Die vorliegende Arbeit stellt eine Filmanalyse des einzigen Spielfilms der deutschen Euthanasiepropaganda „Ich klage an“ (1941) dar. Als rührende Liebes- und Sterbegeschichte einer unheilbar kranken jungen Frau und der beiden sie liebenden Ärzte sollte es mit propagandistischen Mitteln eine Lockerung des geltenden § 216 des Strafgesetzbuchs (Beihilfe zum Selbstmord) ermöglichen und die gesellschaftliche Akzeptanz einer Legitimierung der Krankeneuthanasie erwirken.
Durch seine taktisch geschickt inszenierte Schönheit und seichte Verklärung des Todes auf Verlangen unterscheidet sich „Ich klage an“ wesentlich von anderen, dokumentarischen Euthanasiepropagandafilmen. Die Heroisierung der Medizin und der Mediziner, Handlanger der nationalsozialistischen Euthanasiepolitik, prägt die propagandistische Filmbotschaft. Während die Quellenanalyse die tatsächlichen Tötungsaktionen Geisteskranker belegt, wird mit Hilfe der Filmanalyse das stilisierte Ärzte-Bild im Nationalsozialismus ermittelt.
In einer ausführlichen Charakterisierung der beiden Ärzte Dr. Heyt und Dr. Lang wird ihre jeweilige Einstellung zur Euthanasie aus ethischer und medizinischer Sicht gegenübergestellt und verglichen. Im Ergebnis findet eine Verschmelzung der beiden äußerlich gegensätzlich eingestellten Ärzte zu einem einzigen einheitlichen Ärztebild im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie statt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eugenik und Rassenideologie von den Ursprüngen bis zur NS-Ideologie
- Eugenik und Euthanasie – eine Begriffsklärung
- Eugenik in Deutschland
- Krankenmorde im Namen der Barmherzigkeit.
- Entwurf des Euthanasiegesetzes..
- Meinungslenkung und Propaganda im Auftrag der Eugenik.
- Die NS-Propaganda und ihre Wirkung
- Spielfilm als Propagandagenre....
- Euthanasiepropaganda..
- Filmanalyse von „Ich klage an“
- Filmhandlung
- ,,Ich klage an“ - ein Film und seine Geschichte.
- Ikonographie der Euthanasie...
- Medizin und Mediziner in „Ich klage an“.
- Doktor Bernhard Lang
- Professor Thomas Heyt.
- Lang vs. Heyt - verschmolzenes Ärzteideal?
- Fazit.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert den Spielfilm „Ich klage an“, den einzigen Film der deutschen Euthanasiepropaganda, und untersucht, wie die deutsche Bevölkerung ein Gesetz über die Tötung von Geisteskranken akzeptieren sollte. Der Film präsentiert diese Thematik jedoch in einer rührenden Liebes- und Sterbegeschichte, die den Tod auf Verlangen mit einer Schönheit stilisiert, die der Realität der Euthanasieaktionen nicht entspricht. Die Arbeit analysiert die Darstellung von Ärzten im Film und erforscht die Wirkung der propagandistischen Botschaft.
- Die Wirkung von Propaganda im nationalsozialistischen Deutschland
- Die Rolle der Ärzte in der Euthanasiepropaganda
- Die Darstellung von Euthanasie im Spielfilm „Ich klage an“
- Die Charakterisierung der Ärzte Dr. Bernhard Lang und Prof. Thomas Heyt
- Die Verschmelzung der Ärztebilder in „Ich klage an“ im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung in die Ursprünge der Eugenik und ihrer Geschichte im nationalsozialistischen Deutschland. Anschließend wird der Propagandaapparat des Dritten Reiches im Hinblick auf die Euthanasiepropaganda in Dokumentar- und Spielfilmen vorgestellt. Die Analyse des Spielfilms „Ich klage an“ umfasst die Darstellung des Filminhalts, die Entstehungsgeschichte des Films und die Charakterisierung der beiden Protagonisten Prof. Heyt und Dr. Lang. Im Fokus stehen die Szenen vor und nach dem Tod von Hanna sowie die Inszenierung der Gerichtsverhandlung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Eugenik, Euthanasie, Rassenhygiene, NS-Propaganda, Spielfilm, „Ich klage an“, Ärztebild, Dr. Bernhard Lang, Prof. Thomas Heyt, Sterbehilfe, nationalsozialistische Ideologie. Die Arbeit untersucht die Instrumentalisierung der Medizin und der Ärzte im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie.
- Citation du texte
- Natalie Schnar (Auteur), 2005, Mediziner in der Euthanasiepropaganda – das Ärztebild des Erlösers im Spielfilm 'Ich klage an', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66233