Das 1966 erschienene Werk Les Belles Images ist der letzte Roman von Simone de Beauvoir und damit der "Schlußpunkt eines langen und erfolgreichen Romanschaffens, das 1943 mit L'invitée begann und seinen Höhepunkt in dem Prix Goncourt für Les Mandarins fand." 1 Der Roman fand sehr schnell viele Anhänger und wurde schon kurz nach seinem Erscheinen zu einem Bestseller. In vier Kapiteln erzählt Simone de Beauvoir sechs Monate im Leben der Familie der Hauptperson Laurence, von Oktober 1965 bis März 1966. Les Belles Images gilt als weiterer Versuch der Autorin, der Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber der Not auf der Welt eine Absage zu erteilen. 2 Besonderes Interesse fand und findet der Roman noch heute bei jugendlichen Lesern, die sich für die in Les Belles Images aufgeworfenen Probleme und Fragen interessieren und sie teilweise in Bezug auf ihre eigene Lebenssituation betrachten. Der erste Teil dieser Arbeit befaßt sich mit einigen allgemeinen, den Roman betreffenden Informationen. Dazu gehört eine kurze Zusammenfassung des Inhalts, aber auch einige Aspekte, die die Entstehung des Romans betreffen. Außerdem wird die Bedeutung des Titels analysiert und die außergewöhnliche Erzählhaltung vorgestellt. Im zweiten Teil der Arbeit liegt das Augenmerk auf dem ersten Kapitel des Romans. Die Personen und ihre Beziehungen zueinander werden vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf der Charakteristik der Protagonistin Laurence liegt. Außerdem wird das Hauptthema des ersten Kapitels, die Tränen von Catherine, behandelt und durch einen Textauszug vervollständigt. Weiterhin sind auch die Männer, die das Leben von Laurence beeinflussen, Gegenstand des zweiten Teils dieser Arbeit. Der dritte Teil behandelt schließlich Textauszüge aus "Pour une morale de l'ambiguïte", denn dieser von Simone de Beauvoir verfasste Essai enthält einige Passagen, deren Thesen auf Textstellen in Les Belles Images angewendet werden können. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeine Informationen
2.1 Kurze Zusammenfassung und Entstehungsgeschichte des Romans
2.2 Der Titel des Romans
2.3 Die Erzählhaltung
3. Das 1. Kapitel des Romans
3.1 Die Personen
3.2 Charakteristik von Laurence
3.3 Die Tränen von Catherine
3.4 Textauszug: "Maman, pourquoi est-ce qu'on existe?"
3.5 Die Männer um Laurence
4. Textauszüge aus "Pour une morale de l'ambigu ïte"
5. Schluss
Anhang:
Texte und Schaubilder
Bibliographie
1. Einleitung
Das 1966 erschienene Werk Les Belles Images ist der letzte Roman von Simone de Beauvoir und damit der "Schlußpunkt eines langen und erfolgreichen Romanschaffens, das 1943 mit L'invitée begann und seinen Höhepunkt in dem Prix Goncourt für Les Mandarins fand."[1] Der Roman fand sehr schnell viele Anhänger und wurde schon kurz nach seinem Erscheinen zu einem Bestseller. In vier Kapiteln erzählt Simone de Beauvoir sechs Monate im Leben der Familie der Hauptperson Laurence, von Oktober 1965 bis März 1966. Les Belles Images gilt als weiterer Versuch der Autorin, der Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber der Not auf der Welt eine Absage zu erteilen.[2] Besonderes Interesse fand und findet der Roman noch heute bei jugendlichen Lesern, die sich für die in Les Belles Images aufgeworfenen Probleme und Fragen interessieren und sie teilweise in Bezug auf ihre eigene Lebenssituation betrachten.
Der erste Teil dieser Arbeit befaßt sich mit einigen allgemeinen, den Roman betreffenden Informationen. Dazu gehört eine kurze Zusammenfassung des Inhalts, aber auch einige Aspekte, die die Entstehung des Romans betreffen. Außerdem wird die Bedeutung des Titels analysiert und die außergewöhnliche Erzählhaltung vorgestellt.
