Insbesondere Menschen mit autistischen Störungen leben aufgrund ihrer Beziehungs- und Kommunikationsschwierigkeiten häufig in völliger sozialer Isolation, was wiederum weitere Entwicklungsdefizite und schwerwiegende Verhaltensauffälligkeiten zur Folge hat. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist es dringend erforderlich, nach alternativen Kommunikationswegen für autistische Menschen mit zu suchen. Die Gestützte Kommunikation (FC) hat das Ziel, Menschen mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten einen zusätzlichen Weg der Verständigung mit anderen Menschen zu eröffnen. An den Beginn dieser Arbeit stelle ich einen kurzen Handlungsabriss des Filmes „Niemand hört den Schrei“, da ich mich im weiteren Verlauf immer wieder auf diesen Film beziehen werde.
Darauf folgt eine kurze, aber prägnante Darstellung der verschiedenen Formen des Autismus einschließlich spezifischer Symptomatik. Daraus wird hervorgehen, dass der Bedarf einer Therapierung autistischer Menschen, unter anderem in Bezug auf ihre kommunikativen Fähigkeiten, vorhanden ist. Als eine Möglichkeit möchte ich die Methode der Gestützten Kommunikation (FC) vorstellen. Ich werde die Grundsätze, den Aufbau und die speziellen Techniken dieser Interventionsmaßnahme erklären. Ziel dieser Arbeit ist es also, die Gestützte Kommunikation als Therapieansatz für Menschen mit Autismus vorzustellen. Theoretische Grundlagen möchte ich, aus Gründen der Anschaulichkeit und des besseren Verständnisses, im Anschluss der jeweiligen Passagen, auf den Film „Niemand hört den Schrei“ beziehen, und an diesem Beispiel erklären. Zu guter Letzt möchte ich in meinem Fazit sowohl Vorteile als auch Probleme der Gestützten Kommunikation nennen können und die Auswirkungen der FC auf das Leben autistischer Menschen kennzeichnen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Handlungsabriss „Niemand hört den Schrei“
3. Autismus
3.1 Definition
3.2 Hauptformen des Autismus
3.3 Die Form des Autismus im Film „Niemand hört den Schrei“
4. Gestützte Kommunikation
4.1 Definition und Bedeutung von Kommunikation
4.2 Die Methode der Gestützten Kommunikation
4.3 Techniken der Gestützten Kommunikation
4.3.1 Die körperliche Stütze und ihre Ausblendung
4.3.2 Die „emotionale“ Stütze
4.3.3 Vom „setwork“ zur freien Kommunikation
4.4 Anwendung Gestützter Kommunikation im Film
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung:
„Kommunikation fällt in die gleiche Kategorie wie Essen, Trinken und Schutz – sie ist lebenswichtig. Ohne sie wird Leben wertlos.“
Zitat: Anne McDonald
Kommunikation ist für jeden einzelnen Menschen, der in einem sozialen Gefüge innerhalb einer Gesellschaft existiert, lebensnotwendig.
Vielen Menschen, unter anderem besonders Menschen mit autistischer Störung, fehlen jedoch ausreichende kommunikative Möglichkeiten um sich auszudrücken – ihre Bedürfnisse, Wünsche, Sehnsüchte oder auch ihre Ängste mitzuteilen. Somit wissen ihre Bezugspersonen nicht, was diese Menschen denken, fühlen und wahrnehmen. In vielen Fällen ist schon die einfache tägliche Interaktion gestört und unterbrochen. Folge dieser kommunikativen Einschränkungen sind oft Traurigkeit, Resignation, Frustration und Ärger bis hin zu Aggressionen auf beiden Seiten.
Insbesondere Menschen mit autistischen Störungen leben aufgrund ihrer Beziehungs- und Kommunikationsschwierigkeiten häufig in völliger sozialer Isolation, was wiederum weitere Entwicklungsdefizite und schwerwiegende Verhaltensauffälligkeiten zur Folge hat.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist es dringend erforderlich, nach alternativen Kommunikationswegen für autistische Menschen mit zu suchen.
Die Gestützte Kommunikation (FC) hat das Ziel, Menschen mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten einen zusätzlichen Weg der Verständigung mit anderen Menschen zu eröffnen.
An den Beginn dieser Arbeit stelle ich einen kurzen Handlungsabriss des Filmes „Niemand hört den Schrei“, da ich mich im weiteren Verlauf immer wieder auf diesen Film beziehen werde.
