Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Organisation der Amerikawanderung aus der österreichischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie. Der bearbeitete Zeitraum umfasst in etwa die Dauer der New Immigration, die von ungefähr 1885 bis 1914 festgelegt wird. Der Beginn des Ersten Weltkrieges, welcher das vorläufige Ende der Massenauswanderung markierte, soll auch hier als Begrenzung dienen. Diese Diplomarbeit stellt den Versuch dar, die Reise der Menschen von der Monarchie ausgehend bis zur Ankunft in Amerika möglichst detailliert nachzuvollziehen. Wie ist der Großteil der Auswanderer gereist und wie kann man sich die damalige Organisation der Wanderung vorstellen? Unter sozialgeschichtlichen Aspekten sollen Anreise und Unterkunft in den Häfen, Überfahrt und die Einreiseprozedur in Ellis Island betrachtet werden.
Ziel ist es einerseits ein möglichst vielschichtiges Bild davon zu vermitteln, wie die oft beschwerliche Reise der Amerikafahrer aussah, und andererseits die technischen sowie wirtschaftlichen Hintergründe und Zusammenhänge beziehungsweise die wechselseitige Beziehung zwischen Wirtschaft und Massenauswanderung aufzuzeigen. Von Interesse ist, ob die technischen Neuerungen und vor allem die Organisationstätigkeit der Schifffahrtslinien zu einer verstärkten Auswanderung führten, oder ob umgekehrt die rasante Entwicklung der modernen Atlantikschifffahrt ohne die Massenauswanderung überhaupt möglich gewesen wäre. Einblicke in die Bereiche der Reedereiorganisationen, Schiffstechnik und Agenturalltag sollen Antworten auf diese Fragen liefern.
Der erste Teil der Arbeit bildet eine Einführung in das Thema Migration. Ein Rückblick auf das europäische Wanderungsverhalten mit dem Zielland Amerika dient als Einleitung des Kapitels. Statistiken über Auswanderungszahlen sollen verdeutlichen, welche große Rolle die Migration um 1900 in der Monarchie spielte. Besonders interessant, aber leider nicht vollständig beantwortbar, ist die Frage nach den Motiven der Auswanderung. Verschiedenste Faktoren bewirkten bei einigen Menschen den Drang auszuwandern, bei vielen hingegen zeigten die Verlockung von wirtschaftlichen und sozialen Verbesserungsmöglichkeiten in Amerika einerseits und nachteilige Entwicklungen im Heimatland andererseits keinerlei Auswirkung. Der Rahmen des Push- und Pull Modells ermöglicht die gemeinsame Darstellung von bereits in der zeitgenössischen Literatur diskutierten Motiven und neueren Erkenntnissen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Emigration aus Zisleithanien
2. 1. Vorgeschichte der Arbeits- und Auswanderung nach Amerika
2. 2. Auswanderungsstatistiken
2. 3. Auswanderung aus der österreichischen Hälfte der Monarchie
2. 3. 1. Auswanderung bis 1900- die Anfänge
2. 3. 2. 1901-1914. Höhepunkt und Ende der Massenauswanderung
3. Was waren die Ursachen der Auswanderung?
3. 1. Push-Faktoren
3. 1. 1. Überbevölkerung???
3. 1. 2. Wirtschaftliche Gründe
3. 1. 3. Arbeitsmangel und Lohnunterschiede
3. 1. 4. Regionaltypische Motive
3. 1. 4. 1. Galizien, Bukowina und Dalmatien
3. 1. 4. 2. Vorarlberg
3. 1. 5. Juden
3. 1. 6. Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Motive
3. 1. 7. Illegale Auswanderung
3. 1. 8. Politische und religiöse Motive?
3. 2. Pull-Faktoren
3. 2. 1. Warum Amerika?
3. 2. 2. Informationsaustausch und transatlantische Netzwerke
3. 2. 3. Das Amerikabild
3. 3. Push und Pull
4. Wer waren die Auswanderer?
4. 1. Auswanderungspolitik in der Monarchie
4. 2. Einwanderungspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika
4. 3. Hauptauswanderungsgebiete und Ethnien
4. 4. Berufe der Auswanderer
4. 5. Geschlechterverhältnisse
4. 6. Alter der Wandernden
5. Die Reise nach Amerika
5. 1. Kettenwanderung
5. 2. Finanzierung der Überfahrt
6. Das Geschäft mit der Migration
6. 1. Nordatlantischer Dampferlinienverband und Continental Pool
6. 1. 1. Austro-Americana
6. 2. Die Büros der Schifffahrtsgesellschaften
6. 3. Auswanderungsagenturen
6. 4. Rolle der Reisebüros
6. 5. Agenten, Subagenten, Auswanderer
6. 6. Der alltägliche Geschäftsbetrieb
6. 7. Am Rande der Legalität
6. 8. Gedruckte Werbemittel
6. 8. 1. Reiseführer
6. 8. 2. Presse und Zeitungsannoncen
7. Auswandererfürsorge
7. 1. Religiöse Organisationen
7. 2. Auswandererfürsorge im Deutschen Reich
7. 3. Einwandererhilfsorganisationen in den USA
8. Welche Häfen wurden angesteuert?
8. 1. Hamburg und Bremen – die großen Konkurrenten
9. Auswandererverkehrswege
9. 1. Das Deutsche Reich als Durchwanderungsland
9. 2. Österreich –Ungarn und die Schweiz als Durchwanderungsländer
9. 3. Praktischer Betrieb in den deutschen Kontrollstationen
10. Im Hafen
10. 1. Hamburg vor Ausbruch der Cholera
10. 2. Auf der Veddel
10. 2. 1. Betrieb auf der Veddel
10. 3. Bremen
11. Die Seereise
11. 1. Die Schiffe
11. 2. Die Überfahrt im Zwischendeck
11. 2. 1. Der Alltag an Bord
11. 3. Die Einführung der III. Klasse
12. Ankunft in New York
12. 1. Isle of Hope, Isle of Tears
12. 2. Immigrationsprozess
12. 2. 1. Medizinische Untersuchungen
12. 2. 2. Registrierung und Befragung
12. 3. Zurückgewiesene
12. 4. The New World
13. Resümee
14. Quellen- und Literaturverzeichnis
14. 1. Quellenverzeichnis
14. 1. 1. Ungedruckte Quellen
14. 1. 2. Videodokumente
14. 2. Literaturverzeic
14. 2. 1. Zeitgenössische Veröffentlichungen (Publikationen bis 1925)
14. 2. 2. Literaturverzeichnis (Publikationen ab 1960)
14. 2. 3. Aufsätze in Zeitschriften
14. 3. Internetdokum
15. Anhang
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Organisation der Amerikawanderung aus der österreichischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie. Der bearbeitete Zeitraum umfasst in etwa die Dauer der New Immigration, die von ungefähr 1885 bis 1914 festgelegt wird. Der Beginn des Ersten Weltkrieges, welcher das vorläufige Ende der Massenauswanderung markierte, soll auch hier als Begrenzung dienen. Diese Diplomarbeit stellt den Versuch dar, die Reise der Menschen von der Monarchie ausgehend bis zur Ankunft in Amerika möglichst detailliert nachzuvollziehen. Wie ist der Großteil der Auswanderer gereist und wie kann man sich die damalige Organisation der Wanderung vorstellen? Unter sozialgeschichtlichen Aspekten sollen Anreise und Unterkunft in den Häfen, Überfahrt und die Einreiseprozedur in Ellis Island betrachtet werden.
Ziel ist es einerseits ein möglichst vielschichtiges Bild davon zu vermitteln, wie die oft beschwerliche Reise der Amerikafahrer aussah, und andererseits die technischen sowie wirtschaftlichen Hintergründe und Zusammenhänge beziehungsweise die wechselseitige Beziehung zwischen Wirtschaft und Massenauswanderung aufzuzeigen. Von Interesse ist, ob die technischen Neuerungen und vor allem die Organisationstätigkeit der Schifffahrtslinien zu einer verstärkten Auswanderung führten, oder ob umgekehrt die rasante Entwicklung der modernen Atlantikschifffahrt ohne die Massenauswanderung überhaupt möglich gewesen wäre. Einblicke in die Bereiche der Reedereiorganisationen, Schiffstechnik und Agenturalltag sollen Antworten auf diese Fragen liefern.
Der erste Teil der Arbeit bildet eine Einführung in das Thema Migration. Ein Rückblick auf das europäische Wanderungsverhalten mit dem Zielland Amerika dient als Einleitung des Kapitels. Statistiken über Auswanderungszahlen sollen verdeutlichen, welche große Rolle die Migration um 1900 in der Monarchie spielte. Besonders interessant, aber leider nicht vollständig beantwortbar, ist die Frage nach den Motiven der Auswanderung. Verschiedenste Faktoren bewirkten bei einigen Menschen den Drang auszuwandern, bei vielen hingegen zeigten die Verlockung von wirtschaftlichen und sozialen Verbesserungsmöglichkeiten in Amerika einerseits und nachteilige Entwicklungen im Heimatland andererseits keinerlei Auswirkung. Der Rahmen des Push- und Pull Modells ermöglicht die gemeinsame Darstellung von bereits in der zeitgenössischen Literatur diskutierten Motiven und neueren Erkenntnissen. Weiters wird die soziale und regionale Struktur der Amerikafahrer geklärt. Welche Berufsschicht war vorherrschend und aus welchen Gebieten kamen die Auswanderer? Auch die Geschlechterverteilung ist ein spannender Aspekt dieses Kapitels. Im Rahmen der Betrachtung wer ausgewandert ist, habe ich mich ausführlich mit der Auswanderungspolitik der Monarchie und der Einwanderungspolitik Nordamerikas auseinandergesetzt.
