In den letzten 350-360 Jahren wurde die Weltpolitik vom westfälischen Staatensystem bestimmt. Dieses markierte die sogenannte nationale Konstellation, die mit dem westfälischen Frieden 1648 ihren Ausgangspunkt hatte, und die Art und Weise klassischer Kriegsführung maßgeblich beeinflusste.
Nach Clausewitz ist Krieg ein „Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen“. Dabei wurden Staaten mit einem genau zu bestimmender politischer Wille als einzige legitime Akteure vorausgesetzt. Somit ist der klassische Krieg also, „ein Krieg zwischen Staaten um ein definierbares politisches Ziel, d. h. Staatsinteresse.“ Dennoch setzte sich die Vorstellung vom Krieg als einer staatlichen Unternehmung erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch. Zuvor wurden Kriege trotzdem zwischen einer Vielfalt unterschiedlicher Akteure geführt, von Kirchen über Feudalherren bis hin zu Stadtstaaten. Ziel der Theorien der Internationalen Beziehungen ist es zu erklären, wie sich die internationale Ordnung unter zeithistorischen und gesellschaftlichen Bedingungen entwickelt bzw. verändert hat. Die Internationale Beziehungen als wissenschaftliche Disziplin entwickelten sich nach dem ersten Weltkrieg, mit der Zeit entwickelten sich auch die 4 „großen Debatten“, die die Internationalen Beziehungen zu dem formten, was sie sind. Die erste Debatte begann zwischen Realisten und Idealisten in den 30er und 40er Jahren, darauf setzte die zweite Debatte in den 50er und 60er Jahren zwischen Traditionalisten und Szientiesten ein. Die dritte Debatte, zweigeteilt in die „inter-paradigm-debate“ zwischen Realisten, Pluralisten und Strukturalisten seit den 1970er Jahren und die wissenschaftstheoretische Debatte zwischen Positivisten und Postpositivisten wurde seit Ende der 1980er Jahre durch ein „sozialwissenschaftliches“ Denken in Frage gestellt, welches die vierte Debatte einleitete.
Die Anfänge der realistische Theorie begannen in den 30-er Jahren mit dem Scheiterns des Völkerbundes von Edward Hallett Carr entwickelt, das bekannteste und wegweisendeste Konzept stammt jedoch von Hans J. Morgenthau , der mit seinem Konstrukt des Realismus eine der wegweisenden Theorien der Internationalen Beziehungen schuf. Er gilt als der einflussreichste Theoretiker der realistischen Richtung.
Inhaltsverzeichnis
A) Einleitung
B) Hauptteil: Realismus und Englische Schule im Vergleich
1. Interessen und Ziele
1.1. Interessen und Ziele des Realismus
1.2. Interessen und Ziele der Englischen Schule
2.Menschenbild
2.1 Menschenbild aus realistischer Perspektive
2.2 Menschenbild aus der Perspektive der Englischen Schule
3. Akteure und Internationale Ordnung
4. Kriegsursache
5. Friedensstrategie
6.Gegenüberstellung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede
C) Fazit und Zusammenfassung
Literatur
A) Einleitung
In den letzten 350-360 Jahren wurde die Weltpolitik vom westfälischen Staatensystem bestimmt. Dieses markierte die sogenannte nationale Konstellation, die mit dem westfälischen Frieden 1648 ihren Ausgangspunkt hatte[1], und die Art und Weise klassischer Kriegsführung maßgeblich beeinflusste[2].
Nach Clausewitz ist Krieg ein „Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen“. Dabei wurden Staaten mit einem genau zu bestimmender politischer Wille als einzige legitime Akteure vorausgesetzt. Somit ist der klassische Krieg also, „ein Krieg zwischen Staaten um ein definierbares politisches Ziel, d. h. Staatsinteresse.“[3] Dennoch setzte sich die Vorstellung vom Krieg als einer staatlichen Unternehmung erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch. Zuvor wurden Kriege trotzdem zwischen einer Vielfalt unterschiedlicher Akteure geführt, von Kirchen über Feudalherren bis hin zu Stadtstaaten[4].
