Die Ausdrücke “Geisteskrankheit, Verrücktheit, Irresein oder Wahnsinn“ hat jeder schon einmal gehört und sie gehen bis ins Altertum zurück, doch noch heute herrscht noch eine große Unwissenheit darüber an was für Erkrankungen die mit solchen Ausdrücken beschimpften Menschen leiden. Das geringe Wissen der Öffentlichkeit ist Ursache für viele Vorurteile und sind u.a. zurückzuführen auf die Stigmatisierung dieser Krankheit, die auf mittelalterliche Vorstellungen von Besessenheit und die gottgewollte Bestrafung eines Sünders durch Krankheit beruhen. Ein Aspekt meiner Arbeit war es diese Vorteile aus dem Weg zu räumen, denn ich kann mir vorstellen, dass die Betroffenen damit zu kämpfen haben, dass ein großer Teil der Gesellschaft ihnen ihre durch die Krankheit bedingten sozialen Probleme als eigenes Versäumnis vorwerfen und nicht wissen, wie sie mit psychisch Erkrankten umgehen sollen. Das dramatische ist, dass die fehlende Akzeptanz und Ablehnung den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen können. Die soziale Integration kann also ein weitaus größeres Problem sein als die medizinische Behandlung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Historisch
3. Vorzeichen
4. Symptomatik
4.1 Positivsymptome
4.2 Negativsymptome
5. Formen der Schizophrenie
5.1 Paranoide Schizophrenie
5.2 Hebephrene Schizophrenie
5.3 Katatone Schizophrenie
5.4 Schizophrenia Simplex
5.5 weitere psychotische Störungen
6. Häufigkeit und Ursachen
6.1 Vulnerabilität – Stress – Konzept
7. Behandlung
7.1 Medikamentöse Behandlung
7.3 Psychotherapie und Psychoedukation
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Ausdrücke “Geisteskrankheit, Verrücktheit, Irresein oder Wahnsinn“ hat jeder schon einmal gehört und sie gehen bis ins Altertum zurück, doch noch heute herrscht noch eine große Unwissenheit darüber an was für Erkrankungen die mit solchen Ausdrücken beschimpften Menschen leiden. Das geringe Wissen der Öffentlichkeit ist Ursache für viele Vorurteile und sind u.a. zurückzuführen auf die Stigmatisierung dieser Krankheit, die auf mittelalterliche Vorstellungen von Besessenheit und die gottgewollte Bestrafung eines Sünders durch Krankheit beruhen. Ein Aspekt meiner Arbeit war es diese Vorteile aus dem Weg zu räumen, denn ich kann mir vorstellen, dass die Betroffenen damit zu kämpfen haben, dass ein großer Teil der Gesellschaft ihnen ihre durch die Krankheit bedingten sozialen Probleme als eigenes Versäumnis vorwerfen und nicht wissen, wie sie mit psychisch Erkrankten umgehen sollen. Das dramatische ist, dass die fehlende Akzeptanz und Ablehnung den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen können. Die soziale Integration kann also ein weitaus größeres Problem sein als die medizinische Behandlung.
2. Historisch
Die oben genannten Beschreibungen sind einige der Bezeichnungen für Psychosen[1], die heute als Schizophrenien oder Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis[2], eine Art Stoffwechselerkrankung des Gehirns, bezeichnet werden.
Der Begriff der Schizophrenie bedeutet soviel wie “Spaltung des Geistes“[3] und wurde erstmals im Jahr 1908 durch den Schweizer Nervenarzt und Forscher Eugen Bleuler (1857-1939) eingeführt. Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass nicht, wie noch heute oft fälschlich angenommen, eine Persönlichkeitsspaltung vorliegt. Bleuler wollte mit der Wahl des Wortes verdeutlichen, dass eine Art Spaltung der eigenen Gefühle vorliegt. Dies bezieht er auf das Handeln, die Wahrnehmung und das Erleben der betroffenen Menschen.
Zu Zeit Bleulers war der Begriff “Dementia praecox“, also vorzeitige Demenz, gebräuchlich, geprägt durch Emil Kraeplin (1856–1926), ein Münchener Nervenarzt und Psychiatrieforscher. Der Begriff “vorzeitig“ in dieser Bezeichnung verweist auf die früher übliche Annahme, dass Schizophrenie sich bereits in der Jugend entwickele und eine Krankheit sei, die das Gehirn unaufhaltsam zerstöre und somit unheilbar sei. Bleuler wollte mit der neuen Bezeichnung dieser eher pessimistischen Annahme entgegenwirken, denn er erkannte die Vielschichtigkeit dieser Erkrankung. Das Alter bei Krankheitsbeginn ist aber von Bedeutung, denn die Schwere der Erkrankung nimmt zu, je jünger die Patienten bei Krankheitsbeginn sind.
