Der Autor Christian Kracht mußte sich oft dem Vorwurf gegenübersehen, sein Protagonist in “Faserland” zeichne sich häufig durch eine starke Parallelität zu seiner eigener Biographie aus. Leicht lassen sich solche biographischen Spuren in “Faserland" finden wie etwa die Zeit Krachts im Internat Salem.
Bei einer Analyse der Erzählsituation stellt sich jedoch die Frage wie wichtig dieser Umstand für das Buch an sich ist. Ist dieses zwanghafte Suchen nach den Autorpersonalien nicht eher Boulevardjournalismus denn ernsthafte Rezension? Die Erzählerfigur bleibt eine autonome literarische Figur, immer getrennt vom Autor, auch wenn die Bezüge zur Realität des Autors so ins Auge springen wie in diesem Fall.
Die namenlose Hauptfigur in “Faserland” ist ein konstruierter Handlungsträger, der uns Einblicke in ein fiktives Geschehen vermittelt, welches uns durch eine gewissenhafte Rezeption die Möglichkeit bietet bestimmte gesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen. Als solche will ich diese Erzählerfigur hier auch betrachten.
Diese Untersuchung soll zeigen, wie es sich mit der Identifikation des Hauptakteurs in Krachts Roman verhält und welche Schlüsse aus der Konstruktion der Figur gezogen werden können.
Dazu werde ich zunächst die Erzählsituation näher beleuchten und im weiteren Verlauf die Sprache des Romans dahingehend untersuchen, welche Aufschlüsse sie über die Erzählerfigur zuläßt. Nächster Prüfungspunkt soll die Plotstruktur sein, d.h. die verschiedenen Segmente, aus denen die Handlung zusammengesetzt ist. Eine Analyse der Konzeption des Ich-Erzählers und anderer Figuren soll schließlich die Erstellung der Identifikationsmechanismen der Erzählerfigur in „Faserland" vervollständigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Relevanz biographischer Bezüge
- Analyse der Erzählsituation nach Stanzel
- Modus
- Person
- Perspektve
- Erlebendes/Erzählendes Ich
- Sprache
- Plotstruktur
- Einschübe
- Kindheitserinnerungen
- Obskure Geschichten
- Intention der Einschübe
- Gemutmaßte Geschichten
- Bewegung von Nord nach Süd
- Figurenkonstellation
- Verteilung dramatischer Höhen und Tiefen
- Einschübe
- Figurenkonstellation
- Präliminarien
- Nebenfiguren
- (Stereo)Typen
- Politisches Verständnis
- Kategorisierung durch Ästhetik
- Schluß: Die Erzählerfigur als Spiegel der Jugendkultur?
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Untersuchung analysiert die Erzählsituation und Figurenkonzeption des Romans "Faserland" von Christian Kracht, um die Identifikationsmechanismen der Erzählerfigur zu beleuchten. Die Arbeit untersucht, wie die Figur durch ihre Sprache, Plotstruktur und Interaktion mit anderen Figuren dargestellt wird.
- Erzählsituation und Reflektorfigur
- Sprache und Stil des Ich-Erzählers
- Plotstruktur und assoziative Einbindung von Einschüben
- Figurenkonstellation und Kategorisierung durch Ästhetik
- Politisches Verständnis und Desinteresse der Figur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Romans "Faserland" stellt die Relevanz autobiographischer Bezüge in Frage und führt die Erzählerfigur als konstruierten Handlungsträger ein. Die Analyse der Erzählsituation nach Stanzel zeigt, dass die Figur in "Faserland" meist als Reflektorfigur fungiert, die zeitweise Züge einer Erzählerfigur annimmt. Die Sprache des Romans ist umgangssprachlich und spontan, geprägt von kurzen Sätzen und assoziativen Gedankensprüngen. Der Erzähler zeigt sich unsicher und unentschlossen, seine subjektive Sichtweise wird durch die Verwendung von finiten Artikeln und Nachschüben verstärkt. Die Plotstruktur ist chronologisch, mit Einschüben von Kindheitserinnerungen und gemutmaßten Geschichten. Diese dienen dazu, den Hintergrund der Figur zu beleuchten und ihre Standpunkte indirekt zu vermitteln. Die Bewegung des Protagonisten von Nord nach Süd ist mehr eine Flucht als eine Reise, die emotional mit einem NordSüd-Gefälle verbunden ist. Die Figurenkonstellation zeigt verschiedene Phasen, in denen sich der Erzähler befindet, und eine Kategorisierung durch Ästhetik, die für den Protagonisten wichtiger ist als politische oder soziale Werte. Die zahlreichen klischeehaften Typen im Text werden umso äußerlicher und flacher dargestellt, was die unreflektierte und stereotype Sichtweise des Protagonisten verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Erzählsituation, die Reflektorfigur, die Sprache des Ich-Erzählers, die Plotstruktur, die Figurenkonstellation, die Kategorisierung durch Ästhetik und das politische Desinteresse der Figur. Die Analyse beleuchtet die Identifikationsmechanismen der Erzählerfigur in Christian Krachts Roman "Faserland" und zeigt die Bedeutung von Sprache, Plotstruktur und Figurenkonzeption für die Darstellung der Figur.
- Quote paper
- Helmut Wagenpfeil (Author), 2001, Identifikationsmechanismen der Erzählerfigur in Christian Krachts "Faserland", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6584
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