Die Zeitungen sind voll von Schlagzeilen, die von schweren Autounfällen, von Familiendramen und Schicksalsschlägen berichten, bis hin zu Naturkatastrophen oder terroristischen Anschlägen. Viele Menschen werden im Laufe ihres Lebens solchen dramatischen Situationen ausgesetzt. Doch niemand von uns hat vorher gelernt mit einem traumatischen Ereignis umzugehen. Wieso passiert so etwas, wie kann man mit dieser Erinnerung weiter leben, ist man noch irgendwo sicher? Fragen, die einen ein ganzes Leben nicht loslassen können und ganz schnell entwickelt sich daraus eine psychische Störung, die langfristige Folgen nach sich ziehen kann. Erst seit wenigen Jahren wird sich auf professioneller Ebene mit diesen Störungen auseinandergesetzt.
Wir wollen in unserer Arbeit erstmal einen Überblick über den aktuellen Stand der Psychotraumaforschung geben. Dazu beschreiben wir, wie ein traumatisches Ereignis definiert wird (2.1.) und stellen verschiedene Belastungsstörungen vor, die daraus resultieren können (2.2.).
Die Relevanz unseres Themas ist groß. Fast 10% aller Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben an einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Da dies die Störung ist, die am häufigsten imponiert, werden wir diese unter 2.3. ausführlicher diskutieren. Allerdings entwickelt sich nicht bei jedem Menschen, der ein traumatisches Ereignis erlebt, eine Störung. Es gibt verschiedene Prädiktoren, die das unterstützen oder verhindern. Diese wollen wir uns unter 3.1. genauer anschauen. Von Anfang an werden wir den Schwerpunkt unserer Betrachtung auf Kinder und Jugendliche legen. Da sie sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen befinden und deshalb nicht genauso wie Erwachsene auf traumatische Situationen reagieren, ist es notwendig, sich die Bedeutung des Entwicklungsstandes in Zusammenhang mit dem Psychotrauma anzuschauen (3.2.).
Das Alter und die Erfahrungen, die man bis dahin gemacht hat, können Risiko- und Schutzfaktoren für die Belastungsstörung sein. Sicher ist aber, dass sie die erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben verhindern können und das kann sich ein Leben lang bemerkbar machen. Es kommt nicht selten vor, dass Entwicklungsstörungen behandelt werden und sich herausstellt, das Traumata in der Biographie der betroffenen Person existieren (3.3.).
Gliederung
1. Vorwort
2. Grundlagen der Psychotraumaforschung
2.1. Das Traumatische Ereignis: Beschreibung grundsätzlicher Merkmale
2.2. Klassifikation posttraumatischer Störungen: Möglichkeiten eines klinischen Verlaufes in zeitlicher Abhängigkeit
2.2.1. Akute Belastungsstörung
2.2.2. Anpassungsstörung
2.2.3. Posttraumatische Belastungsstörung (PTB)
2.2.4. Andauernde Persönlichkeitsstörung
2.3. Die posttraumatische Belastungsstörung: Eine klinische Reaktion, die am häufigsten auf traumatische Ereignisse imponiert
2.3.1. Symptomatik
2.3.1.1. grundlegendes Erscheinungsbild
2.3.1.2. Besonderheiten im Kinder und Jugendalter
2.3.2. Diagnose
2.3.2.1. allgemeine Kriterien
2.3.2.2. spezielle Schwierigkeiten bei Kindern
2.3.3. komorbide Reaktionen
2.3.4. Ätiologie
2.3.4.1. behaviorale Modelle
2.3.4.2. psychobiologische Modelle
2.3.4.3. kognitive Modelle
3. Das Psychotrauma im Entwicklungskontext
3.1. Prädiktoren für den Verlauf posttraumatischer Störungen: Allgemeine Risiko- und Schutzfaktoren
3.1.1 Traumatypische, peritraumatische und posttraumatische Faktoren
3.1.2 Bezugspersonen, Familie und Umfeld
3.1.3 Individuum und Biographie
3.2. Die Bedeutung des Entwicklungsstandes: Trauma-Vulnerabilität vor dem Hintergrund von Entwicklungsstufe und Entwicklungsaufgaben
