Walter Benjamin versucht in seinem Werk die veränderte Sinneswahrnehmung, welche er in Abhängigkeit mit den geschichtlich begründeten gesellschaftlichen Veränderungen sieht aufzuzeigen. Im Rahmen dieser theoretischen Ausarbeitung der Wahrnehmungsveränderung versucht er das Wesen der Kunst rückwirkend zu erfassen. Walter Benjamin beschreibt anhand des Films und der Photographie „Die Art und Weise, in der die menschliche Sinneswahrnehmung sich organisiert - [und dienen ihm als] das Medium, in dem sie erfolgt [...] „ 1 . Er erkennt den Verfall der Aura als Merkmal der filmischen und photographischen Reproduktionstechnik an, wodurch diese zum zentralen Ausdruck der veränderten Wahrnehmung wird und somit als Terminus der grundlegenden Begebenheit in der Entwicklung der Kunst im neunzehnten Jahrhundert begriffen werden kann. Innerhalb des Kunstwerkaufsatzes betrachtet er den Prozess der Kunstentwicklung in Bezug auf die technische, industrielle Entwicklung bzw. der kapitalistischen Produktionsbedingungen.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Industrielle und individuelle Technik
III. Die raum-zeitliche Struktur der Aura
IV. Die Aura als eine relative Größe
V. Die Reproduktion
VI. Die Veränderung der Wahrnehmung
VII. Das Kunstwerk und seine Fundierung auf die Politik
VIII. Das Subjekt in der photographischen Reproduktion
IX. Schlussbemerkung
X. Literaturangabe
I. Einleitung
Walter Benjamin versucht in seinem Werk die veränderte Sinneswahrnehmung, welche er in Abhängigkeit mit den geschichtlich begründeten gesellschaftlichen Veränderungen sieht aufzuzeigen. Im Rahmen dieser theoretischen Ausarbeitung der Wahrnehmungsveränderung versucht er das Wesen der Kunst rückwirkend zu erfassen. Walter Benjamin beschreibt anhand des Films und der Photographie „Die Art und Weise, in der die menschliche Sinneswahrnehmung sich organisiert – [und dienen ihm als] das Medium, in dem sie erfolgt [...] „1. Er erkennt den Verfall der Aura als Merkmal der filmischen und photographischen Reproduktionstechnik an, wodurch diese zum zentralen Ausdruck der veränderten Wahrnehmung wird und somit als Terminus der grundlegenden Begebenheit in der Entwicklung der Kunst im neunzehnten Jahrhundert begriffen werden kann. Innerhalb des Kunstwerkaufsatzes betrachtet er den Prozess der Kunstentwicklung in Bezug auf die technische, industrielle Entwicklung bzw. der kapitalistischen Produktionsbedingungen.
II. industrielle und individuelle Technik
Die Erfindung der Dampfmaschine führte nicht nur zu wirtschaftlichen, sondern auch zu sozialen Veränderungen des 19. Jahrhunderts. Mit Fortschreitender Industrialisierung griff die industrielle Technisierung immer mehr in das Leben des einzelnen Menschen ein.2 Aus marktwirtschaftlichen Gründen stellte sich die Industrie in ihren Produkten auf die Bedürfnisse der breiten Masse ein, wodurch sich beide Bereiche durchdrangen, in diesem Zusammenhang kann die industrielle Technik als gesellschaftszugewandt und als gemeinschaftlich erarbeitet bezeichnet werden. Im Gegensatz erschien hier die autonome Kunst. Die Werke der Künstler sind durch eine individuelle Technik, im Sinne eines unverkennbaren eigenen Stils, geprägt. Diese subjektive Haltung ist innerhalb der industriellen Reproduktionstechnik nicht vorhanden. In diesem Zusammenhang folgert Benjamin den Verlust der Subjektivität des Kunstwerkes, begründet durch das Übergewicht der technischen Kultur.
Diese kommt aber dem Verlangen der Masse nach Ästhetisierung des alltäglichen Lebens entgegen. „Der profane Schönheitsdienst, der sich in der Renaissance herausbildet [...]“3 findet in ihr vollkommenste Geltung. Dementsprechend wird die Ästhetik zur Schnittstelle zwischen industriellen Vervielfältigungen und Kunstwerken, das Kunstwerk selbst behält seine Autorität, wenn die Reproduktion ihren Bestand unangetastet lässt.
