In der vorliegenden Arbeit soll die Erzählweise von Las esquinas del aire - En busca de Ana María Martínez Sagi von Juan Manuel de Prada untersucht werden.
Zuerst wird die Erzählsituation betrachtet. Es soll der Erzählertyp und seine Beziehung zu der Erzählung charakterisiert werden. Die Eigenschaften, der Blickwinkel und der Wissensstand des Erzählers sind Analyseobjekt des ersten Teils der Arbeit.
Im Hauptteil erfolgt die Untersuchung der Zeitstruktur. Anhand der Einteilung in Schauplätze soll die Dauer der Handlung bestimmt werden. Durch den Einschub von zeitlichen Rückwendungen werden Figuren des Geschehens vorgestellt. Durch die Verwendung von Anachronien und zeitraffenden Erzähltechniken wird, innerhalb einer circa dreijährigen Basiserzählung, das 20. Jahrhundert in historischer und literaturgeschichtlicher Hinsicht umrissen. Durch den virtuosen Einsatz dieser Erzähltechnik werden zwei Handlungsebenen geschaffen, die im zweiten Teil des Romans durch einen Perspektivenwechsel verschmelzen. Am Ende des Hauptteils wird die Erzählgeschwindigkeit Gegenstand der Betrachtung sein. In den abschließenden Überlegungen werden die Ergebnisse der Analyse noch einmal zusammengefaßt.
Bei der Strukturierung des Textes habe ich versucht mich anhand der vom Autor vorgenommenden Gliederung zu orientieren, bin dann aber dazu übergegangen, eine eigene Gliederung zu entwickeln, die sich aus der Analyse der Zeitstruktur ergab und sich daher nicht unbedingt mit der Einteilung in Kapitel deckt.
Sinnvoll schien es mir, die Handlung um das erlebende Ich des Erzählers mit samt den ihn begleitenden Personen (Joaquin Tabers, Jimea) zu untersuchen. Dieses Geschehen ist, wie eine Rahmenhandlung, soll mit Ebene A benannt sein und dreht sich inhaltlich um ein anderes Geschehen, daß noch weiter in der Vergangenheit liegt und Ebene B heißen soll. Mit Ebene B soll hauptsächlich das kursiv Gedruckte bezeichnet werden. Indem die Akteure der Rahmenerzählung diese Texte lesen, über sie diskutieren und reflektieren vermischen sich die Ebenen zunehmend.
Gliederung
Vorüberlegungen
Erzählsituation
Die Dauer der Erzählung
Die erzählte Zeit, ihre Verteilung auf den Text / Erzählgeschwindigkeit
Abschließende Überlegungen
Quellen
Vorüberlegungen
In der vorliegenden Arbeit soll die Erzählweise von Las esquinas del aire - En busca de Ana María Martínez Sagi von Juan Manuel de Prada untersucht werden.
Zuerst wird die Erzählsituation betrachtet. Es soll der Erzählertyp und seine Beziehung zu der Erzählung charakterisiert werden. Die Eigenschaften, der Blickwinkel und der Wissensstand des Erzählers sind Analyseobjekt des ersten Teils der Arbeit.
Im Hauptteil erfolgt die Untersuchung der Zeitstruktur. Anhand der Einteilung in Schauplätze soll die Dauer der Handlung bestimmt werden. Durch den Einschub von zeitlichen Rückwendungen werden Figuren des Geschehens vorgestellt. Durch die Verwendung von Anachronien und zeitraffenden Erzähltechniken wird, innerhalb einer circa dreijährigen Basiserzählung, das 20. Jahrhundert in historischer und literaturgeschichtlicher Hinsicht umrissen. Durch den virtuosen Einsatz dieser Erzähltechnik werden zwei Handlungsebenen geschaffen, die im zweiten Teil des Romans durch einen Perspektivenwechsel verschmelzen. Am Ende des Hauptteils wird die Erzählgeschwindigkeit Gegenstand der Betrachtung sein. In den abschließenden Überlegungen werden die Ergebnisse der Analyse noch einmal zusammengefaßt.
Bei der Strukturierung des Textes habe ich versucht mich anhand der vom Autor vorgenommenden Gliederung zu orientieren, bin dann aber dazu übergegangen, eine eigene Gliederung zu entwickeln, die sich aus der Analyse der Zeitstruktur ergab und sich daher nicht unbedingt mit der Einteilung in Kapitel deckt.
