. Der Verlauf des DAX spiegelt die Erwartungen der institutionellen Anleger in die gesamte deut- sche, teilweise europäische Wirtschaftsentwicklung wider. Demzufolge kann er als ein Indikator oder eine Art Frühwarnsignal für eine anstehende Konjunktur oder Rezession angesehen werden.
Als Beispiele für Branchenindizes sei an dieser Stelle bereits auf die Indizes „Travdexx“37 und „Airdexx“38 aus dem Bereich der Tourismuswirtschaft hingewiesen, auf die in dieser Arbeit später noch einmal genauer eingegangen wird.
Parallel zur Neugestaltung der Börsensegmente hat die Deutsche Börse auch die von ihr ermittelten Aktienindizes im Jahr 2003 den Gegebenheiten angepasst. Es wird zwischen Auswahlindizes, All-Share-Indizes und Branchenindizes unterschie- den. Auswahlindizes sind der DAX, TecDAX, Nemax-50, MDAX, SDAX, HDAX und der Midcap Market. Bis auf den DAX sind diese Indizes auch für ausländische Unternehmen offen. Für die Aufnahme in einen Auswahlindex sind die Größe
(Marktkapitalisierung und Börsenumsatz) und die Branchenzugehörigkeit entschei- dend. Darüber hinaus ist es zwingend erforderlich, dass das Unternehmen im Prime Standard39 gelistet ist und somit die hohen Transparenzanforderungen erfüllt.
Der Zusammenhang zwischen den Börsensegmenten und den wesentlichen deut- schen Aktienindizes soll in der folgenden Abbildung noch einmal verdeutlicht wer- den.
Abbildung 2: Aktienindizes in den neuen Börsensegmenten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: www.deutsche-boerse.com (2004b).
Durch das neue Indexsystem wurden Schwächen beseitigt und der DAX bleibt als Indikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft bestehen. Die Indizes wer- den durch die Umstrukturierung und Verkleinerung interessanter, und der darüber liegende Prime Standard bringt die entsprechende Qualität. Trotz der neuen Anfor- derungen hinsichtlich Transparenz und Investor Relations ist der neue Standard aber kein Garant für ein sicheres Investment. Denn schon der Neue Markt wies hohe Transparenzanforderungen auf, aber viele Unternehmen konnten vor drastischen Kurseinbrüchen, einem De-Listing oder der Insolvenz nicht bewahrt werden.
3 Aktienanalysemethoden
Die Aktienanalyse ist eine systematische Untersuchung vergangenheits- und gegen- wartsbezogener Daten und kursrelevanter Informationen mit dem Ziel, den Aktien- kurs für die Zukunft zu prognostizieren. Dazu haben sich verschiedene börsentheoretische Ansätze herausgebildet, die in folgender Abbildung kurz darge- stellt werden.
Abbildung 3: Übersicht börsentheoretischer Ansätze
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Darstellung in Anlehnung an Rapf (1992), S. 80 .
Die wichtigsten Formen der systematischen Unternehmensanalyse sind die Funda- mentalanalyse und die technische Analyse (Chartanalyse). Die Chartanalyse schließt aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit über das Angebots- und Nachfrageverhalten nach einem bestimmten Wertpapier und dem dadurch gewon- nenen Verhaltensmuster auf die zukünftigen Kursverläufe. Die Fundamentalanaly- se dagegen setzt sich mit der ökonomischen Situation der betreffenden Aktiengesellschaft sowie deren wirtschaftlichem Umfeld auseinander und sucht den eigentlichen Grund für das Angebots- und Nachfrageverhalten.40 Obwohl beide Analysemethoden ihre Anhänger haben, kann man nicht von „der“ richtigen Metho- de sprechen. Beide sind keine wissenschaftlichen Verfahren und unterliegen Unsi- cherheiten.41 Trotzdem hat heute die Bewertung von Unternehmen anhand verschiedener Analyseinstrumente am Kapitalmarkt eine entscheidende Rolle bei Banken und Investoren, beispielsweise gerade dann, wenn es um die Vergabe von Krediten oder eine Kapitalerhöhung geht.
