„Das Versprechen“, Friedrich Dürrenmatts vierter und zugleich letzter Kriminalroman verspricht durch seinen Untertitel, „Requiem auf den Kriminalroman“, das klassische Genre zu Grabe zu tragen. Die zentrale Frage ist, ob "das Versprechen" das hält, was er verspricht, ein „Requiem auf den Kriminalroman“ zu sein.
Nach der Schilderung der Hintergründe zum Werk und dem Inhalt wird zunächst der Frage nachgegangen, was Friedrich Dürrenmatt dazu veranlasst hat, ein Requiem auf den klassischen Kriminalroman zu schreiben. Laut Untertitel es höchst wahrscheinlich, dass es sich beim Versprechen um einen Anti-Detektivroman handelt, was untersucht werden wird. Bevor es um die Frage geht, welche Gattungszugehörigkeit das Versprechen hat, ob es tatsächlich um ein Requiem auf den Kriminalroman handelt, werden die wichtigsten Regelbrüche dargestellt, die Voraussetzung für die
Gattungszugehörigkeit sind. Daraufhin wird die Figur des Detektivs, die im Versprechen eine höchst bedeutsame Rolle einnimmt, näher beleuchtet. Hierbei wird er mit seinen klassischen Detektivkollegen verglichen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Zum Werk
3 Inhaltlicher Aufbau
3.1 Rahmenhandlung, Teil 1
3.2 Binnenhandlung ( Rückblende, vor 9 Jahren )
3.3 Rahmenhandlung, Teil 2
3.4 Rückblende ( vor einem Jahr )
4. Friedrich Dürrenmatts Kritik am klassischen Kriminalroman
5. Einordnung in die Gattung des klassischen Detektivromans
5.1 Der Detektiv im Versprechen
5.1.1 Matthäi vor dem Fall
5.1.2 Matthäis Wandel
5.1.3 Matthäis kriminalistisches Vorgehen
5.1.4 Matthäis Scheitern
5.2 Regelbrüche
5.3 Das Versprechen, ein Requiem auf den Kriminalroman ?
6 Schlussbemerkung
7 Bibliographie
1. Einleitung
„Das Versprechen“, Friedrich Dürrenmatts vierter und zugleich letzter Kriminalroman verspricht durch seinen Untertitel, „Requiem auf den Kriminalroman“[1], das klassische Genre zu Grabe zu tragen.[2]
Die zentrale Frage ist, ob "das Versprechen" das hält, was er verspricht, ein „Requiem auf den Kriminalroman“ zu sein.
Nach der Schilderung der Hintergründe zum Werk und dem Inhalt wird zunächst der Frage nachgegangen, was Friedrich Dürrenmatt dazu veranlasst hat, ein Requiem auf den klassischen Kriminalroman zu schreiben.
Laut Untertitel es höchst wahrscheinlich, dass es sich beim Versprechen um einen Anti-Detektivroman handelt, was untersucht werden wird.
Bevor es um die Frage geht, welche Gattungszugehörigkeit das Versprechen hat, ob es tatsächlich um ein Requiem auf den Kriminalroman handelt, werden die wichtigsten Regelbrüche dargestellt, die Voraussetzung für die Gattungszugehörigkeit sind. Daraufhin wird die Figur des Detektivs, die im Versprechen eine höchst bedeutsame Rolle einnimmt, näher beleuchtet. Hierbei wird er mit seinen klassischen Detektivkollegen verglichen.
2. Zum Werk
Viermal hat sich der Stückeschreiber Friedrich Dürrenmatt mit dem Kriminalroman auseinander gesetzt. Eine finanzielle Notlage soll ihm Anlass gewesen sein.[3] In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ist das "Golden Age" des Kriminalromans zu verorten doch auch noch danach fand das Genre einen großen Anklang bei den Lesern.[4] Dürrenmatts erster Kriminalroman, „Der Richter und sein Henker", erscheint 1950 als Fortsetzungsroman im „Schweizer Botschafter“. 1951/ 52 erscheint die Fortsetzung „Der Verdacht“, beide sind demklassischen Genre zuzurechnen, was seinen Grund hatte. „Indem er die Gattungskonventionen weitgehend beachtete, erfüllte er die Leseerwartungen und sicherte den Verkaufserfolg“[5] Eine Rückwende zum Kriminalroman erfolgte dann in Dürrenmatts zweiter Schaffensphase[6], „ Die Panne“[7] erscheint 1956. Kurze Zeit später, im Frühling 1957, beginnt Friedrich Dürrenmatt auf Bestellung des Filmproduzenten Lazar Wechsler das Treatment für einen Film, der vor Sexualverbrechen an Kindern und Jugendlichen warnen solle.[8] Aus dem Film „Es geschah am hellichten Tag“ entstand die Buchversion „Das Versprechen“, mit nahezu identischem Inhalt, aber im Gegensatz zum Film, ohne ein glückliches Ende. Zudem ummantelt das Buch eine Rahmenhandlung.[9]
Als Quelle für das Drehbuch zum Film und die Binnenhandlung diente dem Autor der, am 20.10.1955 erschienene, Roman „Maigret tent un piege“ von George Simenon.[10]
3. Inhaltlicher Aufbau
Das Versprechen wird aus der Sicht eines Schriftstellers geschrieben, der eine ihm erzählte Geschichte niederschreibt und der aus der Ich- Perspektive die Geschichte erzählt.
