Das Denken und Handeln vieler Europäer des Mittelalters war beherrscht von der Vorstellung, man könne durch Zauberei Einfluss auf den Alltag nehmen. So glaubten vor allem die ungebildeten Schichten, man könne mit Hilfe von magischen Riten z. B. Nachbarn aus Neid Schaden zufügen oder sich selbst vor derartigen Angriffen schützen. Derartige Vorstellungen hatte die mittelalterliche Christianisierung der europäischen Länder nicht ausrotten können. Da jedoch das Christentum die offiziell ausgeübte Religion war, duldete die katholische Kirche lange den heidnischen Aberglauben, der unter der Oberfläche erhalten geblieben war. Die Kleriker predigten, dass Zauberei keine Wirkung hätte und dass Menschen, die diese dennoch praktizierten, mit Kirchenbußen zu bestrafen sein, weil sie an die Effizienz der Magie glaubten.
Mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts wandelte sich in einigen europäischen Regionen die Einstellung der katholischen Kirche zur Ausübung nicht-christlicher Rituale. Immer stärker sahen sich christliche Geistliche die Erhaltung des von ihnen praktizierten Glaubens bedroht. Somit galt es, etwas gegen den erhalten gebliebenen heidnischen Aberglauben zu unternehmen. Auf der Suche nach jenen, die Zauberei betrieben, meinten Theologen, eine neue Gemeinschaft von Teufelsbündnern entdeckt zu haben, die nämlich die Hexensekte. Den Mitgliedern dieser vermeintlichen Sekte wurde vorgeworfen, einen Pakt mit dem Teufel eingegangen zu sein, um seine Hilfe bei der Schädigung von Mitmenschen beanspruchen und mit ihm Unzucht treiben zu können.
Für die Bekämpfung der Hexen war die Inquisition zuständig. Diese mittelalterliche Institution war vom Papst geschaffen worden, um alle Häretiker, die den christlichen Glauben anders auslegten, als es die katholische Kirche wünschte, zurück zu schlagen. Aufgabe der Kirchenmänner, die das Amt des Inquisitors ausübten, war es, die ketzerischen Sekten, also seit dem 15. Jahrhundert auch die Hexen, zu verfolgen und mittels eines Prozessverfahrens wegen ihrer Abtrünnigkeit von der katholischen Kirche unschädlich machen.
Diese Arbeit setzt sich speziell mit dem Beginn der Hexenverfolgung durch die Inquisition im 15. Jahrhundert auseinander. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die spätmittelalterlichen Hexenverfolgungen entstehen konnten. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt dabei auf dem Einfluss der päpstlichen Inquisition bei der Umgestaltung des Hexereibegriffs und dem daraus resultierenden Umgang mit den vermeintlichen Hexen.
Inhalt
1. Einleitung
1.1. Fragestellung
1.2. Zeitliche und räumliche Eingrenzung
1.3. Quellen- und Forschungsbericht
1.3.1. Quellen
1.3.2. Literatur
1.4. Aufbau und Methode der Arbeit
2. Die Hexen
2.1. Antike und germanische Ursprünge der Hexereivorstellungen
2.2. Der Wandel des Hexenbegriffs im Spätmittelalter durch den Einfluss der mittelalterlichen Kirche
2.2.1. Die Verbindung zwischen Ketzern und Hexen
2.2.2. Die Bulle Summis desiderantes affectibus
2.3. Die Verbreitung des neuen Hexenglaubens
2.3.1. Das Basler Konzil
2.3.2. Die Übernahme der kirchlichen Hexereivorstellungen in der Bevölkerung
3. Der Hexenhammer Malleus Maleficarum
3.1. Der Autor Heinrich Kramer (Institoris)
3.1.1. Der Lebenslauf Kramers
3.1.2. Die Charakteristik des Inquisitors Kramer
3.1.3. Das Verfasserproblem des Hexenhammers
3.2. Der Entstehungskontext des Hexenhammers
3.3. Der Aufbau des Werkes
3.3.1. Aufbau und Inhalt des ersten Teils
3.3.2. Aufbau und Inhalt des zweiten Teils
3.3.3. Aufbau und Inhalt des dritten Teils
3.4. Die Hexenlehre des Hexenhammers
3.4.1. Das Teufelsbild
3.4.2. Frauenfeindlichkeit im Hexenhammer
3.4.3. Der Teufelspakt und die daraus resultierenden Fähigkeiten der Hexen
a.) Vermittlungen von Hexen
b.) Sexualdämonen
c.) Das Anrufen des Teufels
3.5. Hexerei als Mischverbrechen
3.6. Die unmittelbare Rezeption des Hexenhammers als Anleitung zur Hexenverfolgung
4. Die Inquisitionspraxis bei der Verfolgung der Hexen
4.1. Die beteiligten Organe der Inquisition
4.2. Denunzianten und Verdächtige vor der Inquisition
4.2.1. Die der Hexerei Verdächtigten
4.2.2. Die Denunzianten
4.2.3. Das Verhalten der Inquisition gegenüber Verdächtigen und Denunzianten
4.3. Das Prozessverfahren
4.3.1. Die Verhöre und der Einsatz der Folter
4.3.2. Urteilsverkündung und Bestrafung
5. Schlussbemerkungen
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
6.1. Quellen
6.2. Literatur
Versicherung
1. Einleitung
1.1. Fragestellung
Das Denken und Handeln vieler Europäer des Mittelalters war beherrscht von der Vorstellung, man könne durch Zauberei Einfluss auf den Alltag nehmen. So glaubten vor allem die ungebildeten Schichten, man könne mit Hilfe von Magie z. B. Nachbarn aus Neid oder in Folge eines Streites Schaden zufügen oder sich selbst vor derartigen Angriffen schützen. Solche Vorstellungen hatte die mittelalterliche Christianisierung der europäischen Länder nicht ausrotten können. Da jedoch das Christentum die offiziell ausgeübte Religion war, duldete die katholische Kirche lange den heidnischen Aberglauben, der unter der Oberfläche erhalten geblieben war. Die Kleriker predigten, dass Zauberei keine Wirkung hätte und dass Menschen, die diese dennoch praktizierten, mit Kirchenbußen zu bestrafen sein, weil sie an die Effizienz der Magie glaubten[1].
Mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts wandelte sich diese Einstellung in einigen europäischen Regionen. Seit dem 14. Jahrhundert waren die heidnischen Praktiken des Volkes verstärkt ins Bewusstsein christlicher Geistlicher gerückt, die den wahren Glauben immer mehr bedroht sahen[2]. Es galt, etwas gegen den Aberglauben zu unternehmen. Auf der Suche nach denen, die Zauberei betrieben, meinten Theologen, eine neue Gemeinschaft von Teufelsbündnern[3] entdeckt zu haben, die nämlich die Hexensekte. Den Mitgliedern dieser vermeintlichen Sekte wurde vorgeworfen, einen Pakt mit dem Teufel eingegangen zu sein, um seine Hilfe bei der Schädigung von Mitmenschen beanspruchen und mit ihm Unzucht treiben zu können.
Für die Ausrottung dieser Sekte war die päpstliche Inquisition zuständig. Seit dem 11. Jahrhundert fühlte sich die katholische Kirche von Gläubigen bedroht, die die Bibel anders auslegten, als sie selbst[4]. Nachdem alle anderen Mittel fehlgeschlagen waren, schuf der Papst die Ketzerinquisition, um die Häretiker zu bekämpfen. Die Bezeichnung Inquisition leitet sich vom lateinischen Begriff inquisitio für Untersuchung ab[5]. Die Kirchenmänner, die dieses Amt ausübten, wurden hauptsächlich vom Klosterorden der Dominikaner gestellt[6]. Ihre Aufgabe war die Verfolgung ketzerischer Sekten, also seit dem 15. Jahrhundert auch die der Hexen[7]. Diese sollten mittels eines Prozessverfahrens wegen ihrer Abtrünnigkeit von der katholischen Kirche unschädlich gemacht werden[8].
Diese Arbeit setzt sich speziell mit dem Beginn der Hexenverfolgung durch die Inquisition im 15. Jahrhundert auseinander und wird auf die ursprünglichen Ketzersekten nur soweit eingehen, wie es zum Verständnis der Entstehung des gelehrten Hexenglaubens nötig ist. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die spätmittelalterlichen Hexenverfolgungen entstehen konnten. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt dabei auf dem Einfluss der päpstlichen Inquisition bei der Umgestaltung des Hexereibegriffs und dem daraus resultierenden Umgang mit den vermeintlichen Hexen.
1.2. Zeitliche und räumliche Eingrenzung
Der gelehrte Hexenbegriff, der denen, die Magie betrieben, Ketzerei vorwarf, trat zwischen 1435 und 1500 in das entscheidende Stadium seiner Entwicklung und mit ihm der Hexenprozess. Die ersten Hexenverfolgungen aufgrund des neuen Hexenbegriffs fanden in West- und Mitteleuropa um 1440 statt. Davor existierte keine eindeutige Trennung zwischen Häresie und Hexerei. Die systematische Hexen jagd blieb dabei geografisch auf den Teil Europas beschränkt, der im Spätmittelalter dem römischen Papst unterstand[9]. Sie fand dort nicht überall gleichzeitig statt, sondern breitete sich allmählich aus. Die französisch-italienisch-westschweizerischen Gebiete können nach heutigen Erkenntnissen als Ursprungsländer der Hexenverfolgung gewertet werden. Von dort aus weitete sie sich noch im 15. Jahrhundert in Richtung Norden und dabei in den deutschsprachigen Raum aus. Bis die Hexereivorstellungen auch in England Fuß fassen konnten, verging noch ein weiteres Jahrhundert. In Ungarn[10] sind sogar erst ab dem 17. Jahrhundert Hexereivorstellungen feststellbar. Spanien nahm z. B. die Idee des Satanskultes überhaupt nicht auf[11]. In dieser Arbeit wird jedoch nur der Raum betrachtet, in dem die Idee der Hexerei mit Hilfe des Teufels bereits an der Schwelle zur Neuzeit bestand.
1.3. Quellen- und Forschungsbericht
Die Untersuchung der beginnenden Hexenverfolgung stellt die Forschung vor Probleme, die unter anderem darin begründet sind, dass zwar die Verfolger der Hexen ihre Theorien vielfältig dargelegt haben, von den Verfolgten jedoch kaum Zeugnisse überliefert sind, weil sie hauptsächlich aus dem ungebildeten, dem Schreiben unkundigen Volk stammten[12]. Deshalb müssen Forscher, die sich mit der Hexenverfolgung auseinander setzen, häufig auf erhalten gebliebene Prozessakten des 15. Jahrhunderts und die Ausführungen mittelalterlicher Gelehrter über den Hexenbegriff zurück greifen, um möglichst exakt die spätmittelalterlichen Entwicklungen zu rekonstruieren[13].
Erschwert wird die Skizzierung des Beginns der Hexenverfolgung durch heute populäre Vorstellungen, die außerhalb der akademischen Forschung entstanden sind. So schuf z. B. die Frauenbewegung, die sich seit den 1970er Jahren entwickelt hat, das Bild einer mächtigen Hexe, das mit der seit dem späten Mittelalter von ihren Verfolgern gefolterten und getöteten Hexe kaum vereinbar ist[14]. Die einzige Parallele zwischen den modernen Hexenvorstellungen und denen, die im Mittelalter von der Inquisition konstruiert wurden, ist der Glaube, Hexen haben magische Fähigkeiten. Auch der Teufel wird heute noch oft als Komponente des Hexenglaubens angesehen, aber er nimmt keine zentrale Rolle ein, wie sie zum Beispiel im Hexenhammer geschildert wird.