Das Bestreben, zukünftige Aktienkursentwicklungen zu prognostizieren, hat zu einer Vielzahl von Analyseinstrumenten, sowohl bei der technischen als auch bei der fundamentalen Aktienanalyse, geführt. Im Folgenden soll eine Auswahl technischer und fundamentaler Analysemethoden vorgestellt werden, die eine breite Erwähnung in der Literatur finden und auch praktische Relevanz haben.
3.1 Die Fundamentalanalyse
Das zentrale Konzept der fundamentalen Aktienanalyse ist die Bestimmung des In- neren Wertes. Dieser wird aus den auf den Börsenkurs Einfluss nehmenden Fakto- ren (z. B. Ergebnis, Umsatz und Cashflow) hergeleitet und dann mit dem Börsenkurs der Aktie verglichen. Es wird angenommen, dass der Börsenkurs infol- ge unterschiedlicher Einflüsse um den Inneren Wert schwankt, grundsätzlich aber diesem folgt.42 Ist der Börsenkurs unter dem ermittelten Inneren Wert, ist der Ak- tienkauf vorteilhaft, liegt der Kurs über dem Inneren Wert, ist dieser aus fundamen- taler Sicht überhöht und demnach für einen Aktienkauf nicht vorteilhaft. Zur Berechnung des Inneren Wertes von Aktien und Anleihen dient das aus der Investi- tions- und Finanzierungstheorie bekannte Barwertkonzept, das theoretisch richtig ist und praktische Relevanz hat. Der Barwert, als Present Value bezeichnet, stellt die Summe aller auf den Betrachtungszeitpunkt abgezinsten Zahlungen dar, die mit der Aktienanlage verbunden sind. Im Gegensatz zu Anleihen ist das Problem der Aktienbewertung die Unsicherheit aufgrund fehlender objektiver und quantitativer Maßstäbe für notwendige Schätzungen der zukünftigen und Dividendenerträge.
Das Present-Value-Konzept hat dabei die grundsätzlichen Probleme bei der Wahl des Zeithorizonts und des Diskontsatzes. So ist die Dauer des Bestehens einer Aktiengesellschaft, verglichen mit der Laufzeit von Anleihen, ungewiss.43
Bei der Ermittlung des objektiven Wertes und der Ertragskraft eines Unternehmens, sind neben den internen Faktoren, wie Rentabilität, Wachstum und Dividendenpo- litik eines Unternehmens auch externe, unternehmensübergreifende Faktoren zu be- rücksichtigen. Eine Auswahl interner und externer Faktoren ist in Abbildung 4 dargestellt.
Abbildung 4: Unterteilung der Fundamentalanalyse bei Aktien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Darstellung in Anlehnung an Steiner/Bruns (2000), S. 211.
Bei der Methodik der Fundamentalanalyse wird zwischen dem Top-Down-Ansatz und dem Bottom-Up-Ansatz unterschieden.
Beim Top-Down-Ansatz werden zunächst makroökonomische Wirtschaftsdaten im Rahmen einer gesamtwirtschaftlichen bzw. branchen- oder länderspezifischen Be- trachtung analysiert, bevor die einzelwirtschaftlichen oder unternehmensspezifi- schen Daten ausgewertet werden. Dadurch wird unterstellt, dass die Entwicklung des Gesamtmarktes eine der wichtigsten Einflusskomponenten für den Aktienkurs ist. Die Top-Down-Analyse orientiert sich demzufolge an makroökonomischen und politischen Parametern und steht im Einklang mit dem Konzept der Kapitalmarkt- theorie, die selbst an Marktportfeuilles orientiert ist. Im Ergebnis wäre es wenig sinnvoll, eine Aktie eines aussichtsreich und attraktiv anzusehenden Unternehmens zu kaufen, wenn für den Gesamtmarkt eine negative Renditeerwartung besteht.44
Für die Gesamtmarktentwicklung könnte es aber durchaus sinnvoller sein, viele einzelne Aktien zu analysieren und anschließend das Aggregat zu bilden, um damit den Kursverlauf des Gesamtmarktes zu prognostizieren. Diese Perspektive wählt der Bottom-Up-Ansatz. Bei dieser Analyse erfolgt die rigorose fundamentale Analyse einzelner Aktien. Anschließend wird durch die Aggregation der Einzeltitelprognosen eine Gesamtmarkt- oder Indexprognose hergeleitet.45