3.1 Rahmenhandlung, Teil 1
Der Ich- Erzähler des Romans lernt einen pensionierten Kommandanten der Züricher Kantonspolizei abends in einer Hotelbar in Chur kennen. Zuvor hatte er einen Vortrag über die Kunst, Kriminalromane zu schreiben, gehalten, dem der Kommandant, Dr. H. beigewohnt hatte. Am nächsten Tag nimmt dieser den Schriftsteller in seinem Auto mit nach Zürich und hält unterwegs an einer ihm bekannten und verkommenen Tankstelle an. Hier bietet sich dem Schriftsteller das trostlose Bild eines scheinbar irren alten Mannes. Nachdem die beiden weitergefahren sind und der Kommandant sich negativ über Kriminalromane ausgelassen hat, erzählt Dr. H. dem Ich- Erzähler auf der Strecke nach Zürich die Vorgeschichte, die dazu führte, dass sich sein ehemals fähigster Mann[11], der Kommissars Matthäi, in diesem jämmerlichen Zustand befindet und sich als Tankwart verdient.
3.2 Binnenhandlung ( Rückblende: vor 9 Jahren )
An Kommissar Matthais letztem Arbeitstag erreicht ihn der Anruf des Hausierers von Gunten, der in dem kleinen Ort Mägendorf die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden hat. Es handelt sich bereits um den dritten Mord dieser Art in der Gegend. Nachdem der Tatort im Wald untersucht ist und das Mädchen als Gritli Moser identifiziert ist, übernimmt Matthäi die schwere Aufgabe, den Eltern von dem Tod ihrer Tochter, einem Lustmord, zu berichten. Trotz seiner bevorstehenden Abreise nach Jordanien, die einen wichtigen Karrieresprung für Matthai darstellt, gibt er den Eltern das Versprechen, nachdem der Roman benannt ist, den Mörder zu finden. Die aufgebrachten Dorfbewohner meinen indessen in dem Hausierer bereits den Mörder von Gritli gefunden zu haben. Obwohl sie kein Vertrauen in die Polizei haben, beweist Matthäi sein Geschick, indem er durch kluges Argumentieren den Mann vor der Selbst-Justiz der aufgebrachten Mägendorfer rettet und ihn unbeschadet nach Zürich auf das Polizeirevier mitnimmt. Matthai jedoch hegt Zweifel an der Schuld des Hausierers, beauftragt aber Henzi, seinen Stellvertreter, mit den Ermittlungen dieses Falles, der sein erster Fall sein wird. In einem 20-stündigen Verhör kommen Indizien zu Tage, die den Verdächtigen belasten. Der Hausierer sieht keinen Ausweg, bald darauf wird er erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Die Gerechtigkeit scheint gesiegt zu haben der Fall scheint gelöst zu sein, doch Vieles spricht dafür, dass nicht um den Mörder gehandelt hat. Am Tag, vor seiner Abreise, macht Matthäi sich auf dem Weg zum Flughafen einen Umweg über Mägendorf. Auf dem Dorfplatz findet die Beisetzung von Gritli statt. Es herrschte eine allgemeine Erleichterung, denn die Zeitungen hatten vom Tod des Hausierers berichtet und die Eltern Gritlis danken dem Kommissar, dass er sein Versprechen gehalten hat. Am Flughafen angelangt erblickt Matthäi eine Schar Kinder und entschließt sich im letzten Moment, seine ihm zugedachte Führungsposition nicht anzutreten. Er hat vor zu bleiben, um den wirklichen Mörder zu finden. Da der Kommandant ihm den Wiedereintritt in die Polizei verweigert entschließt er sich, auf eigene Faust zu ermitteln. Er begibt sich erneut nach Mägendorf und erfährt in einem Gespräch mit Ursula Fehlmann, einer Schulfreundin Gritli Mosers, dass Gritli einen Igelriesen gezeichnet hat. Daraufhin bricht Matthäi in das Schulhaus ein, um die Zeichnung, die sich dort befindet, zu entwenden. Der Kommandant, nun besorgt um den Zustand Matthäis, der zu Rauchen und Trinken beginnt, bittet den Psychiater Dr. Locher ihn