1.3.1. Quellenbericht
Der als Hexenhammer bekannte Malleus Maleficarum, der vom Inquisitor Heinrich Kramer geschrieben und ca. 1487 erstmals publiziert wurde, stellt die zentrale Quelle dar, auf die sich diese Arbeit stützen soll. Kramers Werk scheint zur Zeit seiner Veröffentlichung auf Widerstand gestoßen zu sein, obwohl er den in der Öffentlichkeit geschätzten Dominikaner Jacob Sprenger als Mitautor angegeben hatte. Vermutlich aus diesem Grund verwies Kramer darauf, dass sein Buch über die Hexen auch von den Obrigkeiten akzeptiert wurde und fügte im Nachhinein unter anderem die Bulle Summis desiderantes affectibus, die Papst Innozenz VIII. im Jahr 1484 erließ, hinzu. Da die Hexenbulle, wie sie seit dem 19. Jahrhundert bezeichnet wird, nicht nur als Rechtfertigung für den Malleus Maleficarum dient, sondern deutlich macht, dass die Hexereivorstellungen schon vor 1487 eine Rolle spielten, soll sie im Rahmen dieser Arbeit auch als eigenständige Quelle beachtet werden. Die Tatsache, dass er keine völlig neue Hexenlehre geschaffen hat, sondern viele ältere Schilderungen über Magie übernommen hat, ist für die Betrachtung der Ausführungen Kramers wichtig. Der Malleus Maleficarum ist dennoch mehr als eine Zusammenfassung älterer Vorstellungen. Er gibt auch die persönlichen Ansichten des Autors wieder, die zur endgültigen Ausgestaltung der Hexenlehre beitrugen. Die Übersetzung beider Texte, die im Original auf lateinisch abgefasst sind, scheint jedoch seit dem 20. Jahrhundert immer wieder Kontroversen auszulösen. So kritisiert z. B. Peter Segl, dass der dtv – Verlag München 1982 die Übersetzung von J. W. R. Schmidt aus dem Jahr 1906 neu aufgelegt hat, obwohl sie vor Übersetzungsfehlern strotze[15]. Trotz des Wissens über deren Fehlerhaftigkeit arbeiteten viele Wissenschaftler mit der Übertragung Schmidts, da keine umfassendere vorhanden zu sein schien. Inzwischen existiert jedoch mit der von Günter Jerouschek und Wolfgang Behringer herausgegebenen Ausgabe eine kommentierte Fassung, die auch die aktuelle internationale Forschung einbezieht[16]. Mit Hilfe dieser Neuübersetzung können die oft noch immer falschen Angaben der Nicht-Wissenschaftler über Ausmaß, Zeitraum und Charakter der Hexenverfolgung korrigiert werden. Besonders die Zeit der Hexenverfolgungen wird unter dem Einfluss von Nicht-Akademikern oft ins Mittelalter projiziert, obwohl diese Vorstellung des 19. Jahrhunderts heute längst revidiert ist. Ähnlich verhält es sich bei Schätzungen über die Zahlen der Opfer. Ging man noch vor 200 Jahren davon aus, dass der Hexenverfolgung mehrere Millionen Frauen zum Opfer gefallen sind, so weiß man heute dank der Auswertung des vorhandenen Quellenmaterials, dass es insgesamt wohl nur ca. 80.000 bis 100.000 Opfer gegeben hat, wenige Tausend davon im Mittelalter. Da der Ursprung der Verfolgung dennoch im Mittelalter zu sehen ist, verdient er eine ausführliche Betrachtung.
1.3.2. Literaturbericht
Eine geeignete Literaturbasis zum Thema Hexenverfolgung im 15. Jahrhundert zu finden, gestaltet sich schwierig, da viele Forscher die Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit untersuchen. Oft sind in Monografien und Aufsätzen nur wenige Kapitel oder Absätze zu finden, die auf die Ursprünge des frühneuzeitlichen Hexenglaubens verweisen. So verhält es sich z. B. bei I. Ahrendt – Schulte, die in ihrem Buch Weise Frauen – böse Weiber [17] Schicksale von als Hexen verfolgten Frauen aus der Neuzeit rekonstruiert. Aber sie sieht deren Ursprünge im mittelalterlichen Geschehen und gibt zuvor einen allgemeinen Überblick darüber, wie sich der Glaube an die Hexerei im 15. Jahrhundert entwickelte. Ähnlich ist es bei K. Baschwitz[18]. Er geht auf das Hexenbild in verschiedenen europäischen Ländern der Frühen Neuzeit ein, skizziert aber vorher die Entstehung des gelehrten Hexenglaubens und stellt den Weg vom Ketzer- zum Hexenprozess dar. Auch der Hexenhammer, der diese Entwicklung vorantrieb, wird von ihm diskutiert. Detaillierter geht auf den Hexenbegriff das von W. Behringer herausgegebene Buch Hexen und Hexenprozesse in Deutschland [19] ein. Es liefert neben zahlreichen Quellen zur Hexenverfolgung in Deutschland vom 15. bis zum 17. Jahrhundert wichtige Fakten z. B. über den Widerstreit zwischen dem christlich-gelehrten Weltbild und dem des Volkes. Mit dem Ursprung des Hexenglaubens setzt sich auch D. Harmenings Aufsatz Zauberinnen und Hexen [20] auseinander. Er zeigt den Einfluss von Augustinus und Thomas von Aquin auf das Hexenbild, macht Gründe für die Hexenverfolgung wie die Konkurrenz magischer und kirchlicher Rituale deutlich und verweist darauf, dass Hexerei nicht gleichzusetzen ist mit der Verfolgung weiser Frauen. Letzteres steht im Gegensatz zur Auffassung B. Ehrenreichs und D. Englishs, dass Hexen heilkundige Hebammen waren, die in Konkurrenz zum Ärztestand und zur Kirche standen[21]. Mit den genannten Themen setzt sich auch A. Blauert auseinander. Einer seiner Aufsätze erläutert außerdem die Geschehnisse des Basler Konzils[22]. Wichtig für diese Arbeit ist auch eine Monografie Blauerts mit dem Titel Frühe Hexenverfolgungen [23]. In der Region von Luzern, Lausanne, Fribourg, Bern und Neuchatel untersucht er die Ausbreitung des Hexenglaubens im 15. und 16. Jahrhundert. Neben ihm hinterfragt auch S. Burghartz das Beispiel von Luzern und Lausanne und versucht Antworten darauf zu geben, wer die Hexen waren[24]. Auf den Hexenbegriff, die Verbindung zwischen Ketzern und Hexen und das Verhältnis von Denunzianten und Verdächtigen gehen auch W. Jilg[25], B. Levack[26] und H. Schmölzer[27], sowie C. Daxelmüller und W. Trusen[28] ein. F. Gamba[29] und S. Leutenbauer[30] nehmen Bezug auf die Vorwürfe gegen die Hexen wie Schadenszauber, Teufelsanbetung, Hexenflug und Tierverwandlung. Letzterer geht außerdem auf die Ideen des Hexenhammers und dessen Verbreitung ein. R. Walz sieht in der Hexenverfolgung noch dazu ein Symbol gesellschaftlicher Probleme mit der Funktion, Normen zu setzen[31]. Eine Ursache für die Entstehung der Hexenverfolgung, die sich aus der Ketzerverfolgung entwickelte[32], ist, dass Häretiker eine gesellschaftliche Minderheit waren, deren Verfolgung fast vorhersehbar war. Die unteilbare Kirche[33] meinte, die Verantwortung für den wahren Glauben [34] zu tragen und die Bibel als einzige Institution richtig auszulegen, weshalb die inquisitorische Bekämpfung[35] der sich etablieren wollenden Katharer und Waldenser[36] für sie gerechtfertigt war[37].
