Die Römerstadt in Frankfurt am Main stellt eines der Siedlungsprojekte des so genannten "Neuen Frankfurt" dar. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in ganz Deutschland erheblicher Wohnungsmangel, vor allem in den Großstädten. Um diesen Missstand zu beseitigen musste möglichst schnell und kostengünstig Wohnraum geschaffen werden. In Frankfurt nahm man sich mit dem Projekt "Das Neue Frankfurt" nicht nur dem Problem des Wohnungsmangels an, man setzte durch modernes Bauen auch neue gestalterische Maßstäbe. Unter Gesichtspunkten der Funktionalität und Rationalität entstanden groß angelegte Siedlungen rund um die Stadt, so auch die Römerstadt. Im Folgenden soll es nun um die Entstehung und Gestaltung der Römerstadt gehen und was aus ihr geworden ist. Zunächst soll der historische Kontext kurz erläutert werden; einerseits unter den gesellschaftspolitischen Aspekten in der eher instabilen Zeit der Weimarer Republik, andererseits auch direkte wohnungspolitische Hintergründe, sowie Grundlegendes zur Konzeption des Neuen Frankfurt. Im Weiteren folgt eine Beschreibung der Römerstadt: Grundkonzeption, architek-tonische Besonderheiten und städtebauliche Details. Da aber Planung und Verwirklichung nie ganz Hand in Hand gehen, sollen Ziele und letztendliche Umsetzung gegenübergestellt werden. Abschließend soll noch ein Blick auf die Entwicklung der Siedlung bis zur heutigen Zeit geworfen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Historischer Kontext
2.1 Gesellschaftspolitischer Hintergrund
2.2 Wohnungspolitik der Weimarer Republik
3. Das Neue Frankfurt
4. Die Siedlung Römerstadt
4.1 Grundlagen der Planung und Gestaltung
4.2 Grundidee vs. Realität
4.3 Die Römerstadt heute
5. Zusammenfassung
6. Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb.1: Lage der Siedlung Römerstadt im Stadtgebiet
Abb.2: Gesamtplan Römerstadt
Abb.3: Mehrfamilienhaus
Abb.4: Reiheneinfamilienhäuser im Burgfeld
Abb.5: südöstlicher Gebäudeabschluss Hadrianstraße
1. Einleitung
Die Römerstadt in Frankfurt am Main stellt eines der Siedlungsprojekte des so genannten "Neuen Frankfurt" dar. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in ganz Deutschland erheblicher Wohnungsmangel, vor allem in den Großstädten. Um diesen Missstand zu beseitigen musste möglichst schnell und kostengünstig Wohnraum geschaffen werden.
In Frankfurt nahm man sich mit dem Projekt "Das Neue Frankfurt" nicht nur dem Problem des Wohnungsmangels an, man setzte durch modernes Bauen auch neue gestalterische Maßstäbe. Unter Gesichtspunkten der Funktionalität und Rationalität entstanden groß angelegte Siedlungen rund um die Stadt, so auch die Römerstadt.
Im Folgenden soll es nun um die Entstehung und Gestaltung der Römerstadt gehen und was aus ihr geworden ist. Zunächst soll der historische Kontext kurz erläutert werden; einerseits unter den gesellschaftspolitischen Aspekten in der eher instabilen Zeit der Weimarer Republik, andererseits auch direkte wohnungspolitische Hintergründe, sowie Grundlegendes zur Konzeption des Neuen Frankfurt. Im Weiteren folgt eine Beschreibung der Römerstadt: Grundkonzeption, architek-tonische Besonderheiten und städtebauliche Details. Da aber Planung und Verwirklichung nie ganz Hand in Hand gehen, sollen Ziele und letztendliche Umsetzung gegenübergestellt werden. Abschließend soll noch ein Blick auf die Entwicklung der Siedlung bis zur heutigen Zeit geworfen werden.
2. Historischer Kontext
2.1 Gesellschaftspolitischer Hintergrund
Die Entwicklung und Bauphase des Neuen Frankfurt 1925 bis 1930/32 fällt historisch in die Zeit der Weimarer Republik. Eine politisch sozialdemokratisch geprägte, jedoch innenpolitisch durch die Folgen des Ersten Weltkrieges sehr unruhige Phase der deutschen Geschichte.
Als besonders belastend für das gesellschaftspolitische Klima dieser Zeit erwiesen sich die außerordentlich hohen Reparationsforderungen der Siegermächte des Krieges, sowie die direkten Kriegsfolgen: wirtschaftliche Stagnation, aufgrund von Kapital- und Materialmangel, Inflation und Wohnungsnot. Durch die Währungsreform von 1923 wurde die Wirtschaft zwar wieder angekurbelt, jedoch nicht dauerhaft.