Beide Betrachtungsweisen haben Vor- und Nachteile und insbesondere der Top- Down-Ansatz ist in der Literatur nicht unumstritten. Danach ist zwar die Bedeutung der Entwicklung des Gesamtmarktes für die einzelne Aktie von höherer Bedeutung als die der einzelnen Aktie für den Gesamtmarkt. Jedoch werden kursrelevante Aspekte einzelner Aktien, die aggregiert bestimmend für die Gesamtmarktentwick- lung sein können, teilweise vernachlässigt. Ebenso lässt die Bottom-Up-Sicht oft- mals makroökonomische und damit ebenfalls kursrelevante Sachverhalte außer Acht. Die Bottom-Up-Betrachtung ist aufwendiger als der Top-Down-Ansatz und tendiert in Richtung eines mittel- und langfristigen Investmenthorizonts. In der Pra- xis werden daher im modernen Assetmanagement beide Betrachtungsweisen zu- sammengeführt.46
Bei den als Fundamentalanalyse verstandenen Methoden zur Unternehmensbewer- tung gibt es bei deutschen Kreditinstituten erhebliche Unterschiede, was nicht zu- letzt in den teilweise voneinander abweichenden Definitionen zum Ausdruck kommt.47
Da in der Arbeit im Anschluss an die theoretischen Grundlagen die Relevanz der Aktiengesellschaften für die Tourismusbranche untersucht wird, sei die Globalanalyse an dieser Stelle vernachlässigt. Informationen zur Methodik und dem Untersuchungsgegenstand in der Globalanalyse befinden sich im Anhang 7.
3.1.1 Die Branchenanalyse
Die zweite Betrachtungsebene innerhalb der Fundamentalanalyse ist die Branchen- analyse. Diese kann sowohl national als auch international angelegt sein und beur- teilt die wirtschaftlichen Perspektiven der an der Börse vertretenen Wirtschafts- branchen. Die Sinnhaftigkeit einer nationalen oder internationalen Branchenanaly- se hängt von der Kurssensitivität des Branchenfaktors und des nationalen Marktfak- tors ab.48 Wenn die Aktien einer Branche stärker auf internationale Branchenveränderungen reagieren als auf Bewegungen am nationalen Heimat- markt, ist eine branchenorientierte Analyse sinnvoll. Ist der Einfluss des nationalen Marktes größer als der internationale Brancheneinfluss, sollte innerhalb des Top- Down-Ansatzes zunächst die wirtschaftliche Situation des Landes und anschlie- ßend die Branche untersucht werden.49
Die Notwendigkeit einer Branchenanalyse ergibt sich aus dem heterogenen Kon- junkturverlauf einzelner Branchen. Bei den sogenannten Branchenzyklen ist zu er- kennen, dass beispielsweise die Konsumgüterindustrie und die Automobilbranche typische Konjunkturvorläufer sind, während die Bauwirtschaft und der Maschinen- bau dem Zyklus hinterherlaufen. Die Ursachen dafür liegen im Investitionsverhal- ten der anderen Branchen. So profitiert ein Unternehmen, das Anlagen für die Automobilbranche produziert, erst von der belebenden Konjunktur, wenn sich der Automobilproduzent aufgrund steigender Auslastung der Produktionskapazitäten zu Erweiterungsinvestitionen gezwungen sieht. Andersherum ist es möglich, dass die Bauwirtschaft in der Abschwungphase noch von Aufträgen aus der Boomphase profitiert.50
Abbildung 5: Branchen im Konjunkturzyklus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Darstellung in Anlehnung an Jungblut/Krafczyk/Rauschenberger (2000), S. 257.
Aufgrund der Reichweite des Begriffs Tourismuswirtschaft kann keine eindeutige Einordnung im Konjunkturzyklus vorgenommen werden. So ist die Tourismuswirt- schaft im engeren Sinn beispielsweise mit den Wirtschaftsbereichen Beherbergung, Reiseveranstalter51 und Reisemittler52 sicherlich dem Bereich Konsum zuzuordnen und damit ein konjunktureller Vorläufer. Hingegen kann der Fahrzeugbau (Schiffe, Autos, Flugzeuge) aus der ergänzenden Tourismuswirtschaft einerseits den Vorläu- fern, teilweise aber auch dem Anlagen- und Maschinenbau und damit den Nachzüg- lern zugeordnet werden. Auch die mit der Bauwirtschaft im Zusammenhang stehende Entwicklung der touristischen Infrastrukur boomt erst, wenn der allgemeine Konjunkturtrend wieder abwärts gerichtet ist.
