Die Fülle der Publikationen zur Kuba-Krise im Oktober 1962 ist nahezu
unüberschaubar. Die große Mehrheit der Veröffentlichungen befasst sich
jedoch lediglich mit den Hauptakteuren der damaligen Supermächte Nikita
Chruschtschow und John F. Kennedy. Es scheint, als sei die Geschichte der
Kuba-Krise ohne den kubanischen Ministerpräsidenten Fidel Castro
geschrieben worden. So meint der ehemaliger Botschafter der USA auf Kuba
Philip W. Bonsal: „The Missile Crisis had little to do with him. (Fidel Castro, d.
Verf.) The conflict began when the United States discovered that there were
Russian missiles under Russian control on the island, and it ended when the
Russians took their missiles away.” Der 2001 an den Kinokassen sehr
erfolgreiche Film „Thirteen Days“ schafft es sogar, sowohl ohne kubanische als
auch ohne sowjetische Perspektive auszukommen. „The film turns history on its
head and drums into our heads exactly the wrong lessons of the crisis.”
Daher stehen in der folgenden Abhandlungen die Aktionen und Positionen Fidel
Castros, sowie dessen Einfluss auf die Entwicklung der Krise im Zentrum des
Erkenntnisinteresses. Besondere Betrachtung erhält eine Korrespondenz
zwischen Fidel Castro und Nikita Chruschtschow während der Raketenkrise im
Oktober 1962, die der kubanische Ministerpräsident dem französischen
Publizisten Jean-Edern Hallier im Sommer 1990 übergab. Mit deren
Veröffentlichung in Le Monde am 24. November 1990 liegen Dokumente vor,
die eine zuverlässige Ortung der Position Castros in jenen dramatischen
Herbsttagen ermöglichen.
Zugleich macht diese Korrespondenz wohl auch eine partielle Neubewertung
der Krise erforderlich, denn die sich aus der Krisensituation entwickelnde
Kriegsgefahr wurde durch die Politik Castros erhöht: Die kubanische Führung
unterlief bzw. hintertrieb während der Raketenkrise zeitweilig die
Verhandlungen zwischen der UDSSR und den USA, was die Welt noch näher
an den Rand einer nuklearen Katastrophe führte. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgeschichte und Stationierung von Nuklearraketen auf Kuba
- Castros Zustimmung zur Stationierung der Raketen
- Castro unterläuft die Geheimhaltung der „Operation Anadyr"
- Entdeckung der Raketenbasen
- Am Rande des Nuklearkrieges
- Castro und der nukleare Erstschlag
- U-2 Abschuss über Kuba
- Beilegung der Krise
- Castros „schwieriger Charakter" und Nachspiel
- Schlussbemerkungen
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Anhang [hier nicht enthalten!]
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Rolle Fidel Castros während der Kuba-Krise im Oktober 1962 und untersucht dessen Einfluss auf die Entwicklung der Krise. Die Arbeit befasst sich mit der Korrespondenz zwischen Castro und Nikita Chruschtschow, die neue Erkenntnisse über Castros Positionen und Aktionen während der Krise liefert.
- Die Stationierung von Nuklearraketen auf Kuba und die damit verbundenen Risiken
- Castros Rolle in der Geheimhaltung der sowjetischen Operation „Anadyr"
- Castros Vorschlag eines nuklearen Erstschlags gegen die USA im Falle einer Invasion Kubas
- Castros Verantwortung für den Abschuss einer US-U2 über Kuba
- Die Auswirkungen von Castros Aktionen auf die Verhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Kuba-Krise und die Rolle Fidel Castros in den Mittelpunkt des Interesses. Sie beleuchtet die bisherige Forschungslage und die Bedeutung der Korrespondenz zwischen Castro und Chruschtschow für das Verständnis der Krise.
Das zweite Kapitel beschreibt die Vorgeschichte der Kuba-Krise und die Stationierung von Nuklearraketen auf Kuba. Es analysiert die sowjetischen Intentionen, Castros anfängliche Ablehnung der Raketenstationierung und die Gründe für seine letztendliche Zustimmung. Außerdem wird die Geheimhaltung der Operation „Anadyr" und Castros Rolle dabei beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der Eskalation der Kuba-Krise und den Ereignissen, die die Welt an den Rand eines Nuklearkrieges brachten. Es analysiert Castros Vorschlag eines nuklearen Erstschlags gegen die USA, seine Verantwortung für den Abschuss der US-U2 und die Auswirkungen dieser Aktionen auf die Verhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion.
Das Kapitel über die Beilegung der Krise beschreibt die Verhandlungsstrategien der USA und der Sowjetunion sowie die Rolle Fidel Castros in diesem Prozess. Es analysiert die Reaktionen Castros auf die Vereinbarungen zwischen den USA und der Sowjetunion und die Auswirkungen seiner Aktionen auf die weitere Entwicklung der Krise.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kuba-Krise, Fidel Castro, Nikita Chruschtschow, John F. Kennedy, Nuklearraketen, Operation Anadyr, nuklearer Erstschlag, Abschuss der U-2, politische Verantwortung, friedliche Koexistenz, sowjetisch-amerikanische Verhandlungen, kubanisch-sowjetische Beziehungen, Geschichte der Kuba-Krise.
- Citar trabajo
- Jan-Oliver Ruhnke (Autor), 2002, Fidel Castro während der Kuba-Krise 1962 - Der Máximo Líder in der Rolle des passiven Erfüllungsgehilfen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6733
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