Der Begriff der Bildung ist im Prozess der Geschichte einem ständigen Wandel unterworfen. Die Bedeutung dieses Begriffes und die Handlungsweisung, die ihm innewohnt, spiegelt immer auch die besonderen Konflikte und Arbeitswelten wieder, die bestimmend auf jedes Zeitalter wirken. Dieser Zusammenhang soll exemplarisch, anhand einer Präsentation der europäischen Bildungsgeschichte bewiesen werden. Diese Untersuchung beginnt mit der Bestimmung seines Gegenstands, der Bildung. Hierauf folgt eine kurze Zusammenfassung der europäischen Geschichte, innerhalb der sich der Bildungsbegriff entwickelte. Die Entwicklung der Bildungskonzepte wird im Folgenden dargestellt und endet in einem Kommentar zur Geschichtlichkeit der Bildungstheorien von Erich Weniger. Den Schluss bildet ein kurzes Resümee mit Blick auf den heutigen Bildungsdiskurs. [...]
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung und Gang der Untersuchung
2 Struktur des Gegenstandes
2.1 Die sachliche Dimension
2.2 Die zeitliche Dimension
2.3 Die soziale Dimension
2.4 Die wissenschaftliche Dimension
2.5 Die autobiografische Dimension
3 Historisches zum Bildungsbegriffs in Europa
4 Bildungskonzepte und Theoriengeschichte
4.1 Autonomie
4.1.1 Leibniz
4.1.2 Kant
4.1.3 Humboldt
4.2 Kategorialer Bildungsbegriff
4.3 Materialer Bildungsbegriff
4.4 Formaler Bildungsbegriff
5 Fortschritt oder Verfall des Gebildeten
5.1 Fortschritt
5.2 Verfall
5.3 Geschichtlichkeit der Bildungstheorien
6 Resümee
Literaturverzeichnis
1 Einleitung und Gang der Untersuchung
Der Begriff der Bildung ist im Prozess der Geschichte einem ständigen Wandel unterworfen. Die Bedeutung dieses Begriffes und die Handlungsweisung, die ihm innewohnt, spiegelt immer auch die besonderen Konflikte und Arbeitswelten wieder, die bestimmend auf jedes Zeitalter wirken. Dieser Zusammenhang soll exemplarisch, anhand einer Präsentation der europäischen Bildungsgeschichte bewiesen werden.
Diese Untersuchung beginnt mit der Bestimmung seines Gegenstands, der Bildung. Hierauf folgt eine kurze Zusammenfassung der europäischen Geschichte, innerhalb der sich der Bildungsbegriff entwickelte. Die Entwicklung der Bildungskonzepte wird im Folgenden dargestellt und endet in einem Kommentar zur Geschichtlichkeit der Bildungstheorien von Erich Weniger. Den Schluss bildet ein kurzes Resümee mit Blick auf den heutigen Bildungsdiskurs.
2 Struktur des Gegenstandes
Übereinstimmung darüber, was Bildung denn nun ist, gibt es nicht. Aber es können formal fünf Dimensionen des Bildungsbegriffs unterschieden werden, in denen sich der Diskurs über Bildung fast regelmäßig vollzieht.[1]
2.1 Die sachliche Dimension
Die sachliche Dimension befasst sich mit der Differenz von Bildungsinhalt und Bildungsgehalt und beschreibt die Diskussion, ob und welche Kenntnisse und Fähigkeiten einem bestimmten Lernstoff inhärent sind, und über ihren Inhalt hinaus bildend wirken.[2] Der Gegenstand der Syntax bietet hierfür ein erhellendes Beispiel, denn es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Erlernen der Grammatik, und der Bewältigung mehrdimensionaler Aufgaben. Die Grammatik stellt ein spezielles Ordnungssystem dar, und vermittelt die Fähigkeit Systeme zu erstellen und zu strukturieren.[3] In ähnlicher Weise steigert das Üben wissenschaftlicher Arbeitsmethoden die Fähigkeit, Erkenntnisse durch Argumente zu stützen, Urteile zu begründen, Tatsachenerhebungen von Werturteilen zu trennen u.a.m.[4]
2.2 Die zeitliche Dimension
Bildung braucht Geschichte.[5] Die Kenntnis geschichtlicher Epochen, im Besonderen von Zeiten großer Umwälzungen, wie Revolutionen, und ihre Bedeutung für den weiteren Verlauf der Geschichte, ist ein tragender Relieffeiler persönlicher Bildung. Das Wissen von Ideen und Weltbildern, und der Kontext indem sie entstanden und sich weiterentwickelten, tragen dazu bei größere Zusammenhänge zu erkennen und liefern einen Einblick in historische Hintergründe, die ein umfassendes Verständnis fördern.
2.3 Die soziale Dimension
Mit Bildung sind in der Regel normative Zumutungen verbunden, deren Akzeptanz sich nicht von selbst versteht.[6] Die Anerkennung zeitgemäßer Standards ist eine persönliche Entscheidung jedes Einzelnen und lässt sich nicht ohne Zustimmung erreichen. Darüber hinaus gewährleistet eine umfassende Bildung nicht zwangsläufig ein zählbares Resultat in Form einer lukrativen Anstellung.