Im Weiteren sind die Branchen von den wirtschaftlichen und politischen Rahmen- bedingungen unterschiedlich betroffen. Dazu zählen insbesondere die gesetzgebe- rischen, steuerlichen oder administrativen Eingriffe. So sind einige Branchen von gesetzlichen Auflagen für den Umweltschutz (Rauchgasentschwefelungsanlagen, Elektronikverschrottung) betroffen, andere mehr von steuerlichen Eingriffen (Mi- neralölsteuererhöhung, Eigenheimförderung), und wiederum andere Branchen sind von administrativen Verordnungen (Ladenöffnungszeiten) tangiert.53
Indikatoren für die Branchenentwicklung sind qualitative Indizes, wie beispielsweise der GfK-Konsumklima-Index und der Ifo-Geschäftsklima-Index, die Industrieproduktion und die Auftragseingänge in den einzelnen Branchen.
3.1.2 Die Unternehmensanalyse
Die Unternehmensanalyse ist der entscheidende Teil der Fundamentalanalyse, wenn es um die Bewertung und Kursprognose einzelner Aktien geht. Sie schließt sich an die Branchenanalyse an und untersucht die vergangene und gegenwärtige wirtschaftliche Situation, um Rückschlüsse auf den zukünftigen Wert der Gesell- schaft zu erhalten.54
Aus der Vielzahl von Unternehmensdaten werden unter anderem Größen wie Umsatz, Gewinn, Personalkosten, Cashflow, Rücklagen und Rückstellungen analysiert und zu Kennzahlen zusammengefasst. Neben der Kennzahl an sich sind vor allem der Vergleich mit anderen Unternehmen derselben Branche und die Entwicklung der Kennzahl im Zeitablauf als Trend entscheidend.55
Die bei der Unternehmensanalyse verwendeten Kennzahlen lassen sich in drei Kategorien einteilen. In der folgenden Abbildung wird eine Auswahl im Überblick dargestellt und anschließend kurz erläutert. In Kombination können diese zur Ermittlung des Inneren Wertes und der Ertragskraft eines Unternehmens herangezogen werden. Bei der Unternehmensbewertung im zweiten Teil der Arbeit werden diese Zahlen, soweit verfügbar, auch angewandt. Eine Erläuterung zur Berechnung der einzelnen Kennzahlen befindet sich im Anhang 8.
Abbildung 6: Kennzahlen zur Unternehmensanalyse
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Darstellung in Anlehnung an Jungblut/Krafczyk/Rauschenberger (2000), S. 261 ff.56
3.1.2.1 Kennzahlen aus Bilanz und GuV
Die Kennzahlen aus der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) werden aus Werten des Jahresabschlusses errechnet und auf deren Basis wird die zukünftige Entwicklung des Unternehmens geschätzt.
Die Umsatzrentabilit ä t misst den Anteil, den jeder Euro des Umsatzes zum Gewinn beiträgt, oder was dem Anteilseigner von einem Euro Umsatz an Ertrag verbleibt. Um eine von außerordentlichen Erträgen und Aufwendungen bereinigte Aussage zu erhalten, kann alternativ das ordentliche Betriebsergebnis verwendet werden.
Die Eigenkapitalquote gibt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital an und wird zur Beurteilung der Kapitalkraft des Unternehmens herangezogen.
Die Eigenkapitalrentabilit ä t gehört zu den wichtigsten Kennzahlen für die Anteils- eigner und gibt an, wie hoch die Verzinsung des Eigenkapitals ist. Eine steigende Eigenkapitalrentabilität hat einen positiven Einfluss auf den Aktienkurs, da das ein- gesetzte Kapital zunehmend besser genutzt wird. Die Eigenkapitalrendite eignet sich insbesondere auch für den Vergleich mit anderen Unternehmen der Branche. Eine relativ geringe Eigenkapitalrendite muss aber nicht unbedingt negativ interpre- tiert werden, wenn das Management diese in den letzten Jahren sukzessiv erhöhen konnte, der Trend also positiv ist und das Managament die Ertragssituation konti- nuierlich verbessert.