Den Begriff der Inquisition erläutert L. Baier[38]. Er beleuchtet ihre Entstehung, das Inquisitionsverfahren sowie die Beteiligung der weltlichen Mächte und erklärt, dass die Dominikaner besonders geeignete Inquisitoren waren, weil sie die Tarnungen der Ketzer kannten. Knappe Grundlageninformationen liefert dazu auch W. Trusen[39]. G. Schwerhoff macht deutlich, wie die Gleichsetzung von Ketzern und Hexen erfolgte und wie die Inquisition sich dabei verhielt[40]. Den politischen Charakter der Inquisitionstätigkeit betont vor allem P. Segl[41]. Über den eigentlichen Ablauf eines Inquisitionsprozesses der Kirche lässt sich bei I. Grigulevic[42] oder H. Ch. Lea[43] etwas erfahren. D. Kurze beschäftigte sich daneben auch ausführlich mit der inquisitorischen Tätigkeit Konrads von Marburg im hochmittelalterlichen Deutschland und bestätigt dabei Vorgehensweisen der Inquisition, die auch andere Autoren schildern[44]. Bereits als die Hexenverfolgung noch keine Rolle in der Kirchenpolitik spielte, wurden Frauen ebenso wie Männer von der Inquisition gejagt. Mit ihnen wurde ähnlich verfahren wie später mit den Hexen[45]. Inquisitorische Häresieverfolgung gilt heute außerdem als politisches Instrument, das auch gegen berühmte Personen eingesetzt wurde, wenn diese sich gegen die kirchliche Politik stellten. Denunziationen erfolgten oft aufgrund des Glaubens, gegenüber Dritten benachteiligt zu sein[46]. Kam es aufgrund von Denunziationen zum Hexenprozess, wurde wenn nötig, die Folter zur Wahrheitsfindung eingesetzt, wie bereits E. König im 19. Jahrhundert beschrieb[47]. Auch H. Ch. Lea widmet sich der Hexenverfolgung und geht unter anderem auf den Prozess, die Hexenbulle und den Hexenhammer ein[48]. Informationen über Stationen im Leben des Autors, die zur Abfassung des Hexenhammers beitrugen, liefern R. Endres[49] oder P. Segl[50]. Entsprechende Fakten sind ebenso bei A. Schnyder[51] und H. J. Nesner[52] zu finden, die Jacob Sprenger allerdings als Mitautor des Werkes ansehen. Über die Bestrafung der Hexen sowie die literarische Basis des Hexenhammers, erfährt man außerdem etwas bei A. Neumann[53]. Eine Diskussion des Hexenhammers mit historischer Einordnung, Aufbau, Inhalt, der Verfasserproblematik und biografischen Daten Kramers nimmt W. Behringer vor[54]. Hexenbulle und Hexenhammer sind als zentrale Quellen für das gelehrte Hexenkonzept durch die Verwissenschaftlichung des Weltbildes anzusehen[55].
1.4. Aufbau und Methode der Arbeit
Um der Frage nachzukommen, wie sich der Hexenbegriff unter dem Einfluss der Inquisition umgestaltete, wird zunächst im zweiten Kapitel unter der Überschrift Die Hexen versucht, ein Bild der mittelalterlichen Vorstellung über die Hexen zu zeichnen. Wichtig ist dabei sowohl die Untersuchung der antiken und germanischen Ursprünge der Hexereivorstellung als auch die Erläuterung, wie sich die Ansichten des Volkes unter dem Einfluss von Kirche und Inquisition wandelten, durch die Hexenbulle und das Basler Konzil verbreiteten und wie die neuen Ideen in der Bevölkerung übernommen wurden.
Der Malleus Maleficarum des Inquisitors Heinrich Kramer stellt ein zentrales Medium zum einen für den Wandel und zum anderen für die Ausbreitung des neuen Hexenglaubens dar. Deshalb wird diese Quelle im dritten Kapitel genauere Betrachtung finden. Zum besseren Verständnis der Inhalte ist zunächst ein Bezug zum Autor Heinrich Kramer und zum Entstehungskontext des Hexenhammers notwendig, da Kramers persönliche Erlebnisse eine erhebliche Rolle bei der Abfassung des Werkes spielten. Die anschließende Skizzierung des Aufbaus des nach scholastischem Vorbild erstellten Hexenhammers soll vor allem die Komplexität zeigen, in der sein Autor das Hexenwesen sieht. Im Anschluss daran werden die zentralen Punkte des Teufelsbildes, des Teufelspaktes und der Frauenfeindlichkeit eingehender besprochen. Es soll jedoch nicht nur das Werk an sich eine Rolle spielen, sondern auch hinterfragt werden, welchen Einfluss der Hexenhammer auf die Hexenverfolger nehmen sollte und wie er tatsächlich rezipiert wurde. Diese Arbeit soll sich aber auch mit der Praxis der Hexenprozesse befassen. Deshalb werden letztlich im vierten Kapitel neben den Organen der Inquisition auch die Denunzianten und Verdächtigen einer genaueren Betrachtung unterzogen. Außerdem wird das Prozessverfahren mit den Verhören, dem Einsatz der Folter sowie der Urteilsverkündung und Bestrafung geschildert werden.
Durch die Auswahl der genannten Punkte will ich vor allen Dingen deutlich machen, dass religiöse Gläubigkeit, Aberglaube, Ketzerei und Hexerei bzw. Zauberei als eng zusammenhängende Bestandteile des Denkens, Fühlens und Handelns der Menschen im 15. Jahrhundert verstanden werden müssen.
2. Die Hexen
Bei der Betrachtung der einzelnen Bestandteile des Hexenbegriffs, der im 15. Jahrhundert durch den Einfluss von Theologen und Juristen entstanden war, fällt auf, dass es sich um einen Sammelbegriff handelt, der verschiedene Elemente in sich vereint. Mehrere Gruppen von Vorstellungen fließen in ihm zusammen, die zuvor getrennt voneinander in den germanischen und orientalischen Völkern existiert haben[56], zum Teil aber auch Gemeinsamkeiten aufweisen.
2.1. Antike und germanische Ursprünge der Hexereivorstellungen
Die Grundkomponenten des gelehrten Hexenglaubens der Kleriker des 15. Jahrhunderts, zu denen Schadenszauber, Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft und Zusammenkünfte mit dem Teufel bei kultischen Orgien zählen, sind in verschiedenen frühen Kulturstufen anzutreffen. Derartige Elemente weisen überall Ähnlichkeiten auf[57]. Wichtig ist jedoch, dass die Verbindung mit dem Teufel und die Fähigkeiten, die der Fürst der Dunkelheit seinen Getreuen verleihen konnte, nicht von Beginn an zum Hexenbegriff synthetisiert wurden, im Gegenteil, der volkstümliche Hexenbegriff kannte keine Mitwirkung des Teufels[58].