III. Die raum-zeitliche Struktur der Aura
Walter Benjamin unterscheidet nicht zwischen Kunst und Unkunst, wodurch in diesem Zusammenhang in seinem Kunstwerkaufsatz eine Aufspaltung, sprich eine mögliche Neueinteilung der Kunst im allgemeinen Sinne anklingt, wenn der Begriff der technischen Reproduktion im Bereich der Kunst als zulässige Größe anerkannt wird. Diese Einteilung könnte nach auratischen und auralosen Kunstwerken erfolgen. Walter Benjamin definiert die „[...] Aura als >>einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag<< [...]“4 und beschreibt die Ferne als „das Unnahbare“, wodurch sie nicht als real räumlich sondern als strukturell beschrieben werden kann. Die Materialität des Kunstwerkes ist seine Nähe, diese Nähe ist jedoch nicht strukturell sondern räumlich zu begreifen und „[...] tut der Ferne [...] [keinen] Abbruch“.5 Demgemäß nimmt der Betrachter z. B. eines Gemäldes eine distanzierte Stellung zu diesem ein, diese ist jedoch nicht absolut, denn „[...] die Aura dieser Berge, dieses Zweiges atmen.“6 Im Prozess der Atmung findet ein Austausch statt, angewandt auf das Kunstwerk kann sich der Betrachter dennoch in das Werk, wenn auch in einer gewissen Distanz, hineinfühlen und kann innerhalb der Rezeption mit Bewunderung oder Wertschätzung beschrieben werden kann. Die Ferne der auratischen Kunst besitzt die Qualität der Einmaligkeit, diese ist nicht als eine rein mathematische Größe, sondern vielmehr als eine räumlich-zeitliche bzw. geschichtliche, nicht aber strukturelle zu verstehen, wodurch sich in diesem Zusammenhang an dem Gegenstand eine eigene Tradition ausbilden konnte.
Dem auratischen tritt das antiauratische „Kunstwerk“ gegenüber und kann als eine mögliche unendlich fache Erscheinung einer Nähe, so fern sie sein mag definiert werden. In diesem Fall kann die Nähe als das Nahbare eine Entsprechung finden, welche nicht real räumlich, sondern strukturell erfahrbar wird. Die Materialität findet seine Entsprechung in der Ferne, sie ist nicht räumlich stattdessen aber strukturell zu begreifen, demnach entzieht bzw. verflüchtigt sie sich aufgrund des technischen Verfahrens der Reproduktion. Diesen Prozess beschreibt Benjamin mit der Entwertung seines Hier und Jetzt.
IV. Die Aura als eine relative Größe
Das auratische und auralose Kunstwerk bezeichnet in dieser Darstellung absolute Größen, sie sind aber in der Realität nicht total voneinander zu unterscheiden bzw. schleicht sich die ein Form in die andere ein und umgekehrt, wodurch sie zu einer relativen Größe werden kann. Die relative Größe liegt in dem Abhängigkeitsverhältnis des Rezipienten zu dem Gegenstand begründet. Demgemäß kann der Betrachter auch eine distanzierte Stellung zu einer Reproduktion, sei dies nun ein Musikstück oder ein Film aufbauen, weil der Künstler als auch der Kapitalist über die Verwendung ihrer Produkte keine Gewalt haben bzw. kann er über diese nur bis zu einen gewissen Grad bestimmen. Dies zeigt sich vor allem innerhalb der Erinnerung des Einzelnen, denn wem bleibt nicht ein Musikstück als Besonderheit im Gedächtnis wenn sie in einer besonderen Situation abgespielt wurde, als besondere Situation kann das kennen lernen einer später geliebten Person sein. Dieses Musikstück wird Teil der Erinnerung an jene Person, wodurch bei späteren hören des gleichen Musikstückes ein Assoziationsablauf zulässt, welcher normalerweise einen distanzierten Kunstwerk zu eigen ist. Auch in der Person des Filmstars drückt sich ein distanziertes bzw. verehrendes Moment aus, Benjamin spricht selbst von Starkult.7 Mag dieser auch als Reklame für ein reproduziertes Konsumgut fungieren so drücken seine Fans ihre Verehrung gerade in dem Kauf bzw. in der Konsumierung der dargebotenen Produkte aus. Plakate oder andere Ablichtungen des Stars können dahingehend einen ikonenhaft anmuteten Charakter annehmen. Die distanzierte Stellung des auratischen Kunstwerkes kann z. T. überwunden werden, denn das Verhältnis des Betrachters zu dem Gegenstand ist durch den Grad der Verehrung zu dem höheren Wesen bestimmt. Ist diese Verehrung nur in einem geringen Maß vorhanden kann er das Werk begutachten bzw. es verstehen lernen.
[...]
1 Bejamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit; S. 14.
2 NN.: Die unendliche Weltgeschichte; S. 254.
3 Bejamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit; Kap. IV.; S. 17.
4 Ebenda: Kap. IV.; Anm. 7; S. 16.
5 Ebenda: Kap. IV.; Anm. 7; S. 16.
6 Ebenda: Kap. III.; S. 15.
- Quote paper
- Sandra Vater (Author), 2006, Zu: Walter Benjamin, das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69654
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