In der Zeit eines angespannten Arbeitsmarktes werden Begriffe wie Qualifikation und Kompetenz immer wichtiger – und aufgrund eines, bedingt durch Arbeitslosigkeit, sehr hohen Pools an potentiellen Stellenbesetzern, neigt man mehr und mehr dazu, die Eigenschaften von Bewerbern mittels Tests zur erfassen, so prognostisch deren Wert für das Unternehmen zu beurteilen und so den vermeintlich bestgeeignetsten Bewerber zu finden. Vor allem der Begriff der Problemlösefähigkeit spielt hier eine immer wichtigere Rolle, liest man Stellenanzeigen oder Anforderungsprofile. Ein guter Angestellter, vor allem in leitenden Positionen, muss ein guter Problemlöser sein – er muss, anders als ein reiner Fachmann, intersubjektiv entscheiden können, alle relevanten Dinge in Betracht ziehen können, mehr sein als nur ein reiner Spartenangestellter und stets im Blick haben, was in anderen Abteilungen auch die eigenen Ressorts beeinflussen könnte - und dies mit berücksichtigen. Genau so, wie es jemand, dem hohe Kompetenz beim Lösen komplexer Probleme zugesprochen wird, könnte. Aber was genau macht einen Menschen nun genau dazu? Und vor allem: Woran lässt sich dies festmachen bzw. erkennen bzw. messen? Wie lässt sich die individuelle Fähigkeit in einem Bereich durch die Andere vorhersagen? Was ist überhaupt Intelligenz und was Problemlösefähigkeit und wodurch unterscheiden sich diese Begriffe von einander? Was sind demnach Prädiktoren für Prolemlösekompetenz und gehört Intelligenz dazu? In den Bereichen von Personalauswahl, Personalentwicklung wie auch Organisationsentwicklung findet sich eine Vielzahl Tests, deren prognostische Qualität wie auch generelle Güte an sich bereits anzuzweifeln ist – und nach Dörner wäre sogar „die den Intelligenztests zugeschriebene Bedeutsamkeit [..] unverdient, wenn es mit Ihnen nicht möglich wäre, wesentliche Charakteristika des Denkens und Problemlösens zu prognostizieren“(Dörner, Psychologische Rundschau, S.185)
Inhaltsverzeichnis:
1.0 Einführung
2.0 Intelligenz
2.1 Was ist Intelligenz?
2.2 Wie misst man Intelligenz – Der IQ Test
2.3 Die Streitbarkeit des IQ
3.0 Problemlösen
3.1 Was ist ein Problem?
3.2 Der Problemraum
3.3 Komplexe Probleme
3.4 Das Beispiel „Lohhausen“
4.0 Intelligenz als Prädiktor für Problemlösefähigkeit ?
4.1 Zur Streitbarkeit des Intelligenztests
4.2 Einfache Experimente und Ergebnisse
4.3 Der Einfluss des IQ auf das Lohhausen Experiment
4.4 Intelligenz und Problemlösen allgemein
5.0 Fazit
Literaturverzeichnis
1.0 Einführung
In der Zeit eines angespannten Arbeitsmarktes werden Begriffe wie Qualifikation und Kompetenz immer wichtiger – und aufgrund eines, bedingt durch Arbeitslosigkeit, sehr hohen Pools an potentiellen Stellenbesetzern, neigt man mehr und mehr dazu, die Eigenschaften von Bewerbern mittels Tests zur erfassen, so prognostisch deren Wert für das Unternehmen zu beurteilen und so den vermeintlich bestgeeignetsten Bewerber zu finden. Vor allem der Begriff der Problemlösefähigkeit spielt hier eine immer wichtigere Rolle, liest man Stellenanzeigen oder Anforderungsprofile. Ein guter Angestellter, vor allem in leitenden Positionen, muss ein guter Problemlöser sein – er muss, anders als ein reiner Fachmann, intersubjektiv entscheiden können, alle relevanten Dinge in Betracht ziehen können, mehr sein als nur ein reiner Spartenangestellter und stets im Blick haben, was in anderen Abteilungen auch die eigenen Ressorts beeinflussen könnte - und dies mit berücksichtigen. Genau so, wie es jemand, dem hohe Kompetenz beim Lösen komplexer Probleme zugesprochen wird, könnte.