Im Volk existierte in der Zeit vor der Christianisierung Europas im Mittelalter der Glaube an verschiedenartige heidnische Gottheiten. Nicht die Figur des Teufels spielte die zentrale Rolle, man unterschied vielmehr zwischen weißer und schwarzer Magie[59], die die Gegensätze von gut und böse symbolisierten. Diese konnten die verschiedenen Zauberwesen in sich vereinen. Dementsprechend galten Personen, die in der Lage waren, zu zaubern, in der Antike und bis ins hohe Mittelalter hinein als ambivalent, was bedeutete, dass sie in der Lage waren, sowohl negativen als auch positiven Einfluss auszuüben[60]. Den Vorstellungen nach standen diejenigen, die Magie ausübten, in Verbindung mit geheimen Naturkräften. Sie konnten Trost bringen, Ratschläge geben und hilfreich zur Seite stehen, aber ebenso auch verderbend und vernichtend in den Alltag eingreifen. Aus diesem Grund wurden sie zugleich geachtet und gefürchtet[61].
Die Figuren, denen derartiges nachgesagt wurde, unterschieden sich in den verschiedenen Gebieten Europas oftmals nur in ihren Namen, die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften ähnelten sich stark. So kannte die griechisch-römische Antike unter anderem eine vampirhafte Gestalt, die als Nachteule oder Raubvogel Säuglinge mit giftiger Milch stillte oder sie aus der Wiege raubte, um ihnen das Blut auszusaugen oder sie auf nächtlichen Gelagen zu verspeisen[62]. Sie nannte man hauptsächlich striga, aber auch Begriffe wie lamia oder furia tauchen auf. Eine furia verführte dem Volksglauben einiger Regionen nach zusätzlich Jünglinge[63]. Damit diese Gestalten in der Lage waren, zu fliegen, mussten sie sich erst mittels einer Zaubersalbe in Vögel verwandeln. Neben ihnen gab es maleficae genannte Schadenszauberinnen und herbariae, die für das Brauen von Zaubertränken zuständig waren.
Diese Zauberinnen bildeten den Gegensatz zu den in der griechisch-römischen Antike und von den germanischen Stämmen verehrten Göttinnen Diana, Holda oder Herodias, die nachts ebenfalls durch die Lüfte flogen, oder Frauen auf ihrem Rücken über den Himmel trugen. Sie taten dies dem Volksglauben nach allerdings, um die Familien zu schützen und bei Krankheiten und Geburten zu helfen bzw. helfen zu lassen[64]. Heidnische Religionen kannten außerdem weise Frauen, Schicksalsfrauen und andere nachts umhergehende Gestalten, deren Tätigkeitsbereich auch im Liebeszauber und der Kuppelei lag. Eines hatten jedoch alle diese magischen Wesen gemeinsam: Sie lebten abgeschieden von den Menschen[65].
Doch nicht nur die in der Tradition der griechisch-römische Antike lebenden Menschen und die Germanen, sondern auch altindische, altpersische und altägyptische sowie keltische und slawische Völker hatten einen Hexen- und Geisterglauben, der Einfluss auf das Hexenbild, das sich im Laufe des Mittelalters entwickeln sollte, hatte. Besonders den nordischen Zauber- und Hexenwesen wurden die Fähigkeiten zum Flug durch die Lüfte, zur Tierverwandlung und zur Seelenwanderung[66] nachgesagt. Ebenso sollten sie die Kraft haben, Stürme und Unwetter herbeizuführen[67]. In jedem Fall war allen Völkern dabei der Glaube an die Wirksamkeit von Zauberei, egal ob diese schädigen oder den Menschen Hilfe, Heilung und Schutz bringen sollte gemeinsam[68].
Neben all diesen fantastischen Vorstellungen waren viele Menschen auch der Meinung, selbst zaubern zu können oder vertrauten sich jemandem an, der magische Rituale betrieb. Selbst in der mittelalterlichen Gesellschaft war es bis zum 15. Jahrhundert durchaus noch üblich, Zaubersprüche, Segensformeln und magische Praktiken anzuwenden, um böse Einflüsse fern zu halten, zu heilen, jemandes Liebe zu erlangen und Feinde abzuwehren[69]. Zurückzuführen ist diese Tatsache auf die Erhaltung vieler heidnischer Traditionen trotz der Christianisierung und den von den christlichen Oberhäuptern unter Strafandrohungen verhängten Verboten der Ausübung von Magie.
In der Prozesspraxis des 15. Jahrhunderts war die Bezeichnung Hexe den Menschen nicht geläufig, auch wenn sie in der Schweiz seit dem 13. Jh. bereits vereinzelt auftauchte[70]. In manchen Gegenden konnte sie sich überhaupt nicht durchsetzen, so z. B. im heutigen Österreich[71]. Der Begriff der Hexe leitet sich etymologisch ab von der althochdeutschen Bezeichnung hagazussa, was in etwa soviel wie Zaunreiterin bedeutet[72]. Die Silbe hag weist dabei auf einen Grenzbereich für böse Geister hin, zussa spielt auf einen Hausgeist an[73], womit die hagazussa jemand war, der vor Eindringlingen von außen schützen sollte. Die Hexe war demnach ursprünglich eine lokale Gottheit dämonischen Ursprungs, die sowohl schützen als auch schaden konnte.
Im Laufe der Zeit kam es zur Überlagerung dieses Hexenbegriffs mit den Vorstellungen der römischen Antike. Gleichzeitig entwickelte sich die Idee von der Existenz der Zauberwesen dahingehend, dass aus den Geisterwesen Menschen wurden[74], die sich vor der Nähe ihrer Mitmenschen nicht scheuten. Im 15. Jahrhundert nannte man diejenigen, die man mit Magie in Verbindung brachte, im Volk nicht Hexen, sondern je nach Region noch Schadensstifterinnen und Unholdinnen, Zaubersche, Trutten oder Teufelshuren, allerdings wurden ihnen alle negativ konnotierten Eigenschaften zugeschrieben, die man bereits in vorchristlicher Zeit gekannt hatte, so auch Nachtfahrten und Dämonenflüge, Tierverwandlungen, das Bringen von Krankheit und Tod von Mensch und Vieh, das Verderben von Ernte und Nahrung, Gotteslästerung und Unzucht mit dem Teufel und seinen Anhängern[75].