Medizinisch gesehen zählt Schizophrenie zu den endogenen[4] Psychosen.[5]
3. Vorzeichen
Viele Betroffenen leiden schon von dem ersten Ausbruch an Frühsymptomen. Oft verlieren sie scheinbar plötzlich das Interesse an Dingen die einmal von großer Bedeutung für sie waren oder ihr tägliches Leben wird durch das Gefühl von Angst begleitet. Viele ziehen sich zurück, ändern ihre persönlichen Gewohnheiten und Dinge wie Pünktlichkeit, Hygiene oder ein gepflegtes Äußeres spielen keine große Rolle mehr. Diese Symptome ähneln häufig einer Depression und werden somit auch oft als eine depressive Störung verkannt. Nur in den seltensten Fällen erkennen Angehörige, Freunde oder die betroffenen selbst diese Veränderungen als Frühzeichen einer schizophrenen Psychose.
Das richtige Deuten dieser Vorzeichen ist aber von großer Bedeutung, denn eine schizophrene Psychose lässt sich schon im Frühstadium effektiv behandeln und den Krankheitsverlauf somit positiv beeinflussen.[6] Obwohl Sozialarbeiter keine medizinischen Diagnosen stellen dürfen oder können, könnten sie sich aber über die Symptome von psychischen Krankheiten informieren und auch darüber, dass der Missbrauch von Drogen psychotische Krisen auslösen können, den Krankheitsverlauf verschlimmern oder weitere Episoden fördern können.
Der Sozialarbeiter kann dem Betroffenen im gegebenen Fall beratend zur Seite stehen und dem Trugschluss, dass Drogen wie z.B. Haschisch die Beschwerden lindern können, entlarven.
4. Symptomatik
Um die Diagnose einer Schizophrenie stellen zu können muss zunächst eine körperliche Ursache ausgeschlossen werden. Dazu zählen z.B. Gehirnentzündungen oder ein Drogen- und Alkoholeinfluss. Außerdem müssen bestimmte Symptome vorliegen:
1. Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung
2. Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten bezogen auf Körper- und Gliederbewegung, Tätigkeit oder Empfindungen; Wahnwahrnehmungen
3. Kommentierende oder dialogische Stimmen, die über den Patienten und sein Verhalten sprechen oder andere Stimmen, die aus einem Körperteil kommen
4. Anhaltender, kulturell unangemessener und völlig unrealistischer Wahn, wie der, eine religiöse oder politischen Persönlichkeit zu sein, übermenschliche Kräfte und Möglichkeiten zu besitzen
5. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität
6. Gedankenabreißen, Zusammenhangloses Denken[7] oder Wortneuschöpfungen[8]
7. Katatone Symptome: Erregung oder Verharren in einer bestimmten Bewegungshaltung, Mutismus[9] oder Stupor[10]
8. Symptome wie auffällige Apathie[11], Sprachverarmung, verflachter oder unangemessener Affekt[12], sozialer Rückzug und Nachlassen der sozialen Leistungsfähigkeit
Nach ICD-10, der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen,[13] müssen von den Symptomen 1 bis 4 mindestes ein Symptom oder von den Symptomen 5 bis 8 mindestens 2 über einen Zeitraum von mindestens einem Monat zutreffen um eine Diagnose stellen zu können.[14]
Die in Punkt 1 bis 7 beschriebenen Symptome werden auch als Positive Symptome beschrieben. Sie kommen häufig bei einer akuten Phase der Schizophrenie vor. Die in Punkt 8 beschriebenen Symptome werden als Negativ Symptome bezeichnet und werden bei chronischen Verläufen vorgefunden.
4.1 Positivsymptome
Hierbei handelt es sich um einen pathologischen[15] Überschuss, einer Übersteigerung des normalen Erlebens. Diese Symptome sind bei einem psychisch gesunden Menschen nicht vorhanden, sie werden also dem Verhaltenspotenzial hinzugefügt.
