Diese Arbeit betrachtet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung, Struktur und Wirtschaftspolitik in Deutschland (BRD) und Frankreich anhand der Entwicklung seit 1945 bis 1989.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Wirtschaftspolitik
2.1 Ausgangslage
2.2 Frankreich: Planification
2.3 Deutschland: Soziale Marktwirtschaft
2.4 Vergleich
3 Wirtschaftsstruktur und –entwicklung
3.1 Ausgangslage
3.2 Frankreich: Modernisierung
3.3 Deuschland: Wirtschaftswunder
3.4 Vergleich
4 Zusammenfassung
Englische Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Anhang
1 Einleitung
Deutschland und Frankreich sind die „Zugpferde“ gewesen bei der Schaffung des europäischen Binnenmarkts. Dieser wird voraussichtlich für eine starke Einebnung der nationalen Unterschiede auf wirtschaftlicher Ebene sorgen. Wie unterschiedlich aber ist die Wirtschaft in Frankreich und Deutschland überhaupt? Wie entwickelten sich die beiden Länder in den letzten 50 Jahren im Vergleich? Ein Vergleich der beiden Länder kann dazu dienen Hindernisse auf dem Weg zu weiterer europäischer Integration zu erkennen.
Diese Arbeit soll dazu beitragen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Wirtschaft in Deutschland und Frankreich anhand der Entwicklung seit 1945 bis 1989 aufzuzeigen. Der Vergleich endet mit dem Jahre 1989, da die deutsche Wiedervereinigung die Fortführung des Vergleichs verzerren würde. Wenn in dieser Arbeit von Deutschland die Rede ist, bezieht sich dies immer auf die alte Bundesrepublik Deutschland vor 1990. Der Vergleich mit der DDR wird nicht vorgenommen[1].
Zur Einführung wird die Ausgangslage geschildert, um ein besseres Verständnis für die folgenden Ausführungen zu gewährleisten. Der Vergleich erfolgt anhand von den zwei Teilbereichen:
- Die Wirtschaftspolitik. Hier sollen Programme und deren Leitbilder gegenübergestellt werden.
- Die Wirtschaftsstruktur und -entwicklung als Folge der Politik soll mit Bezug auf den vorhergegangenen Teilbereich die tatsächliche Entwicklung der Volkswirtschaften zeigen und vergleichen.
In diesen Bereichen soll mit Hilfe von wirtschaftlichen Kennzahlen gezeigt werden, wo sich Unterschiede oder Gemeinsamkeiten ausmachen lassen. Dabei wird nicht der Anspruch auf vollständige Beschreibung aller Entwicklungen dieser Periode erhoben, da nur exemplarisch an besonders relevanten Sachverhalten der Vergleich vorgenommen wird.
Es gibt nur wenig Literatur, die sich mit einem Vergleich der Wirtschaft beider Länder beschäftigt. Die meisten Arbeiten beschäftigen sich mit Einzelbereichen der Wirtschaft. Zu den existierenden Vergleichen gehört das Buch von H. Uterwedde, das eine gute Einführung bietet. Die Untersuchung stellt die Wirtschaftsstruktur , „die dauerhaften, spezifischen Merkmale einer Volkswirtschaft“[2], in den Vordergrund. Der Autor bedient sich umfangreichen ökonomischen Statistiken und geht auch auf die innenpolitische Einschätzung der Strukturen ein. Einen weiter gefassten Ansatz verfolgt H. Kaelble, der auch die sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen mit einbezieht.
2 Wirtschaftspolitik
2.1 Ausgangslage
Kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs war das oberste Ziel die schlechte Versorgungslage der Bevölkerung zu verbessern. Sowohl im besetzten Deutschland als auch im wieder souveränen Frankreich versuchten die autorisierten politischen Institutionen die knappen Ressourcen so effizient wie möglich zu verteilen. Privatwirtschaftliche Aktivitäten waren in dieser Zeit nur eingeschränkt möglich, da das Gros der Ressourcen von staatlichen Wiederaufbauplänen verteilt wurde. Diese erste Phase kann am ehesten mit dem Begriff Planwirtschaft umschrieben werden.[3] Nach Überwindung der anfänglichen Versorgungsengpässe konnte in Frankreich zur politischen Normalität zurückgekehrt werden. Die Regierung begann sehr schnell wirtschaftspolitische Programme auszuarbeiten, um den Wiederaufbau in Gang zu bringen. Deutschland hingegen war durch den ungeklärten politischen Status noch weit entfernt von einer eigenständigen Politik. Der Fortschritt des Wiederaufbaus unterschied sich stark in den verschiedenen Besatzungszonen. In der sowjetischen Besatzungszone hatten Kriegsreparationen den Vorrang, wohingegen man in den restlichen drei Zonen frühzeitig die Reparationen aufgab und den Wiederaufbau förderte. Der Interessensgegensatz zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion fand seinen Höhepunkt 1949 mit der Gründung der BRD mit faktischer politischer Souveränität. Von diesem Zeitpunkt an erst kann man wieder von einer eigenständigen deutschen Wirtschaftspolitik sprechen.
2.2 Frankreich: Planification
In der unmittelbaren Nachkriegszeit herrschte in Frankreich ein allgemeines Gefühl der wirtschaftlichen Rückständigkeit. Die Krise der 3. Republik, die Schmach der deutschen Besatzung und die Überlegenheit des Bündnispartners USA waren die bedingenden Faktoren dieses Unmuts.[4] Die Politik setzte sich zum Ziel mit einer Strategie der Modernisierung diese Situation zu überwinden und die französische Wirtschaft an die internationale Spitze zu bringen. Im Gegensatz zu Deutschland kam dem Staat auch nach dem Wiederaufbau eine aktive Rolle bei der Lenkung der wirtschaftlichen Entwicklung zu: Er wurde zur „Modernisierungsagentur“.[5]
Das Schlüsselkonzept zur Modernisierung war die Planification. Sie beinhaltete die Ausarbeitung eines gesamtwirtschaftlichen Entwicklungsplans, der nach Branchen aufgeteilte Wachstumsziele festlegte. Diese Ziele waren für die Privatwirtschaft nicht verbindlich („indikative“ Planung[6]). Durch gezielte Investitionshilfen für erwünschte Vorhaben wurde aber den Unternehmen geholfen, die den Vorgaben folgten.