Neben der Eigenkapitalrentabilität ist auch die Rendite des insgesamt im Unternehmen eingesetzten Kapitals wichtig. Die Gesamtkapitalrentabilit ä t ist die gemeinsame Rendite von Eigen- und Fremdkapital und wird in der Literatur auch als Return on Investment bezeichnet.
Je höher der Verschuldungsgrad, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern. Wird bei der Beurteilung des Verschuldungsgrades der LeverageEffekt57 berücksichtigt, können unter bestimmten Voraussetzungen ein höherer Verschuldungsgrad und eine niedrigere Eigenkapitalquote positiv für den Kursverlauf einer Aktie sein. Dafür muss aber die Gesamtkapitalrentabilität über den Fremdkapitalkosten liegen. Die Kennzahlen dürfen demzufolge nicht isoliert betrachtet werden. Generell ist aber die finanzielle Stabilität eines Unternehmens durch einen höheren Eigenkapitalanteil größer.
Der Cashflow gilt in der Finanzanalyse als wichtigster Indikator für die Finanzkraft eines Unternehmens. Er gibt die Selbstfinanzierungskraft einer Gesellschaft wieder und damit die Fähigkeit, Ausschüttungen, Tilgungen und Investitionen aus eigener Kraft, ohne die Zuführung von Kapital von außen, vorzunehmen. Ein höherer Cashflow bedeutet die Zunahme der Finanzkraft und hat damit grundsätzlich einen positiven Einfluss auf die Aktienkursentwicklung.
Neben den hier vorgestellten Kennzahlen existiert eine Reihe weiterer Kennzahlen, die aber in dieser Arbeit von geringer Relevanz sind.
Die oben beschriebenen Kennzahlen eignen sich für die Analyse der Rentabilität und der Finanzkraft von Unternehmen. Die Zahlen geben aber noch keine Auskunft darüber, ob die Aktien des Unternehmens preiswert oder teuer sind bzw. wie die Chancen für die Kursentwicklung sind.
3.1.2.2 Aktienbezogene Kennzahlen
Durch aktienbezogene Kennzahlen werden bestimmte Erfolgsgrößen wie Gewinn, Cashflow, Dividende u. a. auf die einzelne Aktie umgerechnet.
Die Dividende je Aktie betrachtet den ausgeschütteten Gewinn in Relation zur An- zahl der emittierten Aktien. Der Cashflow je Aktie betrachtet die finanzielle Flexi- bilität im Verhältnis zu einer Aktie. Das Ergebnis je Aktie zeigt sowohl den ausgeschütteten als auch den thesaurierten Gewinn im Verhältnis zur Aktienanzahl.
Die Aussagekraft aktienbezogener Kennzahlen hat für die Aktienanalyse aber eine verhältnismäßig geringe Bedeutung.58
3.1.2.3 Kursbezogene Kennzahlen
Zu den bekanntesten kursbezogenen Kennzahlen zählen unter anderem das Kurs- Gewinn-Verh ä ltnis, das Kurs-Umsatz-Verh ä ltni s, die Dividendenrendite und das Kurs-Cashflow-Verh ä ltnis.
Das Kurs-Gewinn-Verh ä ltnis (KGV) ist die am weitesten verbreitete und meistbeachtete Kennzahl der Fundamentalanalyse. Es errechnet sich aus dem aktuellen Börsenkurs dividiert durch den ausgewiesenen oder erwarteten Gewinn pro Aktie.59 Das KGV gibt demzufolge an, wie oft der Gewinn, den ein Unternehmen pro Aktie erwirtschaftet, im Kurs enthalten ist. Das KGV wird in der Regel zum Vergleich zwischen unterschiedlichen Aktiengesellschaften einer Branche verwendet um abzuwägen, welche Aktie vergleichsweise billiger ist.60
Das Kurs-Umsatz-Verh ä ltnis (KUV) ist mit dem KGV eng benachbart. Es setzt den Aktienkurs in Relation zu den jährlichen Umsätzen pro Aktie. Sollte diese Kennzahl bereits einen hohen Wert aufweisen, ist bei dem Wertpapier Vorsicht geboten. Allgemein gilt, dass niedrige Kurs-Umsatz-Relationen den Markt öfter und konstanter schlagen als andere Indikatoren.
