Im Seminar „Perspektiven und Methoden der Kommunikationsgeschichte“ wurden zwei Ansätze der kommunikationshistoriographischen Forschung vorgestellt, die schon allein deshalb sehr unterschiedlicher Natur sind, weil sie bei verschiedenen Elementen der öffentlichen Kommunikation ihren Ansatzpunkt suchen. So handelt es sich bei der Analyse von Haushaltsrechungen um einen rezeptionsgeschichtlichen Ansatz, während die hier vorzustellende Verbandsgeschichte bei den Kommunikatoren ansetzt. Gemeinsam ist den beiden Methoden jedoch, dass sie zu den bisher wenig untersuchten Gebieten der Kommunikationsgeschichte gehören. Mit „Verbandsgeschichte“ ist im Rahmen dieser Arbeit die Geschichte der journalistischen Berufsorganisationen gemeint. Auf eine nähere Beschäftigung mit den Verbänden der benachbarten Berufe Schriftsteller und Verleger muss hier allerdings verzichtet werden. Als Teil einer wirklich umfassenden Kommunikationsgeschichte müsste Verbandsgeschichte streng genommen aber auch diese einbeziehen, zumal die Entwicklungen der Journalisten-, Schriftsteller- und Verlegerorganisationen nicht isoliert voneinander verliefen.
Ausgangspunkt der Überlegungen zur vorliegenden Arbeit waren Akten des „Ver-bandes der Rheinisch-Westfälischen Presse“, einem dem 1910 gegründeten „Reichsver-band der deutschen Presse“ (RdP) angeschlossenen Landesverband, sowie des „Vereins Wuppertaler Presse“, der diesem Landesverband wiederum als ein Bezirksverein unterge-ordnet war. Das umfangreiche Aktenmaterial, das den Zeitraum 1920-1937 umfasst, konnte und sollte auch nicht vollständig ausgewertet werden. Vielmehr wurden nur die Jahre 1924-1926 einer näheren Analyse unterzogen. Das Ziel war es, Hinweise darauf zu erhalten, welchen Beitrag diese Vereinigungen zur Professionalisierung des Journalistenberufs geleistet haben. Bevor die konkreten Ergebnisse vorgestellt werden, müssen zuerst jedoch einige grundlegende Fragen beantwortet werden. In den ersten Abschnitten soll es im Wesentlichen darum gehen, das Thema Verbandsgeschichte sowohl in den zeitgeschichtlichen als auch in den aktuellen Forschungszusammenhang einzuordnen und die Quellenlage zum Untersuchungsgegenstand zu beurteilen. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Hinführung
2. Forschungsgegenstand und Forschungslage
2.1 Beitrag der Verbandsgeschichte zur Journalismusgeschichte
2.2 Forschungsstand
2.3 Erkenntnisinteresse
3. Historische Einordnung
3.1 Probleme und Bedingungen der Gründung journalistischer Organisationen
3.2 Organisationsstruktur des „Reichsverbandes der deutschen Presse“
3.2.1 Exkurs. Der Reichsverband: Gewerkschaft oder Standesvertretung?
3.3 Situation der Presse im Westen Deutschlands in den 20 Jahren des 20. Jahrhunderts
4. Quellenlage
5. Auswertung der Quellen
5.1 Quellenauswahl
5.2 Fragestellung und methodologische Aspekte
5.3 Konkrete Ergebnisse der Quellenauswertung
6. Fazit
Verzeichnis der verwendeten Literatur
1. Hinführung
Im Seminar „Perspektiven und Methoden der Kommunikationsgeschichte“ wurden zwei Ansätze der kommunikationshistoriographischen Forschung vorgestellt, die schon allein deshalb sehr unterschiedlicher Natur sind, weil sie bei verschiedenen Elementen der öffentlichen Kommunikation ihren Ansatzpunkt suchen. So handelt es sich bei der Analyse von Haushaltsrechungen um einen rezeptionsgeschichtlichen Ansatz, während die hier vorzustellende Verbandsgeschichte bei den Kommunikatoren ansetzt. Gemeinsam ist den beiden Methoden jedoch, dass sie zu den bisher wenig untersuchten Gebieten der Kommunikationsgeschichte gehören.
Mit „Verbandsgeschichte“ ist im Rahmen dieser Arbeit die Geschichte der journalistischen Berufsorganisationen gemeint. Auf eine nähere Beschäftigung mit den Verbänden der benachbarten Berufe Schriftsteller und Verleger muss hier allerdings verzichtet werden. Als Teil einer wirklich umfassenden Kommunikationsgeschichte müsste Verbandsgeschichte streng genommen aber auch diese einbeziehen, zumal die Entwicklungen der Journalisten-, Schriftsteller- und Verlegerorganisationen nicht isoliert voneinander verliefen.