3.2.1 Säuglingsalter und frühe Kindheit
3.2.2 Kindheit
3.2.3 Jugend
3.3. Auswirkungen von Posttraumatischen Störungen auf die Entwicklung: Vulnerabilität und Traumafolgen unter entwicklungspsychologischer Perspektive
3.3.1. Trauma und Bewältigung
3.3.2 Konsequenzen von Traumata auf bestimmte Funktionen
3.3.3 Traumatisch bedingte Probleme in verschiedenen Entwicklungsstadien
3.3.3.1. Säuglingsalter und frühe Kindheit
3.3.3.2. Kindheit
3.3.3.3. Jugend
4. NachworT
Literaturverzeichnis
1. VORWORT
Die Zeitungen sind voll von Schlagzeilen, die von schweren Autounfällen, von Familiendramen und Schicksalsschlägen berichten, bis hin zu Naturkatastrophen oder terroristischen Anschlägen. Viele Menschen werden im Laufe ihres Lebens solchen dramatischen Situationen ausgesetzt. Doch niemand von uns hat vorher gelernt mit einem traumatischen Ereignis umzugehen. Wieso passiert so etwas, wie kann man mit dieser Erinnerung weiter leben, ist man noch irgendwo sicher? Fragen, die einen ein ganzes Leben nicht loslassen können und ganz schnell entwickelt sich daraus eine psychische Störung, die langfristige Folgen nach sich ziehen kann.
Erst seit wenigen Jahren wird sich auf professioneller Ebene mit diesen Störungen auseinandergesetzt.
Wir wollen in unserer Arbeit erstmal einen Überblick über den aktuellen Stand der Psychotraumaforschung geben. Dazu beschreiben wir, wie ein traumatisches Ereignis definiert wird (2.1.) und stellen verschiedene Belastungsstörungen vor, die daraus resultieren können (2.2.).
Die Relevanz unseres Themas ist groß. Fast 10% aller Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben an einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Da dies die Störung ist, die am häufigsten imponiert, werden wir diese unter 2.3. ausführlicher diskutieren.
Allerdings entwickelt sich nicht bei jedem Menschen, der ein traumatisches Ereignis erlebt, eine Störung. Es gibt verschiedene Prädiktoren, die das unterstützen oder verhindern. Diese wollen wir uns unter 3.1. genauer anschauen.
Von Anfang an werden wir den Schwerpunkt unserer Betrachtung auf Kinder und Jugendliche legen. Da sie sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen befinden und deshalb nicht genauso wie Erwachsene auf traumatische Situationen reagieren, ist es notwendig, sich die Bedeutung des Entwicklungsstandes in Zusammenhang mit dem Psychotrauma anzuschauen (3.2.).
Das Alter und die Erfahrungen, die man bis dahin gemacht hat, können Risiko- und Schutzfaktoren für die Belastungsstörung sein. Sicher ist aber, dass sie die erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben verhindern können und das kann sich ein Leben lang bemerkbar machen. Es kommt nicht selten vor, dass Entwicklungsstörungen behandelt werden und sich herausstellt, das Traumata in der Biographie der betroffenen Person existieren (3.3.).
Leider ist aber die Literatur zu der Auseinandersetzung mit Trauma und Entwicklung sehr knapp und bezieht sich lediglich auf Thesen, die kaum in Studien überprüft wurden. Rita Rosner, eine bekannte klinische Psychologin der LMU München, sagte zu uns, dass es sehr wichtig sei, dass wir uns mit diesem Thema beschäftigen, aber es gibt keine Forschungsergebnisse, die sie dazu zur Verfügung stellen könnte.
Da das Thema, unserer Meinung nach, eine grundlegende Bedeutung für die Entwicklungspsychologie hat, haben wir uns trotz einer schwierigen Literaturrecherche und obwohl auch wir immer wieder nur Thesen aufstellen können, daran gewagt, eine Hausarbeit darüber zu schreiben. Wir hoffen, damit eine weitere Sensibilisierung für das Thema schaffen zu können.