Im zweiten Teil stelle ich die Reise per se und die damit verbundenen Organisationen vor. Auswanderer und ihre individuellen Eindrücke und Erfahrungen erhalten ebenso Platz wie ‚objektive’ Quellen zu den Reisebedingungen und Sekundärliteratur. Der Reise selbst, obwohl sie ein wichtiges Bindeglied zwischen zwei Welten darstellt, wird meist zu wenig Bedeutung beigemessen. Die Menschen befanden sich in einem Transformationsprozess, einer Ausnahmesituation: es lag eine zurückgelassene Heimat hinter ihnen und eine ungewisse Zukunft vor ihnen.
Das Thema ‚Geschäft mit der Migration’ erhält viel Platz eingeräumt. Alltag und Geschäftspraktiken der Reisebüros und Agenten werden dem, in der zeitgenössischen Literatur oft behandelten ‚Agentenunwesen’, d.h. den illegalen Geschäften, gegenübergestellt. Zu prüfen bleibt, ob die Schifffahrtslinien und Agenturen tatsächlich eine Gefahr für die Auswanderer darstellten, oder ob die positiven Auswirkungen gegenüber der Auswanderung sogar überwogen. Im Rahmen dieses Themas spielen auch Werbemittel und ‚Marketing’ eine Rolle.
Von Interesse ist weiters, warum die Auswanderer aus der Monarchie die deutschen Häfen im Gegensatz zum nationalen Hafen Triest bevorzugten. Einhergehend stelle ich das Thema Durchwanderung und Kontrollen vor. Die Kontroll- und Registrierstationen, welche als neues Phänomen dieser Zeit auftraten, werden detailliert beschrieben. Die Unterbringung in den Hafenstädten Hamburg und Bremen, die besonders um die Jahrhundertwende gravierende Verbesserungen erfuhr, stellt schließlich den Abschluss der Reise an Land dar.
Ein großes Kapitel beschäftigt sich mit der Seereise, welche viele Auswanderer besonders fürchteten. Erlebnisberichte von Amerikafahrern sollen gemeinsam mit der Darstellung technischer Verbesserungen und organisatorischer Hintergründe ein Gesamtbild vermitteln. Im Verlauf dieses Kapitels wird versucht zu klären, ob die Reisebedingungen Einfluss auf die Auswanderungsentscheidung hatten.
Meine Arbeit schließt mit dem für viele Menschen als Beginn eines neuen Lebens betrachteten Eintritt in ein fremdes Land ab. Der Einwanderungsprozess auf Ellis Island als letzte große Hürde für die Migranten wird im letzten Kapitel erörtert. Ellis Island bezeichneten viele Menschen als ‚Isle of Hope’, manche allerdings auch als ‚Isle of Tears’. Das Leid der Abgewiesenen soll ebenso dokumentiert werden, wie der meist reibungslose und schnelle Prozess, den eine große Anzahl von Menschen durchlief, und an deren Ende Amerika sie als neue Bürger begrüßte.
Abschließend möchte ich noch einige Begrifflichkeiten klären. Die Begriffe ‚Emigration’, ‚Auswanderung’, ‚Arbeitswanderung’ und ‚temporäre Wanderung’ werden von mir synonym verwendet. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass keine klare Abgrenzung dieser Termini möglich ist – die Grenzen sind fließend. Obwohl immer wieder versucht wurde den Begriff ‚Auswanderung’ allgemeingültig zu definieren, ist dies im Grunde schwer möglich. Das österreichische Auswanderungspatent von 1832 deutete den Begriff ‚Auswanderer’ folgendermaßen: „Als ein Auswanderer ist derjenige Unserer Untertanen anzusehen, der aus Unseren Staaten in einen auswärtigen Staat sich begibt, mit dem Vorsatze, nicht wieder zurückzukehren“[1] 1904 bezeichnet der Begriff Auswanderer, offensichtlich angepasst an die stark ansteigende Arbeitswanderung: „jeden, der sich aus Österreich, zu dem Zwecke in das Ausland begibt, um dortselbst seinen Lebensunterhalt zu gewinnen.“[2] Die Arbeitswanderung, welche meist nur temporär angestrebt wird, ist vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr populär. Die Dauer des Aufenthalts ist für den Begriff Auswanderung nicht mehr wichtig. Ein weiterer Grund für eine synonyme Verwendung von Auswanderung und Arbeits- oder temporärer Wanderung ist die Tatsache, dass eine vorübergehende Wanderung leicht in eine dauernde übergehen, und auch der umgekehrte Fall eintreten kann. Petrus Han erklärt die fließenden Grenzen vor allem durch den Umstand, dass die Migration einen Prozess darstellt, „der bei den Vorbereitungen beginnt und bis zu einem vorläufigen Abschluss in einem langen zeitlichen Kontinuum stattfindet“.[3] Während dieses längeren Zeitraumes, in dem sich der Migrant in einer Ausnahmesituation, umgeben von fremden Menschen befindet, ist er hinsichtlich seiner Zukunftsentscheidungen besonders leicht beeinflussbar.
Auf die österreichische Auswanderung um 1900 trifft die überseeische Gruppenwanderung auf freiwilliger Basis in verstärktem Masse zu. Vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellt die Wanderung zu großen Teilen eine temporäre dar. Obwohl die Überseemigration in vielen Fällen in engem Zusammenhang mit der Binnenmigration innerhalb Europas steht, wird letztere aus Platzmangel hier gänzlich außen vor gelassen.
2. Emigration aus Zisleithanien
In großen Teilen Ost- und Südosteuropas kam es gegen Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Anstieg proletarischer Massenwanderungen, wobei von einer zunehmenden Intensität, Fluktuation und Reichweite derselben gesprochen werden kann. Die Wanderungen führten seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu einer beschleunigten Internationalisierung sowohl der industriellen, als auch der agrarischen Arbeitsmärkte. Rahmenbedingungen dafür waren der schnelle Ausbau der Infrastruktur, vor allem der Eisenbahnstrecken, und die daraus resultierende Verdichtung der Verkehrsnetze, die Verkürzung der Reisezeiten und die Preissenkung der Passagetickets.[5] Die Voraussetzung für diese Wanderungen stellte die bereits vor dem Industriezeitalter durch Menschen-, Waren- und Kapitalbewegungen etablierte transatlantische Brücke dar.[6][4]
Die fortschreitende Liberalisierung, welche im Jahrhundert des Bürgertums den Abbau von Auswanderungs- und Handelsbarrieren brachte, führte zu einer enormen Expansion von europäischen und interkontinentalem Warenhandel und Kapitalexport, vor allem unter der Führung Großbritanniens. Trauriges Symbol der kapitalbringenden Verbindung von Waren- und Menschenströmen war das von wohlhabenderen Überseereisenden gemiedene „Zwischendeck“. Die platzgreifenden Warenladungen, die aus der Neuen Welt nach Europa verschifft wurden, führten dazu, dass beim Rücktransport überschüssiger Frachtraum leer blieb, welcher schließlich für Auswanderertransporte genutzt wurde. Das provisorisch in die Frachträume eingezogene Zwischendeck bot, von den Installationskosten abgesehen, praktisch umsonst eine zusätzliche Einnahmequelle für die Schifffahrtsgesellschaften.[7]
Klaus J. Bade sieht neben der Entwicklung der atlantischen Ökonomie außerdem den krisenhaften Wandel von einer Agrar- zur Industriegesellschaft in Europa und die starke Anziehungskraft Amerikas als „besseres“ Land zum Leben als Hintergrund der Massenwanderungen.[8]
2. 1. Vorgeschichte der Arbeits- und Auswanderung nach Amerika
Die Arbeitswanderung von Europa nach Amerika hat bereits lange Tradition. Nicht nur Sklaven wurden nach den Vereinigten Staaten von Amerika verschifft um dort zu arbeiten, sondern auch viele Asiaten und Europäer waren unter dem Indentured Servitude -System[9] im 17. Jahrhundert nur ‚Arbeitssklaven auf Zeit’. Viele Menschen der unteren sozialen Schichten arbeiteten als Indentured Servants, da sie den Versprechungen einiger Händler nicht widerstehen konnten und bereits in ihrer Heimat Arbeitskontrakte unterschrieben hatten. Um die Kosten der Überfahrt zu bezahlen, verpfändeten die Europäer oft ihre eigene Arbeitskraft oder auch die der Kinder für drei bis sieben Jahre. Der Umstand, dass der Herr seinen Schuldknecht nur für einen begrenzten Zeitraum besaß und er demselben im Falle des Überlebens der vertragsbedingten Arbeitsperiode Geld auszahlen musste, führte dazu, dass die Herren ihre europäischen und asiatischen Knechte oft noch schlechter behandelten als die afroamerikanischen Sklaven. Im 18. Jahrhundert wurde diese brutale Arbeitsmethode allmählich vom Redemptioner System, welches eine Art Kreditfinanzierung der Überfahrt darstellte und bereits eher auf Auswanderer und nicht ausschließlich auf Arbeitssuchende auf Zeit zugeschnitten war, abgelöst. Auch hier verpflichteten sich die Menschen dazu, ihre Passagekosten nach der Überfahrt abzuarbeiten. Die Redemptioneers erhielten allerdings nach Ankunft in Amerika etwa zwei Wochen Zeit um sich entweder einen Job ihrer Wahl zur Schuldenabzahlung zu suchen oder sich durch einen Bürgen auslösen zu lassen beziehungsweise Bekannte und Verwandte um Geld zu bitten. Das Redemptioner System war in Amerika ab den 1720er Jahren bis circa 1820 verbreitet. Als die europäische Amerikaauswanderung nach 1830 anstieg, gehörte die veraltete Arbeitsmethode bereits der Geschichte an. Mitte des 19. Jahrhunderts trat ein folgenreicher Wandel in der Organisation und den verkehrstechnischen Bedingungen zwischen Europa und Übersee ein. Die Passagefinanzierung nach der Reise, welche beim Redemptioner System üblich war, wurde zunehmend von der Vorauszahlung vor der Überfahrt abgelöst. Voraussetzung hierfür war entweder das nötige Eigenkapital der Auswanderer oder ein durch Kettenwanderung begründetes transatlantisches Netzwerk, das eine andere Art der Vorfinanzierung ermöglichte. Sogenannte Prepaid tickets wurden von vorausgewanderten Bekannten oder Verwandten bezahlt und an die Zurückgebliebenen nach Europa gesendet. Der Ausbau dieser Netzwerke wurde vor allem gefördert durch die zunehmende Dichte der transatlantischen Verkehrs-, Handels- und Bankverbindungen, mit deren Hilfe Geldüberweisungen und das Arrangieren von Prepaids viel unproblematischer waren als auf dem immer riskanten Weg über Agenten, private Boten oder den gewöhnlichen Postweg.[10]