Ziel der Theorien der Internationalen Beziehungen ist es zu erklären, wie sich die internationale Ordnung unter zeithistorischen und gesellschaftlichen Bedingungen entwickelt bzw. verändert hat. Die Internationale Beziehungen als wissenschaftliche Disziplin entwickelten sich nach dem ersten Weltkrieg[5], mit der Zeit entwickelten sich auch die 4 „großen Debatten“, die die Internationalen Beziehungen zu dem formten, was sie sind.
Die erste Debatte begann zwischen Realisten und Idealisten in den 30er und 40er Jahren, darauf setzte die zweite Debatte in den 50er und 60er Jahren zwischen Traditionalisten und Szientiesten ein. Die dritte Debatte, zweigeteilt in die „inter-paradigm-debate“ zwischen Realisten, Pluralisten und Strukturalisten seit den 1970er Jahren und die wissenschaftstheoretische Debatte zwischen Positivisten und Postpositivisten[6] wurde seit Ende der 1980er Jahre durch ein „sozialwissenschaftliches“ Denken in Frage gestellt[7],welches die vierte Debatte einleitete.
Die Anfänge der realistische Theorie begannen in den 30-er Jahren mit dem Scheiterns des Völkerbundes von Edward Hallett Carr entwickelt[8], das bekannteste und wegweisendeste Konzept stammt jedoch von Hans J. Morgenthau , der mit seinem Konstrukt des Realismus eine der wegweisenden Theorien der Internationalen Beziehungen schuf[9]. Er gilt als der einflussreichste Theoretiker der realistischen Richtung[10].
Nach seinem Werk soll die Theorie des Realismus im Folgenden untersucht und näher betrachtet werden.
Im Vergleich hierzu wird die Englische Schule nach Hedley Bull’s „The anarchical society“ verwendet, um in einer Gegenüberstellung der wesentlichen Prämissen jeder der beiden Theorien die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser herauszuarbeiten um abschließend eine Schlussfolgerung für die Gegebenheiten in den internationalen Beziehungen herauszuarbeiten.
Dies soll Theorien miteinander vergleichen im Hinblick auf das Menschenbild, maßgebenden Akteure im Internationalen System, das Interesse und die jeweiligen Ziele, sowie dadurch, dass die Struktur und Kriegsursachen und Friedensstrategien verglichen werden sollen.
B) Hauptteil: Realismus und Englische Schule im Vergleich
1. Interessen und Ziele
1.1. Interessen und Ziele des Realismus
Im Zentrum von Morgenthaus Überlegungen und Theorien steht der Machtbegriff.
Macht wird als Interesse verstanden. In „Macht und Frieden“ schrieb er, dass jeder Staat nach einem "im Sinne von Macht verstandenen Begriff von Interesse handle“[11].
Hier wird deutlich, dass er keine klare Abgrenzung von „Macht“ und „Interesse“ zieht, er verknüpft vielmehr diese beiden Begriffe - Macht ist sowohl nationales Interesse und gleichzeitig Kernpunkt der Außenpolitik, somit eine abhängige Variable für die Erhaltung und Durchsetzung eines Staates. Wer Macht hat, besitzt die Fähigkeit seine Interessen in der internationalen Politik durchzusetzen.
Jedoch, stellt Morgenthau auch ethische Forderungen an den Handlungsträger, nämlich dass er seine Interessenssphäre basierend auf der Vernunft auslegt.
Morgenthau versucht diesen abstrakten Begriff als Handlungsmotiv anhand historischer Beispiele(z.b. die Appeasement-Politik von Churchill) zu veranschaulichen, denn „aus den guten Absichten eines Staatsmannes kann nicht gefolgert werden, dass seine Außenpolitik moralisches Lob verdient oder politisch erfolgreich sein wird“[12].
Er ist sogar der Ansicht, dass in der Politik zwangsläufig eine Ethik des Bösen mitwirkt “political ethics is indeed the ethics of doing evil“[13], denn besonders außenpolitische Entscheidungen werden oftmals in einer Zwangslage getroffen. Somit kann und darf der Staatsmann nicht nach normativen Gesichtspunkten handeln.
Macht kann daher nur dem Selbstzweck des Staates dienen, um seine Existenz zu gewährleisten sowie die eigene Sicherheit innerhalb des Staates wie auch zum Schutz vor potentiellen Gegnern. Sittengesetze stehen dem nationalen Selbsterhalt aussen vor, jedoch verneint der Realismus die universalistischen Möglichkeiten dazu, denn die Interessen der anderen Staaten werden berücksichtigt. Der Realist sollte dieses Interesse erkennen und immer in bezug auf die gegenwärtige historische Situation anpassen.