Um die Anhänger der vermeintlichen Hexensekte zu benennen, behalfen sich auch die geistlichen und weltlichen Gelehrten mit verschiedenen Ausdrücken, zumeist in lateinischer Sprache. Sie nutzten Begriffe wie z.B. maleficae, haeretici fascinarii oder strigimagae [76]. In diesen Bezeichnungen wurden dabei ältere Vorstellungen verschiedener Herkunft in einer Person vereint und gestalteten die christliche Dämonologie. Dennoch blieben die Bezeichnungen für die Hexensekte regional unterschiedlich und es kam erst ab dem 16. Jahrhundert zur Verdrängung solcher Bezeichnungen zugunsten des Hexenbegriffs, der sich im 17. Jahrhundert nahezu vollständig durchsetzte[77]. HexeDie Gründe für die Vermengung der verschiedenen Vorstellungen und den Glauben an eine Verbindung zum Teufel im frühen 15. Jahrhundert sind dabei unklar[78].
Eine möglicherweise durch die Verwendung der verschiedenen Begriffe des 15. Jahrhunderts entstehende Verwirrung soll vermieden werden. Daher wird im Folgenden nur noch die bis heute geläufige Bezeichnung Hexe verwendet werden.
2.2. Der Wandel des Hexenbegriffs im Spätmittelalter durch den Einfluss der mittelalterlichen Kirche
Die von den Klerikern betriebene christliche Religion und das Christentum, das die Laien praktizierten, unterschieden sich zwar in der Ernsthaftigkeit, mit der sie ausgeübt wurden, sie basierten aber dennoch auf der selben Grundlage und waren z. B. durch den Gottesdienst und die Beichte miteinander verbunden. Dies ermöglichte es, dass verschiedene Bestandteile des volkstümlichen Hexenglaubens sich mit den gelehrten Vorstellungen vermischten und sich gegenseitig bedingten[79]. Die im Volk sehr lebendige Vorstellung von Schadenszauberinnen, Wettermacherinnen, Wahrsagerinnen, und zaubernden Heilerinnen wurde zwar von der Kirche als sündhaft bekämpft[80], aber sie hatte dennoch soviel Einfluss auf die mittelalterlichen Theologen, dass diese die negativen Eigenschaften der ursprünglich als ambivalent angesehenen Hexenfiguren in das von ihnen entwickelte Hexenbild übernahmen und die antiken und germanischen Ursprünge des Volksglaubens in ein gelehrtes System verarbeiteten, in dem die heidnischen Götter zu Dämonen umgedeutet und ethisch disqualifiziert wurden[81].
Die nicht-heidnischen Elemente, die die Kirche ebenfalls in das Hexenbild einfügte, wurden vom Volk nach und nach auch übernommen, sodass insgesamt eine Umwandlung des Hexenbegriffs stattfand.
2.2.1. Die Verbindung zwischen Ketzern und Hexen
Jede Abweichung vom katholischen Glauben wurde im Mittelalter als Verehrung des Bösen begriffen. Dies wurde unter anderem auf die großen mittelalterlichen Sekten der Katharer[82] und Waldenser, die viele der katholischen Rituale ablehnten und daher beschuldigt wurden, dem Satan zu huldigen und dämonische Gegenmessen zu halten[83], bezogen. Dass das vom Papst geleitete Christentum besonders die Katharer als psychische Epidemie [84] wahrnahm, die die christlich Gläubigen abtrünnig machen wollte, ist auf die Größe, die diese Sekte erlangte, zurück zu führen. Das Denken und Handeln der Geistlichkeit der katholische Kirche war durch sie und andere große Sekten von der Angst geprägt, das Christentum könne an Macht und Einfluss verlieren oder sogar gänzlich zerstört werden. Warum sich diese Furcht im Laufe der Zeit auch auf die vermeintlichen Hexen übertrug, soll im Folgenden geklärt werden.
Noch im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert galt der Aberglaube, dass Zauberwesen das Zusammenleben der Menschen beeinflussten, noch nicht als besonders bedrohlich, er wurde aber das gesamte Mittelalter hindurch mit kirchlichen Bußen belegt[85]. Dadurch konnte er jedoch nicht ausgerottet werden[86]. Daneben kam es seit dem 13. Jahrhundert zu einem Aufschwung der Wissenschaften an den Universitäten. Einige der Wissenschaftler dieser Zeit ließen dem Versuch, nachzuweisen, dass der den Hexen teilweise vorgeworfene Schadenszauber real sei, besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. Es ist bemerkenswert, dass zur gleichen Zeit das kirchliche Inquisitionsverfahren begann, sich zur Waffe gegen die früher nur mit Kirchenbußen geahndete Zauberei zu entwickeln[87]. Doch erst ab dem zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts schenkten die Inquisitoren den Ritualen des Volksglaubens ihre Aufmerksamkeit und sahen sich immer häufiger mit magischen Praktiken des Volksglaubens konfrontiert. Zu dieser Zeit hatten sie bereits einige Erfahrung mit den ketzerischen Sekten, die seit dem 11. Jahrhundert agierten, gesammelt und erfahren, welchen Ritualen die Ketzer vermutlich nachgingen sowie dass sie angeblich den Teufel anbeteten. Aus diesen Erfahrungen heraus entstand die Idee einer Hexensekte[88], da es nur ein kleiner Schritt der Auslegung war, eine einzelne, sich nicht dem Willen der katholischen Kirche unterordnende Person als Anhänger einer Sekte zu diffamieren und ihr die Anbetung des Teufels vorzuwerfen[89]. Hierzu trugen auch die geistlichen Traktatschreiber bei. Sie schufen aufgrund ihrer religiösen Weltanschauung einen erheblichen Gegensatz zwischen ihren und den weltlichen Wertvorstellungen[90]. Die Vermutungen, dass sich eine neue Sekte gebildet hatte, wurden durch ihre Unterstützung verbreitet. Die entsprechenden Traktate schufen das abschreckende Bild einer verkehrten Welt, in der Frauen ihre ursprünglichen Aufgaben des Schutzes und der Ernährung ihrer Familie zugunsten der Macht zum Vergiften und Töten aufgaben und daher dringend zu bekämpfen sein[91], obwohl dieses Bild der heutigen Forschung nach eine reine Erfindung war[92].
[...]
[1] Lea, H. Ch., Geschichte der Inquisition im Mittelalter. Bd. 3: Die Tätigkeit der Inquisition auf besonderen Gebieten , Bonn 1913, S. 553.
[2] ebenda, S. 597.
[3] Blauert, A., Die Erforschung der Anfänge der europäischen Hexenverfolgungen, in: ders. (Hg.), Ketzer, Zauberer, Hexen. Die Anfänge der europäischen Hexenverfolgungen, Frankfurt a. M. 1990, S. 11.
