Das Erste Kapitel der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Nach einem kurzen chronologischen Abriss bzgl. der Entwicklung hin zur Psychoanalyse werden einzelne Elemente dieser Therapiemethode dargestellt. Ich möchte bereits in der Einleitung erwähnen, dass Freuds psychoanalytische Erkenntnisse trotz vielseitiger Kritiken mit anhaltender Wirkung in fast alle Geisteswissenschaften eingedrungen sind. Ihre Einflüsse sind beispielsweise in der Erziehung, Philosophie, Anthropologie oder Soziologie festzustellen (Rattner 1995, S. 3). Um den Bezug der Psychoanalyse zur Pädagogik herauszufinden, beschäftige ich mich im Zweiten Kapitel mit der Schulrichtung der Psychoanalytischen Pädagogik (im Folgenden PP genannt). Neben Pionieren dieser Richtung wie Ekstein oder Bettelheim werde ich besonders auf die Arbeit von Siegfried Bernfeld eingehen. Die Wahl dieses eher ungewöhnlichen und weniger bekannten Vertreters der PP begründe ich damit, dass er bereits im Jahr 1925 In seinem Werk „Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung“ auf wichtige Grenzen dieser Richtung hingewiesen hat. Seine psychoanalytische Herangehensweise an die Pädagogik unterscheidet sich von den eher praxisorientierten Methoden anderer, z.T. oben genannter Vertreter. Das letzte Kapitel zeigt kritische Stimmen zur Psychoanalyse und Pädagogik auf. Es soll deutlich werden, welche Gründe zum Ende der PP führten. Im abschließenden Fazit soll auf die Grundfrage zum Nutzen psychoanalytischer Erkenntnisse für die Pädagogik eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Auf dem Weg zur Psychoanalyse
2.1 Das Anliegen
2.2 Das Instanzenmodell
2.3 Die Libidotheorie
2.4 Die Neurosenquelle der Psychoanalyse
3. Meilensteine der Psychoanalytischen Pädagogik
3.1 Ein Pionier der Psychoanalytischen Pädagogik: Siegfried Bernfeld
3.1.1 Bernfelds Psychoanalytische Pädagogik
3.1.2 Zur Bedeutung des „sozialen Ortes“
3.1.3 Bernfelds Scheidelinie zwischen Pädagogik und Psychoanalyse
3.2. Das Ende der PP
4. Stimmen zur Psychoanalytischen Pädagogik
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Erste Kapitel der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Nach einem kurzen chronologischen Abriss bzgl. der Entwicklung hin zur Psychoanalyse werden einzelne Elemente dieser Therapiemethode dargestellt. Ich möchte bereits in der Einleitung erwähnen, dass Freuds psychoanalytische Erkenntnisse trotz vielseitiger Kritiken mit anhaltender Wirkung in fast alle Geisteswissenschaften eingedrungen sind. Ihre Einflüsse sind beispielsweise in der Erziehung, Philosophie, Anthropologie oder Soziologie festzustellen (Rattner 1995, S. 3).
Um den Bezug der Psychoanalyse zur Pädagogik herauszufinden, beschäftige ich mich im Zweiten Kapitel mit der Schulrichtung der Psychoanalytischen Pädagogik (im Folgenden PP genannt). Neben Pionieren dieser Richtung wie Ekstein oder Bettelheim werde ich besonders auf die Arbeit von Siegfried Bernfeld eingehen. Die Wahl dieses eher ungewöhnlichen und weniger bekannten Vertreters der PP begründe ich damit, dass er bereits im Jahr 1925 In seinem Werk „Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung“ auf wichtige Grenzen dieser Richtung hingewiesen hat. Seine psychoanalytische Herangehensweise an die Pädagogik unterscheidet sich von den eher praxisorientierten Methoden anderer, z.T. oben genannter Vertreter.
Das letzte Kapitel zeigt kritische Stimmen zur Psychoanalyse und Pädagogik auf. Es soll deutlich werden, welche Gründe zum Ende der PP führten. Im abschließenden Fazit soll auf die Grundfrage zum Nutzen psychoanalytischer Erkenntnisse für die Pädagogik eingegangen werden.
2. Auf dem Weg zur Psychoanalyse
Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, wurde am 6. Mai 1856 in Freiberg (heute: Pribor, Tschechien) als Sohn jüdischer Eltern geboren, und starb am 23. September 1939 in London. Von 1873 bis 1881 studierte und promovierte er im Fach Medizin. 1895 veröffentlichte er gemeinsam mit Josef Breuer die „Studien über die Hysterie“, in der zum ersten Mal seine Methode des freien Assoziierens genannt wird. Diese Methode soll die Hypnose und Suggestion ersetzen.[1] Am Beispiel der Patientin „Anna O.“ wurde verdeutlicht, dass die Hysterie ihren Anfang in sexuellen Fehlleistungen nimmt (vgl. Freud/ Gay 1993, S. 450). Bereits hier zeigt sich Freuds Überzeugung, die sich durch sein gesamtes Werk ziehen wird: er ist davon überzeugt, dass seelisches Leiden und die Bildung von Neurosen mit negativen frühkindlichen sexuellen Erfahrungen zu tun haben (z.B. Triebunterdrückung, Verbote). Die Libidophasen spielen eine wichtige Rolle. Sie werden in Punkt 2.3 genauer beschrieben.
Nach intensiver mehrjähriger Beschäftigung mit dem Phänomen der Träume stellt er fest, dass die Träume für die Lebenslage sowie die Persönlichkeit der Träumer symptomatisch seien. Im Jahr 1900 erschien sein Werk „Die Traumdeutung“, welches er selbst als sein größtes und wichtigstes ansah (vgl. Rattner 1995, S. 7). Die Traumdeutung bezeichnet eine Methode innerhalb von Freuds Psychoanalyse, die hier nicht weiter erläutert wird.