Verschärft wurde die Situation auch durch die industrielle Entwicklung der Vorkriegszeit. Bevölkerungswachstum, Landflucht und Verstädterung, als Folgen der fortschreitenden Industrialisierung, boten zusammen mit den Kriegslasten enormes soziales Konflikt-potenzial (vgl. Lorenz 1986, 12).
Die Politik der Weimarer Republik war also mit vielfältigen Problemen konfrontiert, vermochte diese aber durch ihre Instabilität nicht hinreichend zu lösen. In der kurzen Zeit ihrer Existenz wechselten die Regierungen so schnell, dass ihre Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt blieb. Die beginnende Welt-wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre tat ihr übriges, um die sozialen und politischen Konflikte noch zu verschlimmern und begünstige mehr und mehr einen Rechtstrend in der Bevölkerung. Schließlich erlag die Weimarer Republik ihrer Unfähigkeit und die Nationalsozialisten kamen an die Macht.
2.2 Wohnungspolitik der Weimarer Republik
"Soziale und wirtschaftliche Randbe-dingungen sowie staatlich Eingriffe durch Gesetzgebung, Finanzpolitik und Forschungs-programme waren bestimmend für die Situation und Entwicklung des Wohnungsbaus in der Weimarer Republik. In den Jahren 1927 bis 1930 erlebte er seinen quantitativen Höhepunkt, in dieser Zeit entstanden auch die wichtigsten Siedlungen des "Neuen Bauens" als Antwort auf soziale und wirtschaftliche Probleme" (Lorenz 1986, 23).
Bereits vor dem Krieg bestand vor allem in den Städten erhebliche Wohnungsnot. Als nun nach dem Krieg auch noch enorme Flüchtlingsströme in die Städte drängten und Familiengründungen nachgeholt wurden, verschärfte sich die Lage nochmals immens. Besonders der Bedarf an kostengünstigen Kleinwohnungen war nicht einmal ansatzweise abdeckbar. Oberstes Ziel der Sozialpolitik war es also Wohnraum zu schaffen.
Durch Baukostenzuschüsse und Haus-zinssteuer, aber auch durch die gesteigerte Tätigkeit öffentlicher Bauträger (Gemeinden, Baugesellschaften o.ä.) wurde der Wohnungs-bau, hauptsächlich zugunsten der sozial schwachen Bevölkerung, von staatlicher Seite gefördert. Im Zuge dieser Subventionierung entstanden bereits einige Neubausiedlungen, doch die Reichswohungszählung vom 16.Mai 1927 zeigte, dass noch immer etwa eine Million Wohnungen fehlten (vgl. Lorenz 1986, 21). In der weiteren Wohnbauplanung standen nun Kostensenkung und Verringerung der Durchschnittsgrößen der Wohnungen an erster Stelle – "Es musste schnell und kostengünstig sehr viel Wohnraum geschaffen werden" (Lauer 1990, 37). Es wurde vermehrt auf Rationalisierung gesetzt, besonders durch vorgefertigte Bauteile und eine kürzere Bauzeit, um die Wohnungen erschwinglicher zu machen.
Unter Federführung der Reichsforschungs-gesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen, der unter anderem auch Walter Gropius und Ernst May angehörten, entstanden bis 1930 Versuchsbauten im Stile des "Neuen Bauens". Hierbei wurde besonders auf die Rationalität der Siedlungen und Wohnungen Wert gelegt. Zu diesen Versuchsbauten zählen auch Teile des Neuen Frankfurt.
Allerdings lief der Etat 1930 aus und es wurden keine neuen Versuchsbauten mehr genehmigt. Hinzu kamen die Folgen der Wirtschaftskrise, wodurch der Wohnungsbau bis 1932 praktisch zum erliegen kam.
3. Das Neue Frankfurt
Auch in Frankfurt herrschten in den 20er Jahren die gleichen prekären Wohn-verhältnisse wie im ganzen Land. Um der Wohnungsnot sowohl materiell als auch kulturell zu begegnen wurde unter Oberbürgermeister Landmann ein neues Städtebauprogramm ins Leben gerufen. Zur planerischen Gestaltung eines Neuen Frankfurts wurde 1925 Ernst May als neuer Dezernent für das gesamte Hochbauwesen hinzugezogen. Ihm unterstanden damit praktisch alle mit dem Wohnungsbau zusammenhängenden Ämter, vom Straßen-bauamt bis hin zum Garten- und Friedhofswesen.