Darauf folgt eine kurze, aber prägnante Darstellung der verschiedenen Formen des Autismus einschließlich spezifischer Symptomatik. Daraus wird hervorgehen, dass der Bedarf einer Therapierung autistischer Menschen, unter anderem in Bezug auf ihre kommunikativen Fähigkeiten, vorhanden ist. Als eine Möglichkeit möchte ich die Methode der Gestützten Kommunikation (FC) vorstellen. Ich werde die Grundsätze, den Aufbau und die speziellen Techniken dieser Interventionsmaßnahme erklären.
Ziel dieser Arbeit ist es also, die Gestützte Kommunikation als Therapieansatz für Menschen mit Autismus vorzustellen. Theoretische Grundlagen möchte ich, aus Gründen der Anschaulichkeit und des besseren Verständnisses, im Anschluss der jeweiligen Passagen, auf den Film „Niemand hört den Schrei“ beziehen, und an diesem Beispiel erklären.
Zu guter Letzt möchte ich in meinem Fazit sowohl Vorteile als auch Probleme der Gestützten Kommunikation nennen können und die Auswirkungen der FC auf das Leben autistischer Menschen kennzeichnen.
2. Handlungsabriss „Niemand hört den Schrei“
Im Film „Niemand hört den Schrei“ geht es um einen kleinen, autistischen Jungen namens Michael. Da Michaels Eltern getrennt voneinander leben, wohnt er bei seiner Mutter. Michael spricht nicht, kann keinen Blickkontakt aufbauen oder halten und fällt durch stereotype Handbewegungen vor seinem Gesicht und neben seinem Kopf auf. Auch sein grobmotorischer Gang und die weltentrückten, abschweifenden Blicke in den Himmel und zu allen Seiten, während er sich fortbewegt, sind Zeichen seines autistischen Störungsbildes.
Michael zeigt im Zusammenleben mit seiner Mutter teilweise aggressives Verhalten (schlagen, an den Haaren ziehen etc.). Obwohl sie großes Verständnis für ihren Sohn zeigt und ihn offensichtlich sehr liebt, ist sie mit seiner Beaufsichtigung und Erziehung überfordert. Gemeinsam mit Michaels Vater entschließt sie sich schweren Herzens, Michael in eine Schule für verschieden entwicklungsgestörte Kinder und Autisten zu bringen. Dort arbeitet er mit einer ausgebildeten Lehrerin und wohnt in einer Wohnung mit seinem Betreuer Jeff.
Der Mutter von Michael fällt es schwer, ihren Sohn loszulassen – durch unabgesprochene, zu häufige Besuche stört sie die Lernerfolge ihres Sohnes. Erst nach einigen Auseinandersetzungen mit der engagierten Lehrerin und nach einem Wochenendbesuch Michaels, gemeinsam mit seiner Lehrerin, erkennt seine Mutter, dass er große Fortschritte gemacht hat. Michael hat viel gelernt, ist weitaus selbstständiger und verständigt sich über Symbole, um seinen Wünschen und Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen.
Die Lehrerin von Michael lässt sich im Bereich der Gestützten Kommunikation (FC) schulen, da sie der Meinung ist, Michael möchte umfangreicher kommunizieren, als die Symbole es zulassen. Es handelt sich um eine neue, umstrittene therapeutische Maßnahme, bei welcher der Arm des Schülers beim Tippen auf der Tastatur eines Computers gestützt wird. So kann sich der Schüler über den Computer schriftlich mitteilen. Nachdem sich der Anfang der Therapie aufgrund plötzlicher Verhaltensschwankungen schwierig gestaltet, kommuniziert Michael zum ersten Mal über die Gestützte Kommunikation, um seine Mutter zu begrüßen, als sie ihn besuchen kommt. Überraschenderweise kann Michael schreiben, ohne es jemals offiziell gelernt zu haben.
Als der Betreuer von Michael zwei Wochen in den Urlaub geht, zeigt er extreme Verhaltensstörungen, die vor allem durch aggressives Verhalten gekennzeichnet sind. Über die Gestützte Kommunikation teilt Michael mit, dass er Jeff niemals wiedersehen möchte, da dieser ihn sexuell missbraucht hat.
Nun wird die Maschinerie der Justiz in Gang gesetzt, wobei die größte Schwierigkeit darin liegt, das Opfer zu befragen, denn Michael kann sich nur über die Gestützte Kommunikation ausdrücken. Nachdem diese vor Gericht zugelassen wird, reagiert Michael im vollen Gerichtssaal ängstlich und verstört. Im Kreuzverhör bricht er schließlich zusammen, als er Jeff identifizieren soll. Die Befragung wird in einem kleinen Raum, mittels einer Kamera für die Geschworenen, fortgesetzt. Daraufhin wird Jeff von den Geschworenen schuldig gesprochen und verurteilt. Ein großer Erfolg für alle Menschen, die aus ihrer Opferrolle nicht ausbrechen können, da sie nicht dazu in der Lage sind, zu kommunizieren.
