1. Einleitung
Thematisiert Max Frisch in seinem 1957 erschienenen Roman Homo Faber die nach und nach fortschreitende "Bekehrung" eines rational vereinseitigten Technikers zu einem "Leben", das letztlich Lücken der Unerklärlichkeit zulassen kann, so erfährt das Sujet des Romans Mein Name sei Gantenbein (1964) eine andere Gewichtung und übersteigt somit schließlich auch die im Stiller (1957) enthaltene Geschichte eines an den inneren Dispositionen scheiternden Ausbruchs aus der alten Identität des Protagonisten.
Frisch setzt sich in Mein Name sei Gantenbein vermutlich stärker und deutlicher als zuvor mit dem Problem der Identitätsfindung auseinander. Indem das lyrische Ich verschiedene Situationen als einer der drei im Roman enthaltenen Protagonisten in seiner Vorstellung "durchlebt", sucht es nach seiner eigenen Identität. Sowohl im Stiller, als auch im Homo Faber wendet sich Frisch im Gantenbein-Roman gegen die Verwendung einer auktorialen Erzählperspektive zugunsten einer Perspektive, die die von Frisch in seinen Werken implizierte Skepsis gegenüber dem Anspruch, "wahre" Geschichten zu erzählen, unterstreicht. Sowohl die Tagebuchaufzeichnungen des Anatol Ludwig Stiller als auch der vorgeblich sachliche "Bericht" des Walter Faber transportieren lediglich eine subjektive "Wahrheit" und sind zum Teil von bewußten oder unbewußten Täuschungsabsichten diktiert. Dieses Mißtrauen in die Möglichkeit wahrhaftigen Erzählens führt in Mein Name sei Gantenbein dazu, dass auf ein in den beiden früheren Romanen zumindest im Hintergrund sichtbar bleibendes Daten- und Faktengerüst vollständig verzichtet wird. Zum einen erlangt die Erzählung durch die vom lyrischen Ich entworfene Fiktion eine neue Dimension, zum anderen existiert keine feste Erzählfigur mehr wie in Frischs früheren Romanen, sondern das lyrische Ich spaltet sich auf in die Rollen Gantenbein, Endelin, Svoboda. Den Ausgangspunkt für die entworfenen Geschichten im Verlauf des Romans bildet die Erfahrung einer gescheiterten Liebesbeziehung. Die am stärksten in den Vordergrund gestellte Aufspaltung des lyrischen Ichs in eine erfundene Person scheint in der Figur des Theo Gantenbein verkörpert zu sein, der im Schutz seiner vorgetäuschten Blindheit die Ehe mit der Schauspielerin Lila aufrechterhalten kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wahrheit zwischen Wirklichkeit und Vorstellung
- Die Grundthematik des Romans
- Geschichten als Ausdrucksmittel der Erfahrung
- Die Wahrheit der Sprache
- Die Fiktion als "Spiel"
- Erleben und Vorstellung in der Psychologie
- Die Zeitlichkeit des Erlebens
- Wesen und Bedeutung der Vorstellungen
- Ewigkeit und Zeit bei Plotin
- Vergangenheit und Augenblick
- Die objektive Vergangenheit in der Phänomenologie
- Vergangenheit als Konstrukt
- Der Augenblick als Wahrheit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Roman "Mein Name sei Gantenbein" von Max Frisch erforscht die komplexe Frage der Identitätsfindung und die damit verbundene Problematik der Existenz. Der Protagonist, das lyrische Ich, durchlebt verschiedene Situationen als einer der drei im Roman enthaltenen Protagonisten in seiner Vorstellung und sucht nach seiner eigenen Identität. Frisch stellt die Frage, ob es möglich ist, das Leben gleichzeitig zu erleben und zu deuten, und erforscht die Grenzen der Sprache als Mittel der Selbstdarstellung.
- Die Unmöglichkeit, die eigene Identität eindeutig zu definieren
- Die Grenzen der Sprache als Mittel der Selbstdarstellung
- Die Beziehung zwischen Wirklichkeit und Vorstellung
- Die Rolle der Zeit im menschlichen Erleben
- Die Suche nach Wahrheit und Authentizität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Romans führt den Leser in die Thematik der Identitätsfindung und die damit verbundene Problematik der Existenz ein. Der Roman "Mein Name sei Gantenbein" setzt die in den früheren Romanen "Stiller" und "Homo Faber" behandelten Themen fort, jedoch mit einer neuen Gewichtung.
Der Abschnitt "Wahrheit zwischen Wirklichkeit und Vorstellung" erörtert die Grundthematik des Romans, die Identitätsfindung des einzelnen Menschen und die damit verbundene Problematik der Existenz. Frisch stellt die Frage, ob es möglich ist, das Leben gleichzeitig zu erleben und zu deuten, und erforscht die Grenzen der Sprache als Mittel der Selbstdarstellung. Der Abschnitt beleuchtet die Rolle der Geschichten als Ausdrucksmittel der Erfahrung und die Schwierigkeiten, die mit der Darstellung der Wirklichkeit verbunden sind.
Der Abschnitt "Erleben und Vorstellung in der Psychologie" befasst sich mit der Zeitlichkeit des Erlebens und den verschiedenen Arten von Vorstellungen. Frisch greift dabei auf psychologische Theorien zurück, um die Beziehung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im menschlichen Erleben zu beleuchten. Der Abschnitt analysiert die Bedeutung der Vorstellungen für die Konstruktion der Identität.
Der Abschnitt "Vergangenheit und Augenblick" erörtert die Frage der objektiven Vergangenheit und die Grenzen der phänomenologischen Reduktion. Frisch stellt die Frage, ob es möglich ist, die Vergangenheit objektiv zu erfassen und zu kommunizieren. Der Abschnitt analysiert die Rolle des Augenblicks als Berührungspunkt von Ewigkeit und Zeit und die Bedeutung des Augenblicks für die Identität.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Identitätsfindung, die Grenzen der Sprache, die Beziehung zwischen Wirklichkeit und Vorstellung, die Zeitlichkeit des Erlebens, die Suche nach Wahrheit und Authentizität, sowie die Rolle der Fiktion in der Selbstdarstellung. Der Roman "Mein Name sei Gantenbein" von Max Frisch beschäftigt sich mit der Frage, ob es möglich ist, das Leben gleichzeitig zu erleben und zu deuten, und erforscht die Grenzen der Sprache als Mittel der Selbstdarstellung. Frisch setzt sich mit dem Problem der Identitätsfindung auseinander, indem er die verschiedenen Möglichkeiten des Selbsts ausprobiert und gleichzeitig die Unmöglichkeit, eine eindeutig definierbare Identität zu finden, betont.
- Citation du texte
- Martin Endres (Auteur), 2001, Max Frischs "Mein Name sei Gantenbein" - Biographie im Spannungsfeld von Wirklichkeit und Vorstellung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/669
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.