Ausgangspunkt der Überlegungen zur vorliegenden Arbeit waren Akten des „Verbandes der Rheinisch-Westfälischen Presse“, einem dem 1910 gegründeten „Reichsverband der deutschen Presse“ (RdP) angeschlossenen Landesverband, sowie des „Vereins Wuppertaler Presse“, der diesem Landesverband wiederum als ein Bezirksverein untergeordnet war. Das umfangreiche Aktenmaterial, das den Zeitraum 1920-1937 umfasst, konnte und sollte auch nicht vollständig ausgewertet werden. Vielmehr wurden nur die Jahre 1924-1926 einer näheren Analyse unterzogen. Das Ziel war es, Hinweise darauf zu erhalten, welchen Beitrag diese Vereinigungen zur Professionalisierung des Journalistenberufs geleistet haben. Bevor die konkreten Ergebnisse vorgestellt werden, müssen zuerst jedoch einige grundlegende Fragen beantwortet werden. In den ersten Abschnitten soll es im Wesentlichen darum gehen, das Thema Verbandsgeschichte sowohl in den zeitgeschichtlichen als auch in den aktuellen Forschungszusammenhang einzuordnen und die Quellenlage zum Untersuchungsgegenstand zu beurteilen.
2. Forschungsgegenstand und Forschungslage
Die Einordnung des hier behandelten Themas in den kommunikationsgeschichtlichen Forschungszusammenhang wird in drei Abschnitte unterteilt. Zunächst gilt es darzulegen, welchen Beitrag Verbandsgeschichte zur Schreibung einer umfassenden Journalismusgeschichte im Idealfall zu leisten vermag. Anschließend soll der Forschungsstand zur Geschichte journalistischer Berufsorganisationen beleuchtet werden. Welche Forderungen sich daraus ergeben und an die weitere Forschungsarbeit gestellt werden müssen, und welchen Platz die vorliegende Arbeit in diesem Rahmen einnimmt, wird im letzten Unterpunkt aufgezeigt.
2.1 Beitrag der Verbandsgeschichte zur Journalismusgeschichte
Die kommunikationswissenschaftliche Forschung zur Geschichte des Journalismus hat einige Aspekte dieses Gebietes bisher nur wenig untersucht. So weiß man heute vor allem viel darüber, wie die ersten Zeitungen und daraus die heutige Vielfalt verschiedenster Publikationsformen entstanden. Eine solche Pressegeschichte trifft aber kaum Aussagen über die Menschen, ohne die diese Entwicklung nicht möglich gewesen wäre.[1] Zu einer derartigen Sozialgeschichte des journalistischen Berufs, zu der bisher nur einzelne Bausteine vorliegen, kann aber gerade die Untersuchung der journalistischen Vereinigungen einen wesentlichen Beitrag leisten. Bei geeigneter Quellenauswahl kann Verbandsgeschichte Aufschluss geben über den Alltag des journalistischen Berufs, seine materiellen und ideellen Schwierigkeiten und über das berufliche Selbstverständnis der Vertreter der Presse.
Organisationsgeschichte im Rahmen einer kommunikationswissenschaftlichen Berufsforschung konzentriert sich nicht wie einmal üblich auf einzelne „publizistische Persönlichkeiten“, sondern erfasst als prosopographischer Ansatz die gesamte Berufsgruppe, den Journalistenstand als solchen. Verbandsgeschichte gibt somit keine vom Handeln herausragender Journalisten abgeleiteten ideologischen Berufsanleitungen für den Journalismus und seine Vertreter, sondern beschreibt die Berufswirklichkeit, verdeutlicht die eigene Sichtweise der Journalisten auf ihre Lage und auf die Art und Weise, wie sie Probleme der Berufsausübung unter ihren Kollegen behandelten. Denn für ein besseres Verständnis der Bedingungen journalistischer Berufsausübung ist die Konzentration auf einzelne Schicksale eher hinderlich und wenig ergiebig.
Darüber hinaus lassen sich mit der Untersuchung journalistischer Interessenvertretung Erkenntnisse über die Organisierbarkeit und das berufspolitische Engagement der Journalisten gewinnen.[2] Die Organisierbarkeit und der tatsächliche Organisationsgrad sind insofern von Bedeutung, als sie einen möglichen Maßstab für die Bewertung der Journalistenverbände bzw. ein Instrument der Erfolgsmessung darstellen. Einerseits ist ein hoher Organisationsgrad eine der Grundlagen für die Macht und die Durchsetzungskraft von Interessensverbänden. Zum anderen ließe sich argumentieren, dass ein steigender Organisationsgrad ein denkbares Anzeichen für eine sich verstärkende professionelle Identität ist.[3]
Zudem wirft Verbandsgeschichte ein Licht auf die Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zwischen journalistischem Selbstverständnis einerseits und den konkreten Bedingungen journalistischer Berufsausübung andererseits, denn aus den Diskrepanzen zwischen beidem ergibt sich schließlich erst der Wunsch nach einer Interessenvertretung.[4] Walter Hömberg folgend, gestattet die Analyse der Entwicklung der berufs- und kommunikationspolitischen Ziele journalistischer Organisationen sogar Einblicke in den gesellschaftlichen Funktionswandel des Journalismus.[5]
2.2 Forschungsstand
Walter Hömbergs Befund, dass eine grundlegende Berufsgeschichte der Journalisten in Deutschland fehlt, muss leider noch immer weitestgehend zugestimmt werden.[6] Jedoch ist zum Beispiel mit der Studie von Jörg Requate[7] ein wesentlicher Beitrag geleistet worden, diese Lücke zu schließen. Ein Bereich der ebenso zur Geschichte von Berufen zählt, ist die Entwicklung ihrer Interessensverbände. Somit stellt auch die Entwicklung der journalistischen Berufsorganisationen ein eher wenig behandeltes Gebiet dar. Ein Großteil der bisherigen Publikationen konzentriert sich hauptsächlich auf die vereinsgeschichtliche Entwicklung der verschiedenen Organisationen. Solche Arbeiten, die kaum mehr bieten als chronologische oder systematische Überblicke und Einblicke in die Organisationsstruktur der Vereinigungen, finden sich für jeden Zeitraum.