Migration und Verkehrsverbindungen hingen eng zusammen und bedingten sich wechselseitig: durch den Anstieg der europäischen Massenauswanderung und der damit verbundenen steigenden Nachfrage an Transportmöglichkeiten in den 1830er Jahren setzte ein Strukturwandel in der Transatlantikschifffahrt ein. Größere, schnellere, überwiegend für den Passagier- und Postverkehr gebaute Schiffe und ab den 1860er Jahren das allgemeine Vordringen der Dampfschifffahrt auf den Transatlantikrouten verkürzten die Fahrtzeiten erheblich. Diese Verkürzung der Transatlantikpassage und der Dumping-Kampf der Reedereien hatten einen Preisrückgang der Tickets zur Folge. Sie wurden zunehmend über Eigenkapital finanzierbar und die Auswanderung dadurch für immer mehr Menschen zu einer relativ gefahrlosen Unternehmung. Die ärmsten Europäer allerdings, die auch die sinkenden Passagepreise nicht vorfinanzieren konnten, hatten seit dem Ende des Indentured Servitude - und Redemptioner- Systems, und vor allem auch seit den amerikanischen Einreisebestimmungen über ein Minimum an mitgebrachtem Startkapital, kaum noch Chancen.[11]
2. 2. Auswanderungsstatistiken
Die statistische Erfassung der österreichischen Auswandererzahlen ist vor allem bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sehr dürftig. Erst ab 1876 liegen österreichweit konkrete Daten zur Auswanderung, von Karl von Englisch zusammengestellt, vor. Allerdings sind sogar diese Daten von europäischen Hafenstatistiken abgeleitet, da die lückenhafte heimische Erfassung die Zahlen zu gering ansetzte.[12] Die Hafenstädte Hamburg und Bremen, welche von den Emigranten hauptsächlich frequentiert wurden, führten detaillierte Statistiken über Staatsangehörigkeit und Reiseziele der eingeschifften Auswanderer.[13] Es ist mir dennoch ein Anliegen auf die Ungenauigkeit und die Dunkelziffer der Auswanderungszahlen bei vielen der vorliegenden Statistiken hinzuweisen. Die tatsächliche Anzahl der Auswanderer wird weit höher gewesen sein als angegeben. Es gab zahlreiche illegale Auswanderer, die in den Statistiken der Habsburgermonarchie nicht aufschienen. Die Dunkelziffer illegaler Auswanderung wird durch nicht erfasste Emigranten, die über Britische Häfen emigrierten und jene, die über Kanada und Mexiko in die USA eingewandert sind, ergänzt. Weiters wurden bei der Auswandererzählung in den Häfen die nicht unbeträchtliche Anzahl von circa fünf Prozent Kajütenpassagieren meist nicht in den Begriff Einwanderer eingereiht, sondern oft unter „Sonstige fremde Passagiere“. Man wollte ihnen nicht zumuten, mit den armen Migranten des Zwischendecks in dieselbe soziologische Gruppe eingereiht zu werden.[14]
Zahlenmäßige Unterschiede bei den Statistiken treten auf, wenn die „legalen“ Auswandererzahlen aus der Monarchie mit den viel genaueren Zahlen der Einwanderungsbehörden in Amerika verglichen werden. Zusätzlich ergeben sich durch teils verschiedene Zeitabrechnungen konträre Zahlen; denn während die Hafenstatistiken in Kalenderjahren verfasst wurden, registrierten die USA die Daten in Fiskaljahren.[15] Trotz aller Ungenauigkeiten können die vorliegenden Statistiken hervorragend verwendet werden um Tendenzen, Höhepunkte und Schwerpunkte der Auswanderung aufzuzeigen.
2. 3. Auswanderung aus der österreichischen Hälfte der Monarchie
Bis 1880 wies die amerikanische Einwanderungsstatistik weniger als 150.000 Einwanderer aus der Donaumonarchie nach. 1890 wurden bereits 593.000 gezählt.[16] Insgesamt wanderten zwischen 1870 und 1910 circa drei Millionen Menschen aus Österreich-Ungarn aus, davon 51,8 Prozent aus dem österreichischen Teil. Zwischen 1901 und 1910, als die Massenauswanderung ihren Höhepunkt erreichte, kam fast ein Viertel (24,4 Prozent) aller US-Immigranten aus Österreich-Ungarn.[17]
Durch die Verbesserung der Verkehrsmittel und die Verbilligung der Transportpreise wagten viele Menschen eine Wanderung auf Zeit. Die temporäre Arbeitswanderung dauerte im Durchschnitt drei bis fünf Jahre. Die Auswanderung nach Amerika entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr zu einer überseeisch-temporären Wanderung, was man an der steigenden Rückwanderungsrate ablesen kann.[18] 1907/8 –1912/13 wird der Anteil der Rückkehrer aus den USA nach Zisleithanien auf 39,6 Prozent geschätzt.[19]
Die Massenauswanderung aus Ost- und Südosteuropa löste die westeuropäische erst Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts ab. Das Hauptziel der Auswanderungswilligen blieb aus allen Teilen Europas das gleiche: Amerika.[20] Für die Amerikawanderung der Ost- und Südosteuropäer und der Italiener und Griechen ab 1880 ist der Begriff New Immigration gebräuchlich. Die neue Einwanderung unterschied sich in ihrer Mehrheit von der alten aus westeuropäischen Ländern wie dem Deutschen Reich, Großbritannien und Frankreich durch die Massenanlandung nichtprotestantischer, überwiegend proletarischer Europäer romanischer oder slawischer Abstammung.[21]
Zisleithanien umschloss zur Zeit der New Immigration ein äußerst inhomogenes und großflächiges Reich mit so unterschiedlichen Völkern wie den galizischen Polen, Böhmen und Mähren und Deutsche. Polen und Südslawen aus den ärmeren Gebieten stellten im Hinblick auf die einzelnen Bevölkerungsgruppen zwischen 1901 und 1911 die größten Anteile an der Gesamtauswanderung.[22]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbb.1[23]: Die Gebiete der Doppelmonarchie um 1900
Der Prozentsatz der Auswanderer, welche die Vereinigten Staaten als Ziel wählten, rangiert in der Literatur zwischen 83 und über 90 Prozent.[24] Die Monarchie stellte von 1861 bis 1910 4,2 Prozent und 1891 bis 1920 beträchtliche zwanzig Prozent der Gesamteinwanderungszahlen in den USA.[25] Folgende Zahlen zeigen, dass die Auswanderung in andere Länder als die Vereinigten Staaten sehr gering war: von 62.605 gesamt ausgewanderten Zisleithanern im Jahr 1900 gingen 53.930 nach den USA, 5.122 nach Kanada, 1.734 nach Argentinien, 1.361 fanden in Brasilien eine Heimat, 108 in den übrigen Südamerikanischen Staaten, 388 gingen nach Australien und zwölf nach Afrika.[26]
2. 3. 1. Auswanderung bis 1900- die Anfänge
Das späte Einsetzen der Auswanderungswelle aus dem österreichischen Teil der Monarchie lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass erst am 21. Dezember 1867 im Staatsgrundgesetz das Prinzip der Freiheit der Auswanderung aller Bürger, nur durch die Wehrpflicht beschränkt, verankert wurde. In den meisten anderen Ländern Europas bestand das Recht auf Auswanderung schon länger, in Frankreich bereits ab 1789, in großen Teilen des Deutschen Reiches ab 1815.[27] Vom österreichischen Staat wird die Auswanderung sogar nach der Verabschiedung des Staatsgrundgesetzes nur ungern gesehen. Vielmehr war die Monarchie nicht mehr in der Lage, die Emigration zu stoppen und verabschiedete deshalb das genannte Staatsgrundgesetz.[28]
Hans Chmelar erklärt die Verlagerung von Europas Auswanderungsländern von West nach Ost dadurch, dass im Westen die erstarkende Industrie die Arbeiter zurückhielt, während im Osten von einer Industriellen Revolution noch nicht die Rede sein konnte. Die Deutschen, Franzosen und Engländer waren um die Jahrhundertwende in Amerika häufig bereits überqualifiziert.[29] Die Zeit der Auswanderung aus Westeuropa nach Amerika war geprägt durch die Landvergabe der Amerikaner an Siedler aus aller Welt zum Zweck des Aufbaus und der Erschließung neuer Landstriche. Der Homestead Act von 1864 versprach Siedlern kostenlos 160 acres Regierungsland, wenn sie es fünf Jahre lang bewohnt und bebaut hatten. 1891 wird die Möglichkeit der freien Siedlung durch ein Bundesgesetz in den USA für beendet erklärt und gilt als offizieller Abschluss der Siedlungsperiode.[30]
Die New Immigration ab 1880 war für die Vereinigten Staaten bereits die vierte Einwanderungswelle, welche diesmal infolge der fortschreitenden Industrialisierung und umgestellter Produktionsvorgänge von einer großen Nachfrage nach billigen und ungelernten Arbeitskräften geprägt war. Die neuen Ansprüche nach ‚unskilled workers’ wurde nun von Menschen aus Österreich-Ungarn, Italienern, und Russen gedeckt.[31] Obwohl die USA bald versuchten die Einwanderung von armen und unqualifizierten Menschen aus Österreich-Ungarn und Russland durch verschiedenste Gesetze abzuschwächen, waren die amerikanischen Unternehmer froh, jene billigen Einwanderer anzuheuern zu können, welche die alteingesessenen Arbeiter im Lohn unterboten, und so zu Lohndrückern wurden.[32]
Von 1821 bis 1890 wurden insgesamt nur ungefähr 296.000 Menschen aus der österreichischen Reichshälfte als in den USA immigriert verzeichnet. Die Monarchie stellte nur 2,8 Prozent der Einwanderer im Gegensatz zu 29,2 Prozent Deutsche und 40,2 Prozent Briten.[33] In der folgenden Dekade stiegen die Zahlen der Auswanderer aus dem Habsburgerreich bereits stark an.
