Zunächst wird im zweiten Kapitel die Vorgeschichte zu Jean Pauls "Rede des toten Christus vom Weltengebäude herab, daß kein Gott sei" erläutert und die Struktur derselben wird betrachtet. Der kunstvolle Aufbau hat bei der Sinnentschlüsselung des Textes eine entscheidende Rolle inne. Johann Paul Friedrich Richter, der sich aus Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau den Künstlernamen Jean Paul gab, hat im Hauptteil einen Untergang ausgemalt, der ähnliche Sprach und Bildkraft, wie die Offenbarung des Johannes aufweist. Es werden Parallelen untersucht und es wird zum Kapitel dritten Kapitel hingeleitet, welches die apokalyptische Darstellung ergründen wird. Neben den vielen Weltuntergängen, die von Literaten geschaffen wurden, nimmt der Untergang Jean Pauls eine Sonderstellung ein. Bei ihm geht bei nämlich nicht um die Zerstörung der sichtbaren Welt, sondern um den Zerfall von inneren Vorstellungen. Jean Paul negiert die Dogmen der christlichen Kirche und geht so weit, dass er auch noch Gott fehlen lässt.
Um die Frage, was der Autor mit seinem Text bezwecken wollte, ob das Ende, in dem der Erzähler wieder zu einem Gott findet, tatsächlich die Apokalypse zurücknimmt, wird es in Kapitel vier gehen. Es wird sich zeigen, dass die Intention der "Rede" nicht so eindeutig ist, wie es der vorangesetzte Vorbericht vorzugeben scheint.
Der Zusammenhang zwischen der "Rede" und dem Roman "Siebenkäs", in den der Autor sein erstes "Blumenstück" eingebettet hat, wird außer Acht gelassen, da die "Rede" einen Teil für sich bildet, der durchaus isoliert behandelt werden kann, was auch zumeist in der Sekundärliteratur geschehen ist.
Inhalt
1. Einleitung
2. Die "Rede des toten Christus vom Weltengebäude herab; daß kein Gott sei"
2.1. Entstehungsgeschichte
2.2. Aufbau
2.3. Die apokalyptische Schilderung des Hauptteils
2.4. Das göttliche Ende
3. Die innere Apokalypse durch Nihilismus
3.1. Negation von christlichen Vorstellungen
4. Die Entschuldigung der Kühnheit
5. Schlussbemerkung
6. Bibliographie
Primärliteratur
Sekundärliteratur
1. Einleitung
Zunächst wird im zweiten Kapitel die Vorgeschichte zu Jean Pauls "Rede des toten Christus vom Weltengebäude herab, daß kein Gott sei" erläutert und die Struktur derselben wird betrachtet. Der kunstvolle Aufbau hat bei der Sinnentschlüsselung des Textes eine entscheidende Rolle inne.
Johann Paul Friedrich Richter, der sich aus Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau den Künstlernamen Jean Paul gab, hat im Hauptteil einen Untergang ausgemalt, der ähnliche Sprach und Bildkraft, wie die Offenbarung des Johannes aufweist. Es werden Parallelen untersucht und es wird zum Kapitel dritten Kapitel hingeleitet, welches die apokalyptische Darstellung ergründen wird. Neben den vielen Weltuntergängen, die von Literaten geschaffen wurden, nimmt der Untergang Jean Pauls eine Sonderstellung ein. Bei ihm geht bei nämlich nicht um die Zerstörung der sichtbaren Welt, sondern um den Zerfall von inneren Vorstellungen. Jean Paul negiert die Dogmen der christlichen Kirche und geht so weit, dass er auch noch Gott fehlen lässt.
Um die Frage, was der Autor mit seinem Text bezwecken wollte, ob das Ende, in dem der Erzähler wieder zu einem Gott findet, tatsächlich die Apokalypse zurücknimmt, wird es in Kapitel vier gehen. Es wird sich zeigen, dass die Intention der "Rede" nicht so eindeutig ist, wie es der vorangesetzte Vorbericht vorzugeben scheint.