Die Anfänge der Organisationsbildung sind zum Beispiel mit den Arbeiten von Cornelia Foerster und Gustav Heinrich Schneider über den 1832 gegründeten „Preß- und Vaterlandsverein“[8] beschrieben worden. Für den sich anschließenden Zeitraum hat Ariane Brückmann eine Übersicht über die bis zur Konstituierung des Reichsverbandes der deutschen Presse gegründeten journalistischen Zusammenschlüsse vorgelegt. Als erste Orientierung ist diese Arbeit zwar sehr hilfreich, jedoch bietet sie für eine kritische Bewertung der Verbände wenig Neues.[9] Auf den Reichsverband geht sie nicht näher ein, da für diesen eine detaillierte Selbstdarstellung existiert. Marie Matthies, die seit 1921 Sekretärin in der Berliner Geschäftsstelle des RdP war, hat in der aus Anlass des zwanzigjährigen Bestehens des „Deutschen Journalisten-Verbandes“ 1969 entstandenen Rückschau „Journalisten in eigener Sache. Zur Geschichte des Reichsverbandes der deutschen Presse“ ihre Erinnerungen chronologisch zusammengetragen.
Die Entwicklung nach 1945 ist mit der Darstellung von Heinz-Dietrich Fischer[10] zumindest in Ansätzen und hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der jeweiligen kommunikationspolitischen Absichten der Vereine aus allen Medienbereichen dokumentiert. Die genannten - eher allgemein als wissenschaftlich gehaltenen - Arbeiten bieten allerdings kaum Anhaltspunkte für eine differenzierte Beurteilung unter ausgewählten Gesichtspunkten. Der Ansicht von Jürgen Prott folgend, sollte eine Beschäftigung mit der Geschichte der journalistischen Organisationen nicht den alleinigen Zweck haben, „eine umfassende Chronologie aller wesentlichen Gesichtspunkte der Interessenorganisation der Journalisten zusammenzutragen.“[11] Es komme vielmehr darauf an, die Politik der Verbände als Ausdruck eines spezifischen beruflichen Selbstverständnisses erkennbar zu machen.
Man sollte sich darauf konzentrieren, einzelne Aspekte herauszugreifen, die Geschichte der Verbände demzufolge unter einer spezifischen Fragestellung zu untersuchen, um so einen Beitrag zu einer kritischen Bewertung der Verbände und den Ergebnissen ihres Handelns zu leisten. Bislang sind allerdings nur wenige solcher Forschungsarbeiten erschienen. Ein gutes Beispiel ist jedoch die Studie von Rudolf Stöber, die unter dem Titel „Pressefreiheit und Verbandsinteresse“ die beiden großen Presseverbände der Weimarer Republik - „Reichsverband der deutschen Presse“ und „Verein Deutscher Zeitungs-Verleger“ - in ihrer Beziehung zueinander und zu Staat und Gesellschaft untersucht, wobei es primär um die Fragen geht, welches Interesse die beiden Vereinigungen an dem die Pressefreiheit definierenden Recht hatten und welche Zwecke sie damit verfolgten.[12]
Klaus-Detlef Funkes Arbeit „Innere Pressefreiheit - Zu Problemen der Organisation von Journalisten“ beschäftigt sich - wenn auch nur unter Berücksichtigung der Entwicklung nach 1945 - mit den offiziellen Stellungnahmen des „Deutschen Journalisten-Verbandes“ und der „Deutschen Journalisten-Union“ zur Frage der Kompetenzabgrenzung zwischen Verlag und Redaktion.[13] Jürgen Prott erfüllt seine eigene Forderung, indem er - im Rahmen einer journalistischen Gewerkschaftsgeschichte - versucht, eine These zu prüfen, laut der in der Entwicklung nach 1945 unter den Journalisten die Forderung nach einer gewerkschaftlich ausgerichteten Interessenorganisation zuungunsten einer an berufsethischen Idealen orientierten Standesvertretung laut wurde.[14] Für eine Beschäftigung mit der Entwicklung des Reichsverbandes ist dies insofern von Relevanz, als es auch im RdP zu einer Kontroverse über die Frage kam, ob der Verband berufsständisch oder gewerkschaftlich ausgerichtet sein solle.[15]
Die genannten Beispiele sollen auch zeigen, dass die bisherige Forschungsarbeit dominiert wird von der Untersuchung der rechtlichen und sozialen Zielsetzungen der Verbände. Eine detaillierte Prüfung der tatsächlich berufsbezogenen Anstrengungen, insbesondere der Rolle der Journalistenorganisationen im Professionalisierungsprozess dieses Berufes ist dagegen bislang noch nicht unternommen worden. Aber auch weniger komplexe Fragestellungen haben in der bisherigen Forschungsarbeit ungenügend Beachtung gefunden, zum Beispiel das Problem, wie Vereinstätigkeit und -wirksamkeit überhaupt untersucht werden kann und wie darüber hinaus die Bedeutung der Vereine zu messen ist.