Gesamteinwanderung der USA von 1891-1900 laut annual report of the Comissioner General of Immigration
Großbritannien 745.853 (19,4%)
Italien 655.668 (17,1%)
Österreich-Ungarn 597.047 (15,5%)
Russland 588.866 (15,3%)
Deutsches Reich 543.922 (14,1%)
Frankreich 36.006 (0,9%)[34]
Gesamt 3.844.359
2. 3. 2. 1901-1914. Höhepunkt und Ende der Massenauswanderung
Ab der Jahrhundertwende wird Österreich-Ungarn gemeinsam mit Russland und Italien zu den zahlenstärksten Einwanderungsländern in den USA. Von 1901 bis 1910 stellte die Habsburgermonarchie das größte Auswanderungskontingent mit 24,39 Prozent der Totaleinwanderung in den USA.[35]
An der folgenden Statistik kann man den Anstieg der österreich-ungarischen Auswanderung im Vergleich zu der niedrigeren deutschen deutlich erkennen. Während das Deutsche Reich Mitte des 19. Jahrhunderts noch fast 30 Prozent aller Einwanderer in Amerika stellte, so ist die Auswanderung um die Jahrhundertwende nur noch marginal und liegt unter der 50.000 Grenze.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2[36]: Vergleich der Auswanderung aus Österreich-Ungarn, der österreichischen Reichshälfte und dem Deutschen Reich nach Amerika
Nach dem enormen Anstieg der Auswanderung um die Jahrhundertwende ist diese ab 1911 durch ein größer werdendes öffentliches Interesse gekennzeichnet, welches sich vor allem durch die Zeitungen wiedergespiegelt. Es sind zwei Grundhaltungen zu dieser Zeit erkennbar. Die Sozialdemokraten und das Proletariat akzeptierten die Auswanderung als Möglichkeit der Flucht vor dem sozialen Druck. Das Handelsministerium hingegen forderte von den Auswanderern, den sogenannten „staatserhaltenden Kräften“, dass sie im Lande bleiben sollten, und vom Staat eine „rigorose Einschränkung der Auswanderung“. Die agrarischen Großgrundbesitzer fürchteten um die billigen Arbeitskräfte und auch die Industriellen waren keine echten Patrioten, sondern verfolgten kapitalistische Ziele, da sie nur durch eine große Zahl an billigen Arbeitskräften das Lohnniveau niedrig halten konnten. Weiters machte sich das Militär Sorgen um die Rekrutenkontingente.[37] Befürworter der Auswanderung waren hauptsächlich diejenigen Firmen, die an den Auswanderern verdienen konnten: Schifffahrtsgesellschaften, Auswanderungsagenturen, Wirte die den Durchreisenden Unterkunft boten und Geldwechselinstitute.
Die Zeit der Massenauswanderung aus der österreichischen Reichshälfte der Monarchie ist von circa 1890 bis 1914 festzusetzen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendete die Auswanderung radikal und die Zahlen stagnierten beinahe bis zum Nullpunkt. Die Massenauswanderung kann zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend als temporäre Arbeitsmigration bezeichnet werden. Immer mehr Auswanderer, oft dem ländlichen Proletariat zugehörig, wagten die lange Reise über den Ozean um dort Geld zu verdienen und ihren Familien heimzuschicken. Der erwirtschaftete Gewinn wurde entweder im Heimatland genutzt um die eigene Existenz zu verbessern, Schulden abzuzahlen oder neues Land und ein Haus zu kaufen, oder aber die Familie wurde nach Amerika nachgeholt um dort ein neues zu Leben beginnen.
Wilhelm Mönckmeier fasst die Auswanderung zu Zeiten der New Immigration auch als eine „Bewegung des internationalen Arbeitsmarktes“, ein „Hin- und Herfluten von Arbeitskräften aus Gebieten mit sinkender Wirtschaftskonjunktur in solche mit aufsteigender“ zusammen.[38]
3. Was waren die Ursachen der Auswanderung?
Folgende Fragen erscheinen mir in Bezug auf die Motive der Auswanderung aus der österreichischen Hälfte der Monarchie als besonders interessant. Warum wanderten die Menschen gerade um die Jahrhundertwende in Scharen nach Amerika aus? Welche Ursachen konnten für eine Auswanderung in diesem Ausmaß verantwortlich sein? War die wirtschaftliche Situation in der Monarchie wirklich so schlecht beziehungsweise warum wanderte in Folge nur ein Teil der betroffenen Menschen aus?
Als Hintergrund und vielleicht auch Antrieb der Massenauswanderung muss die enorme Verbesserung der Rahmenbedingungen im Gegensatz zu etwa 20 bis 30 Jahren früher in Betracht gezogen werden. Seit 1867 war in der Monarchie die Freiheit der Auswanderung mit der alleinigen Beschränkung durch die Wehrpflicht im Staatsgrundgesetzbuch verankert. Weiters wurde die Reise nach Amerika durch ausgebaute Bahnstrecken und schnellere Dampfschiffe erleichtert und verkürzt. Schließlich gibt es auch eine gesellschaftlich-normative Komponente: die Emigration als Lösung für soziale Probleme wurde gesellschaftsfähig.[39] Migration als allgemeines Phänomen, wurde zumindest von der Bevölkerung, wenn auch nicht vom Staat, als Mittel zur Verbesserung der individuellen Lebenssituation angesehen und akzeptiert. Auch der dringende Bedarf Amerikas an unqualifizierten Arbeitern kann als Rahmenbedingung für eine verstärkte Auswanderung aus den süd- und südosteuropäischen Ländern Europas gesehen werden.
Die ausgesprochene Heterogenität der Monarchie und die zentralistische Politik, welche anstatt eines notwendig gewordenen Föderalismus betrieben wurde, führten bei jenen Bewohnern, die nicht in den Kerngebieten lebten, zu einer sehr schwachen Bindung an das eigene Land und erleichterten infolge vielleicht dem einen oder anderen die Entscheidung auszuwandern.
Die Frage nach möglichen Auswanderungsmotiven fand in zeitgenössischer als auch in aktueller Literatur große Aufmerksamkeit. Allgemein ist dazu zu sagen, dass vor allem in der älteren Literatur den Push-Faktoren, also den Bedingungen im Heimatland, deutlich mehr und im Grunde zu viel Beachtung geschenkt wird. Es wird oft vergessen zu untersuchen, warum der Großteil der Menschen in dasselbe Land auswandert. Ist nicht allein dies ein Hinweis für die große Bedeutung der Pull-Motive?
Den wirtschaftlichen Push-Faktoren wird größte Bedeutung beigemessen, doch auch Albrecht weist dies zurück:
„Wenn wir sagen, dass ökonomische Faktoren eine Wanderung hervorgerufen haben, so kann das nur in den seltensten Fälle heißen, dass diese Wanderung allein aus den ökonomischen Bedingungen zu erklären sei, denn es gibt jederzeit eine Menge von Personen in einer Region, die objektiv unter gleichen ökonomischen Bedingungen leben, von denen aber nur ein Teil die Wanderung antritt, während andere nicht einmal daran denken.“[40]
Menschen emigrieren also weil sie keine Arbeit finden, weil sie Hunger leiden und keine Perspektiven haben. Natürlich sind wirtschaftliche Motive, wie ein höheres Einkommen in einem anderen Land oder überhaupt einen Arbeitsplatz zu bekommen, ohne Zweifel wichtige Gründe für eine Migration. Diese Bedingungen als alleinige Gründe müssen aber nicht zwangsläufig zu einer Auswanderung führen.
Im folgenden Kapitel wird die riesige Bandbreite an möglichen Auswanderungsmotiven dargestellt. Es ist nie ein einzelnes Motiv, welches Menschen zur Auswanderung verleitet, sondern immer ein Bündel an verschiedensten Rahmenbedingungen, Träumen und Verlockungen. Die Motive reichen von beruflich-sozial geprägten Absichten zum Wunsch größerer persönlicher Freiheiten, besseren Chancen auf dem Heiratsmarkt bis zu der Vorstellung in Amerika sei alles „irgendwie größer und besser“. Viele treibt der Traum an in Übersee reich zu werden und mit viel Geld nach Hause zurückzukehren.[41] Welche Beweggründe zusammenspielten oder für wen welcher Auslöser am wichtigsten war, ist schwer nachzuvollziehen. Dennoch ist es möglich, zum Beispiel im Falle wirtschaftlicher Push-Faktoren, regionale Schwerpunkte zu setzen. Es sind lange nicht alle Einflüsse für Auswanderungsentscheidungen bekannt, denn vor allem individuelle Faktoren sind schwer zu erforschen. Zu komplex, zu persönlich und oft auch zu irrational ist der Entscheidungsprozess der Wanderung.
