Ist Bernard Mandeville ein Liberaler oder doch eher ein Konservativer? Diese Frage gilt es im Folgenden zu beantworten.
Mandevilles ,Bienenfabel' und ihr Anhang sollen nun im wesentlichen als Basis für diese Untersuchung dienen.1 Mit ihr, die 1705 veröffentlicht wird, erscheint eine Satire, die besonders mit ihrer Hauptthese „Private Laster, öffentliche Vorteile“ und mit ihren Einlassungen zur Ethik und zu den Armenschulen einigen Widerspruch provoziert.
Der Zeitpunkt ihres Erscheinens und ihre Darstellungsform, nämlich die der Satire, weisen auf zwei Probleme hin, vor denen die Ausgangsfrage steht:
Der Begriff Liberalismus und mehr noch der des Konservatismus gewinnen erst frühestens im Verlauf der Bürgerlichen Aufklärung und im zweiten Fall erst in der Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution an Kontur. Von einem Gegensatzpaar dieser politischen Begriffe lässt sich historisch so erst lange nach Mandevilles Bienenfabel sprechen; einhundert Jahre, in denen sich ökonomisch, gesellschaftlich und ideengeschichtlich viel bewegt. Veränderte Bedingungen also, die einen Vergleich maßgeblich erschweren.
Die Darstellungsform der Satire weißt zudem schon darauf hin, dass es Mandeville hier nicht darauf ankommt, ein abgeschlossenes philosophisches System zu entwickeln. Es geht ihm in der Darstellung vielmehr um den literarischen Effekt. Wenn sich auch verschiedene philosophische Positionen Mandevilles an dieser Stelle herausarbeiten lassen, so muss sich eine Gegenüberstellung mit einem Theoretiker wie etwa Burke, der einen kompletten Gesellschaftsentwurf anzubieten hat, als problematisch erweisen.
Diese Probleme gilt es im Weiteren zu berücksichtigen. Zu Beginn soll eine Definition der Begriffe Liberalismus und Konservatismus deutlich machen, welche Denkstile charakteristisch sind für diese Theorien. Hier ist in besonderem Maße der Gegensatz zwischen beiden wichtig, um eine möglichst trennscharfe Untersuchung der Ansichten Mandevilles zu ermöglichen.
Diese Ansichten möchte ich anschließend daraufhin untersuchen, ob sie nun eher konservativ oder doch liberal zu nennen sind. In zwei Kapiteln soll einmal das Bild eines konservativen, einmal das eines liberalen Mandevilles entworfen werden. Ein Fazit bietet schließlich noch einmal Raum sowohl für abschließende Betrachtungen als auch für die Erörterung von Problemen, die bei der Arbeit eventuell aufgetreten sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
2 Der Liberalismus und der Konservatismus
3 Der konservative Mandeville
4 Der liberale Mandevilles
5 Fazit
6. Literaturverzeichnis
Bernard Mandeville – liberal oder konservativ?
1 Einführung
Ist Bernard Mandeville ein Liberaler oder doch eher ein Konservativer? Diese Frage gilt es im Folgenden zu beantworten.
Mandevilles ,Bienenfabel' und ihr Anhang sollen nun im wesentlichen als Basis für diese Untersuchung dienen.[1] Mit ihr, die 1705 veröffentlicht wird, erscheint eine Satire, die besonders mit ihrer Hauptthese „Private Laster, öffentliche Vorteile“ und mit ihren Einlassungen zur Ethik und zu den Armenschulen einigen Widerspruch provoziert.
Der Zeitpunkt ihres Erscheinens und ihre Darstellungsform, nämlich die der Satire, weisen auf zwei Probleme hin, vor denen die Ausgangsfrage steht:
Der Begriff Liberalismus und mehr noch der des Konservatismus gewinnen erst frühestens im Verlauf der Bürgerlichen Aufklärung und im zweiten Fall erst in der Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution an Kontur. Von einem Gegensatzpaar dieser politischen Begriffe lässt sich historisch so erst lange nach Mandevilles Bienenfabel sprechen; einhundert Jahre, in denen sich ökonomisch, gesellschaftlich und ideengeschichtlich viel bewegt. Veränderte Bedingungen also, die einen Vergleich maßgeblich erschweren.
Die Darstellungsform der Satire weißt zudem schon darauf hin, dass es Mandeville hier nicht darauf ankommt, ein abgeschlossenes philosophisches System zu entwickeln. Es geht ihm in der Darstellung vielmehr um den literarischen Effekt. Wenn sich auch verschiedene philosophische Positionen Mandevilles an dieser Stelle herausarbeiten lassen, so muss sich eine Gegenüberstellung mit einem Theoretiker wie etwa Burke, der einen kompletten Gesellschaftsentwurf anzubieten hat, als problematisch erweisen.
Diese Probleme gilt es im Weiteren zu berücksichtigen. Zu Beginn soll eine Definition der Begriffe Liberalismus und Konservatismus deutlich machen, welche Denkstile charakteristisch sind für diese Theorien. Hier ist in besonderem Maße der Gegensatz zwischen beiden wichtig, um eine möglichst trennscharfe Untersuchung der Ansichten Mandevilles zu ermöglichen.