Neben dem Kurs-Gewinn-Verhältnis gehört die Dividendenrendite zu den am häu- figsten verwendeten Kennzahlen. Dabei wird die gezahlte oder erwartete Dividende mit dem Aktienkurs ins Verhältnis gesetzt.61 Der Aussagewert der Dividendenren- dite ist begrenzt, da sie nur von zwei Faktoren abhängt. So kann eine hohe Dividen- denrendite den Anleger auf eine unterbewertete Aktie mit einem attraktiven Kurspotenzial hinweisen. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass das Unterneh- men wirtschaftliche Schwierigkeiten hat, weitere Dividendenzahlungen ausbleiben und ein weiterer Kursverfall möglich ist. Umgekehrt kann eine niedrige Dividen- denrendite auf eine Überbewertung der Aktie schließen lassen, andererseits aber auch auf überdurchschnittlich positve Erwartungen der Aktionäre bei den Ge- schäftsergebnissen hinweisen.62 Im Weiteren ist es möglich, dass gerade in Wachs- tumsmärkten von durchaus positiv zu bewertenden Unternehmen keine oder nur sehr geringe Dividenden gezahlt werden, da die marginalen Gewinne wieder investiert werden.
Die Dividendenrendite kann trotz der widersprüchlichen Aussagen einen Nutzen stiften. So können durchaus solide Aktien, wie beispielsweise Stromversorger, eine Alternative zu festverzinslichen Anleihen darstellen und eventuelle Kursrisiken mit einer hohen Dividende kompensieren.
Die letzte kursbezogene Kennzahl, die in dieser Arbeit etwas näher vorgestellt wird, ist das Kurs-Cashflow-Verh ä ltnis (KCV). Dazu wird, ähnlich dem KGV, der Kurs- wert der Aktie zu dem Cashflow je Aktie ins Verhältnis gesetzt. Das KCV gewinnt an Bedeutung, da es weniger anfällig auf bilanzpolitische Manipulationen bei der im Jahresabschluss ausgewiesenen Gewinngröße ist.63 Beim KGV als Entschei- dungsgröße für die Ertragskraft bleibt unberücksichtigt, dass aufgrund zunehmen- der Investitionen zwar Abschreibungen anfallen, die den Gewinn mindern, aber gleichzeitig auch das Expansionspotenzial anwächst, was bei der Analyse der Ergs- kraft berücksichtigt werden muss. Der Cashflow bzw. das Kurs-Cashflow-Verhält- nis ist aber aufgrund begrenzter Rückschlussmöglichkeiten auf den betrieblichen Gewinn wenig aussagefähig und sollte lediglich ergänzende Funktion bei der Be- wertung der erzielten Gewinne bzw. des KGV haben.64
Für die Bestimmung eines objektiven Wertes einer Unternehmung sind ferner Maßnahmen wie Kapitalerhöhungen, Aktiensplits sowie qualitative Faktoren zu berücksichtigen. Weiterhin sind die Qualität des Humankapitals und die Produktprogrammstrategien zu analysieren. Bei diesen Faktoren besteht jeoch kaum eine Möglichkeit der objektiven Betrachtung und sie sollen daher der Vollständigkeit halber nur erwähnt werden.
3.2 Die technische Analyse
Die technische Analyse baut auf dem Chart auf und wird daher in der Literatur auch oft als Chartanalyse bezeichnet. Den Grundstein der technischen Analyse legte Charles Dow, der Gründer des Wall Street Journals. Er entwickelte bereits Ende des 19. Jahrhunderts zwei Aktienindizes, mit deren Hilfe der Markttrend aufgezeigt werden sollte und aus denen sich nach vielen Modifikationen der noch häufig zur Trendanalyse des amerikanischen Marktes herangezogene Dow-Jones Averages In- dex entwickelte. Dow fand heraus, dass Hausse- und Baissebewegungen65 fast im- mer in ähnlicher Weise verlaufen, eine Erkenntnis, die allerdings auch auf Widerspruch gestoßen ist.66
Bei der technischen Aktienanalyse werden historische Kurs- und Indexverläufe betrachtet mit dem Ziel, Trends und gegebenenfalls deren Umkehrpunkte möglichst frühzeitig zu erkennen und entsprechend in der Gegenwart zu reagieren. Die Hauptargumente für die Existenz von Trends sind die ineffiziente Informationsverarbeitung, die zyklischen Schwankungen von ökonomisch-sachlichen Einflussfaktoren sowie sozioökonomische Auswirkungen des Anlegerverhaltens.67 Der Chartanalyse werden folgende Annahmen zugrunde gelegt:
- Im Kurs sind alle Faktoren enthalten, die den Kurs beeinflussen.