2. GRUNDLAGEN DER PSYCHOTRAUMAFORSCHUNG
2.1. Das Traumatische Ereignis: Beschreibung grundsätzlicher Merkmale
Der Begriff Trauma taucht in verschiedenen Bereichen immer wieder auf. Fast jeder hatte nach einem alltäglichen Verständnis irgendwann ein Trauma. Es scheint ein Modewort zu sein. (Fischer 2003)
Pathologisch betrachtet, gibt es für das traumatische Ereignis jedoch eine genaue Definition. Demnach erlebt der/die Betroffene dabei „mit großer Furcht und Entsetzen direkt oder indirekt eine Situation, die eine Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit seiner selbst oder eines anderen Menschen beinhaltet.“ (Steil 2004, S. 277)
Dabei kann auch die verbale Übermittlung eines solchen Ereignisses ausreichen. Als Ereignisse sind z. B. Naturkatastrophen, Unfälle, sexuelle Gewalt oder auch sonstige Gewalt bekannt. (Steil 2004)
Grundsätzlich sind Traumen Ereignisse, die die Gesundheit und Integrität der Person gefährden. Es kommt zu negativen Emotionen und eine hohe Wachsamkeit auf die Umwelt macht sich breit.
Das Erleben einer Situation, unter diesen Bedingungen, führt aber nicht automatisch zu einem pathologischen Verlauf. Während manche Menschen daraus z.B. eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, reagieren andere nicht auffallend.
Das Trauma wirkt also nicht als solches, sondern muss immer in engen Zusammenhang zu dem Subjekt betrachtet werden, welches das Ereignis erlebt. Dieses wird nämlich mit den Möglichkeiten, die es hat, das Erlebnis beurteilen, kognitiv bewerten und je nach persönlichem Empfinden eine seelische Verletzung erleiden, die momentane oder langfristige Folgen hat. Entscheidend sind dabei auch die Möglichkeiten, die das Subjekt erlebt, sich selber schützen zu können oder der Situation vollkommen ausgeliefert zu sein. (Resch& Brunner 2004)
Für eine Kategorisierung unterscheidet man zwischen einer primären und sekundären Traumatisierung. Die erste meint dabei, dass das Opfer selbst traumatisiert wird, während die Sekundäre jene umfasst, die Zeuge eines traumatischen Ereignisses werden und das auch mit Furcht und Entsetzen erleben. (Okon 2003)
Terr (1991 in Resch& Brunner 2004, S.105) unterscheidet weiterhin zwischen zwei Typen von Traumen.
Das einmalige Erleben einer Naturkatastrophe, eines Unfalls oder eines Verbrechens wirkt als Ereignis an sich und gehört deshalb zu den Typ 1 Traumen. Hierbei handelt es sich um kurz andauernde Situationen, die oft eine Lebensbedrohung beinhalten und sehr überraschend auftreten.
Wenn traumatische Ereignisse sich wiederholen, länger anhalten und somit Prozesscharakter bekommen, spricht man von einem Typ 2 Trauma. Ein Beispiel hierfür wäre jede intrafamiliäre Gewalt, besonders sexuelle, die immer wieder erlebt wird und trotzdem nur geringfügig vorhersehbar ist. Ähnlich wirken können Geiselhaft, Folter, Kriegsgefangenschaft, aber auch der Verlust eines Elternteiles kann sich prozessartig traumatisch auswirken. Der zweite Typ hat im Vergleich massivere Folgen. (Resch& Brunner 2004)
2.2. Klassifikation posttraumatischer Störungen: Möglichkeiten eines klinischen Verlaufes in zeitlicher Abhängigkeit
Wie oben schon erwähnt, reagiert jeder Mensch anderes auf ein traumatisches Ereignis. Es können sich entweder keine Folgen zeigen oder man unterscheidet zwischen vier unterschiedlichen Reaktionen, die akute Belastungsstörung, die Anpassungsstörung, die Posttraumatische Belastungsstörung und die andauernde Persönlichkeitsstörung. Die verschiedenen Krankheitsbilder schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern können nacheinander auftreten. Diese vier Typen werden jetzt beschrieben.