3. 1. Push-Faktoren
Wenn die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen im Zielland besser sind als in der Heimat, beziehungsweise der potentielle Migrant dies zumindest glaubt, können Push- und Pull Faktoren zusammen eine Auswanderung bewirken.[42] Mönckmeier beschreibt die Motive für die Auswanderung als Zusammenwirken von Eigennutz und Ideal, ein Zusammenspiel materieller und geistiger Bedürfnisse, welche insgesamt die Heimat verleiden.[43] Je größer sich die Kluft zwischen Ausgangsort und Zielland erweist, umso eher wird eine Auswanderung wahrscheinlich.
Menschen wandern nicht aus, wenn sie mit der Situation in ihrer Heimat glücklich sind. Die Push-Faktoren, also die Faktoren der Unzufriedenheit mit der eigenen Situation, können als der erste Schritt zur Überlegung auszuwandern betrachtet werden. Die Emigration um 1900 ist weder eine religiöse, wie teilweise in der Phase von 1700 bis circa 1820, noch ist sie eine Auswanderung zur Landnahme, da „die freie Siedlung auf Regierungsland“ in den USA 1891 für beendet erklärt worden war.[44] Im Zeitraum zwischen 1880 und 1914 wird die Massenauswanderung von vielen Historikern als von wirtschaftlichen Motiven angetriebene Wanderung dargestellt.[45] Vor allem das Missverhältnis der immer schneller wachsenden Bevölkerung und der vergleichsweise langsamen Industrialisierung in vielen Gebieten Österreich-Ungarns bedeutete für viele Einwohner Arbeitsplatzverlust und ein Leben in Armut. Wie bereits erwähnt, denke ich trotzdem, dass die schlechte Wirtschaftslage nur einen Teil der Vielfalt an Motiven darstellt und die tatsächliche Auswanderung durch ein viel größeres Bündel an Faktoren ausgelöst wurde.
3. 1. 1. Überbevölkerung???
In der Literatur um die Jahrhundertwende wird das ‚Problem Überbevölkerung’ oft als eine der Hauptursachen für die Auswanderungswelle genannt. In der modernen historischen Forschung der letzten Jahre wurde diese These jedoch stark kritisiert und widerlegt.
Fakt ist, dass im 19. Jahrhundert in weiten Teilen Europas ein rapides Bevölkerungswachstum einsetzte, und um die Jahrhundertwende seinen Höhepunkt erreichte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrug das Bevölkerungswachstum 7,7 Prozent pro Jahr, in der zweiten Hälfte bereits 8,23 Prozent und in den Jahren zwischen 1900 und 1913 12,9 Prozent.[46] Die Bevölkerung Europas wuchs von circa 266 Millionen Menschen um 1800 auf 468 Millionen im Jahr 1913. Der Anstieg gestaltete sich jedoch von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich, während sich die Bevölkerungszahl in Großbritannien vervierfachte, wuchs sie in Österreich-Ungarn und im Deutschen Reich ‚nur’ um das Doppelte. Die Einwohnerzahl der Monarchie stieg von 20 Millionen 1869 auf 29 Millionen im Jahr 1910.[47]
Wichtige Gründe für den Bevölkerungszuwachs waren die Agrar- und die Industrielle Revolution, welche erstmals eine kontinuierliche Nahrungsversorgung sicherten und das weitgehende Fehlen von großen Hungerkatastrophen im 18. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert erfolgte eine epidemiologische Transition: ein längerfristiger Wandel in Krankheiten und Sterbegeschehen. Epidemiekrankheiten, d. h. Infektionskrankheiten, gingen fast völlig zurück, dafür traten immer häufiger degenerative Krankheiten, Abnutzungserscheinungen und Zivilisationskrankheiten auf, welche jedoch keine so großen Sterbezahlen mehr hervorriefen. Das Entfallen der Infektionskrankheiten im 19. Jahrhundert ist vor allem auf den medizinischen Durchbruch und die Erfindung von Impfstoffen zurückzuführen.[48] Kleinkinder-, Säuglings- und Kindbettsterblichkeit sanken und die mittlere Lebenserwartung stieg. Es kommt zu einer Transition von sowohl hohen Geburten als auch hohen Sterberaten zu einer mit niedriger Mortalität und Natalität. Die demographische Transition setzt im Allgemeinen mit dem Sinken der Sterblichkeit ein, während jedoch die Geburtenhäufigkeit vorerst hoch bleibt und erst allmählich zurückgeht. Während dieser Übergangsphase kommt es zu einer Bevölkerungsexplosion.[49]
Diese Entwicklung kann man als starkes Bevölkerungswachstum bezeichnen, doch der Begriff ‚Überbevölkerung’ würde bedeuten, dass in einer „Region eine größere Zahl Menschen lebt, als mit ihren natürlichen oder wirtschaftlichen Ressourcen vereinbar sei“.[50] In der Monarchie hingegen, auch in Galizien, gab es sowohl Ab- als auch Zuwanderung, was die These der Überbevölkerung als Migrationsgrund bereits widerlegt. Das Konzept der Überbevölkerung wurde als politisches Argument benutzt und war beziehungsweise ist ungeeignet um Migrationsprozesse zu erklären.[51]
3. 1. 2. Wirtschaftliche Gründe
Die wirtschaftliche Entwicklung der Monarchie gestaltete sich regional stark unterschiedlich. Während einige Städte der Monarchie und Teile Böhmens und Mährens bereits früh industriell erschlossen waren, dominierte um 1900 in weiten Teilen Österreich-Ungarns immer noch die Landwirtschaft. Allerdings ergaben sich auch hier große Unterschiede: in den Alpengegenden fand man großteils Familienbetriebe mit Rinderzucht vor, in Teilen Böhmens und Mährens gab es kleine Familienlandwirtschaften, die von Getreideanbau und Tierzucht lebten, und in Galizien und Bukowina beherrschten einige wenige Großgrundbesitzer weite Teile des Landes und trieben damit die Kleinbauern in die Armut.[52] Der östliche Teil der Monarchie war auf dem niedrigsten industriellen Stand. 1890 lebten in Galizien 77 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft, im Gegensatz zu 41 Prozent in Böhmen. Um die Jahrhundertwende mussten zwei Drittel der Bevölkerung Galiziens zusätzliche Arbeit als Tagelöhner verrichten, weil sie von der eigenen Kleinstlandwirtschaft nicht leben konnten.[53]
Auch die amerikanische Konkurrenz und der Verlust der Absatzmärkte in Übersee sind nicht zu unterschätzen. Die Landwirtschaft Mittel-, Ost- und Südeuropas war den agrarwirtschaftlichen Umbrüchen nicht gewachsen und in Folge kam es in den 1880er Jahren zu einer Agrarkrise. Missernten verschärften die Lage und die Auswanderung nach Übersee stellte für einige die Lösung ihrer Probleme dar.[54]
3. 1. 3. Arbeitsmangel und Lohnunterschiede
In den agrardominierten Teilen der Monarchie bot die Landwirtschaft oft nicht mehr genügend Arbeitsplätze für die Bevölkerung. Durch den regen Informationsfluss und der damit verbundenen Gewissheit, dass es ein Land mit besseren Arbeitsmärkten und höheren Reallöhnen gab, erhöhte sich die Unzufriedenheit mit der eigenen Situation zusätzlich. Ferner mussten die Menschen im Osten mit besonders ungerechten Grundbesitzverhältnissen kämpfen. Weichmann erklärt die Situation der Agrararbeiter in Galizien und Bukowina:
„die Arbeiter sind nur auf den großen Gütern ständig, auf anderen aber bloß zeitweilig oder auf unbestimmte Zeit und zumeist nur in dem Zeitraume Beschäftigung finden, in welchem die Feldarbeiten aufdrängen. Vor und nach dieser Zeit ist die Aussicht auf Erlangung von Arbeiten nur minimal.“[55]
Die großen Lohnunterschiede zwischen der Heimat und dem Zielgebiet Amerika verleiteten viele zur Auswanderung. Dennoch muss eine bestimmte Menge Geld, also auch Arbeit und Lohn vorhanden gewesen sein, sonst war die kostspielige Anfahrt und Überfahrt nach Amerika nicht möglich.[56]
Gustav Pacher teilte zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen eines Projektes an 142 Auswanderer der Doppelmonarchie, unter ihnen 36 Männer aus Galizien, Fragebögen aus um mehr über die Auswanderung und ihre Gründe zu erfahren. Als Hauptmotiv der Ausreise wurde in ihrer Mehrheit „der schreiende Gegensatz zwischen den Verdienstverhältnissen drüben und in der Heimat und das Verlangen von ersterem Nutzen zu ziehen“[57] angegeben. Jedoch nur 26 der 142 Auswanderer erklärten, dass sie von ihrer Arbeit in der Heimat gar nicht leben konnten und 61 kannten die Lohn- und Arbeitsverhältnisse in Amerika bereits aus einem früheren Aufenthalt. 102 gaben an, dass sie vorhätten wieder in die Heimat zurückzukehren.[58] Man kann die Auswanderung dieser, überwiegend männlichen Auswanderer, also als temporäre Arbeitswanderung bezeichnen, die in ihrer Mehrheit nicht vom ärmsten Teil der Bevölkerung getragen wurde.
