Die Englische Sprache hat sich zur Zeit des Middle English so fundamental verändert, dass bis heute keine anderen vergleichbar einschneidenden Veränderungen festgestellt worden sind. Einige dieser sind auf schon vorhandene Tendenzen im Altenglischen zurückzuführen. Andere haben ihren Ursprung in der normannischen Eroberung und den damit verbundenen politischen, sozialen und gesellschaftlichen Konsequenzen. Man kann davon ausgehen, dass der mit Willhelm dem Eroberer begonnene Einfluss des Französischen auf das Englische auch als Katalysator für die sich bereits im Altenglischen anzeichnenden Veränderungen gewirkt und entscheidend dazu beigetragen hat, dass sich das Englische sowohl in Grammatik als auch im Wortschatz entscheidend verändert hat: zum einen entwickelt sich Englisch von einer hoch synthetischen zu einer extrem analytischen Sprache, zum anderen geht ein großer Teil des altenglischen Wortschatzes verloren und wird ersetzt bzw. ergänzt durch tausende Wörter französischen und lateinischen Ursprungs.
Im Gegensatz zu den früheren, vergleichbar subtilen skandinavischen Einflüssen, nimmt das Französische eine Sonderrolle ein. Für die Bevölkerung waren die Normannen als Fremde spürbar: Sie übernahmen die Führung in Gesellschaft und Staat und repräsentierten eine für die Einheimischen höhere Kultur, besaßen ihre eigene Literatur und traten natürlich in Kontakt mit der einfachen Bevölkerung. Dieser Sprachkontakt zwischen beiden Völkern dauerte über Generationen hinweg an und macht das Jahr 1066 zu einem der wichtigsten Ereignisse in der englischen Sprachgeschichte.
Diese Arbeit befasst sich mit verschiedenen Aspekten des Französischen Einflusses auf das Englische, die sowohl lexikalischer und grammatischer, aber auch phonologischer und morphologischer Natur sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. lexikalische Perspektive.
2.1 Entlehnte Wortkategorien
2.2 Die Zeit vor 1250
2.3 Die Zeit nach 1250
3. grammatische Perspektive
3.1 Substantive und Adjektive
3.2 Verben
4. phonologische Perspektive.
4.1 Laute aus altfranzösischen Lehnwörtern
4.2 Betonung
4.3 Dialektvariationen
5. morphologische Perspektive
5.1 Hybride aus französischem Stamm und englischer Endung
5.2 Hybride aus englischem Stamm und französischer Endung
5.3 Das Suffix –able
6. Schlussgedanke
7. Literaturangaben
1. Einleitung
Die Englische Sprache hat sich zur Zeit des Middle English so fundamental verändert, dass bis heute keine anderen vergleichbar einschneidenden Veränderungen festgestellt worden sind. Einige dieser sind auf schon vorhandene Tendenzen im Altenglischen zurückzuführen. Andere haben ihren Ursprung in der normannischen Eroberung und den damit verbundenen politischen, sozialen und gesellschaftlichen Konsequenzen. Man kann davon ausgehen, dass der mit Willhelm dem Eroberer begonnene Einfluss des Französischen auf das Englische auch als Katalysator für die sich bereits im Altenglischen anzeichnenden Veränderungen gewirkt und entscheidend dazu beigetragen hat, dass sich das Englische sowohl in Grammatik als auch im Wortschatz entscheidend verändert hat: zum einen entwickelt sich Englisch von einer hoch synthetischen zu einer extrem analytischen Sprache, zum anderen geht ein großer Teil des altenglischen Wortschatzes verloren und wird ersetzt bzw. ergänzt durch tausende Wörter französischen und lateinischen Ursprungs,
which today make English seem, on the side of vocabulary, almost as much a Romance as a Germanic language.[1]
Im Gegensatz zu den früheren, vergleichbar subtilen skandinavischen Einflüssen, nimmt das Französische eine Sonderrolle ein. Für die Bevölkerung waren die Normannen als Fremde spürbar: Sie übernahmen die Führung in Gesellschaft und Staat und repräsentierten eine für die Einheimischen höhere Kultur, besaßen ihre eigene Literatur und traten natürlich in Kontakt mit der einfachen Bevölkerung. Dieser Sprachkontakt zwischen beiden Völkern dauerte über Generationen hinweg an und macht das Jahr 1066 zu einem der wichtigsten Ereignisse in der englischen Sprachgeschichte.
Diese Arbeit befasst sich mit verschiedenen Aspekten des Französischen Einflusses auf das Englische, die sowohl lexikalischer und grammatischer, aber auch phonologischer und morphologischer Natur sind.
2. Lexikalische Perspektive
Während das fortschreitende Verschwinden von Flexionsendungen und die Vereinfachung der grammatikalischen Struktur des Englischen nur indirekt mit dem Einfluss des Französischen zusammenhängen, wird die bedeutsame Rolle des Französischen bei einem Blick auf das Vokabular deutlich. Dabei lassen sich einerseits verschiedene Wortkategorien, andererseits verschiedene Begleitumstände, unter denen die Wörter ihren Weg ins Englische fanden, feststellen.
