Das Ziel jedes Menschen besteht darin, den vollkommenen zu erreichen. Das bedeutet, den völligen Frieden mit Gott, mit den Mitmenschen und mit sich selbst. Was den Menschen am Frieden hindert, ist zunächst seine Sünde. Sie zerstört die Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und zum eigenen Ich. Durch den Tod Jesu haben wir die völlige Vergebung unserer Sünden (vgl. 1 Joh 1,9). Durch Glauben haben wir den Frieden mit Gott erlangt (vgl. Röm 5,1). Unsere Errettung ist dadurch vollkommen.
Ist Seelsorge an der eigenen Seele dann noch notwendig? Wie sehr dies notwendig ist, macht Mulholland deutlich: „All zu oft wird der Glaube als etwas betrachtet, das unserer Persönlichkeit ‚aufgesetzt’ oder ‚übergestülpt’ wird und mit dessen Hilfe sich all unsere psychischen, physischen und geistigen Probleme lösen lassen. Wo dies geschieht, da werden die unter Umständen tatsächlich vorhandenen Probleme aber lediglich unterdrückt oder verdrängt oder mit einem ‚geistlichen Anstrich’ versehen, der die Lösung bringen soll. Man sagt dem Menschen zum Beispiel: ‚Du musst nur ernsthafter beten, öfter in die Kirche gehen, häufiger in der Bibel lesen, Gott mehr gehorchen, unerkannte Sünde in deinem Leben beseitigen, dann wird alles gut.’ Das ist, wie wenn man einem Menschen mit einem gebrochenen Bein empfiehlt, er müsse nur mehr laufen und die Muskeln kräftigen.“ 1 Was den erlösten Menschen weiterhin zu Schaffen macht, ist ihr „alter Adam“, der noch in ihnen steckt und ein Leben in vollkommener Heiligung verhindern will (vgl. Röm 7,15.19). 2 Schneider fragt zurecht: „Wo erfährt der Glaubende die neue Wirklichkeit der Auferstehung und wo spürt er, dass er ‚neues Leben’ empfangen hat?“ 3 Unser Glaube (auch mein persönliches Glaubensleben!) besteht meiner Erfahrung nach viel zu sehr aus dogmatischen Lehrsätzen, die wir kognitiv anerkennen, aber noch nicht erleben. Und an diesem Punkt setzt die Seelsorge an. Ihr Ziel ist es, den Christen zu einem heiligen Lebensstil zu verhelfen. 4 Dazu müssen die Lebensmuster des „alten Adam“ aufgedeckt und durchbrochen werden. Nur so kann das neue Leben erlebt und gelebt werden. [...]
Inhalt
Einführung
1. Was ist die „Seele“?
1.1 Der hebräische Begriff שפנ
1.2 Der griechische Begriff ψυχή
1.3 Trennung zwischen Seele und Geist?
1.4 Fazit
2. Biblische Aufforderungen zur Seelsorge an der eigenen Seele
3. Was hindert die Seelsorge an der eigenen Seele?
4. Merkmale der Seelsorge an der eigenen Seele
4.1 Hören auf Gott
4.2 Sich selbst erkennen
4.3 Beichten
Literaturverzeichnis
Einführung
Das Ziel jedes Menschen besteht darin, den vollkommenen םולש zu erreichen. Das bedeutet, den völligen Frieden mit Gott, mit den Mitmenschen und mit sich selbst. Was den Menschen am Frieden hindert, ist zunächst seine Sünde. Sie zerstört die Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und zum eigenen Ich. Durch den Tod Jesu haben wir die völlige Vergebung unserer Sünden (vgl. 1 Joh 1,9). Durch Glauben haben wir den Frieden mit Gott erlangt (vgl. Röm 5,1). Unsere Errettung ist dadurch vollkommen.