2.1 Das Anliegen
Das Menschenbild der Psychoanalyse geht davon aus, dass der Mensch von Geburt an egoistisch ist und daher nach egoistischer Selbsterhaltung strebe. Er befindet sich stets zwischen zwei Gegensätzen:
- der naturnahen Triebsteuerung (Lustprinzip)
- den sozialen Erfordernissen und Normen (Realitätsprinzip)
Beide Gegensätze wirken auf den Menschen ein. Die Triebstruktur wird durch die äußere Realität, die Gesellschaft, beeinflusst und kann Traumata bewirken (vgl. Sieland 1996, S.26).
Ziel der Psychoanalyse ist es, den Klienten durch Bewusstmachen verschütteter Seelenvorgänge wieder arbeits- und liebesfähig zu machen. Die Zielformel lautet: „Wo ES war, soll ICH werden“ (Auchter 1999, S. 11). Die Psychoanalyse geht davon aus, dass wenn der Klient seine Angst im Kontext seiner eigenen Biographie einordnen und verstehen kann, sein neurotischer Anteil als hintergründiger Hilferuf der Seele keine psychische Notwendigkeit mehr habe und sich somit auflösen könne. Täuschungen, Illusionen und Wahrnehmungsverzerrungen sollen aufgedeckt werden. Dazu muss der unbewusste Anteil des Seelenlebens – das ES – aufgedeckt werden, um in das Bewusstsein – das ICH – übertreten zu können (zum Instanzenmodell in Kapitel 2.2) (vgl. Auchter, 1999, S. 12). Dieser Schritt stellt das Heilungsmoment in der Psychoanalytischen Methode dar.
Zu betrachten ist die Psychoanalyse als eine Untersuchungsmethode, eine Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie, eine sich daraus entwickelnde Krankheitslehre sowie eine Behandlungsmethode (vgl. ebd., S. 11).
Im Folgenden sollen die wichtigsten Elemente der Psychoanalyse hervorgehoben werden. Eine detaillierte Darstellung der Theorie und Praxis der Psychoanalyse würde dem Ziel dieser Arbeit – die Spurensuche nach Verbindungselementen zwischen der Psychoanalyse und der Pädagogik – nicht dienen. Ich beschränke mich daher auf eine Erklärung der zwei topischen Modelle sowie der Libidotheorie.
2.2 Das Instanzenmodell
Freud unterscheidet in seiner Betrachtung des Menschen drei Instanzen:
- das ES
- das ICH
- das ÜBER-ICH
Freud geht davon aus, dass im ES die natürlichen, angeborenen Triebe angesiedelt sind. Da diese vom Bewusstsein größtenteils ins Unbewusste verdrängt werden, ist man ihnen hilflos ausgeliefert, weil sie aus dem Unbewussten heraus die menschliche Lebensführung beeinflussen (vgl. Rattner 1995, S. 18). Das ES wird daher mit dem Unbewussten gleichgesetzt. Um sich Zugang zum ES – dem Unbewussten – zu verschaffen, werden innerhalb der Psychoanalyse Methoden wie das freie Assoziieren oder die Traumdeutung verwendet (vgl. Auchter 1999, S.62).
Das ES wird als „Mutterboden“ des ICH und der ÜBER-ICH angesehen (vgl. Rattner 1995, S.19). Das ICH tritt in Erscheinung, wenn die Vorgänge innerhalb des ES eine Voraussicht und Bewusstheit in der Außenwelt erfordern. Selbstkritisches Denken sowie die Aufgabe, Steuerungs-, Regulations- und Kontrollorgan der Persönlichkeit zu sein, kennzeichnen das ICH. Es versucht zwischen den Ansprüchen des ES, des ÜBER-ICH sowie der Umwelt zu vermitteln und sucht nach rationalen Lösungen. Es agiert im Unterschied zum ES größtenteils bewusst. Den bewussten ICH-Funktionen wie Denken, Planen oder Erinnern stehen mit den Abwehrmechanismen unbewusste ICH-Funktionen gegenüber (vgl. URL: http://www.psa-kd.de/index.php?id=31). Beispielhaft werden hier drei Abwehrmechanismen dargestellt:
Verdrängung à irritierende, peinliche oder unangenehme Triebimpulse werden nicht ins Bewusstsein gelassen, sondern ins Unbewusste abgedrängt. Problematisch an diesem Mechanismus ist, dass das Verdrängte sich nicht im Unbewussten auflöst, sondern von dort aus weiter wirken kann.
Verleugnung à unangenehme oder schambesetzte Sinneseindrücke werden ignoriert oder übersehen.
Projektion à peinliche oder unangenehme Triebimpulse werden aus Angst vor Selbstwerteinbußen in die Außenwelt bzw. auf eine andere Person verlagert. Mit der Kritik an dieser Person kritisiert man sich eigentlich selbst.
(vgl. Prof. Dr. Faust, Volker: “Die Neurosen – Einst und Heute“, IN: URL: http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/ neurosen. html)
[...]
[1] Beim freien Assoziieren soll der Klient zu seiner Angst alles sagen, was ihm einfällt, ohne vorher über den Sinn nachzudenken und Schamgefühle zu entwickeln. Im Gegensatz zur Hypnose hat er hier die Möglichkeit, bei seinen Ausführungen wach zu sein, ohne „eingeschläfert“ zu werden wie bei der Hypnose.
- Quote paper
- Kerstin Meyer (Author), 2006, Psychoanalytische Pädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68375
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