Die folgende Bachelorarbeit zum Thema „Das mobile Klassenzimmer: Die Überprüfung der Halteleistungsfähigkeit mit dem Matthiaß-Test“ ist im Rahmen des Seminars „Ausgewählte Themen der Bewegungspädagogik“ angefertigt worden. Heutzutage stellen die meisten Schulräume in der Regel streng geordnete Räume dar. Die Schülerinnen und Schüler unterstehen einer strengen Bewegungskontrolle, müssen korrekt und still sitzen, damit ein disziplinierter Unterricht stattfinden kann. Viele Lehrer begründen diese Form der Sitzordnung damit, dass die Schüler so kontrollierbarer und überschaubarer sind. Des Weiteren können die Schüler aufgrund der fest zugeordneten Sitzplätze besser identifiziert werden (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 5 ff.). „Das in der Regel an heutigen Schulen monotone, lang andauernde und zu passiv-statische Sitzen soll durchbrochen werden und durch aktiv-dynamisches Sitzen und Alternativen zum Sitzen ersetzt werden. Dabei sollen Entlastungsbewegungen der Schüler zugelassen werden“ (Eckardt 2000, 55). Entlastungsbewegungen sind anzusehen als eine bewusste Unterbrechung der passivstatischen Sitzhaltung bei stereotyper Überanspruchung des Bewegungsapparatesinsbesondere der Wirbelsäule (vgl. Eckardt 1999, 55). Aus diesem Hintergrund entstand das „Mobile Klassenzimmer“. In meiner Ausarbeitung werde ich zunächst auf die Begriffsklärungen und wissenschaftlichen Hintergründe eingehen. Hierbei werde ich erläutern, was das mobile Klassenzimmer ist, wie es sich für den schulischen Gebrauch begründet, was Haltung ist und welche Zusammenhänge es zwischen Haltung und Sitzen gibt. Anschließend werde ich eine Auswertung des Datenmaterials vornehmen, welches aus der Untersuchung eines „Mobilen Klasseenzimmers“ der Grundschule Rheinring hervorgeht. Dabei möchte ich gezielt auf folgende Frage- und Problemstellungen eingehen: Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem mobilen Klassenzimmer und der Halteleistungsfähigkeit? Kann es durch das mobile Klassenzimmer zu einer verbesserten Halteleistungsfähigkeit kommen?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was ist das mobile Klassenzimmer?
3. Warum sollte ein Klassenzimmer mobil sein?
3.1 Veränderungen in der kindlichen Bewegungswelt
3.1.1 Die Veränderung der familiären Situation
3.1.2 Die Konsumgesellschaft
3.1.3 Die neuen Räume der Kinder
3.1.4 Die veränderte Bewegungswelt und ihre Auswirkungen
3.2 Veränderungen in der schulischen Bewegungswelt
4. Was ist Haltung?
4.1 Die Erscheinungsformen der aufrechten Haltung
4.2 Einflussfaktoren auf die Haltung
4.3 Haltung und Sitzen
5. Die Untersuchung
5.1 Auswahl und Beschreibung der Stichprobe
5.2 Darstellung der angewendeten Tests
5.2.1 Der Matthiaß-Test
5.2.2 Der Körperkoordinationstest (KTK)
5.3 Untersuchungsmethode
6. Darstellung der Ergebnisse
6.1 Darstellung der eigenen Ergebnisse
6.2 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
6.3 Darstellung der Ergebnisse aus der Literatur
7. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Die folgende Bachelorarbeit zum Thema „Das mobile Klassenzimmer: Die Überprüfung der Halteleistungsfähigkeit mit dem Matthiaß-Test“ ist im Rahmen des Seminars „Ausgewählte Themen der Bewegungspädagogik“ angefertigt worden.
Heutzutage stellen die meisten Schulräume in der Regel streng geordnete Räume dar. Die Schülerinnen und Schüler unterstehen einer strengen Bewegungskontrolle, müssen korrekt und still sitzen, damit ein disziplinierter Unterricht stattfinden kann. Viele Lehrer begründen diese Form der Sitzordnung damit, dass die Schüler so kontrollierbarer und überschaubarer sind. Des Weiteren können die Schüler aufgrund der fest zugeordneten Sitzplätze besser identifiziert werden (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 5 ff.). „Das in der Regel an heutigen Schulen monotone, lang andauernde und zu passiv-statische Sitzen soll durchbrochen werden und durch aktiv-dynamisches Sitzen und Alternativen zum Sitzen ersetzt werden. Dabei sollen Entlastungsbewegungen der Schüler zugelassen werden“ (Eckardt 2000, 55). Entlastungsbewegungen sind anzusehen als eine bewusste Unterbrechung der passiv-statischen Sitzhaltung bei stereotyper Überanspruchung des Bewegungsapparates – insbesondere der Wirbelsäule (vgl. Eckardt 1999, 55). Aus diesem Hintergrund entstand das „Mobile Klassenzimmer“.
