Die vorliegende Arbeit ist eine Vertiefung der für das Medienseminar Hörfunk produzierten Sendung über die Zukunft des Hörfunks. Auch diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob der Hörfunk in Deutschland in der näheren Zukunft einen Wandel durchmachen wird, in welche Richtung und in welchem Ausmaß. Einen möglichen Wandel kann man dabei von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachten. Zum Beispiel von technischer Seite, durch eine Digitalisierung der Radioübertragung, oder durch die Nutzung des Internets für Radioangebote. Wandel kann aber auch von gesellschaftlicher Seite kommen, durch eine Veränderung des Nutzerverhaltens oder durch rechtliche Umgestaltungen. Und - Wandel kann neben der Übertragungsform auch die inhaltliche Erscheinung betreffen. Aufgrund dieser Breite der Thematik ist eine gewisse Eingrenzung notwendig. Ich werde mich daher, analog zu der für das Seminar produzierten Sendung, den Bereichen Digital Audio Broadcasting, Internet und Podcasting zuwenden. Ziel ist dabei weniger, technische Details ausführlich zu erklären, als vielmehr einen Überblick zu bieten und die behandelten Aspekte kritisch zu betrachten.
Inhalt
1 Einleitung
1.1 Zielsetzung
1.2 Aspekte des Hörfunks
2 DAB - Digital Audio Broadcasting
2.1 Grundlagen und Technik
2.2 DAB - die Zukunft des Hörfunks?
3 Wandel durch das Internet
3.1 Internetradio
3.2 Podcasting
3.3 Kritische Betrachtung
4 Fazit
5 Literatur
Einleitung
Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat […] wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen […] (BERTOLD BRECHT1 )
1 Einleitung
1.1 Zielsetzung
Die vorliegende Arbeit ist eine Vertiefung der für das Medienseminar Hörfunk produzierten Sendung über die Zukunft des Hörfunks. Auch diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob der Hörfunk in Deutschland in der näheren Zukunft einen Wandel durchmachen wird, in welche Richtung und in welchem Ausmaß. Einen möglichen Wandel kann man dabei von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachten. Zum Beispiel von technischer Seite, durch eine Digitalisierung der Radioübertragung, oder durch die Nutzung des Internets für Radioangebote. Wandel kann aber auch von gesellschaftlicher Seite kommen, durch eine Veränderung des Nutzerverhaltens oder durch rechtliche Umgestaltungen. Und - Wandel kann neben der Übertragungsform auch die inhaltliche Erscheinung betreffen. Aufgrund dieser Breite der Thematik ist eine gewisse Eingrenzung notwendig. Ich werde mich daher, analog zu der für das Seminar produzierten Sendung, den Bereichen Digital Audio Broadcasting, Internet und Podcasting zuwenden. Ziel ist dabei weniger, technische Details ausführlich zu erklären, als vielmehr einen Überblick zu bieten und die behandelten Aspekte kritisch zu betrachten.
1.2 Aspekte des Hörfunks
Bevor man nach der Zukunft des Hörfunks fragt, halte ich es für sinnvoll, sich einleitend einige ausgewählte Aspekte des Mediums Radio vor Augen zu führen.
Zu Beginn der 1920er Jahre entstand mit dem Radio das erste elektronische Massenmedium. Ein Medium, dass den damaligen Konkurrenten Zeitung in seiner Aktualität übertraf und das Publikum mit weniger Produktions- und Distributionsaufwand erreichen konnte (vgl. HÄUSERMANN 1998: 1). Die Aktualität des Mediums Radio kann jedoch auch ein Nachteil sein: „weil einzelne Meldungen dann konsumiert werden müssen, wenn sie gesendet werden“ (ebd.: 9). Im Gegensatz zur Zeitung muss die Information des Radios zu vorgegebener Zeit genutzt werden, ein Aspekt der im Verlauf dieser Arbeit interessant wird, wenn es um Radio on-demand (auf Wunsch, auf Verlangen)2 geht.
Radio besticht durch seine Mobilität: es kann praktisch überall und jederzeit genutzt werden. Ferner ist die Nutzung einfach, ohne umfassendes technisches Verständnis, zu bewältigen. Vorteile, die mit dazu beigetragen haben, dass Radio sich noch heute - trotz Konkurrenz durch Fernsehen, Internet und Printmedien - einer starken Nutzung erfreut: Durchschnittlich 196 Minuten pro Tag wird in Deutschland Radio gehört (vgl. KLINGLER/MÜLLER 2004: 410)
Nicht zu vernachlässigen ist weiterhin der Aspekt der Passivität: Radio kann man anschalten und als so genanntes Nebenbei- oder Begleitmedium einsetzen, etwas, das die Hörer „bei einer anderen Tätigkeit nutzen, beim Autofahren, bei einer Arbeit oder einem Hobby“ (HÄUSERMANN 1998: 7).