Auch die neuen Untersuchungen von Stockhammer, Steidl und Zeitlhofer bestätigen diese Ergebnisse. Die drei Wissenschaftler untersuchten die Auswanderung aus 306 der insgesamt 406 politischen Distrikte Zisleithaniens im Jahr 1910 mit Hilfe von Passagierlisten zwanzig Bremer Auswandererschiffe, Daten der American Immigration Authorities in Ellis Island und des Zensus der Monarchie von 1910. Das Datensample stellt ungefähr fünf Prozent der Gesamtauswanderung aus dem österreichischen Teil der Habsburgermonarchie des gegebenen Jahres dar und man kam zu dem Ergebnis, dass bei niedrigsten Einkommensverhältnissen auch die Auswanderung niedrig war. Die Ursache war höchstwahrscheinlich die nicht erschwingliche Überfahrt nach Amerika. Bei mittleren Einkommensverhältnissen war die Überseemigration deutlich attraktiver und auch leistbar, hingegen bei höheren Einkommensverhältnissen zeigte sich die Auswanderungsrate besonders niedrig, da die Auswanderer keinen Nutzen aus einer Migration ziehen konnten. Im Rahmen der Untersuchung wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Möglichkeit in Betracht gezogen werden muss, dass die ärmsten Einwohner der Monarchie eventuell auch deshalb nicht emigrierten, weil sie in anderen sozialen Netzwerken verkehrten oder es sich einfach nicht zutrauten in einem fremden Land mehr Geld verdienen zu können. Weiters kamen die Wissenschaftler zur Erkenntnis, dass je mehr Landwirtschaft in einem Gebiet betrieben wurde, umso eher eine Auswanderung nach Amerika wahrscheinlich war. Der Grund hierfür könnte sein, dass den Auswanderern bewusst war, dass die Amerikaner in großen Mengen unqualifizierte Arbeiter benötigten.[59]
Der Faktor Arbeit kann sowohl als Push- als auch als Pull-Faktor betrachtet werden. Vor allem aber die Verbesserung der Löhne, die sich die Menschen erwarteten, verleiteten sie zur Auswanderung. Morawska beziffert am Beispiel der Polen aus der österreichischen Reichshälfte die Lohnunterschiede wie folgt: Polen, die im Industriegewerbe (Mienen) tätig waren, verdienten in der Monarchie im Jahr durchschnittlich 100 bis 170 Dollar. In Amerika betrug der Lohn für ein Jahr im Durchschnitt 500 bis 700 Dollar. Sogar ungelernte Fabrikarbeiter lagen mit einem Gehalt von 370 bis 500 Dollar zu Beginn des 20. Jahrhunderts weit über den Gehältern, die in der Monarchie gezahlt wurden.[60]
3. 1. 4. Regionaltypische Motive
Die bereits erwähnten Push-Faktoren treffen auf einige Gebiete der Monarchie besonders zu, beziehungsweise treten bezüglich der wirtschaftlichen Ausgangssituation der Auswanderer aus Zisleithanien starke regionaltypische Unterschiede auf.
3. 1. 4. 1. Galizien, Bukowina und Dalmatien
Die bereits erwähnten Push-Faktoren Arbeitsmangel, Überbevölkerung, ungerechte Grundbesitzverhältnisse und geringe Industrialisierung treffen im Besonderen auf die drei Hauptauswanderungsgebiete Galizien, Bukowina und Dalmatien zu. Ich möchte nun kurz im Speziellen auf diese drei Gebiete eingehen, da sie sich erheblich von anderen Gebieten der Monarchie unterscheiden.
Vor allem in Galizien führte die österreichische Regierung eine sehr repressive Politik: sie verlangsamte absichtlich die industrielle Entwicklung in Galizien um diesen Teil des Landes als Kornspeicher für das Reich nutzen zu können. Galizien sollte hauptsächlich Nahrungsmittel für die bereits industrialisierten Gebiete Böhmen und Schlesien produzieren. Die Großgrundbesitzer unterstützten diese Politik, da sie glaubten, eine künftige Industrialisierung Galiziens hätte das Anwachsen der Löhne zur Folge.[61]
Vor allem die ungleiche Bodenverteilung rief bei vielen Bewohnern Galiziens und Bukowinas besonders schlechte Lebensbedingungen hervor. Die Zersplitterung des Kleingrundbesitzes nahm Überhand, während auf der anderen Seite eine maßlose Latifundienwirtschaft herrschte. „Alljährlich werden mehr als 30000 neue Katastralparzellen geschaffen.“[62] Die Parzellenbesitzer waren gezwungen ihren kleinen Besitz zu verkaufen, da sie keine Möglichkeit hatten ihn gewinnbringend zu bewirtschaften. Als Folge dehnte sich der Latifundienbesitz immer weiter aus.[63] Caro sah die Ursachen dieser Entwicklung 1909 wie folgt: „Die Zwergwirtschaften und die Hausgewerbe, sowie die Beherrschung des Marktes durch eine Unmasse überflüssiger Zwischenhändler, deren Teilnahme eine allgemeine Preiserhöhung für Bezugs- und Preisdrückung für Verkaufsartikel nach sich zieht, geben den Ausschlag.“[64] Die vorhandenen Verdienstmöglichkeiten waren für die Bewohner Galiziens und Bukowinas dürftig. In den landwirtschaftlichen Großbetrieben wurden Arbeiter ausschließlich während der Erntezeit benötigt, und Arbeit in Fabriken gab es nur äußerst beschränkt.[65]
Sigismund Gargas meinte 1913, dass die Auswanderung eine „volkswirtschaftliche Notwendigkeit“ geworden war und „der natürliche Bevölkerungszuwachs in dem Hauptauswanderungslande in Galizien derart stark ist, daß der Mangel einer Auswanderung einer wirtschaftlichen Katastrophe gleich käme.“[66]
Galizien bewohnten die unterschiedlichen Völker der Polen, Ruthenen und Juden. Das Land hatte 1900 etwa 7,3 Millionen Einwohner, 1910 war diese Zahl auf acht Millionen gestiegen. Die Beschäftigungsrate der Industrie hingegen wuchs nur um 0,3 Prozent, was circa 150.000 Arbeitsplätze bedeutete.[67] Eine industrielle Entwicklung war also kaum vorhanden und auch das Handelsgeschäft stieg nur minimalst an. Während in Galizien im Jahr 1900 noch immer 83,31 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig waren, gab es im gesamten Zisleithanien nur 58,16 Prozent Agrararbeiter.[68] 1848 kam es zur Abschaffung der Leibeigenschaft und zur Einleitung einer Bodenreform. Diese schuf jedoch keine stabilen Bauerngesellschaften sondern legte den Grundstock für eine kapitalistische Landwirtschaft, die den Ruin für die Kleinbauern bedeutete.[69] Die landwirtschaftliche Fläche machte 70,05 Prozent der Gesamtfläche Galiziens aus, wobei Großgrundbesitzer 65,3 Prozent dieser Fläche bewirtschafteten. Das restliche Gebiet war auf 81 Prozent Kleinstbetriebe unter fünf Hektar aufgeteilt, wobei die Lebensfähigkeit eines landwirtschaftlichen Betriebes erst mit mindestens fünf Hektar gegeben war. Zusätzlich teilten Bauern ihren Kleinstbesitz oft innerhalb der Familie nochmals auf.[70]
Die Situation in Bukowina war derjenigen in Galizien sehr ähnlich. In Bukowina gab es vier verschiedene Ethnien: Ruthenen, Rumänen, Juden und Deutsche. Die ungerechte Bodenverteilung zeigte sich hier sogar noch ausgeprägter als in Galizien. 90 Prozent der Grundbesitzer standen weniger als fünf Hektar Existenzminimum zur Verfügung, während 75 Prozent der Bauern Kleinstbetriebe unter zwei Hektar besaßen.[71]
Caro sieht außerdem die Wucherzinsen der Geldinstitutionen als Grund für den Ruin der Bauerngesellschaft in Bukowina und die daraus resultierende Auswanderung.[72]
Während sich der nordöstliche Auswanderungsschwerpunkt in Galizien und Bukowina befand, lag der südliche in Dalmatien und Krain. Der Grund für die schlechte wirtschaftliche Lage Dalmatiens lag hauptsächlich am kargen Boden, welcher nur schwer bewirtschaftet werden konnte und zusätzlich an der nur minimal fortschreitenden Industrialisierung. Durch die geringere Bevölkerungszahl erscheint hier die Auswanderung allerdings nicht so hoch wie in Galizien.[73]
Einige weitere Auswanderungsmotive, welche eigenartig anmuten und nie empirisch bewiesen werden konnten, möchte ich der Vollständigkeit halber noch anführen. Leopold Caro vor allem scheint des öfteren Ursache und Folge zu verwechseln. Er sieht zum Beispiel als Ursache der starken Bevölkerungszunahme die Bedürfnislosigkeit der Bevölkerung, die zu „geringen Lebensansprüche“.[74] Weiters wird auch der in der Not anwachsende Alkoholismus der Bevölkerung Galiziens als Auswanderungsgrund genannt.[75] Die schlechte Entwicklung der Landwirtschaft sieht Caro als Folge einer nicht ausreichenden Bewirtschaftung des Bodens. Er wirft der galizischen Bevölkerung vor, dass sie zu viele Feiertage hätten, welche eine dauernde Bewirtschaftung des Bodens verhindern würden.[76]
3. 1. 4. 2. Vorarlberg
Auch Vorarlberg weist zeitweise ausnehmend hohe Auswandererzahlen auf. Als regionaltypisch ist hier die Auswanderung in der Stickereiindustrie zu betrachten. Etwa zwanzig Jahre nach der Einführung der Maschinenstickerei fand diese in Teilen Vorarlbergs eine so große Verbreitung, dass 1890 im Bezirk Feldkirch auf 22 Einwohner eine Maschine folgte. Ganze Regionen hatten sich einem neuen Erwerbszweig zugewandt, doch durch ein Konjunkturtief und eine protektionistische Maßnahme der USA, welche die eigene Wirtschaft vor europäischen Importen schützen wollte, verlor Vorarlberg den gesamten Amerikamarkt. Die Vorarlberger versuchten einem Arbeitsverlust zu entgehen indem sie selbst gemeinsam mit ihrem Handwerk nach Amerika auswanderten. So emigrierten zwischen 1890 und 1925 etwa 1.500 Personen aus dem Vorarlberger Stickereimilieu nach Amerika und schufen sich dort mit ihrem alten Erwerbszweig eine Lebensgrundlage.[77]