In meiner Ausarbeitung werde ich zunächst auf die Begriffsklärungen und wissenschaftlichen Hintergründe eingehen. Hierbei werde ich erläutern, was das mobile Klassenzimmer ist, wie es sich für den schulischen Gebrauch begründet, was Haltung ist und welche Zusammenhänge es zwischen Haltung und Sitzen gibt.
Anschließend werde ich eine Auswertung des Datenmaterials vornehmen, welches aus der Untersuchung eines „Mobilen Klasseenzimmers“ der Grundschule Rheinring hervorgeht.
Dabei möchte ich gezielt auf folgende Frage- und Problemstellungen eingehen: Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem mobilen Klassenzimmer und der Halteleistungsfähigkeit? Kann es durch das mobile Klassenzimmer zu einer verbesserten Halteleistungsfähigkeit kommen?
2. Was ist das mobile Klassenzimmer?
Das Konzept des mobilen Klassenzimmers beschäftigt sich vor allem mit dem Mobiliar einer Schulklasse. Jedoch wird auch neben den veränderten Schulmöbeln das Gesundheitsbewusstsein durch Unterrichtseinheiten gefördert (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 31).
„Mit dem Konzept „Mobiles Klassenzimmer“ wird unterstellt, dass die Haltungs- und Bewegungsentwicklung von Schulkindern auch im Schulalltag gefördert werden kann. Insgesamt ist das Konzept als präventive Maßnahme gedacht. Die Schule soll nicht noch zusätzlich den Körper des Schülers „stilllegen“ und damit weitere Bewegungsdefizite erzeugen, sondern Haltungs- und Bewegungsaktivitäten sollen gerade ein tragendes Element unterrichtlicher Inszenierungen bilden und somit die Bewegungsentwicklung von Kindern unterstützen“ (Sobczyk & Landau 2003, 31).
Bei einem mobilen Klassenzimmer wird das Mobiliar durch bewegliche Sitzelemente ersetzt. Wie auf Abb. 1 (siehe Anhang) zu sehen ist, wurde ein „Tisch- Sitz- Kit“ entwickelt. Dieser Baukasten besteht aus drei Teilen: einem Tisch, einer Halbwalze als unterschiedlich zu nutzendes Sitzangebot und einem Fach (vgl. Landau 2000, 111). Die Halbwalze fordert schon allein durch ihre Formgebung zur aktiven Haltung auf. Da das bewegliche Sitzelement, die Halbwalze, keine Lehne hat muss der Rücken selbstständig die Haltearbeit leisten und kann sich nicht auf einer prothetischen Stütze ausruhen. „Sitzen sollte gerade nicht ständig mit geringer Muskelaktivität möglich sein, sondern im Wechsel zwischen Spannung und Entspannung eine aktive dynamische Haltungsarbeit herausfordern“ (Sobczyk & Landau 2003, 29). Die Konstruktion des Mobiliars ist leicht zu handhaben, sehr Platz sparend und stabil. Darüber hinaus sind die Bauteile so konstruiert, „dass sie einen allmählichen Übergang von einem herkömmlich inszenierten Unterricht zu neuen innovativen Inszenierungen erlauben" (Sobczyk & Landau 2003, 29). Die Sitzmöbel können sozusagen als „Requisiten“ in eine innovative Unterrichtsgestaltung eingebunden werden (vgl. Stibbe 2004, 225).
Der Schüler muss, um den Sitz ausbalancieren zu können, jeweils spüren, wie er sein Körpergewicht über der Sehne, um welche die Halbwalze kippt, halten kann, damit er im Gleichgewicht bleibt.
