Die Beobachtung von Schülern und die Vermittlung des Beobachteten zählen zu den elementaren Tätigkeiten eines Lehrers. Die Vermittlung des Beobachteten durch Beobachtungssprache soll einerseits dem Schüler eine Orientierung geben, wie eine erbrachte Leistung im Verhältnis zu den Leistungen anderer Schüler vom Lehrer eingeordnet wird und andererseits das Lernverhalten des Schülers in einer günstigen Art und Weise beeinflussen. Die Beobachtungssprache ist gleichsam von Bedeutung, wenn im Bereich der Wissenschaft entwickelte Theorien zur Verbesserung des Unterrichts durch Beobachtungen überprüft werden sollen. Aufgabe und Ziel dieser Arbeit ist es, das Problem, Beobachtungen in eine Sprache zu übersetzen, deutlich zu machen und Ansätze abzuleiten, wie diesem Problem begegnet werden kann.
Gliederung
1 Problemstellung
2 Überblick über wesentliche Merkmale der Unterrichtsbeobachtung
3 Drei Deimensionen des Realitätsbezugs von Beobachtungsbegriffen
3.1 Festlegung von Einzelmerkmalen
3.2 Relative Gewichtung der Einzelmerkmale
3.3 Bestimmung der Intensitäten/Häufigkeiten
4 Das Problem der Beobachtungssprache
4.1 Interpersonelle Differenzen in der Anwendung von Beobachtungsbegriffen
4.2 Intrapersonelle Differenzen als Ursache für die Instabilität der Wort-Bedeutungskorrelation
4.3 Der Bedeutungsfehler
5 Möglichkeiten zur Begrenzung des Problem der Beobachtungssprache
Literaturverzeichnis
1 Problemstellung
Die Beobachtung von Schülern und die Vermittlung des Beobachteten zählen zu den elementaren Tätigkeiten eines Lehrers. Die Vermittlung des Beobachteten durch Beobachtungssprache soll dem Schüler einerseits eine Orientierung geben, wie eine erbrachte Leistung im Verhältnis zu den Leistungen anderer Schüler vom Lehrer eingeordnet wird und andererseits das Lernverhalten des Schülers in einer günstigen Art und Weise beeinflussen. Die Beobachtungssprache ist gleichsam von Bedeutung, wenn im Bereich der Wissenschaft entwickelte Theorien zur Verbesserung des Unterrichts durch Beobachtungen überprüft werden sollen. Problematisch ist, dass die in der Theorie verwendeten Begriffe oft nicht beobachtbar und somit nicht intersubjektiv überprüfbar sind. Dieses Problem veranlasste Beck zu der Behauptung, dass in vielen Bereichen der Unterrichtsforschung eine Diskrepanz zwischen Theorie und Beobachtungsbasis besteht, weil den verschiedenen Theorien und Modellen im Bereich der Unterrichtsforschung gegenwärtig eher unterentwickelte -„grobe“- empirische Verfahren gegenüberstehen (vgl. Beck 1987, S.13,18).
Die Beobachtungssprache ist für eine erfolgreiche Unterrichtsgestaltung einerseits sowie für wissenschaftliche Forschungsprozesse andererseits sehr bedeutend, und dies war auch der Grund für den Verfasser, sich mit der Problematik im Rahmen einer Hausarbeit auseinanderzusetzen. Aufgabe und Ziel dieser Ausarbeitungen ist es, das Problem der Beobachtungssprache zu verdeutlichen und Ansätze darzustellen, wie man diesem Problem begegnen kann. „Je präziser und umfassender das jeweilige Unterrichtsgeschehen (...) beobachtet und beschrieben wird, desto besser sind die Voraussetzungen zur Beurteilung und Korrektur derselben“ (Walter 1973, S.10).
Obwohl das Beobachtungsproblem von anderen Hausarbeiten im Rahmen der Übungsveranstaltung näher thematisiert wird, sollen zum besseren Verständnis im zweiten Kapitel grundlegende Aspekte von Beobachtungen überblicksartig dargestellt werden. Anschließend werden drei Dimensionen erläutert, die gemäß Beck eine Verbindung zwischen der Realität und der Beobachtungssprache herstellen. Im Anschluss werden anhand dieser Dimensionen das Problem der Beobachtungssprache erläutert und Möglichkeiten besprochen, diesem Problem wirksam zu begegnen.
2 Überblick über wesentliche Merkmale der Unterrichtsbeobachtung
„Beobachtung ist das grundlegende Verfahren der empirisch forschenden Sozialwissenschaften und der Erziehungswissenschaft“ (Roth 1978, S.80). Dabei kann zwischen wissenschaftlicher (systematischer) und naiver Beobachtung unterschieden werden. Im Gegensatz zur naiven Beobachtung, die lediglich ein bloßes Wahrnehmen einer Situation beinhaltet, wird bei der systematischen Beobachtung die Situation mit einer bestimmten Fragestellung oder Zielsetzung erfasst (vgl. Ingenkamp 1997, S.53).
Um das Beobachtungsziel zu erreichen und eine hohe Objektivität der Beobachtungsergebnisse zu gewährleisten, muss vorher genau festgelegt werden, was beobachtet werden soll. Die zahlreichen auf den Beobachter einwirkenden Eindrücke müssen selektiert und bestimmten, vorher festgelegten Kategorien zugeordnet werden, da eine vollständige Erfassung der Situation aufgrund ihrer Komplexität in der Regel nicht möglich ist (vgl. Sumaski 1977, S.46; Gerl 1991, S.24). „Unterrichtsbeobachtung ohne Vorgabe von Kriterien und von bereits entwickelten Beobachtungsinstrumenten führten bei verschiedenen Beobachterinnen und Beobachtern zu teilweise völlig unterschiedlichen Ergebnissen“ (Müller-Küppers 1991, S.59; vgl. auch Zielfuß 1978, S.8,9). Gerade dies soll jedoch bei der Durchführung von wissenschaftlichen Be-obachtungen nach Möglichkeit vermieden werden.
Trotz festgelegter Zielsetzung und selektiver bzw. kategorisierter Beobachtung lassen sich Beobachtungsfehler nicht vollständig ausschließen. Wahrnehmungen und Be-obachtungen sind immer durch physische, psychische und soziale individuell unterschiedliche Einflüsse geprägt und können als Kompromiss verstanden werden zwischen dem Wahrnehmungsobjekt und den persönlichkeits-, gruppen- und rollenspezifischen Einstellungen des Beobachters (vgl. Ingenkamp 1997, S.52-53). Eine zu frühe Bewertung oder eine zu rasche Abstraktion einer Situation z.B. könnte unter Umständen zu Beobachtungsfehlern führen (vgl. Atteslander 1971, S.60). Außerdem ist nicht auszuschließen, dass das Beobachtungsobjekt alleine durch die Tatsache der Beobachtung bereits beeinflusst wird. Weitere Beobachtungsformen und Beobachtungsfehler sowie Möglichkeiten zur Festlegung der Beobachtungseinheiten werden im 3. Abschnitt der Übungsveranstaltung näher erörtert.
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