„John Rawls gilt als einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Ihm wird das Verdienst zugeschrieben, an der aktuellen (Wieder-)Belebung politischer Philosophie maßgeblich beteiligt zu sein: Mit Rawls wird die Einheit und Stabilität der modernen, demokratischen Gesellschaft zum Hauptthema politischer Philosophie.“
Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Frage, was unter dieser Idee des öffentlichen Vernunftgebrauchs, die neben der Idee eines übergreifenden Konsenses und dem Vorrang des Rechten und den Ideen des Guten eine der drei Hauptideen des Politischen Liberalismus darstellt, zu verstehen und wie diese zu bewerten ist. Als Grundlage der Darstellung sollen als erstes der Begriff der öffentlichen Vernunft und das Ideal des demokratischen Staatsbürgers erläutert werden. Des Weiteren wird im ersten Teil der Arbeit den Fragen nachgegangen, wodurch der Inhalt und die Grenzen des öffentlichen Vernunftgebrauchs bestimmt werden. Im zweiten Teil der Darstellung sollen ausgewählte Eigenschaften der Idee des öffentlichen Vernunftgebrauchs kritisch hinterfragt werden, um damit die Gültigkeit und die Anwendbarkeit der Rawlsschen Theorie zu überprüfen. Eine Erläuterung der Grundelemente der Theorie des politischen Liberalismus würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, weshalb nur einzelne, besonders bedeutsame Begriffe noch einmal erklärt werden können.
Als Grundlage für diese Darstellung dienten in erster Linie Politischer Liberalismus von John Rawls in der deutschen Ausgabe von 2003 sowie die kritischen Aufsätze von Peter de Marneffe und Ursula Wolf. Beide Aufsätze wurden bereits vor dem Erscheinen von Politischer Liberalismus auf der Basis von Rawls Idee des politischen Liberalismus verfasst. Sie wurden jedoch im Nachhinein überarbeitet und haben daher nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Zur dargebrachten Kritik nimmt Rawls teilweise in seiner Einleitung zu Politischer Liberalismus von 1995 Stellung. Ebenfalls sehr hilfreich insbesondere in Bezug auf die Einordnung und die Bedeutung von Rawls´ Werk waren die Darstellungen von Ingo Pies und Wolfgang Kersting.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Zu den Grundlagen und wesentlichen Punkten des Ideals des öffentlichen Vernunftgebrauchs
- 1.1. Zum Begriff der öffentlichen Vernunft
- 1.2. Zum Ideal des demokratischen Staatsbürgers
- 1.3. Zum Inhalt und dem Forum des öffentlichen Vernunftgebrauchs
- 1.4. Zu den Grenzen des öffentlichen Vernunftgebrauchs
- 2. Zur Kritik am Ideal des öffentlichen Vernunftgebrauchs
- 2.1. Zur Kritik an der Bestimmung des Inhalts der öffentlichen Vernunft
- 2.2. Ist die Idee des öffentliche Vernunftgebrauchs zu restriktiv?
- 2.3. Ist die Idee des öffentliche Vernunftgebrauchs zu wenig restriktiv?
- 3. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Idee des öffentlichen Vernunftgebrauchs bei John Rawls, die im Kontext seiner Theorie des politischen Liberalismus steht. Ziel ist es, das Ideal des öffentlichen Vernunftgebrauchs zu erläutern, seine Bedeutung im Rahmen der Rawlsschen Theorie zu verdeutlichen und ausgewählte Kritikpunkte zu diskutieren.
- Der Begriff der öffentlichen Vernunft im Verständnis von John Rawls
- Das Ideal des demokratischen Staatsbürgers als Grundlage des öffentlichen Vernunftgebrauchs
- Der Inhalt und die Grenzen des öffentlichen Vernunftgebrauchs
- Kritikpunkte an der Konzeption des öffentlichen Vernunftgebrauchs
- Die Anwendbarkeit und Gültigkeit der Rawlsschen Theorie im Hinblick auf das Ideal des öffentlichen Vernunftgebrauchs
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel der Arbeit wird der Begriff der öffentlichen Vernunft im Kontext der Rawlsschen Theorie erläutert. Rawls betrachtet die politische Gesellschaft als „vernünftigen und rationalen Akteur“, dessen Vernunft sich in der Planung, Prioritätensetzung und der Fähigkeit, intellektuell und moralisch zu handeln, manifestiert. Der öffentliche Vernunftgebrauch wird als eine Besonderheit demokratischer Nationen verstanden, deren Gegenstand das öffentliche Wohl und Fragen grundlegender Gerechtigkeit sind. Die Bürger sollen sich bei ihren Argumentationen auf öffentliche Gerechtigkeitskonzeptionen berufen und bereit sein, anderen zuzuhören und ihre eigenen Standpunkte zu revidieren.
Das zweite Kapitel beleuchtet das Ideal des demokratischen Staatsbürgers, das Rawls mit dem liberalen Legitimitätsprinzip verknüpft. Die Ausübung politischer Macht ist nur dann gerechtfertigt, wenn sie mit einer Verfassung übereinstimmt, die sich auf den öffentlichen Vernunftgebrauch stützt. Die Frage, wie es für Bürger vernünftig sein kann, sich diesem Ideal zu unterwerfen, wird durch die Vorstellung beantwortet, dass die politische Macht in einer Demokratie die Macht der Öffentlichkeit ist, die auf den öffentlichen Vernunftgebrauch angewiesen ist.
Kapitel eins und zwei bilden die Grundlage für die Analyse des Inhalts und der Grenzen des öffentlichen Vernunftgebrauchs. Der dritte Teil der Arbeit widmet sich den Fragen nach der konkreten Bestimmung des Inhalts und nach den Grenzen des öffentlichen Vernunftgebrauchs.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die Konzeption des öffentlichen Vernunftgebrauchs bei John Rawls, der politische Liberalismus, das Ideal des demokratischen Staatsbürgers, die Grenzen der öffentlichen Vernunft, das öffentliche Wohl und die Gerechtigkeitskonzeptionen.
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- Magister Artium Benjamin Kleemann (Autor), 2004, Zum Ideal des öffentlichen Vernunftgebrauchs, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70360