Sinnvoll schien es mir, die Handlung um das erlebende Ich des Erzählers mit samt den ihn begleitenden Personen (Joaquin Tabers, Jimea) zu untersuchen. Dieses Geschehen ist, wie eine Rahmenhandlung, soll mit Ebene A benannt sein und dreht sich inhaltlich um ein anderes Geschehen, daß noch weiter in der Vergangenheit liegt und Ebene B heißen soll. Mit Ebene B soll hauptsächlich das kursiv Gedruckte bezeichnet werden. Indem die Akteure der Rahmenerzählung diese Texte lesen, über sie diskutieren und reflektieren vermischen sich die Ebenen zunehmend.
Erzählsituation
Der Erzähler beginnt das erste Kapitel in der wir- Form, ebenso, wie er sich im Epilog am Ende zu Wort meldet und schließt damit, neben seiner Person zwei weitere Personen (Tabares & Jimea) ein, die den Verlauf der Handlung begleiten bzw. den Erfolg der Forschungen vorantreiben. Das grammatische Ich erscheint als Figur in der vermittelten Geschichte. Es handelt sich demzufolge um einen homodiegetischen Erzähler. Er stellt seine Persönlichkeit jedoch nicht vordergründig vor. Vielmehr werden die Eigenschaften seiner Persönlichkeit mit in die Ebenen der histoire und des discours eingeflochten. So z.B. gibt der Autor seinem Erzähler an einigen Textstellen einen sehr poetischen Sprachstil, was in der literarischen Berufung der Erzählerfigur begründet liegt. “...Las almas migratorias de los libros impregnaban el aire enrarecido de la nave con su aleteo inmaterial (más profuso aún que el aleteo de las golondrinas), tan inmaterial como un remordimiento o una reminiscencia. Mientras desempaquetaba aquellos libros aún mareados por la travesía en barco, me sentía como un profanador de tumbas. ...“[1] Auch die Beschreibung des spanischen literarischen Lebens, die, sowohl in Ebene A, vor allem aber auch in Ebene B einfließt, ist mit dem literaturgeschichtlichen und historischem Wissen der Erzählerfigur verbunden, der sich selbst als Literaturanwärter versteht. „ Por estos purgatorios de postración moral deambulaba Gonzalo Martel cuando incorporé a mis habitos de postulante literario las visitas a su casona junto al río, escondida en los barrios menestrales de la cuidad, ... .“[2] Durch den Erzähler und dessen Erfahrungen, die er in der Erzählung macht, werden dem Leser Fakten aus der Historie und der Literaturgeschichte Spaniens präsentiert. Dies geschieht, wenn Personen in die Geschichte neu einführt werden. Wie z.B. im ersten Kapitel, wo der Leser anhand der Person Gonzalo Martels einen geschichtlichen Abriss Spaniens des 19. Jahrhunderts erhält.[3] Auch anhand der Figuren Mercedes und Gabriela wird gezeigt, wie sie mit dem franquistischen Zensurapparat lebten.[4] Die Persönlichkeit des Erzählers kann man als Prototyp für einen angehenden Schriftsteller in Spanien einstufen: geboren und zunächst gefangen in der Enge einer Kleinstadt in der Provinz Spaniens, geht er auf Wunsch der Eltern, obwohl sich zu literarischem Schaffen berufen fühlend, widerwillig einem Studium nach[5], aber bricht schließlich doch, wie einst die Heldin Ana María aus der Bahn aus, um sich seiner eigentlichen Berufung zu widmen. Der Leser ist Begleiter seiner Karriere und wird schließlich, mit Lektüre dieses Werkes, Zeuge seines Erfolges. Allerdings bleibt der Erzähler namenlos. Vor Beginn des ersten Kapitels setzt der Autor ein Zitat von A.J.A. Symons, das, wie eine vom Erzähler übernommende Stellungnahme bzw. Verpflichtungserklärung gegenüber seinem literarischem Vorhaben erscheint.
Obwohl der Roman in der wir- Form begonnen und beendet wird, ist eindeutig eine Ich- Erzählsituation zu erkennen. Der Ich- Erzähler nimmt eine Randstellung ein, denn Gegenstand seiner Abhandlungen ist die Person Ana María Martinez Sagi.
Unterscheiden läßt sich erlebendes und erzählendes Ich. Zwischen diesen liegt eine zeitliche Distanz, die es dem erzählenden Ich, ähnlich, wie in der auktorialen Erzählsituation ermöglicht, summarisch bzw. iterativ zu erzählen und damit zusammenfassend über längere Zeitspannen zu referieren, ohne daß sich wie beim auktorialen Erzähler der Seins- bereich des Erzählers von dem seiner Figuren unterscheidet. Durch diese Distanz ist es dem erzählendem Ich auch möglich über sich selbst, dem erlebenden Ich zu reflektieren.