[4] Patschovsky, A., Häresie, in: Lexikon des Mittelalters. Bd. 4: Erzkanzler bis Hiddensee, Zürich 1989, Spalte 1933.
[5] Baier, L., Inquisition, in : Holl, Adolf, Die Ketzer, Bonn 1994, S. 384.
[6] Patschovsky, A., Häresie, Sp. 1935f.
[7] Baier, L., Inquisition, S. 384/ 385. Patschovsky, A., Häresie, Sp. 1935.
[8] Baier, L., Inquisition, S. 384.
[9] Behringer, W. (Hg.), Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, 5. Auflage, München 2001, S. 72.
[10] Blauert, A., Die Erforschung der Anfänge, S. 24.
[11] ebenda, S. 23.
[12] Vgl. Schmölzer, H., Hexenverfolgung, in: Holl, A. (Hg.), Die Ketzer, 2. Aufl. Hamburg 1994.S. 394.
[13] Ebenda, S. 394f.
[14] Ebenda, S. 395.
[15] Segl, P., Als die Ketzer fliegen lernten. Über den Hexenwahn im Mittelalter, Abensberg 1991, S. 12.
[16] Behringer, W. und Jerouschek, G. (Hg.), Heinrich Kramer (Institoris), Der Hexenhammer. Malleus Malleficarum. Kommentierte Neuübersetzung. München 2000.
[17] Ahrendt- Schulte, I., Weise Frauen – böse Weiber. Die Geschichte der Hexen in der Frühen Neuzeit, Freiburg i. Br. 1994.
[18] Baschwitz, K., Hexen und Hexenprozesse. Die Geschichte eines Massenwahns und seiner Bekämpfung, München 1963.
[19] Behringer, W. (Hg.), Hexenprozesse in Deutschland.
[20] Harmening, D., Zauberinnen und Hexen. Vom Wandel des Zaubereibegriffs im späten Mittelalter, in: Blauert, A. (Hg.), Ketzer, Zauberer, Hexen. Die Anfänge der europäischen Hexenverfolgungen, Frankfurt a. M. 1990, S. 68 – 90.
[21] Ehrenreich, B./ English, D., Hexenkunst und Medizin im Mittelalter, in: Opitz, C. (Hg.), Der Hexenstreit. Frauen in der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung. Ein Reader, Freiburg i. Br. 1995, S.18 – 35.
[22] Blauert, A., Die Erforschung der Anfänge.
[23] Blauert, A., Frühe Hexenverfolgungen. Ketzer-, Zauberei- und Hexenprozesse des 15. Jahrhunderts, Hamburg 1989.
[24] Burghartz, S., Hexenverfolgung als Frauenverfolgung? Zur Gleichsetzung von Hexen und Frauen am Beispiel der Luzerner und Lausanner Hexenprozesse des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Opitz, C. (Hg.), Der Hexenstreit. Frauen in der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung. Ein Reader, Freiburg i. Br. 1995, S. 147 – 173.
[25] Jilg, W., „Hexe“ und „Hexerei“ als kultur- und religionsgeschichtliches Phänomen, in: Schwaiger, G. (Hrsg.), Teufelsglaube und Hexenprozesse, 3. Auflage München 1991, S. 37-56.
[26] Levack, B., Hexenjagd. Die Geschichte der Hexenverfolgungen in Europa, München 1995.
[27] Schmölzer, H., Hexenverfolgung, S.394 – 409.
[28] Daxelmüller, Chr., Trusen, W., Hexen, Hexerei, in: Lexikon des Mittelalters. Bd. 4: Erzkanzler bis Hiddensee, Zürich 1989, Spalte 2201 – 2204.
[29] Gamba, F., Die Hexe von Saint-Vincent. Ein Ketzer- und Hexenprozess im 15. Jahrhundert, in: Blauert, A. (Hg.), Ketzer, Zauberer, Hexen. Die Anfänge der europäischen Hexenverfolgungen, Frankfurt a. M. 1990, S. 160 – 181.
[30] Leutenbauer, S., Hexerei- und Zaubereidelikt in der Literatur von 1450 bis 1550. Mit Hinweisen auf die Praxis im Herzogtum Bayern, Berlin 1972.
[31] Walz, R., Die Relevanz der Ethnologie für die Erforschung der europäischen Hexenverfolgungen, in: Ahrendt – Schulte, I. u.a. (Hg.), Geschlecht, Magie und Hexenverfolgung, Bielefeld 2002, S.57 – 80.
[32] Trusen, W., Von den Anfängen des Inquisitionsprozesses zum Verfahren inquisitio haereticae pravitatis, in: Segl, P. (Hg.), Die Anfänge der Inquisition im Mittelalter. Mit einem Ausblick auf das 20. Jahrhundert und einem Beitrag über religiöse Intoleranz im nicht-christlichen Bereich, Köln, Weimar, Wien 1993, S. 39 – 76.
[33] Patschovsky, A., Freiheit der Ketzer, in: GWU39 (1988), S. 1-16.
[34] Kurze, D., Häresie und Minderheiten im Mittelalter, in: HZ 229 (1979), S. 529-573.
[35] Patschovsky, A., Häresie, Sp. 1933 – 1937.
[36] Borst, A., Barbaren, Ketzer und Artisten. Welten des Mittelalters, München 1988.
[37] Graus, F., Ketzerbewegungen und Unruhen im 14. Jahrhundert, in: ZHF 1 (1974), S. 3-21.
[38] Baier, L., Inquisition, S. 384 – 393.
[39] Trusen, W., Inquisitionsprozess, in: Lexikon des Mittelalters. Bd. 5: Hiera-Mittel bis Lukanien, München, Zürich, Spalte 441f.
[40] Schwerhoff, G., Die Inquisition. Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit, München 2004.
[41] Segl, P., Einrichtung und Wirkungsweise der inquisitio haereticae pravitatis im mittelalterlichen Europa. Zur Einführung, in: ders. (Hg.), Die Anfänge der Inquisition im Mittelalter. Mit einem Ausblick auf das 20. Jahrhundert und einem Beitrag über religiöse Intoleranz im nicht-christlichen Bereich, Köln, Weimar, Wien 1993, S. 1 – 38.
[42] Grigulevic, I., Ketzer, Hexen, Inquisitoren,, Iosif R., Ketzer, Hexen, Inquisitoren, Freiburg (Breisgau) 1995.
[43] Lea, H. Ch., Geschichte der Inquisition im Mittelalter. Bd. 1, Ursprung und Organisation der Inquisition, Bonn 1913.