Ist Seelsorge an der eigenen Seele dann noch notwendig? Wie sehr dies notwendig ist, macht Mulholland deutlich: „All zu oft wird der Glaube als etwas betrachtet, das unserer Persönlichkeit ‚aufgesetzt’ oder ‚übergestülpt’ wird und mit dessen Hilfe sich all unsere psychischen, physischen und geistigen Probleme lösen lassen. Wo dies geschieht, da werden die unter Umständen tatsächlich vorhandenen Probleme aber lediglich unterdrückt oder verdrängt oder mit einem ‚geistlichen Anstrich’ versehen, der die Lösung bringen soll. Man sagt dem Menschen zum Beispiel: ‚Du musst nur ernsthafter beten, öfter in die Kirche gehen, häufiger in der Bibel lesen, Gott mehr gehorchen, unerkannte Sünde in deinem Leben beseitigen, dann wird alles gut.’ Das ist, wie wenn man einem Menschen mit einem gebrochenen Bein empfiehlt, er müsse nur mehr laufen und die Muskeln kräftigen.“[1]
Was den erlösten Menschen weiterhin zu Schaffen macht, ist ihr „alter Adam“, der noch in ihnen steckt und ein Leben in vollkommener Heiligung verhindern will (vgl. Röm 7,15.19).[2] Schneider fragt zurecht: „Wo erfährt der Glaubende die neue Wirklichkeit der Auferstehung und wo spürt er, dass er ‚neues Leben’ empfangen hat?“[3] Unser Glaube (auch mein persönliches Glaubensleben!) besteht meiner Erfahrung nach viel zu sehr aus dogmatischen Lehrsätzen, die wir kognitiv anerkennen, aber noch nicht erleben. Und an diesem Punkt setzt die Seelsorge an. Ihr Ziel ist es, den Christen zu einem heiligen Lebensstil zu verhelfen.[4] Dazu müssen die Lebensmuster des „alten Adam“ aufgedeckt und durchbrochen werden. Nur so kann das neue Leben erlebt und gelebt werden.
Diese Ausarbeitung gliedert sich in mehrere Teile. Zunächst werde ich der Frage nachgehen, was überhaupt – nach Aussage der Bibel – die Seele ist. Dabei wird sich ein großes Bedeutungsspektrum im Alten Testament auftun, was im Neuen Testament bestätigt wird.
Im zweiten Teil werde ich die Notwendigkeit und das Ziel der Seelsorge an der eigenen Seele deutlich machen.
Im dritten Teil werde ich der Frage nachgehen, was die Seelsorge an der eigenen Seele hindert.
Im vierten und letzten Teil werde ich dann die Merkmale der Seelsorge an der eigenen Seele beschreiben.
1. Was ist die „Seele“?
1.1 Der hebräische Begriff שפנ
Das hebräische[5] Wort שפנ lässt sich nur schwer übersetzen, da es verschiedene Bedeutungsebenen besitzt. Es bedeutet ursprünglich „Kehle“, „Rachen“, „Schlund“ (vgl. Jes 5,14), kann aber auch den dort georteten Vorgang des Atmens kennzeichnen (vgl. Hi 41,13). Da das Atmen unverzichtbar ist für das Leben, kann שפנ als pars pro toto auch für ein Lebewesen stehen (vgl. Gen 1,20; 2,7; Ps 42,2), wobei interessant ist, dass auch tote Wesen mit diesem Begriff beschrieben werden (vgl. Lev 19,28). Andererseits wird der Tod mit dem Verlust der שפנ beschrieben (vgl. Gen 17,14).
Des weiteren wird die Seele mit „Blut gleichgesetzt (vgl. Gen 9,4).
Die שפנ ist auch der Ort der Gefühle und Empfindungen (vgl. Gen 42,21; Ps 84,3) sowie des Denkens (vgl. 1 Sam 20,4) und des Wollens (vgl. Gen 23,8).
Die שפנ wurde von Gott erschaffen und sehnt sich nach ihm (vgl. Ps 84,3). Ohne Gott kennt sie kein Glück (vgl. Klgl 3,17), mit Gott aber freut sie sich (vgl. Ps 94,19; Jes 61,10).
An der Formulierung von Gen 2,7 („So ward der Mensch eine lebendige Seele.“) wird deutlich, dass die שפנ kein einzelner Bestandteil des Menschen ist wie z. B. die Hand oder das Auge, er hat also keine שפנ, sondern er ist eine שפנ.
[...]
[1] R. Mulholland, Werden, wie Du mich meinst, Gießen, 1995, 11.
[2] Ich interpretiere Röm 7 im Sinne Martin Luthers so, dass sich der Text auf Christen bezieht. Dass es auch andere Meinungen hierzu gibt, ist mir durchaus bewusst.
[3] M. Schneider, Das neue Leben, Freiburg 1987, 16.
[4] Man muss m. E. die Zielsetzung der Seelsorge an Christen einerseits unterscheiden von der Zielsetzung der nichtchristlichen Psychotherapie, die das Ziel hat, die falschen Lebensmuster zu beheben, aber nicht zu Gott zu führen, andererseits aber auch von der Seelsorge an Nichtchristen, die das doppelte Ziel hat, die falschen Lebensmuster zu beheben und zu Gott zu führen.
[5] Vgl. zu diesem Kapitel: F. Rienecker, Seele, in: Lexikon zur Bibel, 201992, 1270-1274.
- Citar trabajo
- Dirk Fuisting (Autor), 2006, Seelsorge an der eigenen Seele, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67822
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