2.2.1. Akute Belastungsstörung
Die Akute Belastungsstörung ist die anfängliche Reaktion auf ein Psychotrauma und tritt unmittelbar nach dem Ereignis auf. Nach DSM IV Kriterien können ihre Symptome bis zu vier Wochen anhalten. (Saß 2004)
Menschen, die davon betroffen sind, erlebt man meistens sehr desorientiert, ihre Aufmerksamkeit ist eingeschränkt und sie sind unfähig, die Reize, die auf sie einströmen, zu verarbeiten. (Resch& Brunner 2004)
Nach dem Diagnose Verfahren DSM IV treten auch hierbei schon Symptome auf, die wir später bei einer PTB (Posttraumatischen Belastungsstörung) wieder finden. Der/die Betroffene erlebt das Ereignis immer wieder, er/sie versucht Reize zu vermeiden, die ihn/sie mit dem Ereignis konfrontieren, ist leicht erregbar, hat Angstzustände und kann auch in wichtigen beruflichen oder sozialen Bereichen gestört sein. Auch dissoziative Symptome, die emotionale Taubheit, eine beschränkte Wahrnehmung der Umwelt oder auch Depersonalisationserlebnisse beinhalten, können bereits bei einer akuten Belastungsstörung auftreten.
Nicht zuletzt birgt diese Störung ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer PTB.
2.2.2. Anpassungsstörung
Die Akute Belastungsstörung kann in eine Anpassungsstörung übergehen. Diese beginnt in der Regel innerhalb eines Monats nach dem Ereignis und dauert meistens nicht länger als sechs Monate.
Sie zeigt sich z. B. mit depressiven Symptomen, Angstzuständen und Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen. Durch ein starkes, subjektives Leiden und emotionaler Taubheit können auch soziale Kontakte belastet werden.
Bei Jugendlichen findet man hier oft aggressives und dissoziales Verhalten, während sich die Störung bei kleinen Kindern oft durch regressives Verhalten, wie z. B. Bettnässen bemerkbar macht. (Saß 2004)
2.2.3. Posttraumatische Belastungsstörung (PTB)
Nach den ICD 10 Kriterien wird die PTB den Anpassungsstörungen zugeordnet, nach den DSM IV Kriterien den Angststörungen. (Resch& Brunner 2004)
Da DSM IV ein viel ausführlicheres Konzept zu PTB hat und sich in den letzten Jahren mehr bewährt hat, ordnen wir uns mehr diesem zu und erwähnen die PTB deshalb ausführlicher, unter einem extra Punkt. (Steil 2004)
Da sie außerdem jene Folge auf ein traumatisches Ereignis ist, die am häufigsten auftritt, wird sie den Großteil unserer theoretischen Fundierung bilden. (Saß 2004)
Die PTB ist eine gravierende, psychische Störung, welche mit verzögertem Beginn, frühestens sechs Monate, nach einem traumatischen Ereignis, auftritt. (Resch& Brunner 2004)
Ihre Hauptsymptome sind das wieder Erleben der traumatischen Situation, aktive Vermeidung traumabezogener Reize, emotionale Taubheit, erhöhte, autonome Erregung und sekundäre Stressoren. (Steil 2004)
Wenn sie ein hohes Maß an Komorbidität aufweißt, spricht man auch im speziellen von einer komplexen PTB. Aber darauf kommen wir auch noch im Punkt 3.3. zu sprechen. (Butollo 2003)
Im deutschsprachigen Raum wird sie seit Ende der 80er Jahre besprochen. (Okon 2003)
Seit einigen Jahren ist auch bekannt, dass die Störung auch bei Kindern häufig auftritt und enorme Langzeitfolgen hat. Deshalb wollen wir sie unter Kapitel drei, eng im Zusammenhang mit den Symptomen und Diagnosen, die bei Kindern eine Rolle spielen, diskutieren. (Pynoos 2000)
2.2.4. Andauernde Persönlichkeitsstörung
Wenn die PTB schon über zwei Jahre Bestand hat, kann sich daraus eine andauernde Persönlichkeitsstörung entwickeln. Diese wird allerdings nur bei ICD 10 erwähnt und mit ihrer Diagnose sollte vorsichtig umgegangen werden, da sie nur schwer behandelbar ist. Eine feindliche und misstrauische Haltung gegenüber der Welt, sozialer Rückzug sind Äußerungen dieser Störung. Verknüpft damit ist aber auch eine chronische Anspannung, das Gefühl der Leere und Hoffnungslosigkeit. Als traumatisches Ereignis haben hier zumeist große Katastrophen, wie z. B. Folter und der Aufenthalt in Konzentrationslagern gewirkt. (Saß 2004)
2.3. Die posttraumatische Belastungsstörung: Eine klinische Reaktion, die am häufigsten auf traumatische Ereignisse imponiert
2.3.1. Symptomatik
2.3.1.1. grundlegendes Erscheinungsbild
Die Persönlichkeitsstörung ist eine sehr extreme Reaktion auf ein traumatisches Ereignis, während die Symptome der PTB nicht selten und fremd sind.