Ein Gleichgewicht zu finden zwischen Lehrinhalten, die Interesse und Neugier fördern, Kenntnissen, die nicht vernachlässigt werden sollten, und Aufgaben, die für den Schüler unbrauchbar erscheinen, ist die große Herausforderung der Bildung.[7] Ihr Eigenwert muss sichtbar und erfahrbar sein.
2.4 Die wissenschaftliche Dimension
Die Pädagogik stellt die wissenschaftliche Seite von Erziehung und Bildung dar, und befasst sich mit den Methoden , den Möglichkeiten, dem Sinn, und den Grenzen von bildungsvermittelnden Institutionen und Einrichtungen.[8] Ihr Arbeitsbereich reicht von praktischer Bildungsreflexion bis zu theoretischen Analysen der bildenden Möglichkeiten, wobei sie im engen Zusammenhang zu ihren Schwesterdisziplinen steht, der Soziologie, Psychologie, Philosophie, Geschichte, Politik, Betriebswirtschaft u.a.m.
2.5 Die autobiografische Dimension
Es gibt viele verschiedene Formen von Bildung. Was immer Pädagogik und Erziehungswissenschaft über den Bildungsbegriff verfügen, es sind immer Interpretationen, deren Wahrheit oder Angemessenheit für den einzelnen immer noch unentschieden sein kann und vielleicht sogar sein muss. Sie fungieren eher als Berater, denn als Könige.
3 Historisches zum Bildungsbegriffs in Europa
Der Bedeutungszusammenhang des Begriffes „Bildung“ im Hinblick auf Erziehung und Persönlichkeitsentwicklung entstand im 18.Jahrhundert. Zu dieser Zeit ist im Hintergrund der Bildung unverkennbar eine christlich-religiöse Lehre präsent, deren Säkularisierung sich über einen langen historischen Zeitraum hinzieht, und die das Bild des Menschen unter zwei Gesichtspunkten betrachtet. Zum einen herrscht die Vorstellung vom Menschen als das Ebenbild Gottes, zum anderen die Idee von der Verderbtheit des Menschen.
Im frühen 19.Jahrhundert entwickelt sich hieraus, unter dem Einfluss von Leibniz und Herder, die neuhumanistische Bildungstheorie, die die Förderung von Humanität und Glückseligkeit an erste Stelle rückt und eine ganz neue Vorstellung von „Bildung zur Vollkommenheit“ vertritt. Diese neue Bedeutung von Vollkommenheit knüpft an das Konzept von Rousseau an, der die größte Glückseligkeit und Reinheit des Menschen in seinem Naturzustand vermutet, und dadurch eher seine Umwelt als verderbt identifiziert.
Der moderne Erziehungsgedanke entwickelt sich in Deutschland mit der fortschreitenden Industrialisierung und der Entstehung des Bürgertums. Die preußische Reformpolitik nach den Napoleonischen Kriegen, konstituierte zu Beginn des 19.Jahrhunderts unser heutiges Schulwesen mit seiner höheren und niederen Bildung.[9]
4 Bildungskonzepte und Theoriengeschichte
Der Begriff der Bildung wird bis ins 18.Jahrhundert hinein ausschließlich im Zusammenhang mit biologischen Wachstumsprozessen von Pflanzen, Tieren, Mineralien und Menschen verwandt. Erst Leibniz schlägt von hier aus einen Bogen zu inneren Entwicklungsprozessen des Menschen.
4.1 Autonomie
Am Anfang der Geschichte der pädagogischen Bildungstheorie steht das Werk Wilhelm von Humboldts.
4.1.1 Leibniz
Das Konzept der Autonomie basiert auf der „Bildungslehre“ von Leibniz. Er entwickelt den Begriff der „Monaden“, die elementare Bausteine der Welt darstellen. Sie sind ihrer Natur nach unverwechselbar, nicht beeinflussbar, und streben selbsttätig nach Vollkommenheit. Dieses Streben nennt er „Entelechie“.
Sämtliche Monaden spiegeln in ihrer jeweiligen „Eigentümlichkeit“ als Mikrokosmos, das Universum – den Makrokosmos – insgesamt lebendig wider.[10]
4.1.2 Kant
Kants Konzept der moralischen Autonomie stellt mithilfe seines „kategorischen Imperativ“ explizit die Selbstbestimmung des Menschen in den Mittelpunkt: „Handle so, als ob die Maxime deines Handelns jederzeit allgemeines Gesetz sein werde“. In der moralischen Person ist, laut Kant, immer auch die gesamte Menschheit repräsentiert.[11]
[...]
[1] Vgl. Langewand (1994), S.74.
[2] Vgl. Langewand (1994), S.75.
[3] Vgl. Müller-Michaels (1996), S.38.
[4] Vgl. Müller-Michaels (1996), S.40.
[5] Langewand (1994), S.74.
[6] Ebenda.
[7] Vgl. Klafki (1963), S.76.
[8] Ebenda.
[9] Vgl. Langewand (1994), S.72f.
[10] Langewand (1994), S.76.
[11] Vgl. Kant (1963), S. 211.
- Citar trabajo
- Nils Prinz (Autor), 2004, Bildungsdiskurs im Wandel der Zeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68056
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