- Die Kursentwicklung erfolgt in Trends.
- Die Vergangenheit wird sich in Zukunft wiederholen.68
Die technische Aktienanalyse bestreitet dabei nicht den Einfluss fundamentaler Faktoren. Nach Ansicht der technischen Analyse ist aber die Vielzahl der Einfluss nehmenden Faktoren für einen Analysten unüberschaubar und sie unterliegen zu- dem einem ständigen Wechsel, wodurch eine valide Kursprognose aufgrund funda- mentaler Daten in Frage gestellt wird. Nur die Folgen des Einflusses der Faktoren im Zusammenspiel mit Angebot und Nachfrage kommen in den Kursen selbst zum Ausdruck.
3.2.1 Chartformen
Charts sind die Aufzeichnung von Daten in geordneter Reihenfolge und bilden die Grundlage der technischen Aktienanalyse.69 Im Wesentlichen geht es um die Dar- stellung des Kursverlaufs eines Wertpapiers in der Vergangenheit in einem ausge- wählten Zeitabschnitt, der durch die einzelnen Verfahren, Indikatoren, Formationen der technischen Analyse und die Börsenumsätze ergänzt werden kann.70 Der Chart ist in der Regel so aufgebaut, dass auf der Abszisse der Zeitablauf dargestellt wird, während auf der Ordinate die Kurshöhe in arithmetischer oder logarithmischer Form abgebildet wird. Die logarithmische Skalierung ermöglicht den direkten Ver- gleich von Kursverläufen unterschiedlicher Aktien oder Indizes, da gleiche vertika- le Veränderungen gleichen prozentualen Veränderungen entsprechen.71 Charts differieren hinsichtlich ihrer Darstellungstechnik und im Folgenden sollen die drei gängigsten kurz erläutert werden.
Abbildung 7: Darstellungsmöglichkeiten von Charts
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: www.iic-berlin.de (2004).
[...]
1 Vgl. Freyer (2000), S. 142.
2 Vgl. Dreyer (1996), S. 153.
3 Meffert (1994), S. 15.
4 Vgl. Bernet/Bieger (1999), S. 18 f.
5 Vgl. Freyer (2001b), S. 250.
6 Vgl. Beike/Schlütz (1998), S.15.
7 Vgl. Jungblut/Krafczyk/Rauschenberger (2000), S. 122 f.
8 Vgl. Harter u. a. (2000), S. 34.
9 Vgl. Merkt (1997), S. 34; Küffer (1992), S. 1.
10 Vgl. Baasch in Brodnitz (1927), S. 228 f. zitiert nach Dornbusch (1999), S. 23 f.
11 Vgl. Harter u. a. (2000), S. 35.
12 Vgl. Erlenbach/Gotta (1997), S.14.
13 Vgl. Harter u. a. (2000), S. 25.
14 Maydorn (2000), S.201.
15 Vgl. Jungblut u. a. (2000), S. 361.
16 Ebd.
17 Vgl. Steiner/Bruns (2000), S. 189.
18 Vgl. AktG §§ 1, 3 und 7.
19 Vgl. Deutsches Aktieninstitut (2003), S. 01-01, 02-03 und 02-04.
20 Vgl. www.schmitt-wi.de (2004); Ladwig/Motte (1999), S. 14.
21 Ladwig/Motte (1999), S. 23.
22 Vgl. Esser (2002), S. 173.
23 Vgl. dazu und weiterführend Löhr (2000), S. 21 ff.
24 Vgl. Franke/Hax (1994), S. 360 ff.
25 Vgl. Claassen (1980), S. 51; Gabler-Wirtschaftslexikon (1993), S. 3652 f.
26 Vgl. Schwanfelder (1997), S. 42.
27 Vgl. Jungblut (2000), S. 119.
28 Vgl. Büschgen (1994), S.195; Schwanfelder (2000), S. 32; Maydorn (2000), S. 169.
29 Vgl. dazu und weiterführend Abschnitt 2.2.1 Wertpapiere und Aktien.
30 Vgl. Jungblut (2000), S. 119.
31 Vgl. Maydorn (2000), S. 170; Jungblut (2000), S. 120.
32 Vgl. Erlenbach/Gotta (1997), S. 41.
33 Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Düsseldorf, München, Frankfurt/M., Stuttgart.