Im zweiten Teil der Arbeit liegt das Augenmerk auf dem ersten Kapitel des Romans. Die Personen und ihre Beziehungen zueinander werden vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf der Charakteristik der Protagonistin Laurence liegt. Außerdem wird das Hauptthema des ersten Kapitels, die Tränen von Catherine, behandelt und durch einen Textauszug vervollständigt. Weiterhin sind auch die Männer, die das Leben von Laurence beeinflussen, Gegenstand des zweiten Teils dieser Arbeit.
Der dritte Teil behandelt schließlich Textauszüge aus "Pour une morale de l'ambiguïte", denn dieser von Simone de Beauvoir verfasste Essai enthält einige Passagen, deren Thesen auf Textstellen in Les Belles Images angewendet werden können.
2. Allgemeine Informationen
2.1 Kurze Zusammenfassung und Entstehungsgeschichte des Romans
Simone de Beauvoir schildert in Les Belles Images das Leben von Laurence, einer erfolgreichen Werbetexterin und Mutter, der es im Leben an nichts fehlt. Sie hat eine Familie mit zwei Kindern und neben ihrem Ehemann einen Geliebten, der ihr das gibt, was sie in ihrer Ehe vermisst. Als ihre Tochter Catherine sie eines Tages mit der Frage nach dem Sinn des Lebens konfrontiert, erkennt Laurence die Oberflächlichkeit und Heuchelei in ihrem Leben mit den dazugehörigen Personen. Lediglich in ihrem Vater, einem gebildeten, realitätsbezogenen Mann, sieht sie eine Ausnahme. Doch bei einem gemeinsamen Urlaub in Griechenland begreift sie, dass auch ihr Vater ihre Sorgen nicht ernst nimmt. Diese Erkenntnis läßt sie in eine tiefe Krise stürzen, doch dann wachsen ihr die Kräfte zum Widerstand gegen die Gesellschaft, in der sie lebt. Sie setzt sich gegenüber ihrem Mann durch, der Catherine zu einem Psychiater schicken und ihr den Umgang mit ihrer besten Freundin Brigitte verbieten möchte. Allerdings erkennt Laurence am Ende des Romans, dass es für sie selbst zu spät ist, sich zu ändern. Für ihre Kinder sieht sie jedoch noch eine Chance und für diese Chance möchte sie kämpfen.
In dem Roman stellt Simone de Beauvoir eine ganz bestimmte Gesellschaftsschicht dar, nämlich die sogenannte société technocratique. Diese mondäne, arrivierte Gesellschaftsschicht besteht aus Werbefachleuten, Architekten, Redakteuren, Industriellen, Ärzten und Anwälten. Erstmals schreibt Simone de Beauvoir also über Menschen, die nicht ihrer eigenen Gruppe, den Linksintellektuellen der rive gauche angehören. Die Autorin wollte eine Gesellschaft beschreiben, die die Realität hinter den schönen Bildern nicht entdecken kann oder will. "J'ai voulu peindre une classe qui vit dans l'erreur et le mensonge et qui ne peut ou ne veut découvrir le réel sous le fatice."[3] Denn hinter der gepflegten Oberfläche des Romans kommen Ängste, Wut und Egoismus zum Vorschein und die Probleme der Personen gewinnen bald die Überhand.
In einem Textauschnitt von Tout compte fait, in dem Simone de Beauvoir über Les Belles Images spricht, schildert sie, dass sie gerade die société technocratique zum Inhalt ihres Romans gemacht hat, weil sie trotz ihrer Abneigung gegen diese Gesellschaft in ihr leben muß und sie deshalb auch verstehen will. Außerdem erklärt sie in diesem Textauszug, dass sie sich nicht mit der Hauptperson des Romans identifizieren kann und eine gewisse Distanz zu ihr hat. Weiterhin schildert sie, wie schwierig es für sie war, die Häßlichkeit der Welt, in der Laurence lebt, darzustellen, ohne sich selbst in das Geschehen einzumischen.
