Spätestens seit der EU-Osterweiterung des Jahres 2004 finden sich klassische Industrieländer wie die Bundesrepublik in einem veränderten Wettbewerbsumfeld wieder. Vor allem bei Gütern von geringer technologischer Komplexität sind hier die neuen Mitgliedstaaten durch ihr niedriges Lohnniveau im Vorteil. Damit Unternehmen der klassischen Industrieländer dieser Entwicklung nicht zum Opfer fallen, sind sie darauf angewiesen, laufend hochqualitative Produkt- und Prozessinnovationen hervorzubringen. Bereits im Jahre 1983 konstatieren Blohm und Danert, dass „die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen […] in Zukunft mehr denn je durch [ihre] Innovationspolitik bestimmt [wird]“. Die wachsende Bedeutung von Innovationen führt dazu, dass auch der Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) als deren Grundlage zunehmend wichtiger wird. Dies drückt sich darin aus, dass die deutschen Ausgaben für F&E von 1995 bis 2005 um knapp die Hälfte gestiegen sind. Ferner bilden neue Produkte einen immer größeren Anteil am Unternehmensumsatz. Dementsprechend ist die Rolle der F&E als strategisches Instrument zur langfristigen Sicherung der Unternehmensexistenz allgemein anerkannt. Die aus der geschilderten Entwicklung resultierende Akzeleration der Innovationsschübe impliziert eine Abnahme der Verweildauer von Produkten auf dem Markt, d.h. eine Verkürzung der Produktlebenszyklen. Diese Kontraktion der Marktzyklen ist insofern problematisch, als dass weniger Zeit zur Amortisation der F&E-Aufwendungen zur Verfügung steht. Damit ist es nicht mehr finanzierbar, im F&E-Bereich Effektivitäts- und Effizienzdefizite durch höhere Ausgaben zu kompensieren. Hieraus erwächst die Forderung nach einem F&E-Management, das diese Defizite beseitigt. Ein solches F&E-Management mit zeitnahen, entscheidungsrelevanten Informationen zu versorgen, ist Aufgabe des F&E-Controllers. Die Schnittmenge zwischen F&E-Manager und F&E-Controller wird als „ F&E-Controlling “ bezeichnet und ist Gegenstand dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erfordernis eines Controllings im F&E-Bereich
- 1.1 F&E als strategisches Instrument
- 1.2 Effektivität und Effizienz von F&E-Aktivitäten
- 2 Synthese aus „F&E“ und „Controlling“
- 2.1 Aspekte der Forschung und Entwicklung
- 2.2 Controlling im weiteren Sinne
- 2.3 Charakteristika des F&E-Controllings
- 3 Evolution des F&E-Controllings
- 3.1 Operatives F&E-Projektcontrolling
- 3.2 Operatives Bereichs- und Programmcontrolling
- 3.3 Marktzielorientiertes F&E-Controlling
- 3.3.1 Prozesskostenrechnung in F&E
- 3.3.2 Target Costing in seiner „Reinform“
- 3.4 Strategisches F&E-Controlling
- 3.5 Innovationscontrolling
- 3.5.1 Product Lifecycle Costing
- 3.5.2 Performance Measurement und Balanced Scorecard
- 4 Rolle des F&E-Controllings in Vergangenheit und Zukunft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Notwendigkeit und Entwicklung eines Controllings im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) industrieller Unternehmen. Sie analysiert die Synthese aus F&E und Controlling, beleuchtet die verschiedenen Aspekte von F&E und deren Risikofaktoren, und beschreibt die Evolution des F&E-Controllings von operativen bis hin zu strategischen Ansätzen.
- Die Notwendigkeit eines effizienten F&E-Controllings im Kontext des globalisierten Wettbewerbs
- Die verschiedenen Aspekte von Forschung und Entwicklung (Grundlagenforschung, angewandte Forschung, Entwicklung)
- Die Evolution des F&E-Controllings von operativen zu strategischen Ansätzen
- Die Rolle des Controllings bei der Risikominimierung in F&E-Projekten
- Der zukünftige Stellenwert des F&E-Controllings für den Unternehmenserfolg
Zusammenfassung der Kapitel
1 Erfordernis eines Controllings im F&E-Bereich: Dieses Kapitel unterstreicht die wachsende Bedeutung von F&E als strategisches Instrument zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit im globalisierten Markt, insbesondere vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung und des damit verbundenen verschärften Wettbewerbs durch Länder mit niedrigen Lohnkosten. Die zunehmende Innovationsgeschwindigkeit und die damit verbundene verkürzte Produktlebensdauer machen ein effizientes F&E-Controlling unerlässlich, um Effektivitäts- und Effizienzdefizite zu vermeiden und die Amortisation der F&E-Aufwendungen zu sichern. Die Notwendigkeit eines F&E-Managements, das durch zeitnahe, entscheidungsrelevante Informationen unterstützt wird, wird herausgestellt, und das F&E-Controlling wird als dessen zentrale Aufgabe definiert.
