„Als junge Familie sollte man in Frankreich, als Rentner in der Bundesrepublik leben“. In dieser und in anderen Aussagen werden, wie so oft im Alltag, relevante gesellschaftliche Erfahrungen mit einer augenzwinkernden Leichtigkeit so sehr auf den Punkt gebracht, dass eine wissenschaftliche Erläuterung oft kaum von Nöten scheint. Überall kann man es in Deutschland in der Zeitung lesen: Der Spiegel ängstigt mit seiner Titelgeschichte „Der letzte Deutsche“, die Zeit ruft später die „Geburtenkrise“ aus und der Rheinische Merkur fordert seit jeher eine neue Bevölkerungspolitik. Tatsächlich bildet die Bundesrepublik mit einer durchschnittlichen Geburtenrate von 1,29 Kindern pro Frau das Schlusslicht in Europa. Das Familienministerium geht davon aus, dass von den 1965 geborenen Frauen im Westen Deutschlands voraussichtlich 31 Prozent und im Osten 26 Prozent der Frauen kinderlos bleiben werden. Bei den Akademikerinnen liegt die Zahl noch höher. Diese Arbeit soll untersuchen, inwiefern familienpolitische Instrumente, Regelungen und die Ausgestaltung der Kinderbetreuungseinrichtungen in Deutschland geeignet sind, vor allem Frauen bei dem Wunsch zu unterstützen, Familie und Beruf zu vereinbaren. In diesem Zusammenhang wird ein direkter Vergleich mit dem Nachbarland Frankreich, dem „Pionier in der Familienpolitik“, erbracht. Frankreich ist Deutschlands engster Verbündeter in Europa. Dies ist das Ergebnis eines beispiellosen Prozesses jahrzehntelanger Annäherung. Die „Erbfeindschaft“ gehört der Vergangenheit an. Beide Länder versuchen, durch Austausch von Erfahrungen, sich zu unterstützen. Die Grundlage dieser Arbeit liegt im Besonderen in der Familienunterstützung und daraus resultierend in der Geburtenrate beider Länder. Frankreich gehört mit einer Geburtenrate von 1,9 Kindern pro Frau zur Spitze der westlichen Industrieländer. Während in vielen anderen Ländern Europas die Geburtenraten offenbar unaufhaltsam sinken, steigt sie in Frankreich wieder an. Bevölkerungsforscher drücken dies so aus: „Hinsichtlich der Geburtenrate steht die Bundesrepublik heute im Weltvergleich dort, wo Frankreich zwischen 1800 bis 1940 stand, nämlich an letzter Stelle“. Wie es dazu kommen konnte und welche demografischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen daraus entstanden sind, soll diese Arbeit verdeutlichen. Des Weiteren stellt der Bericht die aktuellen Instrumente und Ziele beider familienpolitischer Ansätze gegenüber und vergleicht ihr Wirken gegeneinander.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemhintergrund
- Fragestellung und Hypothesen
- Begriffe und Abgrenzungen
- Historische Hintergründe in Deutschland und Frankreich
- Historische Hintergründe in Deutschland
- Familienunterstützung im Kaiserreich
- Familienkontroverse in der Weimarer Republik
- Bevölkerungspolitik im Nationalsozialismus
- Die Familie in der DDR und in der BRD
- Familienpolitik von der Wende bis heute
- Historische Hintergründe in Frankreich
- Natalistischer Impetus im Ancien Régime und der I. Republik
- Malthus Einfluss in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert
- Sozialpatronage in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
- Das familienpolitische Rahmengesetz von 1939
- Moderne Familienpolitik im Wohlfahrtsstaat
- Motive der Familienpolitik
- Familienpolitik als Bevölkerungspolitik
- Familienpolitik als Institutionenpolitik
- Familienpolitik als Familienmitgliederpolitik
- Zusammenfassung
- Historische Hintergründe in Deutschland
- Demografische Tendenzen in Deutschland und Frankreich
- Demografische Tendenzen in Deutschland
- Geburtenrückgang
- Alterung der Gesellschaft
- Kinderlosigkeit
- Bevölkerungsvorausberechnungen
- Konsequenzen der demografischen Trends in Deutschland
- Demografische Tendenzen in Frankreich
- Gründe der hohen Geburtenrate in Frankreich
- Zusammenfassung
- Demografische Tendenzen in Deutschland
- Lebensformen im Wandel
- Einleitung
- Einstellungen und Werte
- Individualisierung
- Pluralisierung
- Funktionsverlust der Familie
- Alleinerziehende Eltern
- Individuelle Entscheidungsmotive für oder gegen Kinder
- Motive gegen Kinder
- Motive für Kinder
- Zusammenfassung
- Ein Vergleich Deutschlands und Frankreichs
- Familienpolitische Instrumente und Akteure
- Deutschland
- Frankreich
- Was kosten Kinder?