3. 1. 5. Juden
Wirtschaftliche Not resultierend aus der beruflichen Stellung war für viele Juden ein Auswanderungsgrund. 53 Prozent der jüdischen Bevölkerung arbeiteten im Handel. Der Anteil an Juden, die im gesamten Handelsgeschäft arbeiteten betrug 7,89 Prozent, während die Zahl bei den Deutschen bei 0,8 Prozent und bei der Gesamtbevölkerung 0,93 Prozent ausmachte. Da die Juden in Zeiten stagnierender Wirtschaft ihre Selbständigkeit nicht aufgeben wollten und für industrielle Tätigkeiten nicht in Frage kamen, blieb oft nur mehr die Auswanderung als Folge. Allein in Galizien betrug 1910 der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung 10,86 Prozent..[78]
Auch die stärker werdende antisemitische Haltung der Bevölkerung kann für manche Juden zur endgültigen Auswanderungsentscheidung geführt haben. Die Emigration der europäischen Juden hat bereits lange Tradition. Das christliche Europa begegnete den Juden seit jeher mit Feindschaft. Von einer Emanzipation, zumindest laut Gesetz, kann man in Österreich-Ungarn erst seit 1867 sprechen. Dennoch blieben die Vorurteile immer bestehen. Vor allem weil sich die Juden nicht assimilierten, war wenig Akzeptanz bei der österreichischen Bevölkerung vorhanden. Vermehrter Antisemitismus, hervorgerufen durch wirtschaftliches und soziales Elend, führte bereits vor der großen Massenauswanderung zur vermehrten jüdischen Migration nach Amerika. Die Juden konnten deshalb zu Zeit der New Immigration bereits auf gute Netzwerke mit den Vorausgewanderten zurückgreifen und wanderten um 1900 hauptsächlich in Familienverbänden aus, was auf eine permanente Auswanderung hinweist.[79]
3. 1. 6. Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Motive
Hinsichtlich Persönlichkeitsmerkmalen, die ein Auswanderer haben sollte beziehungsweise welche Voraussetzungen er für eine Auswanderung mitbringen ‚muss’, gehen die Meinungen in der Literatur stark auseinander. Während Caro den „Mangel an elementarer Bildung“ als wesentlichen Grund für die Auswanderung sah und meinte, „die Ungebildeten lassen sich am leichtesten von den Agenten und Dorfwirten zur Auswanderung verführen“[80], vertrat Altmann eine andere Meinung: „Die Auswanderer besitzen Mut, sind entschlossen und haben Unternehmungsgeist und Selbsterhaltungstrieb. Der primitive Mensch wandert nicht aus; er lässt stumpfsinnig und geduldig alles über sich ergehen.“[81]
Vor allem in jüngerer Zeit wurde mittels Psychologie versucht individuelle Entscheidungen bei der Amerikawanderung zu erklären und einen speziellen Menschentypus zu finden, der sich besonders leicht zur Auswanderung verleiten lässt. Während manche der Ansicht sind, Menschen mit schwachen „Objektbeziehungen“ seien prädestinierte Auswanderer, weil sie sich schneller von Menschen und Dingen lösen, meinen andere, die europäischen Amerikawanderer seien stärker zukunftsorientiert und innovativer gewesen als ihre Zeitgenossen.[82] Albrecht erforschte eine im Bezug auf die gegenwärtige Auswanderung häufig geäußerte Hypothese, dass intelligentere Personen eher wandern als die weniger intelligenten, in der Annahme, dass die intelligenteren Personen einen weiteren Horizont, und somit mehr Informationen, die als Auslöser für Handlungen dienen könnten und eine größere emotionale und kognitive Beweglichkeit haben. Jedoch konnte weder eine Mehrauswanderung von intelligenteren noch von weniger intelligenten Personen eindeutig empirisch bewiesen werden.[83]
Aus den Quellen ist ein besonderer Auswanderertypus schwer nachzuweisen, auch wenn anzunehmen ist, dass bestimmte psychische Dispositionen eine Auswanderungsentscheidung durchaus fördern können. In Einzelfällen haben sicherlich Abenteuerlust und Neugierde den Entschluss auszuwandern herbeigeführt. Laut Chmelar nutzten die Auswanderungsagenten der Schifffahrtsgesellschaften gern die Nachwirkungen von Indianergeschichten und traten damit an Schüler der Oberklassen der Wiener Mittelschulen heran, um sie zur Auswanderung anzuregen. Besonders Jugendliche mit schlechtem Studienerfolg ließen sich manchmal dazu verleiten, die Reise in die Neue Welt anzutreten.[84]
Obwohl die Analphabetenrate der Auswanderer aus Teilen der Monarchie, zum Beispiel in Galizien eher hoch war[85], kann ein Zusammenhang zwischen Analphabetismus und Auswanderung nicht bewiesen werden. Im Gegenteil, die Menschen waren um die Jahrhundertwende immer besser informiert, teils durch Berichte in Zeitungen, vor allem aber auch durch die vorausgewanderten Verwandten und Bekannten. Auswanderungswillige waren in ihrer Mehrheit keine uninformierten Menschen, sondern wussten ziemlich genau was sie in Amerika erwartete. Weichmann meinte 1913: „Nun kennen sie alle die Länder, in die sie wandern wollen. Es gibt wohl kaum noch einen Auswanderer, der ohne Adressen von Bekannten oder Verwandten die Reise antritt.“[86] Auch Chmelar hebt die umfassender gewordene Allgemeinbildung, welche die Kenntnisse fremder Länder und Sitten leichter und schneller vermittelt, als auswanderungsfördernden Faktor hervor.[87]
Persönliches Motiv konnte zum Beispiel die Sehnsucht nach sozialer Anerkennung sein. Knabe spricht die vielen außerehelichen Kinder in der Monarchie an. In Kärnten waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts fast die Hälfte und ein Drittel aller Kinder in Niederösterreich außerehelich geboren. Diese Kinder hatten kein einfaches Los in der konservativen Gesellschaft des Landes und sahen die Auswanderung oft als gesellschaftliche Verbesserung an.[88]
Schwierige Familienverhältnisse konnten eine Auswanderung bewirken. Die schlechten Lebensbedingungen vieler Familien, die nicht genug Geld oder Grundbesitz für ein gesichertes Existenzminimum hatten, führten oft zu Spannungen innerhalb der Familie. Feindseligkeiten entstanden, wenn erwachsene Söhne mit ihren Familien den geringen Landbesitz mit den Eltern teilen mussten oder wenn Geschwister die Aufteilung des Erbes als ungerecht empfanden. Diese Streitigkeiten konnten teilweise durch Auswanderung gelöst werden. Zuweilen zwang große materielle Not Eltern ihre Kinder wegzuschicken.[89]
Individuelle Aspekte werden in der Forschung gern vernachlässigt, weil sie schwer dokumentierbar sind. Man darf jedoch nie vergessen, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse vielen eine Auswanderung nahe gelegt hätten, trotzdem wagte nur ein Teil der Menschen diesen Schritt. Letztendlich ist also die Auswanderungsentscheidung eine persönliche. Auswanderung ist eine Handlungsform, die sich nur sehr begrenzt in der Kategorie zweckrationalen Handelns fassen lässt.[90]
3. 1. 7. Illegale Auswanderung
Neben den legalen Auswanderern gab es auch eine Menge nicht registrierter illegaler Auswanderer. Die kurzsichtige Haltung der Behörden, die sich mit der Feststellung der Illegalität weitgehend zufrieden gab und selten präventiv in angemessener Weise einschritt hatte sehr nachteilige Folgen, unter anderem auch die Provokation weiterer Emigrationen. Der Staat erklärte alle Betreffenden einfach als Gesetzesbrecher und verwehrte ihnen somit jede Rückkehr. Oft blieb auch denjenigen, die von einem dieser Auswanderer Hilfe und Unterstützung zu erwarten hatten, keine andere Möglichkeit als ebenfalls zu emigrieren.[91] Vor allem junge Männer wanderten oft mit fremder Hilfe aus der Monarchie aus um der Militärpflicht zu entgehen. Dieses Motiv wird in der Literatur kaum erwähnt, obwohl es definitiv des öfteren der Fall gewesen war.
Außer den Stellungspflichtigen gab es auch in kleinerer Zahl Gesetzesbrüchige anderer Art, die in der Flucht nach Amerika einen Weg gefunden hatten der österreichischen Justiz zu entkommen.[92]
Maßnahmen gegen illegale Auswanderer waren dürftig. Der erhebliche Zeitaufwand, der bei der Verfolgung von Fällen unbefugter Auswanderung erforderlich war, führte meist zur Einstellung der Verfahren während der zu beachtenden Fristen. Tatsächliche Verurteilungen blieben relativ selten, da die sich daraus ergebenden Konsequenzen dem notwendigen Aufwand an Arbeit und Zeit nicht zu entsprechen schienen. Gerüchten und Denunziationen, dass Zeitgenossen beabsichtigen würden sich illegal nach Amerika zu begeben, wurden allerdings von den Bezirksämtern rasch nachgegangen.[93]
[...]