zu untersuchen. Matthai seinerseits hatte ebenfalls einen Besuch bei Dr. Locher geplant, da dieser ihm bei der Entschlüsselung der Zeichnungen helfen soll. Der Psychiater findet wie Dr. H. seinen Zustand beunruhigend, ist ihm jedoch bei seinen Ermittlungen behilflich. Er bestätigt, dass die Zeichnung den Mörder darstellen könnte und erzählt dem Detektiv über das mögliche Motiv des Täters, der seiner Ansicht nach mordet um sich an Frauen zu rächen. Deswegen würde der Täter immer den gleichen Typ von Mädchen töten.Matthäi entziffert den, auf der Zeichnung dargestellten, Steinbock, als Wappentier Graubündens. Hier vermutet er den Wohnort des Täters. Da alle Fundorte der Leichen an der Straße liegen, die von Graubünden nach Zürich führt, fasst er einen Plan. Matthai pachtet eine Tankstelle an der besagten Straße und bezieht diese mit einer ihm bekannten ehemaligen Prostituierten Heller und deren Tochter Annemarie, die der ermordeten Gritli Moser sehr ähnlich sieht. Ohne das Wissen der beiden setzt er Annemarie als Köder ein, um so den Täter zu fassen. Sein Plan scheint sogar aufzugehen. Tatsächlich scheint jemand mit der kleinen Annemarie Kontakt aufzunehmen. Matthai alarmiert deshalb die Polizei. Die Polizisten und er selber warten daraufhin gemeinsam im Wald, um zuzuschlagen. Sie beobachten einige Tage das Mädchen, wie es auf einem Stein sitzend, wartet. Vergeblich, der Täter taucht nicht auf. Bevor die Polizisten die Aktion abbrechen, lassen sie ihre Wut über das vergebliche Warten an Annemarie aus. Matthäi wartet weiter.
[...]
[1] Requiem ist Bestandteil Exequilen, einem katholischer Ritus mit dem Vestorbene zu Grabe getragen werden, benannt nach dem Einleitungsteil der Messe“ Requiem aeternam dona eis, Domine“ (Herr gib ihnen die ewige Ruhe). Auch Totenmesse. Vgl. Der Brockhaus.
[2] Bereits in seinen vorherigen Kriminalromanen untergrub er die Regeln. Darauf näher einzugehen erlaubt „die Kürze“ der Arbeit nicht.
[3] Im Spätsommer 1949 mussten sich der zuckerkranke Dürrenmatt und seine Frau Lotti, die kurz vor der Geburt ihres zweiten Kindes stand, in einer Klinik behandeln lassen, was viel Geld verschlang und eine finanzielle Katastrophe für die Familie war. Vgl.: Heinrich Goertz , Dürrenmatt, S. 32
[4] Beliebt waren besonders der Wachmeister Studer von dem Schweizer Friedrich Gauser und die 1950/ 51
im Rundfunk ausgestrahlte Kriminalserie Inspektor Wäckerli . Vgl.: Ira Tschimmel, S. 179
[5] Vgl.: Ira Tschimmel. Kritik am Kriminalroman, S. 179
[6] Als erste Schaffensphase wird der Zeitraum zwischen 1941 und 1955 bezeichnet und seine zweite Schaffensphase findet zwischen 1955 und 1966 statt. Vgl. Heinrich Goertz, Dürrenmatt.1955- 1966
[7] "Die Panne" wird meist zu den Kriminalromanen Dürrenmatts zugeordnet, doch nicht immer.
[8] Vgl. Heinrich Goertz. Dürrenmatt. S. 76
Das Drehbuch schrieb der Regisseur Ladislao Vajda
[9] Auch bestand keine ökonomische Notwendigkeit mehr.
[10] Hammond Innes, ein Kriminalschriftsteller entdeckte die Nähe zu dem Simenon-Roman,
der erstaunlich viele inhaltliche Übereinstimmungen aufweist. Vgl. Armin Arnold. Die Quellen
von Dürrenmatts Kriminalromanen, S. 166-168
Die Kriminalromane von ihm sind auch Keine im klassischen Sinn, somit erfindet Friedrich Dürrenmatt nichts Neues.
[11] Vgl. Das Versprechen, S. 14
- Quote paper
- Kirsten Rackow (Author), 2002, Friedrich Dürrenmatt "Das Versprechen" - ein Requiem auf den Kriminalroman?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65975
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