Unter dem Begriff Betriebssport wird eine besondere Erscheinungsform des Sports verstanden, die durch charakteristische Beziehungen zu Unternehmungen gekennzeichnet ist. Seit mehr als 100 Jahren wird der Betriebssport noch immer gefördert, vor allem von industriellen Großunternehmen.
Während der Breiten- und Leistungssport in all seinen komplexen Zusammenhängen und in seiner Vielfalt weitreichend erforscht ist, wurde dem Betriebsport in Deutschland als Bestandteil betrieblicher Sozialpolitik dagegen nur in geringem Maß Beachtung geschenkt. So existiert zu diesem Thema wenig Literatur, die überwiegend aus den 70er und 80er Jahren stammt, einer Zeit, in der die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung um den Betriebsport sich auf ihrem Höhepunkt befand. Eine besondere Funktion als immaterielle Sozialleistung wird dem Betriebsport nach wie vor zugeschrieben, was auf seine Bedeutung hinsichtlich gesundheitspräventiver Maßnahmen zurückzuführen ist: In der Absicht, krankheitsbedingte Personalkosten senken zu können, versucht man einen sportlichen Ausgleich für berufliche Tätigkeiten zu bieten und der zunehmenden Bewegungsarmut am Arbeitsplatz sowie im Freizeitbereich entgegenzuwirken.
In dieser Arbeit wird das Thema Betriebssport unter dem Gesichtspunkt der Verflechtung von sportlich-gesundheitlichen und betrieblichen Zielen aus interessenpluraristischer Perspektive betrachtet.
Im Rahmen der interessenpluralistischen Analyse werde ich unter anderem der Frage nachgehen, ob mit der Unterstützung betrieblicher Sportaktivitäten wirtschaftliche Erwägungen im Zentrum stehen und somit Bestrebungen zur Humanisierung des Arbeitslebens bzw. zur Gesundheitsförderung der MitarbeiterInnen in den Hintergrund treten. Dem Betriebssport - diese Annahme sei bereits zu Beginn der Arbeit vertreten - kommt dabei die Funktion eines Mittels zur ′Vergemeinschaftung des Personals′ zu. Des Weiteren möchte ich mögliche Gründe für die Teilnahme der ArbeitnehmerInnen am betrieblich organisierten Sport aufzeigen. Dies beinhaltet die Frage, welche ihm eigenen Möglichkeiten, die im öffentlichen Sport nicht vorhanden sind, der Betriebssport bietet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Betriebliche Sozialpolitik als Bestandteil betrieblicher Personalpolitik
- 2.1 Organisation aus politischer Perspektive
- 2.2 Betriebliche Personalpolitik
- 2.3 Betriebliche Sozialpolitik
- 2.3.1 Begriffsbestimmung
- 2.3.2 Wurzeln der Betrieblichen Sozialpolitik: Ein Überblick über die historische Entwicklung
- 2.3.3 Betriebliche Sozial- bzw. Zusatzleistungen
- 3 Betriebssport
- 3.1 Vom Sport zum Betriebssport
- 3.2 Geschichtliche Entwicklung des Betriebssports
- 3.3 Gegenwärtige Situation des Betriebssports
- 3.3.1 Erscheinungsformen
- 3.3.2 Organisationsgrad und Umfang
- 3.3.3 Ausgewählte Beispiele für betriebssportliche Angebote
- 3.4 Funktionen des Betriebssports
- 4 Positionen ausgewählter Interessengruppen zum Betriebssport
- 4.1 Gewerkschaften
- 4.2 Arbeitnehmerinnen
- 4.3 Arbeitgeberinnen-Verbände
- 4.4 Deutscher Sportbund
- 4.5 Unternehmensleitungen
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Betriebssport unter dem Gesichtspunkt der Verflechtung von sportlich-gesundheitlichen und betrieblichen Zielen aus interessenpluralistischer Perspektive. Ziel ist es, die unterschiedlichen Positionen der am Betriebssport beteiligten Akteure zu beleuchten und zu analysieren, inwiefern wirtschaftliche Erwägungen die Gestaltung des Betriebssports beeinflussen und somit die Förderung der Mitarbeitergesundheit in den Hintergrund rücken könnten.
- Entwicklung und Bedeutung der betrieblichen Sozialpolitik
- Einfluss von Interessenpolitik auf Organisationsstrukturen
- Geschichtliche Entwicklung und gegenwärtige Situation des Betriebssports
- Funktionen und Ziele des Betriebssports aus unterschiedlichen Perspektiven
- Mögliche Gründe für die Teilnahme von Arbeitnehmern am Betriebssport
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der betrieblichen Sozialpolitik und zeigt die gesellschaftlich bedingten Veränderungen ihrer Ziele und Funktionen auf. Im dritten Kapitel wird das Thema Betriebssport aus (betriebs)sportlicher Perspektive betrachtet. Es werden die Erscheinungsformen, der Organisationsgrad, der Umfang und mögliche Funktionen des Betriebssports dargestellt. Ausgewählte Beispiele verdeutlichen die vielfältigen Ausprägungen. Kapitel 4 untersucht die unterschiedlichen Positionen der am Betriebssport beteiligten Interessengruppen, darunter Gewerkschaften, Arbeitnehmerinnen, Arbeitgeberinnen-Verbände, Deutscher Sportbund und Unternehmensleitungen. Die Reihenfolge der Darstellung der einzelnen Akteure entspricht der Chronologie des Diskussionsverlaufs und den entsprechenden Veröffentlichungen.
Schlüsselwörter
Betriebssport, betriebliche Sozialpolitik, Interessenpluralismus, Organisationsstrukturen, sportliche und gesundheitliche Ziele, wirtschaftliche Interessen, Humanisierung des Arbeitslebens, Mitarbeitergesundheit, Arbeitnehmerbeteiligung, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Deutscher Sportbund, Unternehmensleitungen.
- Citation du texte
- Simone Pefferkofen (Auteur), 2000, Betriebssport als betriebliche Sozialleistung: Eine interessenpluralistische Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6801