Aber was genau macht einen Menschen nun genau dazu? Und vor allem: Woran lässt sich dies festmachen bzw. erkennen bzw. messen? Wie lässt sich die individuelle Fähigkeit in einem Bereich durch die Andere vorhersagen? Was ist überhaupt Intelligenz und was Problemlösefähigkeit und wodurch unterscheiden sich diese Begriffe von einander? Was sind demnach Prädiktoren für Prolemlösekompetenz und gehört Intelligenz dazu? In den Bereichen von Personalauswahl, Personalentwicklung wie auch Organisationsentwicklung findet sich eine Vielzahl Tests, deren prognostische Qualität wie auch generelle Güte an sich bereits anzuzweifeln ist – und nach Dörner wäre sogar „die den Intelligenztests zugeschriebene Bedeutsamkeit [..] unverdient, wenn es mit Ihnen nicht möglich wäre, wesentliche Charakteristika des Denkens und Problemlösens zu prognostizieren“(Dörner, Psychologische Rundschau, S.185)
Der Bereich der wissenschaftlichen Arbeiten hierzu ist noch relativ überschaubar, Arbeiten zu diesen Bereichen finden sich vor allem bei Dörner, Süß, Kluwe und Schaub, die sich unter anderem mit einem eventuellen signifikanten korellativen Zusammenhang von Intelligenz und Problemlösekompetenz beschäftigten. Es gibt in diesem Bereich etliche Fragen, die bisher nicht zufrieden stellend, geschweige denn mit allgemeiner Gültigkeit, beantwortet werden konnten und somit weitere Forschungspotentiale offen gelassen haben. Einige der Antworten, die bisher gefunden wurden und einen zumindest tendenziellen Charakter haben, werden im Rahmen dieser Arbeit zusammengefasst.
2.0 Intelligenz
Der Begriff der Intelligenz ist sowohl im Alltag wie auch in der Pädagogik und Psychologie allgegenwärtig und unterliegt demnach auch einer Form von Dauergebrauch – viele Dinge werden mit diesem Begriff assoziiert, vieles damit begründet, oft wird einem Intelligenz zugeschrieben oder abverlangt – doch auf eine sehr einfache Frage scheint es eine ebenso einfache Antwort kaum zu geben:
2.1 Was ist Intelligenz?
Als Antwort auf diese Frage hört man in akademischen Kreisen durchaus schon einmal die Boring zugeschriebene Aussage „Intelligenz ist, was der Intelligenztest misst“ – und erhält damit eine sowohl richtige, wie auch wenig brauchbare Antwort. Grund hierfür ist eine Fülle verschiedener Intelligenzdefinitionen in der wissenschaftlichen Literatur, welche Intelligenz als Wert beschreibt, der von einem reinen Messwert für kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit bis hin zum „Leistungsgrad psychischer Funktionen beim Lösen neuer Probleme“ (Rohracher, 1971, in Dörner, Lohhausen) reicht. Der Begriff per se leitet sich vom lateinischen Wort intelligentia ab, welches für Einsicht, Verständnisvermögen und Erkenntnisvermögen steht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Konsens findet sich jedoch ein wesentlicher Grundzug: Allgemeine Intelligenz beschreibt eine Art von geistiger, also kognitiver Leistungsfähigkeit, also ein Potential zur Bewältigung kognitiver Tasks. Der Konstruktbegriff an sich, im allgemeinen Sprachgebrauch schnell gleichgesetzt mit Klugheit, Schläue, bewegt sich in Bereichen, die von Verarbeitungskapazität, Verarbeitungsgeschwindigkeit bis hin zu Gedächtnis und Einfallsreichtum reichen – und dabei noch in verschiedene Kategorien zu unterscheiden sind: Verbal, figural / bildhaft und numerisch – lehnt man sich an das Berliner Intelligenzstrukturmodell, siehe im Bild, nach Jäger an (Abbildung aus Süß, S.34). Dieses Modell basiert auf drei Grundthesen:
1. Der These der mehrfaktoriellen Bedingtheit
Diese besagt, dass an jeder intellektuellen Leistung alle intellektuellen Fähigkeiten mit unterschiedlicher Gewichtung beteiligt sind.
2. Der These des Mehrmodalitätsprinzips
Alle Leistungen, die sich im Bereich der Intelligenz befinden, können ebenso, wie die genannten Fähigkeitskontrukte, in zwei Modalitäten klassifiziert werden, en detail in Operation und Inhalt.
3. Der These der Hierarchieannahme
Für das BIS ist es erforderlich, dass man von der Differenzierbarkeit von Intelligenz in bestimmte Bereiche ausgeht. (Vgl. Süß, S. 34).
Letztlich ist die Frage nach einer exakten Definition des Konstruktes Intelligenz schon aufgrund der Semantik von Sprache nicht ausreichend zu beantworten, zumal die Forschung in diesem Bereich immer weiter differenziert und sich stetig weitere Faktoren bzw. Einflussgrößen finden.