34 Im Kassamarkt ist das Börsengeschäft nach Abschluss unmittelbar zu erfüllen, im Gegensatz zum Terminhandel.
35 Vgl. www.deutsche-boerse.com (2004a).
36 Vgl. dazu und weiterführend Jungblut u. a. (2000), S. 363.
37 Aktienindex börsennotierter Unternehmen aus der europäischen Reisebranche.
38 Der Index setzt sich aus börsennotierten europäischen Airlines zusammen.
39 Vgl. dazu und weiterführend Abschnitt 2.2.7 Börsensegmente.
40 Vgl. Jungblut/Krafczyk/Rauschenberger (2000), S. 245.
41 Vgl. Jungblut u. a. (2000), S. 17.
42 Vgl. Cottle/Murray/Block (1988), S. 41; Perridon/Steiner (1995), S. 191.
43 Vgl. Steiner/Bruns (2000), S. 210.
44 Vgl. Steiner/Bruns (2000), S. 210 f.
45 Ebd.
46 Ders., S. 211.
47 Vgl. Göcken/Schulte (1990), S. 3 ff.; Schmitz (1995), S.126.
48 Vgl. Solnik (1991), S.129.
49 Ders., S. 135 f.
50 Vgl. Jungblut/Krafczyk/Rauschenberger (2000), S. 256 f.
51 „Wir verstehen unter einem Reiseveranstalter einen Fremdenverkehrsbetrieb, der im Rahmen eines eigens hierzu gegründeten Unternehmens überwiegend Leistungen Dritter zur Befriedigung des zeitweiligen Ortsveränderungsbedürfnisses und damit zusammenhängender anderweitiger Bedürfnisse zu einer neuen, eigenständigen Leistung verbindet und dies im Namen und auf Rechnung des Reiseveranstalter-Unternehmens anbietet.“ (Hebestreit (1992), S.13).
52 Reisemittler ist „ein Betrieb (oder ein Betriebsteil), der Leistungen Dritter zur Befriedi- gung des zeitweiligen Ortsveränderungsbedürfnisses und damit zusammenhängender anderweitiger Bedürfnisse vermittelt.“ (Hebestreit (1992), S. 12).
53 Vgl. Steiner/Bruns (2000), S. 218.
54 Vgl. Jungblut u.a. (2000), S. 19.
55 Vgl. Esser (2002), S. 148.
56 Vgl. Jungblut/Krafczyk/Rauschenberger (2000), S. 261 ff.
57 Der Leverage-Effekt ist der Hebeleffekt des Fremdkapitals.
58 Vgl. Jungblut/Krafczyk/Rauschenberger (2000), S. 265.
59 Vgl. Maydorn (2000), S. 182.
60 Vgl. Jungblut/Krafczyk/Rauschenberger (2000), S. 266.
61 Ders., S. 170.
62 Vgl. Jungblut u.a. (2000), S. 121.
63 Vgl. Schwanfelder (2000), S. 150.
64 Vgl. Guhr (1972), S. 46 ff.
65 Hausse- und Baissebewegungen sind Auf- und Abwärtsbewegungen bei Wertpapieren.
66 Vgl. Schwanfelder (2000), S. 170; Götz (1990), S. 93.
67 Vgl. Crowell (1977), S. 20 ff.; Silva (1994), S. 30 ff.
68 Vgl. Schwanfelder (2000), S. 170.
69 Vgl. Welcker (1991), S.27.
70 Vgl. Steiner/Bruns (2000), S. 248.
71 Vgl. Hruby (1991), S. 25 ff.
- Citar trabajo
- Dipl.-Kaufmann Andreas Bünnig (Autor), 2004, Tourismus und Börse - Die Aktiengesellschaft in der Tourismuswirtschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70979
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