„Weiß Gott, es gibt keine Kinder mehr.“
(MOLIÈRE: Der eingebildete Kranke(1)
„Die Natur will, daß die Kinder Kinder sein sollen,
ehe sie Männer werden. Wollen wir diese Ordnung
umkehren, so werden wir frühreife Früchte hervorbringen,
die weder volle Reife noch Geschmack
haben und alsbald verderben werden. Wir werden
junge Gelehrte und alte Kinder erhalten.“
(ROUSSEAU: Emil(2))
Vorüberlegung
Schlagzeilen wie: „Ende der Kindheit”(3), „Wenn die Kindheit verschwindet”(4), „Um die Kindheit betrogen”(5), „Kinder – gestreßt und überfordert”(6) in der Presse zeigen, daß das Thema Kindheit mit besorgter Aufmerksamkeit verfolgt wird.
Den Berichterstattungen der Medien zufolge hat sich Kindheit verändert, sie ist nicht mehr das, was sie einmal war: kindliche Eßstörungen, Drogenabhängigkeit, Gewaltbereitschaft, zunehmender Fernsehkonsum und die wachsende Beliebtheit von Computerspielen
bei Kindern liefern unerschöpflichen Gesprächsstoff.
Laut den Medien sind die heutigen Kinder verstärkt psychischen und psychosomatischen Belastungen ausgesetzt, infolgedessen sie an Erwachsenenkrankheiten leiden. Die Delinquenz der Heranwachsenden nimmt zu. Die heutigen Kinder sind angeblich mit so gut wie allen Aspekten unserer modernen Lebensführung vertraut. Kindheit ist heute Schul-, Medien- und Konsumkindheit, die Kinder von heute haben eigentlich keine Kindheit mehr.
Die Brisanz der Thematik ist einleuchtend: Kinder sind die Garanten unserer Zukunft. Durch das Aufziehen und Sozialisieren einer jeweils neuen Generation reproduziert sich die Gesellschaft. Gestalt und Verlauf der Kindheit üben einen entscheidenden Einfluß auf unsere Nachwelt aus.
[...]
_____
1 MOLIÈRE in FULDA (Hg.), 1948, S. 128.
2 ROUSSEAU in SCHMIDT (Hg.), 1912, S. 51.
3 GASCHKE, 2000, S. 3.
4 HEUSER, 1998, S. 4.
5 MARLIER-HEIL, 1999, S. L2.
6 STEINKOHL, 1999, S. 47.
Inhaltsverzeichnis
- DEFINITION DER KINDHEIT
- Annäherung an eine Definition der Kindheit
- Definition der Kindheit—Die unterschiedlichen Sichtweisen
- Definition der Kindheit—Die gemeinsamen Aspekte
- POSTMANS Auffassung der Kindheit
- Zusammenfassung
- GESCHICHTE DER KINDHEIT
- Einleitung
- Fragen an POSTMAN
- Pädagogische Relevanz der These POSTMANS
- Antike
- Einleitung
- Das Bild des Kindes
- Kindestötung
- Pflege des Kindes
- Spiel
- Schule / Erziehung / Sexualität
- Fazit
- Mittelalter
- Einleitung
- Das Bild des Kindes
- Kindestötun
- Pflege / Einstellung
- Spiel
- Schule
- Fazit
- Neuzeit
- Einleitung
- Das Bild des Kindes
- Kindestötung
- Pflege / Einstellung
- Spiel
- Schule
- Kinderarbeit
- Fazit
- Fazit zur Geschichte der Kindheit
- „DAS VERSCHWINDEN DER KINDHEIT" — eine kritische Auseinandersetzung mit NEIL POSTMANS These
- Vorstellung der These POSTMANS
- Die „Erfindung" der Kindheit
- Das Verschwinden der Kindheit
- Das Verschwinden des Erwachsenalters
- Kritik am Fernsehen
- Unterhaltung als primäres Ziel
- Kontextlosigkeit der Informationen
- „Das Medium ist die Botschaft"
- Diskussion der These POSTMANS
- Einleitung
- Fragen an POSTMAN
- Pädagogische Relevanz der These POSTMANS
- Der Begriff der Kindheit nach POSTMAN
- Literalität als Ursache für die Entstehung der Kindheit
- Fernsehen als Ursache für das Verschwinden der Kindheit
- Medienängste — Mediennutzung
- Die Medienwahrnehmung von Kindern
- Autoritätsverlust
- Kindheit heute — Gesellschaftlicher Hintergrund
- „Die Risikogesellschaft"
- Wandel der Familie
- Die Einstellung gegenüber dem Kind
- Der übersteigerte emotionale Wert des Kindes
- Das Kind als „Quasi-Ersatzpartner"
- Strukturelles Verschwinden der Kindheit
- Perfekte Sozialisation
- Kindliche Handlungskontexte
- Zeiterleben
- Raum erleben
- Fazit
- Institutionen
- Fazit: Veränderte Kindheit
- Fazit
- Konsequenzen für die Pädagogik
- Pädagogische Diskussion der neuen Medien
- Pädagogische Diskussion der veränderten Kindheit
- Fazit
- Schlußbetrachtung
- Literatur
- Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der These des Medienkritikers Neil Postman, die er in seinem Buch "Das Verschwinden der Kindheit" aufstellt. Postman argumentiert, dass die Kindheit durch die Erfindung der Druckerpresse und die damit verbundene soziale Literalität entstanden ist und nun durch die Verbreitung elektronischer Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, wieder zum Verschwinden gebracht wird.