2.1. Entlehnte Wortkategorien
Aufgrund der Tatsache, dass die Normannen nach der Eroberung die herrschende Schicht in England waren und eine höherwertige Kultur repräsentierten, die einheimische Bevölkerung und deren Sprache in einer unterlegenen Situation waren, war ein Großteil der entlehnten Wörter aristokratischer Natur. Zwar blieben king und queen erhalten, sonst sind heute aber beinahe alle Wörter, die den Bereichen Regierung und Administration zuzuordnen sind, französisch: crown, state, government, reign, realm, sovereign, country, power, minister, chancellor, council, authority, parliament, people, nation, fief, feudal, vassal, liege, prince, peer, duke, duchess, marquis, viscount, baron, usw. Interessant ist die Tatsache, dass lord und lady sowie earl erhalten bleiben, während die Gemahlin eines earls mit dem französischen countesse bezeichnet wird.[2]
Eine der größten Wortgruppen, die ihren Weg sehr früh ins Englische fanden, sind die so genannten Ecclesiastical Words. Hohe Positionen des Klerus, die geistliche und weltliche Macht vereinten, wurden beinahe ausschließlich mit Normanen besetzt. Wörter wie religion, theology, sermon, homily, sacrament, baptism, communion, confession, prayer, clergy, prelate, cardinal, vicar, novice, crucifix, censer, chancel, abbey, cloister, creator, savoir, trinity, saint, sacrilege, absolution, immortality, piety, sanctity, mercy, obedience, preach , pray, adore, confess usw. zeugen davon.[3]
Da das ‘Law French’ offiziell erst 1731 abgeschafft wurde, auch wenn Englisch bereits 1362 offizielle Gerichtssprache war, sind viele Termini aus dem Gerichtswesen französischen Ursprungs. Dass heute von justice und equity anstelle von gerihte, von judgment anstelle von dom und crime anstelle von synn, gylt, und undæd die Rede ist, zeigt nur ausschnittsweise das Ausmaß des französischen Einflusses auf diesem Gebiet.
Begriffe aus dem Militärwesen hielten Einzug in die englische Sprache, da Krieg und Militär im Mittelalter eine wichtige Rolle spielten, die Kontrolle des Heeres zu Wasser und zu Land unter französischer Führung und Kriegsschauplätze meist auf französischem Boden waren. Wir sprechen im Englischen immer noch von army, navy, peace, enemy, arms, battle, combat, defense, soldier, guard, spy, captain, lieutenant, sergeant. Begriffe wie lance, dart, banner, mail, buckler, hauberk, archer, chieftain, portcullis, barbican und moat hatten einst signifikante Bedeutung.
Ebenso hielten Begriffe aus den Bereichen Mode, Mahlzeiten und soziales Leben Einzug in die englische Sprache. Dabei wird die überlegene Kultur nicht nur bei der Kleidung wie in robe, garment, attire, cloak, coat, frock, collar, chemise, petticoat ersichtlich, sondern auch besonders in der Küche: Wie John Wallis in der Grammatica linguea Anglicana 1653 schon feststellt, ist es eine Tatsache,
that while the names of several animals in their lifetime are English (ox, cow, calf, sheep, swine, boar, deer), they appear on the table with French names (beef, veal, mutton, pork, bacon, brawn, venison)[4]
Die kulturellen und intellektuellen Interessensgebiete der herrschenden Klasse spiegeln sich besonders in den Bereichen Kunst, Architektur und den Wissenschaften (Medizin) wider: art, painting, sculpture, music, figure, image, tone, cathedral, palace, mansion, chamber, cellar, chimney, column, pillar, poet, rime, prose, romance, story, preface, chirurgy, physician, surgeon, malady, plague, anatomy, stomach, pulse usw.
Die Bandbreite und das Ausmaß des Französischen Einflusses auf das Englische werden deutlich, wenn man sich zum Beispiel die von Baugh und Cable zusammengestellte Liste von Substantiven, Adjektiven und Verben, die bereits um 1300 zum englischen Wortschatz gehören, ansieht.[5] Der ganzheitliche Einfluss wird auch bei einem Blick auf Lehnübersetzungen wie to do justice (faire justice), by heart (par coeur), without fail (sans blague), to hold one’s peace (garder sa paix) deutlich.
2.2 Die Zeit vor 1250
Prinzipiell lässt sich der Zeitraum, in dem Wörter französischen Ursprungs ins Englische gelangen, in zwei Phasen unterteilen, wobei natürlich beachtet werden muss, dass dieser Prozess sehr langwierig war und nicht sofort nach der normannischen Eroberung einsetzte. Die erste Phase endet um das Jahr 1250 und unterscheidet sich von der zweiten Phase in vielerlei Hinsicht. Bis 1250 werden nur etwa 900 Wörter ins Englische übernommen, die hauptsächlich den Bereichen Adel, Literatur und Kirche zuzuordnen sind. Das Englische Volk brauchte Wörter wie baron, nobl,e dame, servant messenger, feast, ministrel, juggler, largess im Kontakt mit dem französischsprachigen Adel. Wörter wie story, rime, lay, douzepers fanden ihren Weg ins Englische über die Literatur, während die größte Gruppe dieser Zeit mit der Kirche assoziiert werden kann, über die Glaube und Doktrin überliefert wurden. Es bestand also der Bedarf, sich diese neuen Wörter anzueignen, sie wurden im Kontakt mit der französischsprachigen, herrschenden Klasse gelernt. Darin liegt auch der Hauptunterschied zur zweiten Phase nach 1250, bis etwa 1400.
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[1] Baugh, Albert C., Cable, Thomas: A History of the English Language. Routledge: London, 1978. S. 107
[2] Vgl. Jesperson, Otto: Growth and structure of the English Language. Oxford, 1978. S. 79.
[3] Vgl. Baugh, Cable. S. 169.
[4] Jesperson, S. 82.
[5] Vgl. Baugh, Cable. S. 172f.
- Quote paper
- Michael Kratky (Author), 2005, Der Einfluss des Französischen auf das Englische, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67319
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