Die Planification ging einher mit der Nationalisierung zahlreicher Großunternehmen aus den Bereichen Automobilindustrie, Energieversorgung, Verkehrswesen, Banken und Versicherungen. Diese staatlichen Unternehmen bildeten die Basis zur Verwirklichung der Wachstumsziele. Große Investitionssummen wurden vom Staat bereitgestellt, um den Aufbau der Infrastruktur und Industrie voranzutreiben. Die verstaatlichten Kreditinstitute halfen dem Staat zu kontrollieren, für welche Projekte den Unternehmen Kapital zur Verfügung gestellt wurde. Der Aufbau einer modernen Industrie war dabei das Hauptziel.
Der Erfolg der Planification ist nicht klar zu beziffern, da man nicht genau sagen kann, ob der wirtschaftliche Aufschwung direkt von ihr initiiert wurde oder andere Ursachen hatte. Sie begründete aber eine Tradition der Staatsinterventionen[7]. Viele Elemente bildeten noch lange Zeit einen festen Bestandteil französischer Wirtschaftspolitik. Dazu gehört die enge Verknüpfung von Staat und Großunternehmen, die noch verstärkt wurde durch die persönlichen Netzwerke der Entscheidungsträger über die Eliteschulen. Der Staat behielt sich weiterhin vor zu intervenieren, um eine aus strategischer Sichtweise für Frankreich günstige Entwicklung zu fördern.[8]
Die Planification wurde häufig mit Planwirtschaft und Dirigismus in Verbindung gebracht und somit als Gegenmodell zur Marktwirtschaft in Deutschland erklärt. Dies widerspricht aber der Intention, da die Planification nicht auf Dauer angelegt war. Sie sollte nur die „Initialzündung“ auslösen für die endgültige Industrialisierung Frankreichs. Der Aufbau einer planwirtschaftlichen „Befehlshierarchie“ war nicht damit verbunden.[9] Mit zunehmender Erstarkung der französischen Wirtschaft nahmen die Interventionen der Planification ab und sie verlor nach und nach an Bedeutung.[10]
Mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft von 1958 (EWG) kam eine neue Herausforderung auf die französische Wirtschaftspolitik zu. Bisher war der französische Markt vom internationalen Wettbewerb abgeschottet. Die Öffnung für die europäische Konkurrenz stellte die französische Wirtschaft vor neue Probleme.[11] Die Politik begegnete diesen mit einer gezielten Förderung der dem Wettbewerb ausgesetzten Branchen. Im Rahmen des durch die Planification gegebenen Instrumentariums wurden Investitionshilfen vergeben und das Forschungsbudget erhöht (von 2,5% des Haushalts 1958 auf 6,2 % 1967[12]). Im Vergleich zur internationalen Konkurrenz wies die französische Wirtschaft ein nur geringe Unternehmenskonzentration auf, was von der Politik als rückständig empfunden wurde. Daher förderte man den Konzentrationsprozess und vereinigte aktiv die öffentlichen Unternehmen zu größeren Einheiten.[13]
Im Zusammenhang mit der weltwirtschaftlichen Krise der siebziger Jahre wurden in Frankreich Rufe nach einer verstärkten staatlichen Intervention zur Belebung der Wirtschaft laut. Dies fand seinen Höhepunkt mit der 2. Nationalisierungswelle 1981/1982. Diese war aber mit geringem Erfolg verbunden und leitete ein Umdenken der politischen Führung zu Gunsten einer Reprivatisierungspolitik ein.
2.3 Deutschland: Soziale Marktwirtschaft
[...]
[1] Kaelble, Harmut, „Nachbarn am Rhein“, München, 1991, S. 7
[2] Uterwedde, Henrik, Wirtschaft im Vergleich. Wirtschaftsstruktur und –politik in Frankreich und der Bundesrepublik, Tübingen, 1979, S.2
[3] Damsgaard Hansen, Ejvind, European Economic History, Kopenhagen, 2001, S. 280
[4] Kaelble, H., Nachbarn am Rhein, S.152
[5] Uterwedde, Henrik, Abschied vom französischen Modell? Staat und Wirtschaft im Wandel, In: Christadler, Marieluise; Uterwedde, Henrik (Hrsg.), Länderbericht Frankreich, Bonn, 1999, S.201
[6] Uterwedde, H., Wirtschaft im Vergleich, S. 68
[7] Kaelble, H., Nachbarn am Rhein, S.153
[8] Ammon, Günther, Wirtschaftsstil und Identität, In: Deutsches Französisches Institut (Hrsg.), Frankreich Jahrbuch 1990, Opladen, 1990 S.117
[9] Kaelble, H., Nachbarn am Rhein S. 153
[10] Uterwedde, H., Abschied, S.209
[11] Uterwedde, H., Abschied, S. 205
[12] Loth, Wilfried, Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert, Stuttgart, 1987, S. 183
[13] Uterwedde, H., Wirtschaft im Vergleich, S. 70
- Citar trabajo
- Dipl.-Kfm. Benjamin Brauer (Autor), 2003, Wirtschaft in Deutschland und Frankreich 1945-1989 - Vergleich der Wirtschaftspolitik, -struktur und -entwicklung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66542
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