Im Vergleich zu anderen Schulfächern wird mit dem Sportunterricht vielfach die Vorstellung verbunden, er sei ein für die Verfolgung sozialerzieherischer Lernziele prädestiniertes Fach. Die Interaktions- und Kommunikationsstrukturen des Sportunterrichts in Situationen des Miteinander und Gegeneinander, des Wettkampfes, der Gestaltung, des Spiels u.v.m. bieten gegenüber Formen des eher individuellen und primär auf die Vermittlung von Sachwissen ausgerichteten Lernens in anderen Schulfächern die Chance, die besonderen Möglichkeiten des Faches für die soziale Erziehung der SchülerInnen zu nutzen.
Dazu gilt es, über das motorische Können hinaus auch Fähigkeiten zur Kommunikation, Kooperation und Selbstorganisation zu entwickeln und zu fördern, um so die SchülerInnen zu Selbstbestimmtem, selbständigem und verantwortlichem Handeln zu befähigen. Diese erste Bildungsaufgabe beschreibt der Bildungsplan mit der persönlichen Bildung (vgl. Bildungsplan, S. 9 und 143).
Die Chance des sozialen Lernens im Sportunterricht ist jedoch nicht grundsätzlich positiv zu bewerten. Strukturen wie z.B. Stärkere - Schwächere, Könner - Außenseiter oder die (nicht) Gleichberechtigung der Geschlechter können gerade im Sportunterricht negativ verstärkt werden, d.h. der Sport bietet ein großes Selektionspotenzial.
Im nachfolgenden möchte ich den Aufbau der Unterrichtseinheit, nach dessen Struktur auch diese Arbeit aufgebaut ist, erläutern. In der Entscheidungsphase werden die Ausgangssituation (Ist-Zustand) der 6. Klassenstufe, der Grund der Auswahl des Themas Kooperative Spiele und die zu erreichenden Ziele formuliert. In der theoretischen Betrachtung erfolgt die Information über das Konzept und das Ziel der Kooperativen Spiele. Kommunikation und Wahrnehmung sowie die Erlebnis-, Spiel- und Gruppenpädagogik werden dabei vorgestellt. In der praktischen Umsetzung wird die Planung, die Struktur Kooperativer Spiele sowie die Lehrerrolle erläutert. In der Evaluationsphase wird auf mögliche Grenzen und Risiken verwiesen sowie ein erstes Fazit und Ausblick für den zukünftigen Unterricht gegeben.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Entscheidungsphase und Zielformulierung
3 Theoretische Betrachtung
3.1 Kommunikation und Wahrnehmung
3.2 Kooperation
3.3 Kooperative Spiele
3.4 Pädagogische Ansätze der Kooperativen Spiele
3.4.1 Erlebnispädagogik
3.4.2 Spielpädagogik
3.4.3 Gruppenpädagogik
4 Praktische Umsetzung
4.1 Planung
4.2 Umsetzung
4.2.1 Kennenlernspiele
4.2.2 Warming-up-Spiele
4.2.3 Wahrnehmungsspiele
4.2.4 Vertrauensspiele
4.2.5 Kooperationsspiele
4.2.6 Reflexion
4.3 Lehrerrolle
5 Evaluation
5.1 Grenzen und Risiken
5.2 Fazit
5.3 Ausblick
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Im Vergleich zu anderen Schulfächern wird mit dem Sportunterricht vielfach die Vorstellung verbunden, er sei ein für die Verfolgung sozialerzieherischer Lernziele prädestiniertes Fach. Die Interaktions- und Kommunikationsstrukturen des Sportunterrichts in Situationen des Miteinander und Gegeneinander, des Wettkampfes, der Gestaltung, des Spiels u.v.m. bieten gegenüber Formen des eher individuellen und primär auf die Vermittlung von Sachwissen ausgerichteten Lernens in anderen Schulfächern die Chance, die besonderen Möglichkeiten des Faches für die soziale Erziehung der SchülerInnen zu nutzen.
Dazu gilt es, über das motorische Können hinaus auch Fähigkeiten zur Kommunikation, Kooperation und Selbstorganisation zu entwickeln und zu fördern, um so die SchülerInnen zu Selbstbestimmtem, selbständigem und verantwortlichem Handeln zu befähigen. Diese erste Bildungsaufgabe beschreibt der Bildungsplan mit der persönlichen Bildung (vgl. Bildungsplan, S. 9 und 143).
Die Chance des sozialen Lernens im Sportunterricht ist jedoch nicht grundsätzlich positiv zu bewerten. Strukturen wie z.B. Stärkere - Schwächere, Könner - Außenseiter oder die (nicht) Gleichberechtigung der Geschlechter können gerade im Sportunterricht negativ verstärkt werden, d.h. der Sport bietet ein großes Selektionspotenzial.