Diese Ansichten möchte ich anschließend daraufhin untersuchen, ob sie nun eher konservativ oder doch liberal zu nennen sind. In zwei Kapiteln soll einmal das Bild eines konservativen, einmal das eines liberalen Mandevilles entworfen werden. Ein Fazit bietet schließlich noch einmal Raum sowohl für abschließende Betrachtungen als auch für die Erörterung von Problemen, die bei der Arbeit eventuell aufgetreten sind.
2 Der Liberalismus und der Konservatismus
Beide Begriffe sind Bestandteile der Umgangssprache und nehmen in ihrer Geschichte nahezu uferlose Wortbedeutungsfelder ein. Positionen, die im 19. Jahrhundert als liberal galten, werden heute oft einhellig als genuin konservativ bezeichnet.[2] Eine Eingrenzung ist deshalb geboten.
Die Differenziertheit der verschiedenen Strömungen, ob liberaler oder konservativer Couleur, muss zugunsten einer Untersuchung der theoretischen und vortheoretischen, zusammenhaltenden Elemente zurücktreten, die die Verwendung der Begriffe über den Moment des konkreten politischen Wollens hinaus rechtfertigen. Diese Herangehensweise erweist sich in doppelter Hinsicht als vorteilhaft. Zum einen enthalten die Grundintentionen diejenigen Kriterien, die den Gebrauch der Begriffe Liberalismus und Konservatismus in ihrer facettenreichen Geschichte erst erlauben. Zudem scheint das bereits in der Einführung angesprochene Problem, dass Mandevilles Wirken zeitlich vor der Ausbuchstabierung des Gegensatzes der beiden Theorien liegt, damit entschärft werden zu können.
Da Mandevilles philosophische Positionen daraufhin abgeklopft werden sollen, ob sie nun eher konservativer oder doch liberaler Natur sind, sollte die Eingrenzung gewährleisten, dass die beiden Begriffe als Gegensatzpaar erhalten bleiben. Der jüngere der beiden Gesellschaftsentwürfe, der Konservatismus, muss deshalb diese Eingrenzung vornehmen. Greifenhagen folgend,[3] soll der Inhalt des Konservatismus im Folgenden nicht in direktem Zugriff, sondern über seinen Gegensatz zu den Prinzipien der Aufklärung definiert werden.
Karl Mannheim arbeitet in seinem Standardwerk „Konservatismus“[4] am Beispiel der altkonservativen Bewegung in Deutschland konservative Denkstandorte heraus, die als paradigmatisch für den Konservatismus gelten dürfen.
Der Konservatismus entsteht demnach aus dem Traditionalismus erst als Reaktion auf die Aufklärung und die Französische Revolution. Durch den Rationalismus und die Säkularisierung der Aufklärung, gipfelnd in der Französischen Revolution, wird das Beharren auf dem Überlieferten in Frage gestellt. Die Mentalität des Traditionalismus wird erst aus der Bedrohung heraus reflektiert. Die Aufklärung, unter anderem mit ihren liberalen Anschauungen, schaltet den Traditionalismus zum Konservatismus aktiv.[5]
Diese defensive, reaktive Ausrichtung wird untermauert von einer konservativen Geschichtsphilosophie, dem Historismus, der die Kontinuität aufs Schild hebt. Adam Müller greift auf Edmund Burke zurück, wenn er als bevorzugte Epoche auf das Mittelalter abzielt und sich als Apologeten des Adels erweist.[6] Als typisches Merkmal wird hier der Hang des Konservatismus zum Legalismus deutlich, ein Hang zur Verteidigung überkommener Institutionen und Herrschaftsträger gegen deren Infragestellung, einhergehend mit einer gewissen Modernisierungsskepzis. In der zeitgenössischen Modifikation des 19. Jahrhunderts in Deutschland ist der Legalismus religiös und oft ständisch-feudal grundiert.
[...]
[1] Mandeville Bernard, Die Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile, zweite Auflage, Frankfurt am Main, 1980.
[2] Vgl. hierzu Epplers Beschreibung des „Wertkonservatismus,“ der an die wachstumstheoretisch orientierte liberale Ideologie der Jahrhundertwende erinnert. Eppler, Erhard: Maßstäbe für eine humane Gesellschaft: Lebensstandard oder Lebensqualität?, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz, 1974, S. 77.
[3] Vgl.: Greifenhagen, Martin: Das Dilemma des Konservatismus, München 1971, S. 66.
[4] Mannheim, Karl: Konservatismus, Ein Beitrag zur Soziologie des Wissens, hrsg. von D. Kettler, V. Meja und N. Stehr, Frankfurt am Main, 1984.
[5] Vgl.: Ebd., S. 92 - 98.
[6] Vgl.: Ebd., S. 157 f.
- Citar trabajo
- Philipp Farwick (Autor), 2006, Bernard Mandeville - liberal oder konservativ?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66006
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