Maria Montessori, geboren 1870 in der Nähe von Ancona, absolvierte zunächst eine
vierjährige technische Ausbildung sowie ein Studium der Mathematik und
Naturwissenschaften, bevor sie 1892 – als erste Frau in Italien! – zum Medizinstudium
zugelassen wurde. Nach ihrer Promotion begann sie ihre ärztliche Praxis mit der Betreuung
einer Gruppe behinderter Kinder. Diese Arbeit erweckte ihr pädagogisches Interesse, und sie
begann mit der Entwicklung von didaktischem Übungsmaterial, das sie bald für den
Gebrauch bei normalen Kindern ausbaute. Zahlreiche Vorträge und die Verbreitung ihrer
Schriften machten ihr pädagogisches System als „Montessori-Erziehung“ in vielen Ländern
auch außerhalb Europas bekannt.
1907 eröffnete Montessori ihr erstes Kinderhaus, die „Casa dei Bambini“, in einem
römischen Arbeiterviertel. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen erzieherischen Erfolge wurde
die „Casa“ zur Attraktion, und weitere Kinderhäuser wurden nach diesem Modell in Rom und
Mailand eingerichtet, später auch im Ausland, in England, Australien, USA, wo sie zunächst
privat von sozial engagierten Angehörigen der Mittel- und Oberschicht gefördert wurden.
Mussolini unterstützte die Gedanken Montessoris in Italien und setzte sich für die Einführung
ihres Systems an Schulen ein. Im nationalsozialistischen Deutschland wurde die Bewegung
verboten und ihre Bücher verbrannt. Nach dem 2. Weltkrieg lebte das Interesse an den
Montessori-Ideen wieder auf, weitere Schriften wurden veröffentlicht und übersetzt,
Montessori stellte ihr System weltweit auf pädagogischen Kongressen vor, richtete
Ausbildungskurse für Lehrer ein. Bis heute setzt sich die 1929 gegründete Association
Montessori Internationale für die Fortführung ihres Werkes im Dienste der Kindheit ein. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Montessori
- Kinderhaus und Grundschule
- Maria Montessori (1870-1952)
- Das Kind als Baumeister seiner selbst
- Grundsätze der Erziehung
- Die vorbereitete Umgebung
- Die Freiarbeit mit dem Montessori-Material
- Lernziele
- Waldorf
- Rudolf Steiner (1861-1925)
- Anthroposophie als Grundlage der Waldorfpädagogik
- Grundzüge der Waldorfschule
- Widersprüche
- Was macht die Waldorfschule für Eltern so attraktiv?
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den alternativen Schulsystemen Montessori und Waldorf. Sie analysiert die jeweiligen pädagogischen Konzepte und deren Entwicklung, wobei ein besonderer Fokus auf den anthroposophischen Grundlagen der Waldorfpädagogik liegt.
- Das Kind als eigenständiger Lernender
- Die Bedeutung von Freiheit und Selbstbestimmung in der Erziehung
- Die Rolle der vorbereiteten Umgebung und des Montessori-Materials
- Die anthroposophische Weltanschauung als Grundlage der Waldorfpädagogik
- Kritik an den Erziehungsmethoden der Waldorfschule
Zusammenfassung der Kapitel
Montessori
Kinderhaus und Grundschule
Maria Montessori, eine italienische Ärztin und Pädagogin, entwickelte ein pädagogisches System, das auf den natürlichen Lernbedürfnissen des Kindes basiert. Ihre Arbeit mit behinderten Kindern weckte ihr Interesse an der Pädagogik, und sie begann, didaktische Materialien zu entwickeln, die sie später für den Gebrauch bei normalen Kindern ausbaute. Montessori glaubte, dass Kinder eine natürliche Lernlust besitzen, die sich in "sensiblen Phasen" äußert. In diesen Phasen sind Kinder besonders empfänglich für bestimmte Reize und entwickeln ihre Sinne und Fähigkeiten, wie Sprechen, Laufen, Rechnen und Lesen. Montessori betonte die Bedeutung der Selbstständigkeit und forderte die Eltern und Lehrer auf, dem Kind zu vertrauen und es als eigenständige Persönlichkeit zu respektieren.