Ernst May als gebürtiger Frankfurter und namhafter Architekt hatte bereits in früheren städtebaulichen Projekten, unter anderem in Breslau, eine moderne und sozialverträgliche Stadtgestaltung vertreten, so auch nun in Frankfurt. Hauptanliegen Mays waren vor allem eine Auflockerung der Stadt: "Die Stadt muss aufgelockert, die einzelnen Stadt-komplexe in sich abgeschlossen in Freiland eingebettet werden. Eine solche De-zentralisation ermöglicht eine Entlastung der Kernstadt von unnötigem Verkehr, schiebt die Bebauung hinaus in billiges Außengelände und ermöglicht daher eine gesündere Bauart" (Reinborn 1996, 101 – Zitat Ernst May). In der städtebaulichen Umsetzung bedeutete dies konkret die Bildung von Trabantenstädten, Naturbezug, Nachbarschaftsbildung und Auf-schließungsprinzip (vgl. Lorenz 1986, 66).
Im Zuge dessen stellte May ein auf zehn Jahre angelegtes Wohnungsbauprogramm sowie einen allgemeinen Flächenverteilungsplan für Frankfurt auf.
Finanziert wurde das Wohnungsbauprogramm hauptsächlich durch die Hauszinssteuer (50%), zum Teil auch durch Darlehen (30%) und Eigenkapital (20%). Träger waren neben der Stadt selbst und städtischen Unternehmen vor allem genossenschaftliche und private Bau-gesellschaften (vgl. Reinborn 1996, 102). Insgesamt war das Wohnungsbauprogramm sehr erfolgreich und bereits nach wenigen Jahren sogar übererfüllt. Allerdings wurden mit der beginnenden Wirtschaftskrise die finanziellen Mittel für weitere Projekte knapp und die Bautätigkeit sank drastisch.
Zu den herausragendsten städtebaulichen Entwicklungen des Neuen Frankfurt gehören die Siedlungen des "Niddatal-Projekts", die Römerstadt (1927/28), Praunheim (1926 – 29) und Westhausen (1929/30). Baulich fügen sich diese Siedlungen sehr gut in die landschaft-lichen Gegebenheiten des Niddatals ein, obwohl im Endeffekt nicht alles so verwirklicht wurde, wie von May gedacht. Stilistisch weichen auch die Grundkonzeptionen der Siedlungen trotz der zeitlichen Nähe voneinander ab. Die anfängliche Anlehnung an das Gartenstadtprinzip (Römerstadt) wich schließlich der rationalistischen Moderne (Westhausen). Der Einheitliche Eindruck, der dennoch entstand, blieb erhalten, da man sich beim Bau an gewisse gemeinsame Gestalt-ungselemente des Neuen Bauens, wie z.B. "die kubistische Gestaltung der Gebäude, die Auflösung der Wandfläche mittels horizontaler und vertikaler Fensterbänder und um die Ecke geführte Fenster " (Lauer 1990, 51) hielt.
Aber nicht nur in der äußeren Gestaltung war man sehr auf Rationalität bedacht. Auch für die Grundrisse der verschiedenen Wohnungstypen waren ausschließlich der Gebrauchswert und die Benutzbarkeit ausschlaggebend. Die neue Wohnung sollte möglichst funktional, praktisch, als auch "gesund" (i.S.v. luft- und lichtdurch-flutet) sein und den vorhandenen Raum optimal ausnutzen.
Im Zuge dieser Rationalität wurde auch die Küche nach dem Entwurf der Wiener Architektin Grete Schütte-Lihotzky als reine Arbeitsküche, mit möglichst kurzen Wegen und optimal eingepassten Möbeln, gestaltet (die "Frankfurter Küche" gilt heute als Prototyp der modernen Einbauküche).
So versuchte man in allen Bereichen dem Leitbild eines modernen Lebens- und Wohnstils gerecht zu werden.
4. Die Siedlung Römerstadt
4.1 Grundlagen der Planung und Gestaltung
Abb. 1: Lage der Siedlung Römerstadt im Stadtgebiet. Quelle: Kränzer, K.R./ Kothe, B.: Instandsetzung und Modernisierung der Wohnhausgruppe Römerstadt in Frankfurt/Main. Sach- und Ertragswerte, Preise und Kosten (Berichte aus der Bauforschung, Heft 74). Berlin 1972, S.
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- Carina Groß (Author), 2005, Frankfurt Römerstadt - Grundkonzeption und städtebauliche Details, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66360
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