Der Blickwinkel im ersten Buch, sowie im Epilog ist auf beschriebene Erzählerfigur beschränkt. Nach der Terminologie von Gerard Genette handelt es sich um eine interne Fokalisierung. Betrachtet man das zweite Buch, erkennt man eine variable interne Fokalisierung, d.h. der Blickwinkel wechselt von der oben beschriebenen Figur auf die von Ana María Martinez Sagi. Das Bild ihrer Persönlichkeit und ihres Schaffens wird im Verlauf des ersten Buches mit fortschreitender Forschnungsarbeit durch den Erzählerbericht und „Ausschnitten aus der Forschnungsarbeit“ (Ebene B) zunehmend konkretisiert. Der Blickpunktwechsel verleiht der Unmittelbarkeit der Erzählung Ausdruck, d.h. beim Lesen entsteht der Eindruck, daß die Ereignisse authentisch sind, daß man Zeuge einer wahren Begebenheit ist. Die Existenz und das Schicksal Ana Marías scheint noch realer, dadurch, daß sie schließlich selbst zu Wort kommt und zuvor beschriebene „Forschungen“ bestätigt, korrigiert oder ergänzt.
Die Dauer der Erzählung
An keiner Textstelle wird die Dauer der gesamten Handlung explizit genannt. Anhand der Einteilung in Schauplätze, komme ich zu der Erkenntnis, daß das Geschehen der Ebene A ungefähr drei Jahre umfaßt. Durch die Benennung des Datums der Fertigstellung des Manuskriptes (2. Januar 2000)[6], das gleichzeitig Todestag der Heldin ist, legt der Autor die Handlung auf die letzten Jahre des ausklingenden 20. Jahrhunderts fest.
Abgesehen davon, daß das gesamte Werk in retrospektiver Form geschrieben ist und Ebene B noch weiter in der Vergangenheit liegt, als Ebene A sind weitere Anachronien in der Erzählung zu entdecken. Einige sollen im folgenden erwähnt werden.
Die Handlung beginnt in einer kleinen Provinzstadt Spaniens (1), die der Bezeichnung nach (mi cuidad levítica)[7] von religiösen Gepflogenheiten geprägt ist. Der Name des Ortes wird nie konkret genannt. Aus diesem Ort stammt die Erzählerfigur und die erste Spur, aus der sich die Geschichte entwickelt. Dort verstreichen mehrere Monate, in denen das Buch Caras Caretas Carotas aus der Bibliothek eines alternden erfolglosen Schriftstellers Namens Gonzalo Martels, die erste Quelle der Forschungen um Ana María hergibt. Eine zweite Hauptfigur, neben der des Erzählers wird in die Handlung eingeführt. Joaquin Tabares, ein antiquarischer Buchhändler wird von der Neugierde angesteckt und liefert nach einiger Recherche neue Hinweise zu Ana María. Durch iterative Erzählweise wird das Verstreichen von einigen Wochen bzw. Monaten angezeigt. „ Adelante, adelante, está en su casa siempre con la misma protocolaria fatiga“...[8], ...“Era frecuente que Martel se detuviera ante alguna...“[9] „ en esas noches de insomnio que el escritor...“[10]
In den ersten dreieinhalb Kapiteln befindet sich das erlebende Ich an dem oben erwähntem Schauplatz. Durch den Erzählerbericht über die Person Martels wird der Leser in die Vorkriegszeit Madrids geführt um dann in der erwähnten “Pfaffenstadt“[11] persönlich, d.h. in Form indirekter Rede auf ihn zu treffen. Nach der Terminologie von Genette handelt es sich um eine komplette Analepse, da vergangenes Geschehen bis an die 'Basiserzählung' heranreicht. „Gonzalo Martel amuebla la tierra desde hace algo más de un año, como epílogo natural ...[12]
[...]
[1] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 217
[2] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 17
[3] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 16-20
[4] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 259- 261
[5] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 77
[6] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 540
[7] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 16
[8] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 20
[9] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 21
[10] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 33
[11] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. Aus der Übersetzung von Barbara Mesquita
[12] de Prada, Juan Manuel: Las Esquinas del aire. S. 16- 20
- Citar trabajo
- Cornelia Bischoff (Autor), 2003, Analyse der Zeitstruktur eines narrativen Textes am Beispiel Las esquinas del aire en busca de Ana María Martinez Sagi von Manuel Prada, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68948
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