Der Zusammenhang zwischen der "Rede" und dem Roman "Siebenkäs", in den der Autor sein erstes "Blumenstück" eingebettet hat, wird außer Acht gelassen, da die "Rede" einen Teil für sich bildet, der durchaus isoliert behandelt werden kann, was auch zumeist in der Sekundärliteratur geschehen ist.
2. Die "Rede des toten Christus vom Weltengebäude herab;
daß kein Gott sei"
Die "Rede des toten Christus vom Weltengebäude herab; daß kein Gott sei" ist als das "erste Blumenstück" in den, erstmals 1796 erschienenen , Roman "Siebenkäs" eingebettet. Die Endzeitvisionen Jean Pauls zählen für Becker zu den "eindrucksvollsten und bilderreichsten apokalyptischen Vorstellungen der Literatur der Moderne"[1] und seien "Dokumente des Krisenbewußtseins der Umbruchszeit um 1800."[2] Diesen gesellschaftlichen Umbruchprozess reflektiert die Literatur der Aufklärung, in deren letzter Phase, dem Kritizismus, sich vor allem Kant hervorhebt, und deren Ende etwa 1795 anzusetzen ist. Ab 1790 beginnt schon die Epoche der Romantik, in der Einheitsgedanken, Subjektivität, das Geheimnisvolle in allen Spielarten gemeinsam mit dem wachsenden Interesse an den Abgründen der menschlichen Seele in den Vordergrund traten. Jean Paul befindet sich mit seiner "Rede" an dieser Schwelle. Und hier ist die "Rede" auch zu verorten. Die "Rede" selbst bezeichnet Becker als "ein ambivalentes Denkstück über Leben und Tod, Wachen und Träumen, Vergänglichkeit und Ewigkeit, Skepsis und Glauben."[3] Diese zeitlosen Themen berühren die unbeantwortete Frage danach was der Mensch ist und bewahren die Aktualität von Jean Pauls Text, der zudem vorzüglich Zeugnis seiner Zeit gibt.
2.1. Entstehungsgeschichte
Jean Paul bezieht sich mit seiner "Rede" auf eine Lokalsage aus dem ihm bekannten Dorf Hof im Voigtland.[4] Mit der Hofer Lokalsage hat der Autor einen geeigneten Rahmen gefunden, innerhalb dessen er seine metaphysischen Fragestellungen behandeln konnte. Die Sage berichtet von einer Teufelsmesse, deren Inhalt im Dunkeln bleibt.[5] Ein fremder Priester habe diese vor Toten um Mitternacht gehalten, was eine Matrone erlebt habe. In Angst um ihr Leben sei sie aus der Kirche gelaufen, "die hinter ihr unter Geprassel einzustürzen scheint"[6]. Die Gespenster hätten sie verfolgt sie und gerade eben noch habe sie sich losreißen können. Bei ihrer Flucht habe sie glücklicher Weise lediglich ihren Pelzkragen eingebüßt, der sich nach zwei Tagen zerfetzt auf einem Grabstein wieder gefunden habe.[7]
Zunächst schuf Jean Paul aus dem Material der Sage 1789 den Text "Des todten Shakespeare`s Klage unter den todten Zuhörern in der Kirche, daß kein Gott sei."[8]
1795 lag dann die "Rede des toten Christus vom Weltengebäude herab; daß kein Gott sei" in ihrer endgültigen Form vor und gewann für Müller "an Schärfe"[9], dadurch, dass Jean Paul in einem von apokalyptische Bildern umrahmten Jenseits den Sohn Gottes persönlich auftreten lässt, der die Nicht-Existenz Gottes verkündet.
Bei dem Protagonisten der "Rede" könnte es sich durchaus um Jean Paul selber handeln könnte, worauf biographische Ähnlichkeiten verweisen.