Generell fehlen Erkenntnisse, wie die Vereine nach außen gewirkt haben, nicht welche Stellung sie bei den Verlegern, sondern in der Öffentlichkeit hatten. Wurden die von den Journalistenvereinen gestellten Forderungen bezüglich einheitlicher Tarifverträge oder des Journalistengesetzes vom Publikum des Journalismus akzeptiert und unterstützt? Zudem erfahren wir wenig darüber, welche gesellschaftlichen Instanzen in welcher Form auf die Verbände eingewirkt haben. Oder die Frage, ob und inwiefern sich die Ziele der Vereine durch gesellschaftliche Veränderungen verlagert haben, welchen Einfluss also der historische Kontext auf das jeweils aktuelle Verbandshandeln hatte. Zudem wird selten aufgezeigt, welche konkreten Mittel und Methoden die Verbände zur Verfügung hatten.
Eine zwar für Journalisten wenig ergiebige, jedoch von der Anlage und Vorgehensweise her interessante Arbeit stellt Friedhelm Krons Gesamtdarstellung der Schriftstellerorganisationen für die Zeit von 1842 bis 1973 dar.[16] Er geht streng systematisch nach verbandssoziologischen Kriterien und Konzepten vor. Zwar ließe sich kritisieren, dass seine Studie nicht „auf historischem Verständnis und genauem Quellenstudium aufgebaut“[17] ist, doch liefert sie einige interessante Anregungen für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema Verbandsgeschichte, denn bislang existiert eine solche verbandssoziologisch orientierte Studie zu den Journalistenvereinen nicht. So könnten einige Aspekte, die Kron behandelt, auf die journalistischen Organisationen übertragen werden, zum Beispiel das Verhältnis der Verbände zu Gesellschaft und Öffentlichkeit oder eine Analyse der Konflikte zwischen Verbandsleitung und Mitgliedern über die Verbandspolitik. Vor allem aber seine Orientierung an Ansätzen aus der Soziologie erscheint sehr sinnvoll und verweist auf die Notwendigkeit interdisziplinär ausgerichteter Forschung.
Neben dem Mangel an solchen konkreten Fragestellungen muss auch eine einseitige Konzentration auf den „Reichsverband der deutschen Presse“ konstatiert werden. Innerhalb der Forschung zur deutschen Verbandsgeschichte sind Untersuchungen über die regionalen und lokalen Unterverbände des RdP eindeutig unterrepräsentiert[18], obwohl diese doch dessen Basis waren und somit für die eigentliche Verbandsarbeit bzw. die Umsetzung der an der Spitze getroffenen Beschlüsse zuständig waren. Es liegen zudem kaum Forschungsarbeiten vor, die die Vereine ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Professionalisierung beleuchten. Nicht nur an der Kommunikationsgeschichtsschreibung selbst ist eine ungenügende Untersuchung der Geschichte des journalistischen Berufs, die ja den Rahmen für eine Beschäftigung mit der journalistischen Organisationsgeschichte bildet, zu kritisieren. Dieses Versäumnis ist auch den Nachbardisziplinen anzulasten.
Die Erforschung der Entwicklung des Journalistenberufes wird auch von dem Zweig der Geschichtswissenschaft vernachlässigt, der sich mit der Genese bürgerlicher Berufe und Professionen auseinandersetzt, wohl aus dem Grund, dass sich der journalistische Beruf kaum mit gängigen Professionalisierungskonzepten in Einklang bringen lässt.[19] „We remain extraordinarily ill-informed about journalists’ social origins, education, employment prospects, career patterns, and efforts to foster a corporate ethos. Nor have historians directly addressed journalists’ perennial worries about three factors that still help determine professional status: specialized training, independence, and self-regulation.”[20]
2.3 Erkenntnisinteresse
Ein kleiner Beitrag diese Lücke zu schließen, soll das Ziel dieser Arbeit sein. Wir wollen versuchen, die unteren Organisationsschichten stärker ins Blickfeld zu rücken, da uns eine Betrachtung ihrer Aktivitäten fruchtbarer zu sein scheint. Sie machten die „eigentliche“ Arbeit und hatten mehr Kontakt zu den einfachen Mitgliedern. Sich allein an den Aktivitäten der Verbandsspitze und einzelnen herausstehenden Mitgliedern zu orientieren, genügt für ein umfassendes Bild nicht. Solche Persönlichkeiten waren zwar wichtig für das Ansehen und das Fortkommen des Verbandes, sie sind aber gewissermaßen nicht repräsentativ für die Mehrzahl der sonstigen Mitglieder. Berufs- und Organisationsprobleme offenbaren sich vermutlich sehr viel eher bei der Betrachtung eines kleineren Vereins bzw. eines einem größeren Dachverband untergeordneten Vereins.
Eine Untersuchung der Akten der Unterverbände des RdP soll ein Licht auf das allgemeine Selbstverständnis dieser Vereine bzw. ihrer Vertreter werfen. Selbstverständnis kann hier verstanden werden als die Art und Weise, wie sich die Vereine gegenüber der Berufswirklichkeit der Mitglieder, den Zielen der Adressaten ihrer Forderungen und beider Stellung innerhalb der Gesellschaft positionieren.[21] Für eine Rekonstruktion dieses Selbstbildes bieten die Akten lokaler Vereine, wie die des Vereins Wuppertaler Presse, authentisches Material, welches wichtige Hinweise auf die tatsächlichen Vorgänge in den Verbänden, die Probleme der Organisation und das berufspolitische Engagement der Mitglieder liefert.