- Wer erzieht die Kinder?
- Familienlastenausgleich
- Kindergeld
- Kindergeld in Deutschland
- Kindergeld in Frankreich
- Mutterschutz
- Mutterschutz in Deutschland
- Mutterschutz in Frankreich
- Erziehungsgeld und Elternzeit
- Erziehungsgeld und Elternzeit in Deutschland
- Erziehungsgeld und Elternzeit in Frankreich
- Steuerliche Vergünstigungen
- Ehegattensplitting in Deutschland
- Familiensplitting in Frankreich
- Sonstige Beihilfen in Frankreich
- Zusammenfassung
- Kindergeld
- Vereinbarkeit
- Erwerbstätigkeit der Mütter
- Erwerbstätigkeit der Mütter in Deutschland
- Erwerbstätigkeit der Mütter in Frankreich
- Kinderbetreuungsmöglichkeiten
- Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Deutschland
- Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Frankreich
- Erwerbstätigkeit der Mütter
- Gleichberechtigung
- Gleichberechtigung in Deutschland
- Gleichberechtigung in Frankreich
- Zusammenfassung
- Familienpolitische Instrumente und Akteure
- Familienpolitik als Wahlkampfthema
- Frankreich
- Deutschland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit analysiert die Familienpolitik in Deutschland und Frankreich, indem sie einen vergleichenden Ansatz verfolgt. Ziel ist es, die Stärken und Schwächen der Familienpolitik beider Länder zu beleuchten und den Einfluss auf die Familienstrukturen und das gesellschaftliche Leben zu untersuchen.
- Historische Entwicklung der Familienpolitik in Deutschland und Frankreich
- Demografische Trends und ihre Auswirkungen auf die Familienpolitik
- Wandel der Lebensformen und Einstellungen zur Familie
- Vergleich der familienpolitischen Instrumente und Akteure
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen in beiden Ländern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Problemhintergrund und die Fragestellung der Diplomarbeit vor. Sie beleuchtet die aktuelle Debatte um die Familienpolitik in Deutschland und Frankreich und die Herausforderungen, die sich durch die demografische Entwicklung ergeben.
- Historische Hintergründe: Dieses Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung der Familienpolitik in Deutschland und Frankreich. Es werden wichtige politische und gesellschaftliche Veränderungen beleuchtet, die die Familienpolitik beider Länder prägten.
- Demografische Tendenzen: Dieses Kapitel analysiert die demografischen Trends in Deutschland und Frankreich. Es werden die Ursachen für die demografische Entwicklung untersucht und die Konsequenzen für die Familienpolitik diskutiert.
- Lebensformen im Wandel: Das Kapitel beschäftigt sich mit dem Wandel der Lebensformen und den Einstellungen zur Familie in Deutschland und Frankreich. Es beleuchtet die Auswirkungen der Individualisierung und Pluralisierung auf die Familienstrukturen.
- Ein Vergleich Deutschlands und Frankreichs: Dieses Kapitel vergleicht die Familienpolitik in Deutschland und Frankreich im Detail. Es werden die wichtigsten familienpolitischen Instrumente, Akteure und Maßnahmen analysiert und ihre Effektivität diskutiert.
- Familienpolitik als Wahlkampfthema: Das Kapitel beleuchtet die Rolle der Familienpolitik in Wahlkämpfen in Deutschland und Frankreich.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Familienpolitik, demografische Entwicklung, Lebensformen, Vergleich, Deutschland, Frankreich, Familienpolitik, Familienlastenausgleich, Kinderbetreuung, Vereinbarkeit, Gleichberechtigung.
- Citation du texte
- Andrea Schulze (Auteur), 2005, Familienpolitik und politique familiale. Deutsche und französische Familienpolitik im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66786