Sie lassen sich in fünf verschiedene Kategorien unterscheiden.
Sehr bekannt sind die Symptome des wieder Erlebens. Sie äußern sich mit Intrusionen, welche plötzlich auftreten und sowohl im Wachen, als auch im Schlafen das Geschehene wieder erleben lassen. Das ist wenig kontrollierbar und damit sehr belastend. Diese Intrusionen treten speziell auch auf, wenn der/die Betroffene mit Dingen konfrontiert wird, die ihn/sie an das Trauma erinnern. Des Weiteren spricht man auch von Flashbacks. Hierbei handelt es sich um das subjektive Gefühl, das Trauma aktuell wieder zu durchleben.
Daraus resultiert die nächste Kategorie der aktiven Vermeidung traumabezogener Reize. Dieses Symptom erklärt sich aus dem ersten, weil die Berührung körperlich und seelisch belastende Momente hervorruft, welche das Opfer lieber vermeiden möchte.
Zu einer PTB gehören aber auch die Symptome der emotionalen Taubheit.[1] Traumatisierte Menschen zeigen ein deutlich vermindertes Interesse an Dingen, die vor dem Ereignis für sie von Bedeutung waren. Das ist mit einem Gefühl der Entfremdung vom ursprünglichen Alltag und vollkommener Emotionslosigkeit zu erklären. Oftmals wird auch die Zukunft sehr pessimistisch und verkürzt betrachtet.
Sehr nachvollziehbar ist die erhöhte Schreckhaftigkeit und Wachsamkeit der betroffenen Personen, die auch lange nach dem Trauma noch anhält. Sie gehört zu der Kategorie der erhöhten, autonomen Erregung. Mit dazu kommen hier noch Schlafprobleme, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme. Oftmals schlägt die erhöhte Schreckhaftigkeit auch in extreme Reizbarkeit und Aggressivität um.
Neben den persönlichen Erlebnissen, die verarbeitet werden müssen, kommen aber, und das bildet die fünfte und letzte Kategorie, auch sekundäre und andauernde Stressoren dazu. Hierbei kann es sich um den Verlust von Angehörigen handeln, um schmerzhafte, medizinische Behandlungen, aber auch körperliche Entstellungen. Immer wieder folgt aus einem traumatischen Erlebnis auch der Umzug und damit Verlust der vertrauten Umgebung. (Steil 2004)
In einer anderen Kategorisierung wird als Kernsymptomatik unter allen Folgen, die vegetative Übererregtheit genannt. Die erhöhte, autonome Erregung ist es also, die bei PTB Patienten am meisten auffällt.
Speziell bei Typ 2 Traumen, die als die schwereren gelten, treten eher oder noch weitere Symptome, wie Leugnung des Geschehenen, betäubt sein, Impulsstörungen, bis hin zu dissoziativen Störungen auf, wie wir sie im Ansatz auch bei der akuten Belastungsstörung schon einmal gefunden haben. (Resch& Brunner 2004)
2.3.1.2. Besonderheiten im Kinder und Jugendalter
Während die Symptome bei Erwachsenen sehr klar strukturiert und untersucht sind, hat man sich lange Zeit nicht angeschaut, wie ein traumatisches Ereignis bei Kindern wirkt, ob es wirkt und ob es vielleicht besondere Aufmerksamkeit braucht. Dabei wird vermutet, dass bereits Kinder ab drei Jahren von einer Belastungsstörung betroffen sein können.
Die Wechselwirkung von Entwicklung und Trauma ist Schwerpunkt unserer Arbeit, deshalb möchten wir es an dieser Stelle nicht bei der Aufzählung der Symptome bei Erwachsenen belassen, sondern auch welche aufzeigen, die, nach Steil (2004, S.280f.), bei Kindern und Jugendlichen als typisch angesehen werden.
Dazu hat Steil (2004, S.280f.) die ersten vier Kategorien, die wir im vorherigen Absatz erläutert haben, ergänzt oder verändert.