„Bei der Untersuchung bürgerlicher Berufe wird den Berufsorganisationen in der Regel relativ hohe Aufmerksamkeit gewidmet. Die berufsständischen Vereinigungen gelten zumeist als Träger des „professional project“.[22] Die oben beschriebene Forschungslage hat gezeigt, dass für den Journalistenberuf auf diesem Gebiet noch einige Fragen unbeantwortet geblieben sind. Die Forschungsfrage bzw. These, die sich daraus ableiten lässt und mit Hilfe der vorliegenden Akten geprüft werden soll, kann folgendermaßen formuliert werden: In Hinblick auf die von den Verbänden selbst gestellten Zielsetzungen wird deutlich, dass ihren Vertretern sozialpolitische sowie rechtliche Aspekte wichtiger waren als berufliche, die Professionalisierung also hinter dem hauptsächlichen Ziel der Verbesserung der wirtschaftlichen und gesetzlichen Grundlage des Berufs zurückgestellt wurde.
Zumindest soll bei der Analyse der Akten festgestellt werden, inwiefern sich dieses Quellenmaterial überhaupt für diesen Aspekt der Verbands- bzw. Journalismusgeschichte und für die Prüfung der These eignet, wie also das Aussagepotential der Akten einzuschätzen ist. Jörg Requate, der sich in seiner Studie „Journalismus als Beruf“ eingehend mit Professionalisierungstendenzen im Journalismus des 19. Jahrhunderts beschäftigt hat, kommt unter anderem auch zu dem Schluss, „daß die Aktivitäten der verschiedenen journalistischen Interessenvertretungen in dieser Hinsicht nicht überzubewerten sind. (…) Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Organisationen damit das Scheitern des „professional project“ dokumentieren oder ob sie ohnehin eine andere Funktion erfüllten.“[23]
Die erste Aussage stützt zwar unsere These, allerdings bezieht sich seine Studie nicht mehr auf den uns interessierenden Zeitraum, da sie mit dem Ende des 19. Jahrhunderts abschließt. Seine Frage aber sollte im Hinblick auf die Auswertung der Quellen im Auge behalten werden. Der oben erwähnten Forderung folgend, soll mit dieser Arbeit keine weitere chronologische Abhandlung über die Geschichte der Journalistenverbände oder eines bestimmten Vereins angestrebt werden, sondern eine Rekonstruktion der Tätigkeiten und des Selbstverständnisses zweier dem RdP angeschlossener Vereinigungen unter dem Gesichtspunkt Professionalisierung. Eine weitere Spezifizierung der Forschungsfrage soll in Punkt 5.2 erfolgen.
Bei der hier aufgezeigten Problemstellung wird deutlich, dass eine interdisziplinäre Arbeitsweise nahezu unerlässlich ist. Zu einer historischen Konstruktion eines Berufes wie dem des Journalisten liefert vor allem die Soziologie wichtige Anregungen und Analyseinstrumentarien. Gerade das aus der Arbeits- und Berufssoziologie stammende Konzept der Professionalisierung ist - wie in Abschnitt 5.2 noch zu sehen sein wird - von großer Bedeutung. Neben der näheren Analyse der journalistischen Berufsverbände in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter dem Aspekt der Professionalisierung könnte man auch noch weitere offene Forschungsthemen definieren. Es fehlt beispielsweise ein systematischer Vergleich dieser Organisationen auf internationaler Ebene.
Da die Entwicklung der Presse in allen Ländern unterschiedlich verlief, mussten sich so auch die Geschichte und die heutige Situation der Vereinigungen der Pressemitarbeiter verschieden gestalten. Zum Beispiel „stellt sich die Organisation journalistischer Interessen in den USA als Aufsplitterung in viele Gruppen dar.“[24] Vielleicht würde schon ein Vergleich innerhalb Deutschlands bzw. innerhalb des Deutschen Reiches neue Erkenntnisse bringen. Eine Betrachtung regionaler Journalistenverbände gäbe Aufschluss darüber, welche Unterschiede eventuell zwischen den einzelnen Landes- und Bezirksvereinen bestanden. Gerade die Arbeit des Verbandes der Rheinisch-Westfälischen Presse ist zum Beispiel lange Zeit geprägt gewesen durch die Besetzung des Ruhrgebietes und die Unterstützung der Kollegen in den besetzten Gebieten. Eine Vernachlässigung regionaler Prägungen ist ja bereits weiter oben konstatiert worden.