„Unterricht ist zuerst eine soziale Veranstaltung, deren Erfolg - sowohl
der effektive Lernerfolg als auch Zufriedenheit bei Schülern und Lehrern
– davon abhängt, ob eben die sozialen Voraussetzungen stimmen.“
(Volkamer 1990, S.11)
Es besteht also eine große Relevanz des sozialen Lernens im Sportunterricht und über den Schulsport hinaus für das gesellschaftliche, aber auch für das berufliche Leben. In der freien Wirtschaft spricht man dabei weniger von Kooperation sondern vielmehr von Teamentwicklung. Viele große Unternehmen setzen auf eine Art Assessment-Center der sozialen Kompetenz, z.B. müssen Bewerber auf eine Ausbildungsstelle der SEW-eurodrive (Motoren und Antriebstechniken) in Kleingruppen einen stabilen Turm aus bereitgestellten Materialien bauen. Dabei wird die Aufgabe jedes einzelnen Gruppenmitgliedes, im Hinblick auf das gemeinsam zu erreichende Ziel, bewertet. Der Bildungsplan erkennt diese Relevanz in der praktischen Bildung u.a. auf Seite 13: „ In der arbeitsteiligen Welt haben Kooperationsfähigkeit und die Möglichkeit, sich anderen verständlich zu machen,…, hohen Rang.“ Hierbei wird bereits die Kommunikation als bedeutender Aspekt der Kooperation erwähnt.
Im nachfolgenden möchte ich den Aufbau der Unterrichtseinheit, nach dessen Struktur auch diese Arbeit aufgebaut ist, erläutern. In der Entscheidungsphase werden die Ausgangssituation (Ist-Zustand) der 6. Klassenstufe, der Grund der Auswahl des Themas Kooperative Spiele und die zu erreichenden Ziele formuliert. In der theoretischen Betrachtung erfolgt die Information über das Konzept und das Ziel der Kooperativen Spiele. Kommunikation und Wahrnehmung sowie die Erlebnis-, Spiel- und Gruppenpädagogik werden dabei vorgestellt. In der praktischen Umsetzung wird die Planung, die Struktur Kooperativer Spiele sowie die Lehrerrolle erläutert. In der Evaluationsphase wird auf mögliche Grenzen und Risiken verwiesen sowie ein erstes Fazit und Ausblick für den zukünftigen Unterricht gegeben.
2 Entscheidungsphase und Zielformulierung
Die Entscheidung für diese Unterrichtseinheit fiel während der Hospitationsphase. Dabei konnte ich nicht nur den Unterricht, sondern vielmehr das Sozialverhalten der SchülerInnen untereinander wahrnehmen. So war ich, um es positiv zu formulieren, überrascht über den Umgang innerhalb der Klasse der in einigen Situationen von den SchülerInnen an den Tag gelegt wird. Die Klasse zeigt wenig Gemeinschaft bzw. Zusammenhalt. Die Klasse setzt sich vorwiegend aus Kleingruppen zusammen, die untereinander nur wenig in sozialen Kontakt treten. Ich nehme daher die meisten SchülerInnen als Einzelkämpfer im Schulalltag wahr.
Gerade im Sport werden in zahlreichen Spielsituationen Emotionen hervorgerufen, z.B. indem bei einem Wettkampf eine Mannschaft gewinnt. Wenn diese Mannschaft sich aber weniger über ihren Sieg, sondern hämisch über die Niederlage der anderen freut, so kann aus Enttäuschung Wut über die gegnerische Mannschaft entstehen. Wie dieser Konflikt gelöst wird, kann nach der Sportstunde in der Umkleidekabine verfolgt werden.
Durch den Einsatz ausgesuchter Spielformen im Sportunterricht, sehe ich eine gute Möglichkeit Aspekte des sozialen Bereiches, speziell das kooperative Verhalten, in besonderem Maße zu berücksichtigen und somit zu fördern. Die SchülerInnen sollen einen respektvollen und toleranten Umgang miteinander lernen und diesen im Sportunterricht umsetzen. Ich erhoffe mir eine verbesserte Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit innerhalb der Klasse erzielen zu können.
Eine weitere Unterstützung meiner Einheit, erhoffe ich mir von einem Gewaltpräventionsprojekt der Stadt Mannheim. Dabei werden ausgebildete Moderatoren in die Schule eingeladen. Die SchülerInnen sollen an zwei kompletten Schultagen ein verbessertes Verständnis erwerben, was als Gewalt erlebt wird. In Rollenspielen erfahren die SchülerInnen Empathie und verstehen dadurch, was Gewalt bei den Opfern auslösen kann. Die SchülerInnen lernen darüber hinaus sich als potentielle Opfer mit Gewalt auseinanderzusetzen. Sie werden ermutigt, sich zu widersetzen und nicht schlicht wegzusehen.
Da es innerhalb der Klasse sowie auf dem Schulhof regelmäßig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den SchülerInnen kommt, habe ich dieses Projekt gemeinsam mit der Klassenlehrerin angeregt und es soll noch Anfang des Jahres 2007 stattfinden.