Die Montessori-Erziehung basiert auf einigen grundlegenden Prinzipien, die sie von der Regelschule unterscheiden. Die Erziehung muss sich dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes anpassen und nicht umgekehrt. Kinder lernen zwar alles, was auch in der Regelschule angeboten wird, bestimmen aber den Rhythmus und die Reihenfolge ihres Lernens selbst. Montessori-Schulen zeichnen sich durch eine "vorbereitete Umgebung" aus, die dem Kind entsprechende Impulse gibt, seinen Bedürfnissen zu folgen. Diese Umgebung umfasst kindergerechte Möbel und Gebrauchsgegenstände, die das Kind selbst bedienen kann, sowie ausreichend Platz für Bewegung und Arbeit.
Das Montessori-Material besteht aus Übungsmaterialien, an denen Kinder ihre Sinne, ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten in kleinen Schritten erproben können. Das Material ist so konzipiert, dass jedes Kind damit selbstständig arbeiten kann, entweder allein oder in kleinen Gruppen. Es soll jedem Kind frei zugänglich sein, aber jeweils nur einmal vorhanden sein, um die Attraktivität des Materials zu steigern und das soziale Verhalten der Kinder zu fördern. Jedes Material enthält nur eine Schwierigkeit, z.B. Größe, Farbe, Form oder bestimmte Materialeigenschaften, die in Grundfertigkeiten, wie Schleifen binden oder Wasser in Gefäße gießen, einführen.
Lernziele
Montessori-Schulen sind keine Sonderschulen, sondern unterliegen, was die Lerninhalte betrifft, den staatlichen Vorgaben. Sie unterscheiden sich aber grundsätzlich von der Regelschule in der Art und Weise, wie diese Inhalte vermittelt werden. Der Frontalunterricht wird weitgehend durch die Freiarbeit ersetzt. Durch die Arbeit mit dem Material lernen die Kinder selbstbestimmtes Handeln ohne Zwang und Leistungsdruck, denn an Montessoschulen gibt es keine Notenzeugnisse. Darüber hinaus ist auch die Entwicklung sozialer Fähigkeiten ein zentraler Anspruch der Montessori-Erziehung. Die Mischklassen, aber auch die Möglichkeit, in kleinen Gruppen zu arbeiten, fördern das soziale Verhalten der Kinder, das in der leistungsorientierten Regelschule häufig vernachlässigt wird.
Waldorf
Rudolf Steiner (1861-1925)
Rudolf Steiner, ein österreichischer Philosoph, Pädagoge und Anthroposoph, gründete die Waldorfschule, die auf seinen anthroposophischen Ideen basiert. Steiner glaubte, dass der Mensch aus vier "Leibern" besteht: dem physischen Leib, dem Ätherleib, dem Astralleib und dem Ich-Leib. Diese Leiber entsprechen vier Stufen der Erkenntnis: der sinnlich-materiellen, der imaginativen, der inspirativen und der intuitiven. Steiner betonte die Bedeutung der menschlichen Entwicklung im 7-Jahresrhythmus und entwickelte eine Lehre von den Temperamenten, die für die Erfassung der Schülerpersönlichkeit grundlegend ist.
Steiner glaubte, dass der Mensch im Kleinen ein Kosmos und der Kosmos im Großen ein Mensch ist. Demnach entspricht die Menschheitsgeschichte der Weltenentwicklung, und die Entwicklung des einzelnen Menschen wiederholt die Menschheitsgeschichte. Das Kind durchlebt in seinem Entwicklungsprozess also die gesamte Weltgeschichte.