Die Halbwalze bietet unterschiedliche Möglichkeiten der Aufstellung: Man kann sie mit der Rundung nach oben oder unten aufstellen, aber auch die gerade Seitenfläche auf den Boden legen. Dies bietet eine Vielzahl an verschiedenen Sitzmöglichkeiten: im Reit-, Schneider-, Knie-, Fersen-, Kauer- und Liegesitz. Durch die Bauelemente kann aber auch sehr leicht die Sitzordnung neu gestaltet werden: Je nach Arbeitsform können Gruppentische oder Reihen gebaut werden. Das häufige Wechseln der Anordnung ermöglicht den Schülern nicht nur, immer wieder neu zu inszenieren und zu bauen, sondern schafft aus schulpädagogischer Sicht durch die aktive Einbeziehung auch eine Alternative zum herkömmlichen Unterricht (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 29ff.).
„Das mobile Klassenzimmer kann man als eine entsprechende pädagogische Rahmung für einen Unterricht bezeichnen, der die sozialen Kontakte der Schüler untereinander zur Grundlage täglicher Lernarbeit macht. Damit verbunden ist die prinzipielle Möglichkeit der Veränderung der Lernumgebung, insbesondere der Tischformationen und Sitzorganisation für arbeitsgleiche und arbeitsteilige Gruppenprozesse“ (Hildebrandt-Stramann 2001, 6). Aber auch die räumlich-materielle Umgebung gehört zu dieser pädagogischen Rahmung: Regale als Raumteiler, Nischen zum Rechnen, Lesen, Schreiben, Spielen, Basteln und Lern- und Erkundungsmaterialien wie Bücher; Papier- und Bastelmaterialien, Lern- und Gesellschaftsspiele, Teppichfliesen, Pflanzen usw. (vgl. Hildebrandt-Stramann 2000, 203), unterstützen werkstattähnliches und projektorientiertes Arbeiten, sowie Gestalten auf der Grundlage interessenorientierter Differenzierung. Die Orientierung an einem offenen Unterrichtsverständnis ist offenkundig (vgl. Hildebrandt-Stramann 2001, 6).
Wie oben schon angesprochen ist aber auch die Thematisierung von Haltungs- und Bewegungsproblemen eine Grundaufgabe des mobilen Klassenzimmers. Dies hat zum Ziel eines jeden Schülers, einsichtige Lösungen in Bezug auf Haltung und Bewegung zu finden. „Gerade aufgrund der variablen Möblierung ergeben sich nahezu zwangsläufig Haltungs- und Bewegungsprobleme, so z.B. bei der Einführung des mobilen Inventars, wenn die gewohnte Lehne beim Sitzen plötzlich fehlt, Ausgehend von alltagspraktischen Problemen: „Wie halte ich mich aufrecht?“ „Aufrichten – Entspannen“ sollen weitere bedeutsame Themen, wie Gleichgewicht, Rhythmus bewusst bearbeitet werden“ (Sobczyk & Landau 2003, 31). Absicht der intensiven Auseinandersetzung ist es, die Kinder für ihren eigenen Körper und für ihre Bewegungen zu sensibilisieren, so dass sie auch im Alltag ihrem Körper und ihrem Bewegen mehr Beachtung schenken (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 31).
3. Warum sollte ein Klassenzimmer mobil sein?
Im Folgenden werde ich auf die Veränderungen in der kindlichen Bewegungswelt, die familiäre Veränderung, die Veränderung der Gesellschaft, auf die neuen Räume der Kinder, auf die Veränderte Bewegungswelt und die Veränderte Schulische Welt eingehen.
3.1 Veränderungen in der kindlichen Bewegungswelt
Heute wird die Kindheit weitestgehend als eine eigenständige soziale Lebensphase angesehen. Kindheit ist als ausgegrenzter Lebensabschnitt zu sehen und die Schule ist für die Kinder geschaffen worden, um sie auf ihr späteres Berufsleben vorzubereiten. „Wenn nun `Kindheit´ auch als eigenständiger Bereich im gesellschaftlichen Leben angesehen werden kann, so unterliegt dieser Bereich dem gesellschaftlichen Wandel, und damit ändert sich auch die Lebens- und die Entwicklungsbedingungen für Kinder aufgrund jenes Wandels“ (Sobczyk & Landau 2003, 16). In den letzten 30 Jahren haben besonders gravierende Veränderungen der kindlichen Lebensbedingungen stattgefunden (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 16).