[1] Ernö Deak, Die Auswanderung aus Österreich im 19. und 20. Jahrhundert, in: Institut für Österreichkunde, Hg., Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte Österreichs, Wien 1974, 167.
[2] Leopold Caro, Auswanderung und Auswanderungspolitik in Österreich, Leipzig 1909, 11.
[3] Han, Soziologie, 8.
[4] Zisleithanien ist der österreichische Teil der Habsburgermonarchie; der ungarische Teil wird Transleithanien genannt.
[5] Klaus J. Bade, Europa in Bewegung. Migration vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 2002, 85.
[6] Ebenda, 121f.
[7] Bade, Europa, 134f.
[8] Ebenda, 59.
[9] System der Kontraktarbeit (‚Schuldknechte’)
[10] Bade, Europa, 122-133.
[11] Ebenda, 134.
[12] Michael Kurz, Nun ist die Scheidestunde da. Die Emigration aus dem Salzkammergut im 19. Jahrhundert nach Nordamerika. Geschichte einer Auswanderung, Dipl., Salzburg 1999, 26.
[13] Hans Chmelar, Höhepunkte der österreichischen Auswanderung. Die Auswanderung aus den im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern in den Jahren 1905-1914, Diss., Wien 1974, 66.
[14] Walter Dujmovits, Die Amerikawanderung der Burgenländer, Stegersbach 1975, 21.
[15] Das Fiskaljahr beginnt mit 1. Juli und endet am 30. Juni, vgl.: Chmelar, Höhepunkte, 30.
[16] Bade, Europa, 137f.
[17] Engelbert Stockhammer, Annemarie Steidl u. Hermann Zeitlhofer, The effect of wages and demographic pressure on migration from the Habsburg Monarchy to the United States of America in 1910, 4.
[18] Fred Burda, Auswanderung und Arbeitswanderung in Österreich-Ungarn, Wien 1981, 32.
[19] Gerda Neyer, Auswanderungen aus Österreich. Ein Streifzug durch die andere Seite der österreichischen Migrationsgeschichte, in: Gertraud Horvath u. Gerda Neyer, Hg., Auswanderungen aus Österreich von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Wien, Köln, Weimar 1996, 15f.
[20] Michael Just, Ost- und südosteuropäische Auswanderung. 1881-1914, Stuttgart 1988, 9.
[21] Ebenda, 15.
[22] Just, Ost- und südosteuropäische, 15f.
[23] Johann Chmelar, The Austrian emigration. 1900-1914, in: Perspectives in American History Volume VII (1973), 277.
[24] Chmelar, Höhepunkte, 25, und Horvath, Auswanderungen aus Österreich, 15.
[25] Chmelar, Höhepunkte, 21.
[26] Ebenda, 23.
[27] Dirk Hoerder, Za chlebem-zum Brot: Osteuropa, in: Dirk Hoerder u. Diethelm Knauf, Hg., Aufbruch in die Fremde. Europäische Auswanderung nach Übersee, Bremen 1992, 75f.
[28] Andrea Komlosy, Grenze und ungleiche regionale Entwicklung. Regionale Disparitäten und Arbeitskräftewanderungen in der Habsburgermonarchie im 18. und 19. Jahrhundert, Wien, 107.
[29] Chmelar, Höhepunkte, 26.
[30] Dujmovits, Die Amerikawanderung, 12.
[31] Chmelar, Höhepunkte, 26.
[32] Burda, Auswanderung, 22.
[33] Chmelar, The Austrian, in: Perspectives in American History Volume VII (1973), 278.
[34] Chmelar, Höhepunkte, 22.
[35] Chmelar, The Austrian, in: Perspectives in American History Volume VII (1973), 289.
[36] Chmelar, Höhepunkte, ausgewählte Daten von den Seiten 24, 28, 29, 30.
[37] Chmelar, Höhepunkte, 45ff.
[38] Wilhelm Mönckmeier, Die deutsche überseeische Auswanderung. Ein Beitrag zur deutschen Wanderungsgeschichte, Jena 1912, 2.
[39] Heinz Fassmann, Auswanderungen aus der österreichisch-ungarischen Monarchie 1869-1910. in: Gertraud Horvath u. Gerda Neyer, Hg., Auswanderungen aus Österreich, 49.
[40] Günter Albrecht, Soziologie der geografischen Mobilität, Stuttgart 1977, 44.
[41] Bade, Europa, 147.
[42] Hans Chmelar, Exportgut Mensch, Höhepunkte der österreichischen Auswanderung bis 1914, in: Hans Chmelar, Red., ... nach Amerika, Burgenländische Landesausstellung 1992, Eisenstadt 1992, 76.
[43] Mönckmeier, Die deutsche überseeische Auswanderung, 25.
[44] Meinrad Pichler, Auswanderer von Vorarlberg in die USA 1800-1938, Bregenz 1993, 18.
[45] Vgl. Willi Paul Adams, Die deutschsprachige Auswanderung in die Vereinigten Staaten, Berlin 1980, 173f., vgl. Chmelar, Höhepunkte, 111., vgl. Renate Pieper, Die Auswanderung nach Amerika. 1800-1930, in: Friedrich Edelmayer, Bernd Hausberger u. Hans Werner Tobler, Hg., Die Vielen Amerikas. Die Neue Welt zwischen 1800 und 1930, Frankfurt 2000, 135., Caro, Auswanderung, 53,.
[46] Vgl. Birgit Bolognese-Leuchtenmüller, Bevölkerungsgeschichte I, Vorlesung, Wintersemester 2002/03.
[47] Fassmann, Auswanderungen, in: Horvath u. Neyer, Auswanderungen, 51.
[48] Vgl. Birgit Bolognese-Leuchtenmüller, Bevölkerungsgeschichte I, Vorlesung, Wintersemester 2002/03.
[49] Gertraud Horvath, Die Situation von Rückwanderern aus Amerika ins Burgenland, Dipl., Wien 1988, 38.
[50] Josef Ehmer, Migration und Bevölkerung. Zur Kritik eines Erklärungsmodells, in: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 27 (1998), 5.
[51] Ehmer, Migration, in: Tel Aviver Jahrbuch, 6.
[52] Stockhammer, The effect, 5f.
[53] Annemarie Steidl, Engelbert Stockhammer u. Hermann Zeitlhofer, Relations between internal, continental, and transatlantic migration in Late Imperial Austria, 10.
[54] Pieper, Die Auswanderung, 132.
[55] Hans Weichmann, Die Auswanderung aus Österreich und Russland über die deutschen Häfen, Berlin 1913, 10.
[56] Stockhammer, The effect, 3.
[57] Gustav Pacher von Theinburg, Die Arbeiterwanderungen zwischen Österreich-Ungarn und Nord-Amerika, Wien 1897, 17.
[58] Pacher, Die Arbeiterwanderungen, 14-17.
[59] Stockhammer, The effect, 10-17.
[60] Ewa Morawska, Labor Migration of Poles in the Atlantic World Economy. 1880-1914, in: Hoerder Dirk u. Leslie Page Moch, Hg., European migrants. Global and local perspectives, Boston 1996, 188.
[61] Just, Ost- und südosteuropäische Auswanderung, 16.
[62] Weichmann, Die Auswanderung, 9.
[63] Ebenda, 10.
[64] Caro, Auswanderung, 54.
[65] Chmelar, Höhepunkte,102.
[66] Sigismund Gargas, Zur Regelung des Auswanderungswesens in Österreich, Wien 1913, 10.
[67] Hoerder, Za Chlebem, in: Hoerder, Hg., Aufbruch, 50.
[68] Chmelar, Höhepunkte, 99.
[69] Hoerder, Za Chlemben, in: Hoerder, Hg., Aufbruch, 48f.
[70] Chmelar, Höhepunkte, 99f.
[71] Ebenda, 104f.
[72] Caro, Auswanderung, 57.
[73] Chmelar, Höhepunkte, 107f.
[74] Caro, Auswanderung, 54f.
[75] Ebenda, 16.
[76] Ebenda, 56.
[77] Pichler, Auswanderer, 32f.
[78] Just, Ost- und südosteuropäische Auswanderung, 24f.
[79] Hoerder, Cza Chlebem, in: Hoerder, Hg., Aufbruch, 56f.
[80] Caro, Auswanderung, 53.
[81] Altmann, Geschichte, 329.
[82] Pichler, Auswanderer, 24f.
[83] Albrecht, Soziologie, 85.
[84] Chmelar, Höhepunkte, 111.
[85] Leopold Caro beziffert sie im Jahr 1900 sogar auf 52 Prozent männliche und 59,99 Prozent weibliche über sechs Jahre alte Analphabeten, in: Caro, Auswanderung, 53.
[86] Weichmann, Die Auswanderung, 19.
[87] Chmelar, Exportgut, in: Chmelar,... nach Amerika, 74.
[88] Wolfgang Knabe, Aufbruch in die Ferne, Berlin 1992, 83f.
[89] Hoerder, Cza chleben, in: Hoerder, Hg., Aufbruch, 52.
[90] Peter Brenner, Reisen in die Neue Welt. Die Erfahrung Nordamerikas in deutschen Reise- und Auswandererberichten des 19. Jahrhunderts, Tübingen 1991, 63.
[91] Markus Hämmerle, Die Auswanderung aus Vorarlberg von 1815 bis 1910, Diss., Wien 1982, 238.
[92] Ebenda, 241.
[93] Ebenda, 241ff.
- Citation du texte
- Monika Korntheuer (Auteur), 2006, Der lange Weg nach Ellis Island - Emigration aus dem österreichischen Teil der Habsburgermonarchie über deutsche Häfen nach den USA um 1900, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65903
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