2.2 Wie misst man Intelligenz? – Der IQ-Test
Genau dieses Basisproblem der Definition des Konstruktbegriffes schlägt sich in dessen Operationalisierung nieder. Betrachtet man Intelligenz rein als Begriff für die potentielle Verarbeitungsgeschwindigkeit einfacher Aufgaben (Farbzuordnung, Formenvergleiche) dann ist ein solcher Test einfach zu konstruieren: Für jedes weitere Kriterium, jede weitere Variable, wird die Entwicklung von Items, welche möglichst sprachunabhängig sein sollten, exponentiell schwieriger. Hier stellen sich nun zwei Fragen:
1. Warum wird die Entwicklung von Items schwieriger?
2. Warum sollte der Test sprachunabhängig sein?
Je mehr man in den Begriff der Intelligenz hineininterpretiert, desto schwieriger erweist es sich, Items zu finden, die all diese hineininterpretierten Bereiche valide wie reliabel erfassen. Genau hier kritisierten Dörner und Kreuzig (Dörner & Kreuzig, Psychologische Rundschau, S.186), dass der Schwerpunkt bei Intelligenztests auf der Reliabilität statt auf der Validität läge. „Hohe Testvalidität impliziert hohe Reliabilität, hingegen sagt hohe Reliabilität nichts über Validität eines Tests aus“ (Dörner & Kreuzig, Psychologische Rundschau, S.186). Ein Intelligenztest der Kreativität wie auch Rationalität bei hoher Verarbeitungsgeschwindigkeit, hoher Verarbeitungskapazität, Merkfähigkeit und hohem Einfallsreichtum erfassen soll, benötigt Items, die reliabel korellative Ergebnisse erzeugten, wenn man all diese Begriffe als Faktoren von Intelligenz erfassen wollte. Sprachunabhängigkeit scheint einhellig nach Dörner, Kreuzig und Süß als unerlässlich, wenn die Testergebnisse auf das Kognitive zurückgeführt werden sollen, nicht auf das erlernte oder sozialisierte Verständnis von Begrifflichkeiten oder Ausdrücken – Sprache kann in einigen Fällen aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen und verstanden werden – weshalb hier bereits eine Vorbedingung für Ergebnisvarianz vorliege, die bei sprachunabhängigen Tests mit Formen und Symbolen nicht vorliegt.
Der erste uns heute als solcher bekannte Intelligenztest wurde 1905 auf Anfrage des französischen Erziehungsministeriums von Alfred Binet konstruiert und beinhaltete einfache Fragen nach Widersprüchen in gezeigten Abbildungen sowie Satzergänzungsfragen. Das von Binet angewandte Verfahren, die einzelnen VPn, hier Kinder, deren Lernfähigkeit objektiv verglichen werden sollte, im Kontext der Grundgesamtheit zu sehen, wird noch heute angewandt. Interessanterweise ging Binet davon aus, dass Intelligenz etwas sei, dass sich aus vielen Dingen zusammensetzte, der Intelligenzbegriff somit das Dach all unserer geistigen Fähigkeiten sei – konträr dem heutigen Begriff der Intelligenz, der oft neben anderen geistigen Fähigkeiten genannt wird, wie bereits angemerkt. Auch heute wird ein IQ Test zuerst normiert – hierzu wird ein neuer Test erst an einer repräsentativen Großstichprobe einer Grundgesamtheit durchgeführt. Die einzelnen Ergebnisse der Befragungen bzw. Aufgabenbewältigung werden sich dann, im Sinne der Statistik, im Gesamten der Varianz wie auch Form einer gaußschen Normalverteilung nähern. Betrachtet man hierzu nun den statistischen Mittelwert der gelösten Aufgaben, der gleichzeitig Median und Modus dieser Verteilung darstellen sollte, so wird dieser im Rahmen der Testnormierung mit IQ = 100 festgelegt und stellt damit auch den durchschnittlichen IQ dar. Der nächste IQ Fixwert liegt je nach Skala mit 115 bzw. 110 bei jenem Kurvenwert, für welchen 34,1 % der Stichprobe über dem Mittelwert liegen. Ist ein IQ Test auf diese Weise normiert, so kann jeder weitere Testproband, der diesen Test ablegt, mittels der normierten Werte im Vergleich zur Population auf der Skala des Tests eingeordnet werden und somit einen IQ zugewiesen bekommen (Abbildung: Quarks)
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- Citation du texte
- Sven Hosang (Auteur), 2005, Intelligenz und Problemlösen – Können intelligentere Menschen komplexe Probleme leichter bewältigen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67213
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