2 DAB - Digital Audio Broadcasting
2.1 Grundlagen und Technik
Wenn man sich mit der Zukunft des Hörfunks auseinandersetzen möchte, kommt man an dem Begriff Digital Audio Broadcasting (DAB) nicht vorbei. Zwar ist der Bekanntheitsgrad von DAB bei Hörfunknutzern noch gering (vgl. VOWE/WILL 2004: 19f.), ein unbeschriebenes Blatt ist DAB jedoch nicht. Bereits 1987 begann im Rahmen eines EU-Projektes die Entwicklung des DAB Standards, 1993 wurde in Deutschland erstmals beschlossen analogen Hörfunk in Zukunft durch DAB zu ersetzen (vgl. ebd.: 92f.). Nachdem DAB in mehreren Pilotprojekten einzelner Bundesländer erprobt wurde, ist der digitale Hörfunk heute parallel zum analogen Hörfunk in fast 80 % des Landes zu empfangen.
Die Begriffe Digitalradio und DAB sind genau genommen nicht gleichzusetzen. Digital Audio Broadcasting ist ein digitales Übertragungsverfahren, es gibt jedoch weitere, die alle unter den Oberbegriff Digitalradio fallen3. Die jüngsten Entwicklungen im digitalen Rundfunkbereich gehen in Richtung von Digital Multimedia Broadcasting (DMB), welches auf den DAB Standard aufbaut und zusätzliche Übertragung von Videodaten ermöglichen soll (vgl. WENK 2005: 8f.).
Das Grundprinzip des digitalen Rundfunks ist folgendes: das Programmsignal wird zuerst digitalisiert und komprimiert, danach werden mehrere digitale Programme für die Übertragung gebündelt. Je nach Übertragungsstandard wird das Signal dann per Kabel, Satellit oder Antenne zum Empfänger gesendet, wo es durch das Empfangsgerät oder eine Set-Top-Box decodiert wird (vgl. WIKIPEDIA 2005a).
Ein entscheidender Unterschied von DAB gegenüber analogem Hörfunk ist die Frequenzökonomie. VOWE/WILL (vgl. 2004: 11) sprechen von sechs Hörfunk- programmen, die auf einem Frequenzbereich ausgestrahlt werden können. Die IMDR, die Initiative Marketing Digital Radio (vgl. 2005: 1), spricht von sechs bis acht Programmen pro Frequenz. Ferner bietet DAB die Möglichkeit, zusätzlich zum Ton weitere Informationen in Form von Texten oder Bildern zu übertragen, „zum Beispiel Nachrichten, Staumeldungen, Wetterkarten oder Informationen zu Musiktiteln und Interpreten (ebd.). Vielfach wird weiterhin auf eine bessere Klangqualität des digitalen Hörfunks hingewiesen, „Digital Radio gewährleistet perfekte Klangqualität im mobilen und portablen Einsatz“ (IMDR 2005: 1); möglich ist theoretisch eine Übertragung in CD-Qualität.
Aufgrund des grundlegenden Unterschieds zwischen analogen und digitalen Signalen ist für den Empfang von digitalem Hörfunk ein neues Gerät notwendig.
2.2 DAB - die Zukunft des Hörfunks?
Wenn es nach den Vorstellungen der europäischen Kommission geht, wird der analoge Rundfunk (also Radio und Fernsehen) bis spätestens 2012 durch digitale Übertragung ersetzt (vgl. EU-KOMMISSION 2005). In Deutschland einigten sich Regierung und Industrie bereits in den 90er Jahren auf 2015 als Abschalttermin für analogen Hörfunk (vgl. WENK 2005: 9). Die Befürworter von DAB, allen voran die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM)4 und die 2001 gegründete Initiative Marketing Digital Radio (IMDR)5 verweisen auf die Vorteile eines digitalen Rundfunks: auf bessere Klangqualität und Frequenzökonomie sowie denkbare Zusatzdienste. Die Möglichkeit mehr Programme auszustrahlen wird dabei von den Landesmedienanstalten gleichgesetzt mit mehr inhaltlicher Vielfalt. So heißt es beispielsweise seitens der Landesmedienanstalt Saarland (LMS):
Eine Digitalisierung des Rundfunks ermöglicht eine Vielzahl von Angeboten und ein Höchstmaß an inhaltlicher Vielfalt […] und entspricht deshalb der zentralen Zielvorstellung von Medienrecht und Medienaufsicht“ (BAUER 2004: 3).