Bezüglich der Internationale Politik als Ganzes, behauptet er, dass sie nichts anderes sei, als „ein Kampf um Macht“[14], welche von objektiven Gesetzen beherrscht, deren Ursprung in der Natur liegt – somit würden alle Staaten automatisch nach Macht streben.
1.2. Interessen und Ziele der Englischen Schule
Während der Machtbegriff im Zentrum in Morgenthaus Werken steht, liegt der Fokus für die Vertreter der Englischen Schule auf der internationalen Gesellschaft. Diese soll eindeutig von der Definition des internationalen Systems unterschieden werden.
Wenn mehrere Staaten miteinander interagieren und ein gewisses Maß an gemeinsamen Interessen und Werten teilen, liegt eine internationale Gesellschaft vor „a society of states( or international society) exists when a group of states, conscious of certain common interests and common values, form a society in the sense that they conceive themselves to be bound by a common set of rules in their relations with one another, and share in the working of common institutions”[15].
Dadurch bilden sich bestimmte Prinzipien im Umgang miteinander ebenso wie ein gemeinsames Regelwerk, zu deren Befolgung die Mitglieder dieser internationalen Gesellschaft sich verpflichtet fühlen – auch sollen sie in gemeinsamen Institutionen wie z.b das Völkerrecht, Diplomatie zusammenarbeiten Den Staaten sind Normen vorgegeben, an denen sie sich orientieren sollen. Demzufolge sind diese Staaten auch beeinflussbar, da sie nicht eigenmächtig handeln und entscheiden können, sondern immer nur als Teil eines Ganzen.
Der Hintergrund dafür bilden die drei Denktraditionen: Realismus nach Hobbes, Universalismus nach Kant, Internationalismus nach Grotius[16]
Bull geht nicht wie Morgenthau von einem Naturzustand aus, sondern wie die vorgenannten Traditionen zeigen, hat es historisch immer ein Bewusstsein für gemeinsame Interessen, Regeln und Institutionen gegeben.
[...]
[1] vgl. hierzu: Zangl/ Zürn: Frieden und Krieg; 2003; S.149
[2] vgl. hierzu: Zangl/ Zürn: Frieden und Krieg; 2003; S.149
[3] vgl. hierzu: Kaldor: Neue und alte Kriege - Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung; 2000; S.28
[4] vgl. hierzu: Ebd. S.28
[5] vgl. hierzu Manuela Spindler und Siegfried Schieder: Theorie(n) in der Lehre von den internationalen Beziehungen in Schieder, Siegfried/Spindler, Manuela [Hrgs.]: Theorien der internationalen Beziehungen, Opladen 2003, S.7
[6] vgl. hierzu: Ebd. S.7
[7] Menzel, Ulrich: Zwischen Idealismus und Realismus. Die Lehre von den Internationalenn Beziehungen, Suhrkamp; 1.Auflage(September 2001)
[8] vgl. hierzu E.H. Carr: The Twenty Years’s Crisis, 1919-1939;1964
[9] vgl. hierzu Jacobs, Andreas: Realismus in: Schieder, Siegfried/Spindler, Manuela [Hrgs.]: Theorien der internationalen Beziehungen, Opladen 2003, S.41
[10] Kindermann: Grundelemente der Weltpolitik, Piper Verlag 1986 S.51
[11] Hans J. Morgenthau: Macht und Frieden. Grundlegung einer Theorie der internationalen Politik, Gütersloh 1963 S.50
[12] vgl. hierzu Ebd. S.51
[13] Hans J. Morgenthau, "The Evil of Politics and the Ethics of Evil," Ethics, Vol. LVI, No. 1, 1945, p. 17
[14] Hans J. Morgenthau: Macht und Frieden. Grundlegung einer Theorie der internationalen Politik, Gütersloh 1963 S.69
[15] Bull, Hedley (1977) The Anarchical Society. A Study of Order in World Politics. London, Macmillan. S.13
[16] Bull, Hedley (1977) The Anarchical Society. A Study of Order in World Politics. London, Macmillan chap. 2
- Quote paper
- Sarah Moßbrugger (Author), 2006, Realismus und Englische Schule im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65783
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