2.2 Der Titel des Romans
Der Titel Les Belles Images läßt mehrere, gänzlich verschiedene und entgegengesetzte Assoziationen zu. Einerseits weckt der Titel des Romans angenehme Vorstellungen und positive Gedanken, denn der Begriff Les Belles Images läßt den Leser an eine perfekte Welt ohne Elend und Probleme denken. Auch die im Roman dargestellte Familie scheint auf den ersten Blick in einer heilen Welt zu leben und keine größeren Probleme zu haben. Dieser Schein wird durch den Beginn des Romans noch verstärkt, denn dort wird eine perfekte Umgebung beschrieben: Das Haus von Dominique ist luxuriös eingerichtet, die Blumen im Garten sind "les plus beaux de toute l'Ile-de-France"[4], die Jahreszeit ist "un mois d'octobre... exceptionnel"[5], die geladenen Gäste sind reich und die Getränke sowie das Essen sind reichlich und luxuriös. Auch die Familie wird zunächst als makellos dargestellt: Dominique ist eine unvergleichliche Gastgeberin, Jean-Charles ein wunderbarer Ehemann und Laurences Karriere ist geprägt von Erfolgen.
Andererseits weckt der Titel aber auch schon Zweifel, denn der Leser stellt sich die Frage, ob schöne Bilder nicht auch lügen können und einfach nur die Realität verhüllen.[6] Diese Vermutung bestätigt sich im Laufe des Romans, da der schöne Schein, den die Familie nach außen hin wahrt, in Wirklichkeit trügt. Die Familie hat Probleme, die sie nach außen hin versucht, zu verheimlichen. Schon im Verlauf der Party wird klar, dass sich hinter der schönen Fassade viele Dinge verbergen: Catherine scheint nach außen hin glücklich zu sein, aber sie weint nachts. Dominique ist nach außen hin höflich, aber sie beschimpft die Frau ihres Geliebten Gilbert.
Somit sind die schönen Bilder nur eine Illusion, die die Leere und Kälte in einer Gesellschaft kaschieren sollen, die den Schein der tatsächlichen Realität vorzieht.[7]
2.3 Die Erzählhaltung
Der Roman ist in einer sehr flüssigen Sprache geschrieben und er imitiert die Sprache der Gesellschaftsschicht, in der sich die dargestellten Personen bewegen. Außerdem setzt die Autorin in Les Belles Images Humor, Wortspiele und Parodien ein, um die Handlung und Gedanken zu unterstreichen. Aufgrund dieser, für Simone de Beauvoir eher ungewöhnlichen, Erzählweise wurde ihr von Kritikern der Vorwurf gemacht, sie habe einen Trivialroman geschrieben. Oftmals wurde ihr Roman auch als roman saganesque bezeichnet; Les Belles Images wurde also mit den Romanen der Autorin Françoise Sagan verglichen.[8]
[...]
[1] Simone de Beauvoir. Les Belles Images. Hrsg. Margarete Kraft. Paderborn: Schöningh, 1991, S.5.
[2] Vgl. Simone de Beauvoir. Les Belles Images. Hrsg. Margarete Kraft. Paderborn: Schöningh, 1991, S.5.
[3] Simone de Beauvoir. Les Belles Images. Hrsg. Margarete Kraft. Paderborn: Schöningh, 1991, S.5.
[4] Simone de Beauvoir. Les Belles Images. Paris: Gallimard, 1966, S.5.
[5] Simone de Beauvoir. Les Belles Images. Paris: Gallimard, 1966, S.5.
[6] Vgl. Margarete Kraft. Les Belles Images - Lehrerbuch. Paderborn: Schöningh, 1992, S. 7.
[7] Vgl. Margarete Kraft. Les Belles Images - Lehrerbuch. Paderborn: Schöningh, 1992, S. 7.
[8] Vgl. Simone de Beauvoir. Les Belles Images. Hrsg. Margarete Kraft. Paderborn: Schöningh, 1991, S.4.
- Quote paper
- MA Simone Petry (Author), 2002, Simone de Beauvoir: Les Belles Images - Analyse des Ersten Kapitels (unter Berücksichtigung anderer Texte Simone de Beauvoirs), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69612
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