Der Begriff „Morphosyntax“ enthält zwei Bestandteile: zum einen den Wortbestandteil „morpho-“, „zu den Formen gehörig, die Formenlehre betreffend“, zum anderen „Syntax“, was die Lehre vom Satz bezeichnet. Der Petit Robert liefert für „morphosyntaxe“ folgende Definition: „Etude des formes et des règles de combinaison régissant la formation des énoncés.“1 Hieran lassen sich gut die Bereiche Morphologie und Syntax als Bestandteile der Morphosyntax identifizieren. Wenig hilfreich ist dagegen der Definitionsversuch im Lexikon der der romanistischen Linguistik: „[Es] läßt sich [...] unter dem Titel ‚Morphosyntax‘ ein eigener Bereich der Sprachzeichenbildung vom Rang der freien Moneme bis hin zum Syntagma, also zur satzgliedfähigen Wortgruppe ausgrenzen.“ Offensichtlich wird hier versucht, zwischen den Teildisziplinen Morphologie und Syntax die Morphologie als weitere Teildisziplin anzusiedeln, indem als untere Grenze das „Wort“ dient – genau dies jedoch ist dem Verfasser des Artikels nicht gelungen, indem er den Terminus „freies Monem“ dafür verwendet –, als obere Grenze, und dies ist schon eher aufschlußreich, das Syntagma; denn der Autor fährt fort: „Entsprechend behandelt die ‚Syntax‘ dann Konstruktionsprobleme von den Satzgliedkonstituenten ‚aufwärts‘“2.
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1 Rey-Debove/Rey (Hrsg.), Petit Robert, Stichwort „morphosyntaxe“
2 Holtus u.a. (Hrsg.), Lexikon der romanistischen Linguistik, Bd. II, 1, S. 273
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen
1. Definitionen: Morphosyntax, Mittellatein, Altfranzösisch
1.1 Morphosyntax
1.2 Mittellatein
1.3 Altfranzösisch
2. Literaturauswahl zum Thema „Morphosyntax“ und zum Artikel
2.1 Mittellatein
2.1.1 Stotz: Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters Band 4: Formenlehre, Syntax und Stilistik
2.1.2 Mantello / Rigg: Medieval Latin
2.2 Altfranzösisch
2.2.1 Lausberg: Romanische Sprachwissenschaft Band III: Formenlehre
2.2.2 Buridant: Grammaire nouvelle de l’ancien français
2.2.3 Rheinfelder: Altfranzösische Grammatik Zweiter Teil: Formenlehre
2.2.4 Pope: From Latin to modern French
2.2.5 Revol: Introduction à l’ancien français
3. Der Artikel in Mittellatein und Altfranzösisch
3.1 Mittellatein
3.2 Altfranzösisch
3.2.1 Formen des Artikels
3.2.2 Zur Verwendung des Artikels
4. Literaturverzeichnis
Vorbemerkungen
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei Teile: Nach einem kurzen Versuch, den Begriff der Morphsyntax sowie die beiden zentralen Sprachstufen Mittellatein und Altfranzösisch zu definieren, widmet sich ein zweiter Teil der Beschreibung und Einordnung einschlägiger Sekundärliteratur, die für die Bearbeitung eines speziellen Themas aus dem Bereich der Morphosyntax herangezogen wurde. Dieses Thema, der Artikel in Mittellatein und Altfranzösisch, ist Gegenstand des dritten Teiles dieser Arbeit.