Symptome des wieder Erlebens äußern sich bei Kindern- und Jugendlichen sehr oft in einem wiederholten und sehr emotionalen Nachspielen der traumatischen Situation. Es kann aber auch sein, dass sie auf das wieder erinnern nach außen hin mit auffällig anklammernden oder aggressivem Verhalten reagieren. Kinder erwähnen dann Angst vor der Dunkelheit oder dem Alleinsein, unter dem unbewussten Wissen, dass sie Intrusionen überfallen könnten. Auch eine erhöhte Infektanfälligkeit, Bauch- oder Kopfschmerzen können dem zugeordnet werden.
Da Kinder wahrscheinlich vieles eher unbewusst erleben, findet man bei ihnen kaum eine aktive Vermeidung traumabezogener Reize.
Allerdings scheint die dritte Kategorie der emotionalen Taubheit bei Kindern und Jugendlichen eine ganz große Rolle zu spielen. Die Symptome dieser Kategorie sind hier eher noch verstärkt zu finden. Sie verlieren den Glauben daran jemals erwachsen zu werden oder einfach nur die Schule zu beenden. Außerdem sind sie aus Angst, es könnte noch mal etwas passieren, extrem um das Wohlergehen ihrer Familie besorgt. Kinder neigen dazu, sich für die Situation schuldig zu fühlen. Ihre inneren Konflikte kommen dann mit selbstschädigendem Verhalten oder Drogenkonsum wieder nach außen. Diese Symptome beeinträchtigen oft auch die Aufrechterhaltung oder Bildung gesunder sozialer Kontakte. Kleine Kinder verlieren oft Fähigkeiten, die sie prätraumatisch schon erworben haben, wie z. B. Lesen und Schreiben oder sie fangen wieder an Daumen zu lutschen.
Auch die vierte Kategorie der erhöhten, autonomen Erregung ist bei den Reaktionen von Kindern und Jugendlichen zu finden. Die hierbei auftretenden Konzentrationsprobleme können zusätzlich noch Leistungsstörungen verstärken und allgemein die Schulleistungen verschlechtern. (Steil 2004)
Gerade in diesem Alter, in welchem die Bausteine für das ganze Leben gelegt werden, kann eine PTB Langzeitstörungen anlegen, mit denen ein Mensch sein ganzes Leben zu tun hat. Depressionen, die Borderline Persönlichkeitsstörung, psychosomatische Erkrankungen können von einer früheren PTB mit- oder verursacht sein. Opferkinder werden häufig, bei ungenügender Verarbeitung, zu den Tätern von morgen.
Das alles zeigt bereits klar und deutlich auf, dass es gerade die Kinder und Jugendlichen sind, bei denen wir uns mit der Diagnose und Behandlung der PTB, aber auch mit den protektiven Faktoren auseinandersetzen sollten. (Fischer 2003)
2.3.2. Diagnose
2.3.2.1. allgemeine Kriterien
Zunächst wollen wir aber die allgemeinen Diagnosekriterien für Erwachsene aufzeigen, um sie dann wieder für Kinder und Jugendliche spezifizieren zu können. Dabei haben wir uns, wie schon einmal erwähnt, wieder auf DSM IV bezogen, weil dieses Diagnoseinstrument, im Gegensatz zu ICD 10 die subjektive Interpretation des traumatischen Ereignisses mit einbezieht. (Saß 2004)
Um die Diagnose der PTB hinreichend stellen zu können, sind verschiedene Voraussetzungen wichtig. Der/die Patient/In muss ein traumatisches Ereignis erlebt haben und es muss insbesondere intensive Furcht und Entsetzen, sowie das Gefühl der Hilflosigkeit, bei ihm/ihr ausgelöst haben. Außerdem müssen Symptome aus den Bereichen Intrusion, Vermeidung, emotionale Taubheit und der autonomen Übererregung bei ihm vorliegen.
Der Beginn der Störung kann frühestens sechs Monate nach dem Geschehen liegen, ist dann aber nicht mehr weiter zeitlich beschränkt. Die Störung sollte mindestens vier Wochen dauern und den/die Betroffene/N in wichtigen Lebensbereichen beeinträchtigen. (Steil 2004)
[...]
[1] Emotionale Taubheit wird auch als Numbing bezeichnet.
- Citation du texte
- Jörn Killinger (Auteur), Elisabeth Hagl (Auteur), 2005, Die Wechselwirkung zwischen Psychotrauma und Entwicklung im Kinder- und Jugendalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67397
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