- Die Entstehung der Kindheit
- Die Rolle der Literalität und des Buchdrucks
- Die Auswirkungen des Fernsehens auf die Kindheit
- Der Wandel des Generationsverhältnisses
- Die Bedeutung von Medienkompetenz in der heutigen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- DEFINITION DER KINDHEIT
Das erste Kapitel der Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Definition des Begriffs „Kindheit“. Die Autorin beleuchtet verschiedene wissenschaftliche Perspektiven auf die Kindheit, darunter die psychologische, soziologische, pädagogische und anthropologische Sichtweise. Sie analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den unterschiedlichen Definitionen und stellt fest, dass eine allgemeingültige Definition von Kindheit schwierig ist. Abschließend wird POSTMANS Auffassung der Kindheit vorgestellt, die sich auf die drei Säulen „Literalität“, „Schamgefühl“ und „Erziehung“ stützt.
- GESCHICHTE DER KINDHEIT
Das zweite Kapitel der Diplomarbeit befasst sich mit der Geschichte der Kindheit. Die Autorin untersucht die Kindheit in verschiedenen Epochen, beginnend mit der Antike, über das Mittelalter bis hin zur Neuzeit. Sie analysiert dabei die verschiedenen gesellschaftlichen Bedingungen, die die Kindheit prägten, und zeigt, wie sich die Einstellung gegenüber Kindern im Laufe der Zeit veränderte. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Rolle der Kindestötung, die Pflege, Erziehung und die Bedeutung des Spiels gelegt. Die Autorin stellt fest, dass die Kindheit in unserem heutigen Verständnis ein relativ junges Phänomen ist, das erst in der Neuzeit als eine eigenständige Lebensphase entdeckt wurde.
- „DAS VERSCHWINDEN DER KINDHEIT" — eine kritische Auseinandersetzung mit NEIL POSTMANS These
Das dritte Kapitel der Diplomarbeit befasst sich mit der These von Neil Postman, der behauptet, dass die Kindheit durch die Verbreitung elektronischer Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, zum Verschwinden gebracht wird. Die Autorin stellt zunächst Postmans Argumentation dar, die sich auf die „Erfindung“ der Kindheit durch die Literalität und deren „Verschwinden“ durch das Fernsehen stützt. Sie analysiert die Kritik an Postmans These, indem sie verschiedene Aspekte seiner Argumentation hinterfragt, unter anderem die Rolle der Literalität, die Medienwahrnehmung von Kindern, den Autoritätsverlust der Erwachsenen und die veränderte Einstellung gegenüber Kindern in der heutigen Gesellschaft.
- Konsequenzen für die Pädagogik
Das vierte Kapitel der Diplomarbeit untersucht die Folgen des Wandels der Kindheit und der Verbreitung neuer Medien für die Pädagogik. Die Autorin stellt fest, dass die Medienängste von Eltern und Pädagogen zwar berechtigt sind, jedoch nicht zu einer Verdammung der Medien führen sollten. Stattdessen plädiert sie für die Förderung von Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Sie diskutiert außerdem die Veränderungen im Generationsverhältnis und die Bedeutung von pädagogischer Begleitung in einer pluralistischen Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kindheit, die Geschichte der Kindheit, die Medien, insbesondere das Fernsehen, die gesellschaftlichen Veränderungen, die Individualisierung, die Risikogesellschaft, die Familie, die Erziehung und die Pädagogik. Die Arbeit analysiert die These von Neil Postman, der behauptet, dass die Kindheit durch die Verbreitung elektronischer Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, zum Verschwinden gebracht wird. Dabei werden die Auswirkungen der Medien auf die Kindheit, der Wandel des Generationsverhältnisses, die Bedeutung von Medienkompetenz und die Herausforderungen für die Pädagogik in der heutigen Gesellschaft beleuchtet.
- Quote paper
- Zsuzsa Brunner (Author), 2001, Ist die Kindheit wirklich verschwunden? - Fragen einer Diplompädagogin an Neil Postman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/689
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