2 Synthese aus „F&E“ und „Controlling“: Dieses Kapitel definiert den Begriff „F&E-Controlling“ als die Schnittmenge von Controlling und Forschung & Entwicklung. Es analysiert zunächst den Begriff „F&E“ selbst, indem es die systematische Kombination von Produktionsfaktoren, insbesondere menschliches Wissen und dessen subjektive Neuheit, als Grundlage von F&E-Aktivitäten beschreibt. Die verschiedenen Arten von Risiken im F&E-Bereich (technisch, zeitlich, kosten- und verwertungsbezogen) werden erläutert. Anschließend wird die Kategorisierung von F&E nach Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Entwicklung im Sinne des Frascati-Handbuchs vorgestellt und deren Bedeutung für die Strategieformulierung und Budgetaufteilung diskutiert.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: F&E-Controlling
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über F&E-Controlling. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselbegriffe. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit, Entwicklung und verschiedenen Ansätzen des F&E-Controllings in industriellen Unternehmen.
Welche Kapitel sind im Dokument enthalten?
Das Dokument umfasst folgende Kapitel: 1. Erfordernis eines Controllings im F&E-Bereich; 2. Synthese aus „F&E“ und „Controlling“; 3. Evolution des F&E-Controllings (inkl. Unterkapitel zu operativem Projekt- und Bereichscontrolling, marktzielorientiertem Controlling mit Prozesskostenrechnung und Target Costing, strategischem F&E-Controlling und Innovationscontrolling mit Product Lifecycle Costing und Balanced Scorecard); 4. Rolle des F&E-Controllings in Vergangenheit und Zukunft.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Die Seminararbeit untersucht die Notwendigkeit und Entwicklung eines Controllings im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) industrieller Unternehmen. Sie analysiert die Synthese aus F&E und Controlling, beleuchtet die verschiedenen Aspekte von F&E und deren Risikofaktoren, und beschreibt die Evolution des F&E-Controllings von operativen bis hin zu strategischen Ansätzen. Es geht um Effizienz und Effektivität von F&E-Aktivitäten im Kontext des globalisierten Wettbewerbs.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die wichtigsten Themen sind: die Notwendigkeit eines effizienten F&E-Controllings; die verschiedenen Aspekte von Forschung und Entwicklung (Grundlagenforschung, angewandte Forschung, Entwicklung); die Evolution des F&E-Controllings von operativen zu strategischen Ansätzen; die Rolle des Controllings bei der Risikominimierung in F&E-Projekten; und der zukünftige Stellenwert des F&E-Controllings für den Unternehmenserfolg.
Was wird im Kapitel "Erfordernis eines Controllings im F&E-Bereich" behandelt?
Dieses Kapitel betont die steigende Bedeutung von F&E als strategisches Instrument zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Es hebt die Notwendigkeit eines effizienten F&E-Controllings hervor, um Effektivitäts- und Effizienzdefizite zu vermeiden und die Amortisation der F&E-Aufwendungen zu gewährleisten, insbesondere angesichts des globalisierten Wettbewerbs und der schnelleren Innovationszyklen.
Was wird im Kapitel "Synthese aus „F&E“ und „Controlling“" behandelt?
Dieses Kapitel definiert F&E-Controlling als Schnittmenge von Controlling und F&E. Es analysiert den Begriff "F&E" selbst, einschließlich der verschiedenen Arten von Risiken (technisch, zeitlich, kosten- und verwertungsbezogen) und der Kategorisierung von F&E nach Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Entwicklung (gemäß Frascati-Handbuch).
Welche Arten von F&E-Controlling werden im Dokument beschrieben?
Das Dokument beschreibt die Evolution des F&E-Controllings, von operativen Ansätzen (Projekt- und Bereichscontrolling) über marktzielorientiertes Controlling (mit Prozesskostenrechnung und Target Costing) bis hin zu strategischem F&E-Controlling und Innovationscontrolling (mit Product Lifecycle Costing und Balanced Scorecard).
Welche Rolle spielt das F&E-Controlling für die Zukunft?
Das Dokument diskutiert die zukünftige Bedeutung des F&E-Controllings für den Unternehmenserfolg. Es impliziert, dass ein effektives F&E-Controlling essentiell ist, um in einem wettbewerbsintensiven Umfeld erfolgreich zu sein und Innovationen effizient zu managen.
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- Peter Kleusberg (Author), 2006, Controlling der Forschung und Entwicklung industrieller Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67562