Außerdem wäre die Frage nach der politischen Orientierung des Reichsverbandes und seiner Mitglieder eine nähere Untersuchung wert. Zu fragen wäre hier zum Beispiel, ob der vielfach postulierte Überparteilichkeitsanspruch der Verbandsspitze tatsächlich erfüllt wurde, oder inwiefern die politische Ausrichtung der Mitglieder ein hemmender Faktor bei der Gründung von Vereinen gewesen ist. Cajetan Freund schreibt 1922: „Der Landesverband der Bayerischen Presse, der im Februar 1911 in München gegründet wurde, war in seiner Entwicklung zeitweilig dadurch behindert, daß die Kollegen der Zentrumspresse, die eine Sonderorganisation im Augustinusverein der katholischen Presse besaßen und noch besitzen, sich vom Verband fernhielten. Nach längeren Bemühungen gelang es im Jahre 1918, diesen unerfreulichen Zustand zu beseitigen. (...) Heute sind die Berufsgenossen jeder politischen Richtung, mit Ausnahme der alleräußersten Linken, im Reichsverband zusammengeschlossen und arbeiten in Eintracht und mit Eifer gemeinsam an der Förderung ihrer Standesinteressen.“[25]
Daraus könnten sich die folgenden Fragen ergeben: War die Zusammenarbeit tatsächlich so harmonisch, wie er es hier schildert? Wie äußerte sich die angebliche parteipolitische Neutralität des Reichsverbandes? War der Verband mit einer solchen Struktur überhaupt politisch handlungs- und zu eindeutigen politischen Stellungnahmen und Forderungen fähig?
3. Historische Einordnung
In diesem Abschnitt soll einerseits gezeigt werden, welche historischen Bedingungen zur Gründung von journalistischen Vereinigungen führten und unter welchen Umständen sich ihre Tätigkeit vollzog. Dies ist vor allem deshalb nötig, da die Betrachtung und Bewertung der Vereinstätigkeit nicht unter heutigen Kriterien und Sichtweisen erfolgen kann. Daraus ergibt sich andererseits die Notwendigkeit einer Betrachtung der Lage der Presse in Deutschland in den uns interessierenden 20er Jahren des 20. Jahrhunderts - allerdings ohne dabei zu sehr auf Details einzugehen. Damit soll gezeigt werden, dass journalistische Verbandspolitik nicht losgelöst von der herrschenden sozialen und gesellschaftlichen Situation gesehen werden kann.
3.1 Probleme und Bedingungen der Gründung journalistischer Organisationen
Eine detaillierte Nachzeichnung der Entwicklung journalistischer Berufsvertretungen, die mit der Gründung des RdP einen vorläufigen Höhepunkt erreichte, soll hier nicht erfolgen. Wie erwähnt, ist dies nicht das Ziel dieser Arbeit, und zum anderen ist diese Entwicklung auch an anderer Stelle nachzulesen.[26] Sinnvoller erscheint es, kurz darzulegen, warum es überhaupt zur Gründung solcher Vereinigungen kam und welche Probleme dabei auftraten, vor allem welche Gründe für das späte Entstehen einer einheitlichen Organisation verantwortlich waren. Zumal die Journalisten die letzte Berufsgruppe waren, die sich am Ende des 19. Jahrhunderts zu einer gemeinsamen Interessenvertretung zusammenschlossen, sogar noch später als ihre technischen Mitarbeiter, die Setzer und Drucker.[27]
„Die Entwicklung in der Presse mußte zwangsläufig zu einer organisatorischen Form führen.“[28] Voraussetzungen für die Notwendigkeit von Berufsverbänden ergaben sich, als es Ende des 19. Jahrhunderts zu wesentlichen strukturellen Änderungen im Zeitungswesen und damit im Journalismus kam. Zusammenfassend kann man diese als Wandel von einer Gesinnungs- zur Geschäftspresse bzw. als Übergang zur Massenpublizistik charakterisieren. Der bislang dominierende Typ der traditionellen Parteizeitung wurde abgelöst durch Zeitungen, die vorrangig dem Erwerbszweck dienten und weniger Gewicht auf Meinung als auf Nachrichten legten. Ganze Zeitungskonzerne entstanden, und die vielen neu gegründeten Blätter wurden in großbetrieblicher Produktionsweise hergestellt. Bestes Beispiel dafür ist die Ausprägung der Generalanzeigerpresse.
Finanziert wurden die Zeitungen in zunehmendem Maße durch Anzeigen. Die Zeitungslandschaft veränderte nicht nur ihr äußeres Bild, die Journalisten selbst waren ebenso betroffen. Die Veränderungen in den Arbeitsbedingungen können als erste Professionalisierungstendenzen des journalistischen Berufs gewertet werden. Durch die fortschreitende Zeitungstechnik, die zunehmende Abhängigkeit vom Anzeigenwesen und die wachsenden Stoffmengen, die es zu bewältigen galt, wurde die frühere eher schriftstellerisch geprägte Arbeitsweise verdrängt von einer spezifisch journalistischen, die oft nur noch in reiner Redigierarbeit bestand. Die mit der Entwicklung der Massenpresse einhergehende Diversifikation des publizistischen Angebots und die Vergrößerung der Redaktionen hatte auch eine Spezialisierung und Ausdifferenzierung der journalistischen Arbeitsfelder und Berufsrollen zur Folge.
Dementsprechend stieg die Nachfrage nach journalistischen Arbeitskräften. Der Beruf des Journalisten wurde so zunehmend hauptberuflich ausgeübt. Auch aus anderen Berufen zog es viele Arbeitssuchende in den Journalismus. Da aber längst nicht alle auch eine Stelle fanden, verschlechterte sich die Lage auf dem journalistischen Arbeitsmarkt. Ferner bekamen die Journalisten die zunehmende Distanz zu den Verlegern immer mehr zu spüren, vor allem dadurch, dass der Verleger nicht nur die Funktion des Unternehmers übernahm, sondern auch die Entscheidung über die Aufmachung und den Inhalt gänzlich auf ihn überging. Früher dagegen war der Journalist oft Redakteur, Herausgeber und Verleger in einer Person und seine Meinung bestimmte den Inhalt der Zeitung.