Grundzüge der Waldorfschule
Die Waldorfschule versteht sich nicht als "Veranstaltung des Staates", sondern als Privatschule, die von Eltern und Lehrern gemeinsam gegründet wird. Sie verwaltet sich selbst über das Lehrerkollegium, einen Schulrektor gibt es nicht. Der Lehrplan orientiert sich an der Entwicklung der "Leiber", Fremdsprachen werden demnach bereits ab den ersten beiden Klassen unterrichtet. Auf die künstlerische Erziehung und körperliche Betätigung, z.B. durch Werken, Hand- oder Gartenarbeit, wird besonderer Wert gelegt. Der Unterricht gliedert sich in sogenannte "Epochen", das sind vierwöchige Themenblöcke, die jeweils einen Monat lang ein bestimmtes Thema behandeln. Es gibt keine offiziellen Lehrbücher, bis auf die waldorfgemäßen Lesebücher, stattdessen werden "Epochenhefte" angelegt, in die die Schüler alles schreiben können, was innerhalb einer Epoche behandelt wird. Es gibt kein Sitzenbleiben, keine Zensuren und ursprünglich auch kein Abitur, da die Waldorfschule nicht leistungsorientiert ist.
Eine zentrale Institution der Waldorfschule ist der Klassenlehrer, der die ihm anvertraute Klasse acht Jahre lang leitet, bis ihn dann die Fachlehrer ablösen. Da es keinen Rektor gibt, stellt der Klassenlehrer für die Kinder die oberste Autorität der Schule dar. Bis zur achten Klasse bleibt auch der Stundenplan für alle Schüler gleich: morgens finden zwei Stunden "Hauptunterricht" statt, der vom Klassenlehrer erteilt wird und ein sehr breites allgemeinbildendes Wissensspektrum umfasst. Dem Hauptunterricht folgen drei bis vier Stunden Sprachunterricht, anschließend werden die Schüler körperlich beschäftigt mit Turnen, Eurythmie, Handwerk, Handarbeit, Gartenbau oder Technologie.
Widersprüche
Viele der zunächst sehr verlockenden Merkmale, mit denen die Waldorfschule für sich wirbt, erweisen sich bei näherer Betrachtung als leere Versprechungen. So widerlegt Paul-Albert Wagemann, ein ehemaliger Waldorflehrer und Nicht-Anthroposoph, den allseits gerne zitierten Slogan "angstfrei lernen". Zwar haben Waldorflehrer weder Zensuren noch die Drohung des Sitzenbleibens noch auch einen Rektor als Mittel, um sich bei den Schülern Autorität zu verschaffen. Dafür kennen sie aber andere Formen der Einschüchterung, gegenüber denen die Note fast harmlos erscheint. Zum Beispiel wird in den christlich, genauer anthroposophisch-christologisch geprägten Schulen häufig Druck durch Moralpredigten, vor allem bei kleinen Kindern, ausgeübt. Diese Form der Demütigung trifft das Kind im tiefsten seines Seelenlebens.
Wagemann beschreibt Formen der Bestrafung, die selbst bis zu körperlicher Züchtigung gehen. Einer der Gründe, weshalb die allgemein für eine sanfte Pädagogik stehen, zu solch krassen Mitteln greifen, ist nach Meinung Wagemanns ihre eigene seelische Unausgeglichenheit. Zunächst seien vor allem die Klassenlehrer durch die Fülle der Aufgaben und durch den hinzukommenden Druck der ständigen Kontrolle durch das Kollegium in unzähligen Konferenzen oft psychisch und physisch überfordert. Kaum ein Klassenlehrer hält die acht vorgesehenen Jahre mit einer Klasse durch, viele erkranken oder verschaffen sich Luft, indem sie ihre Überforderung an den Schülern auslassen.
Wagemann kritisiert auch die weitgehende passive Lernmethode, die in Waldorfschulen angewendet wird. Die Schüler lernen hauptsächlich durch Nachsprechen, Auswendiglernen, Abschreiben, Malen, Rezitieren und Singen im Chor. Eine solche Methodik könne kaum zur Selbstbestimmung und Individualität führen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen alternative Schulsysteme, Montessori-Pädagogik, Waldorfpädagogik, Anthroposophie, Selbstbestimmung, Freiarbeit, vorbereitete Umgebung, Montessori-Material, Lernziele, Erziehung, Kinderhaus, Grundschule, Rudolf Steiner, Entwicklung, Temperamente, Widersprüche, Kritik, Kritik an der Waldorfschule, Kritik an der Waldorfpädagogik, Kritik an der Anthroposophie.
- Citation du texte
- Anna Purath (Auteur), 1999, Alternative Schulsysteme: Montessori und Waldorf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6861
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