3. Autismus
3.1 Definition
Bei autistischen Behinderungen handelt es sich um tiefgreifende Entwicklungsstörungen, denen komplexe Störungen des zentralen Nervensystems zugrunde liegen, insbesondere im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung. Deren Auswirkungen behindern auf unterschiedliche und vielfältige Weise die Beziehungen zur Umwelt, die Teilnahme am Leben im Kollektiv und die Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft, da sowohl kognitive als auch sprachliche, motorische, emotionale und interaktionale Funktionen betroffen sind.
(vgl. Remschmidt 2002, S.96)
Der Begriff „Autismus“ wurde 1911 von dem Schweizer Psychiater Bleuler geprägt. Autismus kommt vom griechischen Wort „autos“ und bedeutet „selbst“.
Autismus ist ein Syndrom und keine bloße Summation von Symptomen, sondern eine Gestalt, die mehr als nur die Summe ihrer Teile ist. Das Störungsbild ist komplex, die Erscheinungsformen vielfältig – je nach Ausprägungsgrad der Intelligenz und Persönlichkeitsstruktur. Daher spricht man heute häufig auch von einem Autismusspektrum.
Auf internationaler Basis gibt es heute kein begriffliches Einvernehmen (außer den Kriterien der international gebräuchlichen Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV) der autistischen Störung. Dadurch entstand nicht nur ein breites Spektrum von Definitionen, sondern auch in der Bezeichnung der autistischen Störungsbilder. Im deutschsprachigen Raum wird Autismus laut ICD-10 unter „tiefgreifende Entwicklungsstörungen“ eingeordnet. Im angloamerikanischen Raum hat sich hingegen der Begriff „Autismus-Spektrum-Störung“ (laut DSM-IV) manifestiert.
Unter ASS werden neben dem frühkindlichen Autismus (Kanner-Autismus) und der autistischen Psychopathie (Asperger-Autismus), das Rett-Syndrom, die Desintegrationsstörung und unspezifische Entwicklungsprobleme zusammengefasst.
(vgl. Walter 2003, S. 23 ff.)
Da es sich beim Asperger-Autismus und dem Kanner-Autismus um die beiden Hauptformen autistischer Störungen handelt, werde ich im Folgenden auf diese beiden Störungsbilder genauer eingehen und deren spezifische Symptomatik und Merkmale, Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzeigen.
3.2 Hauptformen des Autismus
Eine der beiden Hauptformen autistischer Störungen ist der frühkindliche Autismus, auch als Kanner-Autismus bezeichnet. Beobachtet man Kinder mit frühkindlichem Autismus, sind im Einklang mit den ICD-10 und DSM-IV vor allem drei Verhaltensweisen (Symptome) auffällig:
1. Extremes Abgekapseltsein gegenüber der Umwelt.
2. Ängstliches Festhalten am Gewohnten (Veränderungsangst).
3. Besondere Sprachauffälligkeiten.
In der Abkapselung zeigt sich eine extreme Kontaktstörung. Die Beziehungsaufnahme zu Personen, Ereignissen und Dingen ist nicht der Norm entsprechend. Zeichen der normalen Kontaktaufnahme zu den Eltern, insbesondere zur Mutter, bleiben nahezu aus: Kein Antwortlächeln, fehlende Aufnahme von Blickkontakt, keine Unterscheidung zwischen Eltern und anderen Personen und Fehlen von Antizipationsgesten. Hingegen zeigen die Kinder häufig eine intensive Zuwendung zur sachlichen Umwelt.
Werden die Kinder älter, wird das mangelnde Vermögen des kooperativen Spielens deutlich und die Unfähigkeit, freundschaftliche Bindungen mit anderen Kindern einzugehen, sowie das nicht vorhandene Einfühlungsvermögen in die Gefühlswelt anderer Menschen.
Ändert man etwas in der unmittelbaren Umgebung der Kinder, geraten sie in Angst- und Panikzustände.
Bei etwa der Hälfte der Kinder ist eine verzögerte Sprachentwicklung zu verkennzeichnen, sowie eine Neigung zur Wortneubildung und zu Echolalien. Fast alle Kinder zeigen Stereotypien im sprachlichen und motorischen Bereich und eine Reihe von Wiederholungsaktivitäten. Sprache verliert für viele autistische Kinder ihren kommunikativen Charakter. Stattdessen kann sie von ihnen nur mechanisch genutzt werden. Von den Kindern erfundene Wörter (Neologismen) können eine spezielle Bedeutung haben.
[...]
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- Katja Schiemann (Autor), 2006, Gestützte Kommunikation als Therapieansatz für Menschen mit Autismus am Beispiel des Filmes "Niemand hört den Schrei", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67065
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