Jean Paul habe eine "auf innere Wunder und das Grenzenlose angelegte Natur gehabt."[10] Für Meier entsprangen "die seine Werke durchziehenden Träume und Visionen, wie "Die Vernichtung" der "Die Rede des toten Christus" samt einer Reihe von dämonischen Gestalten"[11] seinem "seelischen Urgrund."[12]
Als Kind schon habe Jean Paul Geisterphantasien gehabt. Diese sei die Ursache für viele seiner Angsterlebnisse die er nicht zu verhindern versucht habe. "Sein Nicht-Widerstreben den dunklen inneren Mächten gegenüber verrät den verlockenden Zwang, sich den Schaudern der grenzenlosen Phantasie anheimzugeben."[13]
Während einer Depression, die ihn "bis an die Grenze des Wahnsinns führte"[14] und die durch die "Infragestellung des Lebens durch den Tod"[15] entstanden sei soll Jean Paul ein Todeserlebnis gehabt haben. In kurzer Folge hat er vier geliebte Menschen verloren, seinen Vater, seinen Bruder und zwei seiner besten Freunde, Adam Lorenz von Oerthel und Johann Bernhard Hermann, die er auf dem Gymnasium kennen lernte.[16] Diese Verluste sollen Veranlassung für das Erschaffen der Rede gewesen sein[17] Das aus der Krise resultierende Todeserlebnis habe Anlass für die Schaffung seines Aufsatzes "Über die Fortdauer der Seele und ihres Bewußtseins" gegeben, der 1791 erschien und in dem Jean Paul die Fortdauer des Menschen zu belegen versuchte.[18] Hier wird bereist das Jenseits thematisiert, was der "Rede" die Grundlage lieferte.
2.2. Aufbau
Das "Blumenstück" weist einen kunstvoll konstruierten Aufbau auf. Dem Hauptteil, indem Christus redet, ist ein Vorbericht vorangestellt, der auf die Intention des Autors verweist.
Diesem folgt der erste Teil einer, den Hauptteil ummantelnden, Rahmengeschichte. Der Erzähler berichtet, wohl Bezug nehmend auf eine in der Kindheit gehörte Geschichte, die deutliche Ähnlichkeit mit der Hofer Lokalsage aufweist, von Toten die "in den Kirchen den Gottesdienst der Lebendigen nachäffen"[19] und von Angst, die ihn deshalb vor den Toten und dem Tode ereilt habe.[20]
[...]
[1] Becker, Claudia. Der Traum der Apokalypse- die Apokalypse ein Traum? Eschatologie und/ oder Ästhetik im Ausgang von Jean Pauls "Rede des toten Christus". In: Poesie der Apokalypse, S. 129
[2] ebd.
[3] ebd., S. 130
[4] Vgl. Kurt Wölfel, Jean Paul Studien, S. 7, 8 Seine Mutter wurde in Hof als Tochter einer Tuchmacherfamilie geboren und in der Nähe, in Wurmsiegel im Fichtelgebirge, verbrachte Jean Paul seine Kindheit und Jugend.
[5] Götz Müller, Jean Pauls Rede des toten Christus vom Weltengebäude herab, daß kein Gott sei. In: Jean Paul im Kontext. S. 104
[6] ebd. Er bezieht sich auf die Hofer Lokalsage aus der "Höfer Chronik" von Enoch Widmann. In: Quellen zur Geschichte der Stadt Hof. Hrsg. von Christian Mayer. Bd. 1, Hof 1984 S. 113ff
[7] Vgl. ebd. S. 104
[8] ebd., S. 105.
[9] ebd.
[10] ebd., S. 19
[11] ebd., S. 15
[12] ebd.
[13] Walther Meier. Jean Paul. Die Anfänge seiner geistigen Bildung. S. 19
[14] Redmar Baierle, Transzendenz. Weltvertrauen und Weltverfehlung bei Jean Paul. S. 36
[15] ebd.
[16] Vgl. Kurt Wölfel, Jean Paul Studien, S. 7, 8
[17] vgl. ebd.
[18] ebd.
[19] Rede, S. 271
[20] ebd.
- Citar trabajo
- Kirsten Rackow (Autor), 2006, "Die Apokalypse" in Jean Pauls "Rede des toten Christus vom Weltengebäude herab, daß kein Gott sei", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65860
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