Mehr Programme ausstrahlen zu können ermöglicht theoretisch zwar inhaltliche Vielfalt - praktisch ist diese Aussage jedoch mit Skepsis zu betrachten. Denn wenn mehr Programme am Markt sind, wird auch der Werbemarkt härter werden. Und in einem solchen Fall werden private Rundfunkanbieter im Kampf um Hörerzahlen und Werbeeinnahmen eher nicht die inhaltliche Vielfalt bereichern, „Denn nur MainstreamSender versprechen hohe Werbeeinnahmen“ (BREUNIG 2001: 469).
Neben dem Aspekt der Vielfalt wird weiterhin ein wirtschaftlicher Aspekt angeführt. So verweist der Direktor der LMS, Gerd BAUER (vgl. BAUER 2004: 3) auf große Umsatz- und Wachstumschancen für Gerätehersteller und Medienwirtschaft. Es ist mehr als verständlich, dass sich in der IMDR, die DAB nach vorne bringen soll, viele Gerätehersteller engagieren - denn wenn der analoge Hörfunk abgeschaltet werden sollte, müssten eine Vielzahl von Radioempfängern gegen neue Digitalradios getauscht werden. In den Haushalten und besonders auch im Automobilbereich, was ein enormes wirtschaftliches Potential bedeuten würde: Laut ARD (vgl. ARD 2005) waren 2004 mehr als 41 Millionen Radiogeräte angemeldet, Schätzungen gehen von über 200 Millionen analogen Radiogeräten in Deutschland aus (vgl. MATHEUS/MORICH/SPECKS 2005: 147).
Trotz des Engagements der Befürworter, DAB durchzusetzen, trotz der Vorteile (Frequenzökonomie, Zusatzdienste, Empfangsqualität) und obwohl DAB bereits in weiten Teilen Deutschlands parallel zum analogen Hörfunk empfangbar ist, ist eine Ablösung des analogen Hörfunks durch den digitalen in den Augen vieler auch in Zukunft nicht wahrscheinlich:
Ein Durchbruch zu einem zukünftigen Zeitpunkt kann zwar nicht ausgeschlossen werden, aber es wird eher unwahrscheinlicher, dass um DAB ein funktionierender Markt entstehen wird (VOWE/WILL 2004: 20)
Ein ausreichendes Durchsetzungsvermögen von DAB am Markt ist nur möglich, wenn dem Nutzer ein Anreiz für den Wechsel zu DAB geboten wird. Die Technische Kommission der Landesmedienanstalten (TKLM) verweist in einer Bewertung der digitalen Übertragungssysteme (vgl. TKLM 2005: 6) auf die Notwendigkeit eines erkennbaren und vermittelbaren Mehrwerts für den Nutzer, als Voraussetzung für die erfolgreiche Einführung eines neuen Rundfunksystems.
Dem Nutzer wird allerdings kein ausreichender Mehrwert geboten, der ihn dazu bringt UKW zu verlassen, sich neue Geräte zu kaufen und mit neuer Technik auseinanderzusetzen. Die oft als Anreiz angeführte bessere Klangqualität reicht dafür nicht aus:
Wer viel Auto fährt und dabei Radio hört, wird merken, dass mit DAB die Empfangsqualität besser ist. Dies ist allerdings ebenfalls mitnichten ein ausreichender Mehrwert, denn die meisten Autofahrer sind mit der analogen UKW-Qualität zufrieden (MATHEUS/MORICH/SPECKS 2005: 148).
Und so hält sich die Zahl der bisher verkauften DAB-Empfänger laut Studie der TKLM (vgl. 2005: 2) mit etwa 80.000 Geräten (Ende 2004) stark in Grenzen.
[...]
1 BRECHT 1967: 129
2 Der aus dem Englischen stammende Begriff on-demand wird im Deutschen häufig falsch übersetzt mit auf Abruf
3 Digital Radio Mondiale (DRM), Digital Multimedia Broadcasting (DMB), Astra Digital Radio
4 Vgl. Internetauftritt der ALM zum digitalen Radio. Online unter: http://www.alm.de/index.php?id=115
5 Die IMDR ist ein Zusammenschluss von Sendernetzbetreibern, Geräteherstellern und Programmveranstaltern. Weiterführende Information findet sich auf der Webseite der IMDR: http://www.digitalradio.de
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- Anonymous,, 2005, Zukunft des Hörfunks, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66859
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