1. Definitionen: Morphosyntax, Mittellatein, Altfranzösisch
1.1 Morphosyntax
Der Begriff „Morphosyntax“ enthält zwei Bestandteile: zum einen den Wortbestandteil „morpho-“, „zu den Formen gehörig, die Formenlehre betreffend“, zum anderen „Syntax“, was die Lehre vom Satz bezeichnet. Der Petit Robert liefert für „morphosyntaxe“ folgende Definition: „Etude des formes et des règles de combinaison régissant la formation des énoncés .“[1] Hieran lassen sich gut die Bereiche Morphologie und Syntax als Bestandteile der Morphosyntax identifizieren. Wenig hilfreich ist dagegen der Definitionsversuch im Lexikon der der romanistischen Linguistik: „[Es] läßt sich [...] unter dem Titel ‚Morphosyntax‘ ein eigener Bereich der Sprachzeichenbildung vom Rang der freien Moneme bis hin zum Syntagma, also zur satzgliedfähigen Wortgruppe ausgrenzen.“ Offensichtlich wird hier versucht, zwischen den Teildisziplinen Morphologie und Syntax die Morphologie als weitere Teildisziplin anzusiedeln, indem als untere Grenze das „Wort“ dient – genau dies jedoch ist dem Verfasser des Artikels nicht gelungen, indem er den Terminus „freies Monem“ dafür verwendet –, als obere Grenze, und dies ist schon eher aufschlußreich, das Syntagma; denn der Autor fährt fort : „Entsprechend behandelt die ‚Syntax‘ dann Konstruktionsprobleme von den Satzgliedkonstituenten ‚aufwärts‘“[2]. Das Lexikon der Sprachwissenschaft beschreibt Morphosyntax als einen „Bereich der sprachlichen Verfahren zur Wiedergabe syntaktischer Merkmale mit morphologischen Mitteln, d.h. mittels gebundener Morpheme wie Flexive oder Klitische Elemente im Unterschied zu rein kombinatorischen Verfahren, die die syntaktischen Merkmale eines sprachlichen Ausdrucks durch seine Position bzw. durch seine Kombination mit nicht-gebundenen Morphemen wie Präpositionen oder Adverbien anzeigen .“[3] Ausgegangen wird hier also von bestimmten Wortformen, die syntaktische Funktion ausüben sollen; der Morphologie wird also ein Stück Syntax nachgeordnet. Diesen Eindruck gewinnt man im übrigen auch, wenn man die Forschungsgeschichte näher betrachtet: So findet sich in From Latin to Modern French von M.K. Pope, entstanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zwar ein Kapitel zur Morphologie, die Syntax dagegen findet keine Berücksichtigung. Insofern stellt der Terminus „Morphosyntax“ den Versuch dar, das Gebiet der Morphologie vorsichtig um das in der Forschung bisher wenig berücksichtigte Gebiet der Syntax zu erweitern.
1.2 Mittellatein
Auch nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus lebte die schriftsprachliche Tradition des Lateinischen fort, insbesondere nach der Karolingischen Renaissance, die eine Bildungsreform beinhaltete und sich um die Reinhaltung der Schriftsprache kümmerte. Das Latein, das das ganze Mittelalter hindurch als Sprache der Kirche und der Wissenschaft sowie als Literatursprache diente, orientierte sich – im Gegensatz zum mündlichen Vulgärlatein – einerseits am klassischen Latein, weist jedoch andererseits auch einige Abweichungen auf; im Bereich der Morphosyntax sind dies z.B. die Ausdehnung der Verwendung von Präpositionen ein erweiterter Gebrauch des Konjunktivs, veränderte Rektionen von Verben, Rückgang der Verwendung des AcI.[4] Ab etwa 1500 spricht man von Neulatein: „By the late fifteenth century, humanistic Latin [...] became the prevailing style for Latin throughout Europe after 1500. The term ‚Neo-Latin‘ is often used as a synonym for humanistic Latin [...]“[5].
1.3 Altfranzösisch
Die französische Sprache, deren Epoche von 842 bis zum 14. Jahrhundert als Altfranzösisch bezeichnet wird, ist aus dem Sprechlatein (sog. Vulgärlatein) der Galloromania entstanden. Neben beträchtlichen Veränderungen im System von Vokalismus und Konsonantismus ist für das Altfranzösische typisch, daß es gegenüber dem Lateinischen tiefgreifende Wandel u.a. in den Bereichen Deklination (z.B. Zweikasusflexion) und Konjugation aufweist. Beispiele für weitere syntaktische Unterschiede zwischen Latein und Altfranzösisch sind die analytische Bildung der Komparative (z.B. „plus aimable“ statt „amabilior“) sowie die Reduktion von Verbalformen wie Gerundiv oder Infinitiv Futur.
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[1] Rey-Debove/Rey (Hrsg.), Petit Robert , Stichwort „morphosyntaxe“
[2] Holtus u.a. (Hrsg.), Lexikon der romanistischen Linguistik, Bd. II, 1 , S. 273
[3] Lewandowski, Lexikon der Sprachwissenschaft , S. 732
[4] Vgl. Mantello/Rigg, Medieval Latin, S. 85-88
[5] Ebd., S. 130
- Arbeit zitieren
- Mark Möst (Autor:in), 2003, Morphosyntax am Beispiel des Mittellatein und Altfranzösischen - mit Analyse ausgewählter Sekundärliteratur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65920
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