3.1.1 Die Veränderung der familiären Situation
Durch den so genannten „Pillenknick“ (drastischer Geburtenrückgang) ergaben sich Ende der sechziger Jahre einschneidende Veränderungen der familiären Lebenswelt mit den signifikanten Folgeerscheinungen des Geburtenrückgangs um 50%, sowie der Ein-Kind-Familie. Zudem ist eine erhebliche Zunahme von Familien mit allein erziehenden Elternteilen zu dokumentieren. Der Beweggrund diesbezüglich ist die gestiegene Scheidungsrate. Dadurch ergeben sich in der Entwicklung von Kindern weniger Kontaktmöglichkeiten. Die Chancen mit mehreren Kindern zu spielen haben abgenommen und vor allem wenn keine Geschwister vorhanden sind ist es schwierig Spielkameraden zu finden (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 17).
3.1.2 Die Konsumgesellschaft
„Ausgehend von der sogenannten „Zweidrittelgesellschaft“ muss man mit höheren Zahlen von Kindern, die am Rande der Armutsgrenze aufwachsen, rechnen“ (Sobczyk & Landau 2003, 18). Der überwiegende Anteil der Kinder lebt dennoch in materiell abgesicherten Verhältnissen. Doch die materielle Ausstattung spielt auch zum Teil in weniger gut gestellten Familien als vorgetäuschtes Status-Symbol eine wesentliche Rolle. Das Einzelkind besitzt zumeist ein eigenes, mit diversem Spielzeug wie z.B. Musikanlage, Gameboy, Fernseher, Computer und Spielen, ausgestattetes Zimmer. Da die Innenräume für Kinder aufgrund des reichhaltigen Spielangebotes im häuslichen Bereich bedeutsamer geworden sind, spricht man in diesem Zusammenhang von einer zunehmenden „Verhäuslichung“ der Kinder (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 18). Jedoch setzt die stetig anwachsende Zahl der Stunden vor dem Computer oder dem Fernseher den Kindern und Jugendlichen mehr und mehr zu. Die körperliche Fitness verschlechtert sich durch das viele Sitzen kontinuierlich und muss den Verantwortlichen Anlass zur Sorge geben (Scherer 2004, 67).
3.1.3 Die neuen Räume der Kinder
„Fast gleichzeitig mit dem Rückzug in die Häuser führte die Zunahme des Verkehrs zu einer Okkupation des Straßenraumes durch das Auto. Der Spielort „Straße“ in städtischen Milieus, ehemals Hauptverweilort großer Kindergruppen, geht im innerstädtischen Bereich nahezu verloren“ (Sobczyk & Landau 2003, 18).
Um dem zunehmenden Spielraumverlust entgegenzuwirken, wurden in den 60er und 70er Jahren vermehrt Spielplätze eingerichtet, die, wie Spielplatzstudien ergaben, jedoch nur für Kleinstkinder interessant sind.
In den 80er Jahren wurden mit den verkehrsberuhigten Straßen erneute Maßnahmen eingeleitet. Allerdings brachten diese das Kinderspiel auch nur bedingt auf die Straße zurück. Dass sich die Straße als Spieltreff wieder belebt verhindert mutmaßlich der allgemeine Geburtenrückgang, aber auch das attraktive Angebot an Spielsachen und elektronischen Geräten.
„Insgesamt kann für das Aufwachsen von Kindern in städtischen Wohnquartieren heute eine mangelnde Erfahrung mit großmotorischem Spiel im Freien vor allem in Form selbstinszenierten und zeitlich länger andauerndem Spiels konstatiert werden“ (Sobczyk & Landau 2003, 19).
Gleichwohl wurde festgestellt, dass die Mehrzahl der Kinder einen hohen Zeitanteil in organisierten Gruppen verbringt, indem sie ein vielseitiges Angebot an betreuten Kursen, wie z.B. Musik-, Mal-, Nachhilfkurse und auch über die Sportvereine angebotene Sportkurse, nutzt, anstatt wie früher üblich mit den Nachbarskindern zu spielen. „Die Freizeitgestaltung ist für dieses Kinderklientel stärker terminiert. Bildungsbewusste Eltern suchen für ihre Kinder Vorteile bezüglich deren schulische Laufbahn zu erlangen und belegen verstärkt solche Kurse. Die Veränderung des Spielverhaltens vom Straßenspiel zum institutionalisierten Spiel, führt auch zu einer Veränderung des Raumverhaltens der Kinder“ (Sobczyk & Landau 2003, 19). Man spricht in diesem Zusammenhang von einer „Verinselung“.