Durch die Erkenntnis, vom Verleger von nun an direkt lohnabhängig zu sein, entwickelte sich langsam auch so etwas wie ein Angestelltenbewusstsein. Aus der Abhängigkeit von den Verlegern resultierte auch das geringe Ansehen in der Gesellschaft. In den Augen des Publikums waren die Journalisten meist nur wenig gebildete und schlecht entlohnte Arbeitnehmer, die damit beschäftigt waren, die Meinung, die ihnen der Verleger diktierte, niederzuschreiben. Müsse schreibt dazu, dass „abgesehen von wenigen Star-Journalisten der großen Berliner Blätter, (...) das typische Journalistendasein geprägt (war) von sozialen Nöten und unzureichenden Arbeitsbedingungen.“[29] Durch die Spezialisierung der journalistischen Tätigkeit traten nun auch journalistisch tätige Tagesarbeiter neben die alteingesessenen politisch führenden Redakteure, die keinen Zweifel an ihren Vorbehalten gegenüber den „Neuen“ ließen.[30]
Gerade die alten - bei den Blättern der traditionellen Gesinnungspresse tätigen - Journalisten suchten die Ursachen für die schlechte soziale und wirtschaftliche Lage nicht bei sich selbst, sondern machten die neu in den Beruf eingetretenen Journalisten dafür verantwortlich. Dies ließ auch die Forderung wach werden, das Bildungsniveau der Pressevertreter zu heben bzw. nicht jeden in den Beruf zu lassen. Mit einer strengen Zugangskontrolle und standardisierter Ausbildung wäre der größte Teil der Journalisten allerdings niemals einverstanden gewesen. Zusammenfassend können die Gründe für den Anschluss an Berufsvereinigungen in der zunehmenden Arbeitsplatzunsicherheit, neuen Tätigkeitsinhalten, der Abkehr von traditionellen Arbeitweisen sowie verschärften Arbeitsbelastungen und geringem sozialen Status gesehen werden.[31]
Die zahlreichen Bemühungen, die Journalisten in einer einflussreichen Berufsvereinigung zu organisieren, begannen zwar bereits im Vormärz, einzelne Versuche scheiterten aber zumeist an inneren Streitigkeiten oder mangelnder Beschluss- und Aktionsfähigkeit. Die große Zahl und die Verschiedenheit der Vereinigungen, die oft auch nebeneinander bestanden, ist aber weniger ein Zeichen für die Stärke als für die Schwäche journalistischer Interessenvertretung.[32] Erst 1910 entstand mit der Gründung des Reichsverbandes der deutschen Presse eine erste, den gesamten hauptberuflichen deutschen Journalistenstand umfassende nationale Berufsorganisation. Ein wesentliches Problem, mit dem schon die ersten Journalisten- und Schriftstellervereine, die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet worden waren, war das spezielle Selbstverständnis der Journalisten.
Sie sahen sich als freischaffende Individualisten, und die Mitgliedschaft in einer Organisation hätte bedeutet, sich bestimmten Regeln zu unterwerfen. Zudem war man weit davon entfernt, einen Arbeitnehmerstatus für sich anzuerkennen, und sich mit der eigenen materiellen Situation auseinanderzusetzen. Schließlich galt es, sich als geistiger Beruf vom Proletariat abzugrenzen. Im Gegensatz zu den Journalisten hatte dieses sich schon als ein Stand begriffen, während der Standesdünkel der Journalisten die Ausbildung eines Gemeinschaftsgefühls oder gar eines Angestelltenbewusstseins lange Zeit erschwerte. Dazu passt auch das Ergebnis, zu dem Heinz Schmitt in seiner Studie zu Berufsverbänden kommt: „Je mehr die Tätigkeit einer Berufsgruppe praktischen Fragen zugewandt ist, um so leichter läßt sich der Berufsstand organisieren. Je geistiger die Tätigkeit der Berufsgenossen, desto schwerer vollzieht sich die Organisation, desto geringer sind Organisationsgrad und Organisationsintensität. Der Individualismus, der die Berufe der gehobenen, geistig tätigen Berufsverbände auszeichnet, schlägt sich in einem ausgeprägten Interessenpluralismus nieder. Mangelnde Solidarität und mannigfache Abspaltungstendenzen haben dort ihre Wurzel.“[33]
Für die Journalisten war es folglich zunächst noch undenkbar, sich dem in der Arbeitnehmerschaft aller Gewerbe aufgekommenen Trend zur Organisation in Gewerkschaften anzuschließen.[34] Wenn man sich überhaupt Versammlungen oder Zusammenschlüsse wünschte, dann nur zu geselligen Zwecken. Darüber hinaus ließen die großen Unterschiede, die bezüglich Vorbildung, Herkunft, Art der Tätigkeit, Einkommen, sozialer Stellung und politischer Orientierung zwischen den Journalisten herrschten, diesen Beruf als unorganisierbar erscheinen.[35] Wie hätte man auch für einen derart differenzierten Beruf einheitliche Beschlüsse über die Bedingungen der Berufsausübung treffen können? Die „Elite“ der älteren Journalisten, die sich bereits einen Namen gemacht hatten, sah sich mit der Schwierigkeit konfrontiert, die Masse der jungen und unerfahrenen Berufseinsteiger trotz unterschiedlicher Berufsauffassung als ihre Kollegen anzusehen.