3 Theoretische Betrachtung
3.1 Kommunikation und Wahrnehmung
Damit Menschen kooperativ in Kontakt treten können, bedürfen sie der Fähigkeit der Kommunikation. Mit Kommunikation ist dabei nicht nur der rein verbale, sondern vielmehr der nonverbale Kontakt gemeint. Nach Paul Watzlawick senden Menschen immer bewusst und unbewusst Signale an den Kommunikationspartner aus. Jedes Verhalten (Schweigen, Schreien oder Ignorieren) unterbreitet dem Kommunikationspartner Informationen über meine Haltung. Der Partner entschlüsselt unbewusst und subjektiv das für ihn Wahrnehmbare. Indem der Partner zurückmeldet wie er die Signale interpretiert, kann der Mensch überprüfen, ob diese richtig verstanden wurden.
Fehlinterpretationen von Signalen, z.B. negativ verstandene Hilfestellungen während eines Kooperativen Spiels, können zu Konflikten führen. Der Lehrer kann, falls er solche Situationen erkennt, das Missverständnis möglicherweise beheben.
3.2 Kooperation
Die Förderung kooperativen Verhaltens von Kindern und Jugendlichen wird von Pädagogen seit längerem gefordert. Vor allem die New-Games-Bewegung hat dabei breitenwirksam neue Formen der Bewegung und des Spiels erschlossen und bekannt gemacht.
Ich werde nun die beiden Begriffe Kooperationsfähigkeit und Kooperatives Verhalten genauer erläutern, da sie meiner Meinung nach zum Verständnis von Kooperation entscheidend beitragen. Daraus abgeleitet wird das Kooperative Spiel näher betrachtet.
Kooperationsfähigkeit ist ein wichtiger Aspekt der sozialen Kompetenz, der als Lernziel des Sportunterrichts zwar grundsätzlich hohen Stellenwert beansprucht, in der Praxis allerdings oft durch den Wettbewerbscharakter und den Konkurrenzgedanken in vielen Sportspielen überlagert wird. Kooperationsfähigkeit fördert die Fähigkeit der Interaktionspartner, die Andersartigkeit des anderen bewusst aufzunehmen, sie anzuerkennen und sich auf die Gemeinsamkeit mit ihm einzustellen. Es ist die Fähigkeit, die eigenen Interessen und Wünsche adäquat zu vertreten und zugleich die Bedürfnisse der Partner zu respektieren und zu akzeptieren.
Kooperatives Handeln bedeutet Umorientierung von der individuellen Leistungsdarstellung hin zur Bereitschaft mit dem Partner so in Beziehung zu treten, dass ein gegenseitiger Austausch von Absichten, Wünschen, Einstellungen und Erwartungen möglich ist. Erfolg und Misserfolg werden als Ergebnis gemeinsamen Handelns begriffen und gewertet. Im kooperativen Handeln soll es keine Furcht vor Blamage und Diskriminierung geben, hier darf niemand ausgeschlossen oder abgedrängt werden. Jeder muss in seiner Verantwortung für das gemeinsame Ziel seinen Standort haben. (vgl. Kölsch 1995, S.37ff und Gilsdorf und Kistner 1996, S.22ff)
3.3 Kooperative Spiele
Kooperative Spiele verwerfen das Konkurrenzprinzip, das Konzept von Gewinnen und
Verlieren. Weder Mannschaften noch Einzelspieler spielen gegeneinander. Stattdessen sind Probleme auf spielerische Art und Weise innerhalb der Gruppe gemeinsam und möglichst selbständig zu lösen. Der Sport birgt ein hohes Selektionspotenzial in sich, d.h. SchülerInnen werden aufgrund ihres unsportlichen Verhaltens von der Klassengemeinschaft ausgeschlossen. Dieser Entwicklung soll in Kooperativen Spielen vorgebeugt werden.
„Der Hauptunterschied ist, dass im kooperativen Spiel alle kooperieren …
alle gewinnen … und niemand verliert. Kinder spielen miteinander statt gegeneinander.“ (Orlick 1993, S.11)
Für Orlick ist dabei das Gewinnen nicht auf den Spielausgang bezogen, sondern vielmehr auf die gemeinsame Erfahrung in einem Kooperativen Spiel.
Kooperative Spiele ermöglichen jedem Teilnehmer zum einen individuelle Erfahrungen und zum anderen Erfahrungen innerhalb einer Gruppe zu sammeln. Diese Lernprozesse sind sehr eng miteinander verbunden und daher schwer voneinander trennbar, so kann ein Schüler Vertrauen in die eigenen Stärken gewinnen, indem er Rückhalt und Vertrauen in die Stärke der Gemeinschaft erfährt. Das Kooperative Spiel kann Beziehungen zwischen Personen lockern und dabei einen bedeutenden Anteil zur Persönlichkeitsentwicklung erfüllen.
[...]
- Citation du texte
- Marc Häfner (Auteur), 2007, Teamentwicklung in einer 6. Klasse - Kooperative Spiele zur Entwicklung der Klassengemeinschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66808
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.