- Halluzinationen
Diese Wahrnehmungsstörungen sind Sinnestäuschungen die da Hören, Sehen, Riechen oder Fühlen von Dingen betreffen, die nicht wirklich vorhanden sind. Das können Stimmen, Worte oder Klänge sein, die für andere nicht wahrnehmbar sind oder das Gefühl verfolgt zu werden.[16]
- Wahnideen
Wahnideen sind für Außenstehende nicht nachvollziehbare Beurteilungen der Realität. Die Betroffenen haben oft bizarre Vorstellungen, an denen sie unumstößlich festhalten, auch wenn Fakten dagegen sprechen. So werden Betroffene oft von dem Gefühl geplagt, verfolgt, getäuscht, vergiftet oder bespitzelt zu werden.[17]
- Ich-Störungen
Die Betroffenen glauben, jemand könne ihnen Gedanken eingeben oder entziehen und verändern und ihr Inneres sei diesen Feinden schutzlos ausgeliefert.[18]
- Störungen des Denkens
Wenn das Denken der Betroffenen gestört ist sind sie nicht mehr in der Lage klar zu denken. Ihre Gedanken lassen sich nur schwer oder gar nicht logisch verknüpfen.[19]
4.2 Negativsymptome
Hierbei handelt es sich um ein pathologisches Defizit, es fehlen Eigenschaften von psychomotorischen Symptomen, wie zum Beispiel die Verarmung der Sprache oder Willenlosigkeit. Menschen in einer chronischen Phase können oft äußerlich wenig Wut, Trauer oder Freude zeigen bis hin zur völligen Unfähigkeit Gefühle zu äußern.[20]
Die genannten Probleme machen deutlich, dass die Arbeit z.B. in einer psychiatrischen Klinik und eine erfolgreiche Therapie nicht gerade einfach sind und es oft unmöglich ist Vertrauen zu den Patienten aufzubauen. In der Beziehung zu schizophrenen Menschen ist ein emphatisches Verhalten, Klarheit, Eindeutigkeit und das angemessene Verhältnis von Nähe und Distanz von großer Bedeutung.
„Die Beschreibung der zahlreichen Schizophreniesymtomatik zeigt, dass alle psychischen Funktionen betroffen sein können. Die Schizophreniesymptome treten bei einzelnen Kranken nicht sämtlich und nicht immer in starker Ausprägung auf. Zum Teil verbinden sie sich zu bestimmten Syndromen; oft sind sie wechselhaft. Aber auch wenn eine Schizophreniesymptomatik schwach ausgeprägt ist, so handelt es sich doch immer um eine tiefgreifende psychische Störung; der Kranke erlebt eine <<Todeslandschaft der Seele>>“[21]
[...]
[1] Der Begriff Psychose bezeichnet eine Gruppe schwerer psychischer Störungen, die mit einem zeitweiligen weitgehenden Verlust des Realitätsbezugs einhergehen.
[2] die Bezeichnung „Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis“ ist angemessener, weil es nicht die eine Schizophrenie gibt, sondern eine ganze Reihe von Erkrankungsbildern. Es handelt sich nämlich hierbei um eine psychische Störung die sich von Person zu Person unterscheiden kann, sehr vielschichtig ist und selbst bei einer einzigen Person verschiedene Ausprägungen und Formen zeigt. In der meisten Fachliteratur wird aber der Begriff „Schizophrenie“ verwendet und einfachheitshalber werde ich diesen Begriff in meiner Arbeit beibehalten.
[3] von griechisch σχίζειν"abspalten" und φρήν „Zwerchfell, Seele“
[4] endogen bedeutet, dass die Ursachen nur bedingt erklärbar sind
[5] vgl. Rahn, Mahnkopf, 2000 S. 232f
[6] vgl. Leitfaden für Patienten und Angehörige
[7] Zerfahrenheit
[8] Neologismen
[9] Verstummen
[10] Regungslosigkeit bei klarem Bewusstsein
[11] Teilnahmslosigkeit
[12] Affekte sind Stimmungen und Emotionen einer Person
[13] erstellt durch die Weltgesundheitsbehörde (WHO)
[14] vgl. Trost, A., Schwarzer W., 2005, S. 142f)
[15] Pathologie wird in der Medizin die Erforschung und Lehre von Ursachen, Entstehungsweisen Verlaufsformen und Auswirkungen einer Erkrankung genannt
[16] vgl. Comer, 1995, S. 545ff
[17] vgl. Comer, 1995, S. 545ff
[18] vgl. Comer, 1995, S. 545ff
[19] vgl. Comer, 1995, S.545ff
[20] vgl. Comer, 1995, S .545ff
[21] Benedetti in Tölle, Windgassen, 2003, S.201
- Arbeit zitieren
- Vanessa Hültenschmidt (Autor:in), 2006, Schizophrenie oder die Erkrankungen aus den schizophrenen Formenkreis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70065
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