Zwischen den jungen „Vertretern der neu aufgekommenen General-Anzeiger-Presse, die sich in der Regel auch einem neuen journalistischen Stil verschrieben hatten, und jenen der älteren, meist traditionsgebundenen Zeitungen, der sogenannten Gesinnungspresse, die ihrerseits auch an den überkommenen Vorstellungen von den Aufgaben und Pflichten des Journalisten festhielten und sich nicht selten über die unbekümmerte freiere Berufsauffassung der anderen mokierten“[36], bestand eine gewisse Feindseligkeit, die für die Gründung einer geschlossen auftretenden Berufsorganisation nicht gerade fördernd war. Wenn es dann doch zu Zusammenschlüsse kam, so wurden diese - bedingt durch die Abwanderung aus dem Beruf, die größtenteils aus den materiellen Schwierigkeiten resultierte, und häufigen Ortswechsel - durch den Austritt oder Ausschluss von Mitgliedern geschwächt.[37]
Schwartz fasst die Bemühungen der Journalisten um eine Berufsorganisation folgendermaßen zusammen: „So läßt sich die Geschichte der journalistischen Organisationsversuche und deren notwendig häufiges Scheitern eher als der Versuch der Rettung ethischer Standesprivilegien des ‚Freien und unabhängigen Geistes’ darstellen als die sich einer materiellen Situation bewussten und von daher artikulierten Position eines Lohnabhängigen im Dienste eines Verlegers.“[38] Der schließlich doch zustande gekommene Zusammenschluss zu einem einheitlichen Berufsverband symbolisiert aber auch das Erkennen einer aktiven Rolle bei der Veränderung der eigenen beruflichen Situation und die Fähigkeit, Schwächen und Unzulänglichkeiten im Beruf festzustellen und daraus Forderungen abzuleiten.
[...]
[1] vgl. Daub (1981), S. 4
[2] vgl. Kron (1976), S. 1
[3] vgl. Weischenberg (1995), S. 508
[4] vgl. Fischer, Ernst (1980), Sp. 10
[5] vgl. Hömberg (1987), S. 629
[6] ebenda, S. 621
[7] Jörg Requate (1995): Journalismus als Beruf. Entstehung und Entwicklung des Journalistenberufs im 19. Jahrhundert. Deutschland im internationalen Vergleich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[8] Foerster, Cornelia (1982): Der Preß- oder Vaterlandsverein von 1832/33. Sozialstruktur und Organisationsformen der bürgerlichen Bewegung in der Zeit des Hambacher Festes. Trier: Verlag Trierer Historische Forschungen; Schneider, Gustav Heinrich (1897): Der Preß- und Vaterlandsverein 1832/33. Ein Beitrag zur Geschichte des Frankfurter Attentats. Berlin: Baensch
[9] vgl. Requate (1999), S. 272
[10] Fischer, Heinz-Dietrich (Hrsg.) (1991): Medienverbände in Deutschland. Geschichte, Berufsaspekte, Politik. Berlin: Vistas Verlag
[11] Prott (1976), S. 72
[12] vgl. Stöber (1992), S. 1
[13] vgl. Funke (1972), S. 11
[14] vgl. Prott (1976), S. 72
[15] Zu dieser, für die Rolle der journalistischen Organisationen im Prozess der Professionalisierung wesentlichen Diskussion, siehe auch Abschnitt 3.2.1.
[16] Kron, Friedhelm (1976): Schriftsteller und Schriftstellerverbände. Schriftstellerberuf und Interessenpolitik 1842-1973. Stuttgart: J.B. Metzler
[17] Fischer, Ernst (1980), Sp. 6
[18] Es gibt natürlich Festschriften einzelner Vereine, aber im Prinzip keine wissenschaftlichen Forschungsarbeiten.
[19] vgl. Retallack (1993), S. 175
[20] ebenda, S. 176
[21] vgl. Kron (1976), S. 1
[22] Requate (1995), S. 222
[23] ebenda
[24] Weischenberg (1995), S. 508
[25] vgl. Freund (1922), S. 98
[26] vgl. dazu übergreifend Brückmann, Ariane (1997): Journalistische Berufsorganisationen in Deutschland. Von den Anfängen bis zur Gründung des Reichsverbandes der deutschen Presse. Köln/Weimar/Wien: Böhlau
[27] vgl. Matthies (1969), S. 7 (Vorwort von Emil Dovifat)
[28] Funke (1976), S. 15
[29] Müsse (1995), S. 49
[30] vgl. Funke (1976), S. 15
[31] vgl. zu diesen Ausführungen Funke (1976), S. 12 ff.; Stöber (1992), S. 5 ff.; Müsse (1995), S. 49 ff.
[32] vgl. Retallack (1993), S. 205
[33] Schmitt (1966), S. 241
[34] vgl. Daub (1981), S. 4
[35] vgl. Brückmann (1997), S. 132 ff.
[36] Daub (1981), S. 5
[37] vgl. Brückmann (1997), S. 135
[38] Schwartz (1981), S. 133
- Citar trabajo
- M.A. Kathleen Deutschmann (Autor), 2003, Verbandsgeschichte als Ansatz der Journalismusgeschichte - Regionale Journalistenvereine und das Projekt der Professionalisierung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66648
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