3.1.4 Die veränderte Bewegungswelt und ihre Auswirkungen
Die Bewegungsentwicklung von Kindern wird auch durch die aufgezeigten Tendenzen der „Verhäuslichung“ und „Verinselung“ kindlicher Lebenswelt beeinflusst. Einen großen Teil ihrer Freizeit verbringen Kinder einerseits in Innenräumen, wobei überwiegend kleinmotorische Bewegungsleistungen gefordert werden. Auf der anderen Seite gehen die Kinder schon sehr früh (mit vier bis sechs Jahren) in die institutionalisierten Trainingskurse spezieller Sportartenvorbereitung.
Als Konsequenz hat dies eine zunehmende Spezialisierung des Freizeitlebens der Kinder, sowie den Verlust selbstständigem Handelns. „Die Umwelt steht dem Kind als etwas „Fertiges“ gegenüber, das Fachleute für die Kinder produzieren und damit festlegen. Ein aktives Eingreifen und Verändern ist für die Kinder erheblich eingeschränkt“ (Sobczyk & Landau 2003, 20). Die Möglichkeiten eigenständige Erfahrungen zu machen, haben sich durch den Verlust des Straßenspiels und den Einsatz institutioneller Angebote verschlechtert. In diesem Zusammenhang wird eine „Entwertung“ des wohnungsnahen Lebensraums der Kinder beklagt. Das Selbsterobern der Räume wurde durch Spielplätze ersetzt. Diese eigens für Kinder parzellierten Räume bieten in ihrem Spiel- und Bewegungsangebot wenig Chancen an Selbstinitiative. Dadurch kommt es zum Verlust an elementaren Erfahrungen (beispielsweise einen kleinen Bach stauen oder ein Feuerchen machen).
Die Kinder erleiden durch die Bewegungseinschränkungen, die sie in der technisierten Welt erfahren, Defizite. So haben 50-65% der Kinder Haltungsschwächen, 30-40% Koordinationsschwächen, mehr als 30% sind übergewichtig und 20-25% leiden an Herz-, Kreislaufschwächen oder Kreislaufregulationsschwächen. Die körperliche Leistungsfähigkeit von Grundschulkindern hat sich in den letzten 20 Jahren um 20% verschlechtert (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 20f.).
3.2 Veränderungen in der schulischen Bewegungswelt
„Einerseits beklagen Pädagogen die zunehmende motorische Unsicherheit bzw. motorische Unruhe (Hypermobilität) bei ihren Klassen, andererseits ist Schule selbst als bewegungseinschränkende Institution als sogenannte „Sitzschule“ in Kritik geraten“ (Sobczyk & Landau 2003, 22).
In erster Linie ist die Schule innenarchitektonisch als Zweckraum zur Wissenschafts-, Kenntnis- und Technikvermittlung eingerichtet. Dass bedeutet, dass Erlernen von Lesen, Schreiben, Rechnen und Sachwissen im Vordergrund steht. In der Schule herrscht eine stringente Ordnung: das Mobiliar steht geordnet im Klassenzimmer und jeder Schüler kennt seine genaue Position. Bis auf wenige kleinmotorische Abläufe wie Schreiben, das auf- und zuklappen von Büchern, das führen von Stifte und Mundbewegungen, ist der Schulkörper stillgelegt. Überflüssige Bewegungen erwecken sofort Aufmerksamkeit und werden in einem disziplinierten Unterricht von der Lehrperson nicht zugelassen. „Nicht zuletzt wohl die mangelnde Bewegungsbelastung im heutigen Lebensalltag von Kindern und den daraus resultierenden Folgen für deren Bewegungsentwicklung sensibilisierte die Schulpädagogen auch für die Art der Organisation des Lernortes „Schule“. Die Kritik der bewegungsfeindlichen Schule entstand“ (Sobczyk & Landau 2003, 22). Aufgrund dieser Kritik und des Tatbestandes defizitärer motorischer Entwicklungen, sind Reformvorschläge, die für eine bewegungsfreundliche Schule plädieren, entwickelt und eingeleitet worden. In einer „Bewegten Schule“ erlaubt ein handlungsorientierter Unterricht Bewegung als Unterrichtsprinzip zu nutzen. Die Schüler sollen über Wahrnehmen und Bewegen, über ein aktives Thematisieren der gestellten Aufgaben die Welt als ganzheitlich verstehen. Zu einer Bewegten Schule gehört bewegtes Lernen, bewegtes Sitzen, angepasstes Schulmobiliar, Schulzimmergestaltung, mentale Entspannung, Entlastungsbewegungen, bewegte Pausengestaltung und wahrnehmungsbezogener Sport (vgl. Sobczyk & Landau 2003, 22ff.).
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