[44] Kurze, D., Anfänge der Inquisition in Deutschland, in: Segl, P. (Hg.), Die Anfänge der Inquisition im Mittelalter. Mit einem Ausblick auf das 20. Jahrhundert und einem Beitrag über religiöse Intoleranz im nicht-christlichen Bereich, Köln, Weimar, Wien 1993, S. 131 – 193.
[45] Müller, D., Frauen vor der Inquisition. Lebensform, Glaubenszeugnis und Aburteilung der deutschen und französischen Katharerinnen, Mainz 1996.
[46] Patschovsky, A., Über die politische Bedeutung von Häresie und Häresieverfolgung im mittelalterlichen Böhmen, in: Segl, P. (Hg.), Die Anfänge der Inquisition im Mittelalter. Mit einem Ausblick auf das 20. Jahrhundert und einem Beitrag über religiöse Intoleranz im nicht-christlichen Bereich, Köln, Weimar, Wien 1993, S. 235 – 268.
[47] König, E., Geschichte der Hexenprozesse. Ausgeburten des Menschenwahns, Neuauflage Wiesbaden 1990.
[48] Lea, H. Ch., Geschichte der Inquisition, Bd. 3.
[49] Endres, R., Heinrich Institoris, sein Hexenhammer und der Nürnberger Rat, in: Segl, P. (Hg.), Der Hexenhammer. Entstehung und Umfeld des Malleus Maleficarum von 1487. Köln 1988, S. 195-216.
[50] Segl, P., Heinrich Institoris. Persönlichkeit und literarisches Werk. in: ders. (Hg.), Der Hexenhammer. Entstehung und Umfeld des Malleus Maleficarum von 1487. Köln 1988, S.103-126.
[51] Schnyder, A., Der „Malleus Malleficarum“. Unvorgreifliche Überlegungen und Beobachtungen zum Problem der Textformen. in: Segl, P. (Hg.) Der Hexenhammer. Entstehung und Umfeld des Malleus Maleficarum von 1487. Köln 1988, S. 127-149.
[52] Nesner, H.-J., „Hexenbulle“ (1484) und „Hexenhammer“ (1487), in: Schwaiger, G. (Hg.), Teufelsglaube und Hexenprozesse, 3. Auflage München 1991, S. 76-102.
[53] Neumann, A., Verträge und Pakte mit dem Teufel: antike und mittelalterliche Vorstellungen im „Malleus maleficarum“, St. Ingbert, 1997.
[54] Behringer, W., Heinrich Kramers „Hexenhammer“. Text und Kontext. in: Schmauder, A., Frühe Hexenverfolgung in Ravensburg und am Bodensee, Konstanz 2001, S. 83 – 124.
[55] Segl, P., Als die Ketzer fliegen lernten.
[56] Jilg, W., „Hexe“ und „Hexerei“, S. 44.
[57] Segl, P. Als die Ketzer fliegen lernten, S. 14. Ahrendt- Schulte, I., Weise Frauen – böse Weiber, S. 17f. Baschwitz, K., Hexen und Hexenprozesse, S. 55.
[58] Schmölzer, H., Hexenverfolgung, S. 397.
[59] Segl, P., Als die Ketzer fliegen lernten, S. 19.
[60] Daxelmüller, Trusen, Hexen, Hexerei, Sp. 2201.
[61] Schmölzer, H., Hexenverfolgung, S. 396.
[62] Jilg, W., „Hexe“ und „Hexerei S. 46f.
[63] Neumann, A., Verträge und Pakte mit dem Teufel, S. 257.
[64] Schmölzer, H., Hexenverfolgung, S. 397. Neumann, A., Verträge und Pakte mit dem Teufel, S. 257. Levack, B., Hexenjagd, S. 53.
[65] Baschwitz, K., Hexen und Hexenprozesse, S. 59f.
[66] Jilg, W., „Hexe“ und „Hexerei“, S. 42.
[67] Harmening, D., Zauberinnen und Hexen, S. 74.
[68] Behringer, W. (Hg.), Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, S. 12.
[69] Ahrendt- Schulte, I., Weise Frauen – böse Weiber, S. 19. Lea, H. Ch., Geschichte der Inquisition im Mittelalter, Bd. 3, S. 549.
[70] Baschwitz, K., Hexen und Hexenprozesse, S. 53. Jilg, W., „Hexe“ und „Hexerei“, S. 41. Harmening, D., Zauberinnen und Hexen, S. 74.
[71] Harmening, D., Zauberinnen und Hexen, S. 74.
[72] Jilg, W., „Hexe“ und „Hexerei“, S. 41.
[73] Neumann, A., Verträge und Pakte mit dem Teufel, S. 256.
[74] Jilg, W., „Hexe“ und „Hexerei“, S. 41.
[75] Neumann, A., Verträge und Pakte mit dem Teufel, S. 269. Ahrendt- Schulte, I., Weise Frauen – böse Weiber, S. 17.
[76] Baschwitz, K., Hexen und Hexenprozesse, S. 53. Jilg, W., „Hexe“ und „Hexerei“, S. 41.
[77] Ahrendt- Schulte, I., Weise Frauen – böse Weiber, S. 16.
[78] Levack, B., Hexenjagd, S. 55.
[79] Blauert, A., Frühe Hexenverfolgungen, S. 128. ders., Die Erforschung der Anfänge der europäischen Hexenverfolgungen, S. 26.
[80] Schmölzer, H., Hexenverfolgung, S. 396.
[81] Jilg, W., „Hexe“ und „Hexerei“, S. 37 und S. 42.
[82] Segl, P., Als die Ketzer fliegen lernten, S. 15. Borst, Arno, Barbaren, Ketzer und Artisten, S. 199-243.
[83] Schwerhoff, G., Die Inquisition, S. 112f.
[84] Borst, A., Barbaren, Ketzer und Artisten, S. 232.
[85] Daxelmüller, Trusen, Hexen, Hexerei, Sp. 2201.
[86] Segl, P., Als die Ketzer fliegen lernten, S. 15. Grigulevic, I., Ketzer, Hexen, Inquisitoren,, S. 186.
[87] Behringer, W. (Hg.), Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, S. 72.
[88] Ahrendt- Schulte, I., Weise Frauen – böse Weiber, S. 20.
[89] Behringer, W. (Hg.), Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, S. 78f.
[90] Blauert, A., Frühe Hexenverfolgungen, S. 127.
[91] Ebenda, S. 127. Ahrendt- Schulte, Ingrid, Weise Frauen – böse Weiber, S. 19.
[92] Baschwitz, K., Hexen und Hexenprozesse, S. 61.
- Citation du texte
- Doreen Fricke (Auteur), 2004, Der Beginn der Hexenverfolgung durch die Inquisition im 15. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66897
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