Die folgende Arbeit setzt sich mit dem gleichzeitigen Auftreten von Banken- und Zahlungsbilanzkrisen auseinander und bedient sich der empirischen Untersuchung von Kaminsky und Reinhart (1999). Die Autoren versuchen durch den Vergleich von Banken- und Zahlungsbilanzkrisen (twin crises) gemeinsame Verhaltensmuster herauszufinden, mögliche Verbindungen zu untersuchen, sowie Symmetrien und gegenseitige Abhängigkeiten zwischen den Krisen zu erkennen. Nach Kaminsky und Reinhart (1999) werden Zeiträume, in denen Zahlungsbilanzkrisen innerhalb von 48 Monaten einer Bankenkrise folgen als Zwillingskrisen (twin crises) bezeichnet.
Während in den letzten Jahren die Literatur sich entweder auf Zahlungsbilanz- oder Bankenkrisen konzentriert hat, wurde eine mögliche Verbindung weniger behandelt und trotz des Auftretens von Zwillingskrisen getrennt voneinander betrachtet. Nach ruhigeren 1980er-Jahren wurde mit zunehmenderen Krisen die Thematik neu geweckt. Die neuere Literatur nahm zunehmend auch psychologische Faktoren auf, wie beispielsweise selbsterfüllende Erwartungen (self-fulfilling expectations) und Herdenverhalten (herding behavior) , sowie den Faktor der politischen Wahlen. Während sich eher mit den theoretischen Aspekten beschäftigt wurde, blieb eine empirische Untersuchung aus. Ziel dieser Arbeit ist es die Charakteristika von Zwillingskrisen aufgrund makroökonomischer Indikatoren herauszufinden, und gewisse Interdependenzen zu erkennen. 76 Zahlungsbilanz- und 26 Bankenkrisen von 1970 bis 1995 aus Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer wurden untersucht.
Es lässt sich erkennen, dass eine Bankenkrise die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Zahlungsbilanzkrise erhöht. Auch haben Zwillingskrisen einen stärkeren negativen wirtschaftlichen Schaden zur Folge. Anhand der makroökonomischen Indikatoren und deren Verhalten im Verlauf einer Krise lässt sich erkennen, dass Banken- und Zahlungsbilanzkrisen einem gewissen Muster folgen, prinzipiell eine Verschlechterung der Indikatoren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zahlungsbilanzkrise
- 2.1. Definition Zahlungsbilanzkrise
- 2.2. Die Ursachen von Zahlungsbilanzkrisen
- 3. Bankenkrise
- 3.1. Definition Bankenkrise
- 3.2. Die Ursachen von Bankenkrisen
- 4. Banken- und Zahlungsbilanzkrisen
- 4.1. Der theoretische Hintergrund:
- 4.2. Häufigkeiten der Krisen
- 4.3. Bedingende Wahrscheinlichkeiten
- 4.4. Zeitlicher Verlauf von Banken- und Zahlungsbilanzkrisen
- 4.5. Volkswirtschaftliche Kosten von Zwillingskrisen
- 5. Makroökonomische Indikatoren
- 5.1. Die Indikatoren
- 5.2. Methodik
- 5.3.1. Aussagekraft der einzelnen Indikatoren
- 5.3.2. „Noise-to-signal“-Quotient
- 5.3.3. Prozentuale Aussagekraft und N/S-Quotient
- 5.3.4. Schwellenwert and kritischer Wert
- 5.3.5. Bedeutsame Indikatoren
- 5.4. Auftreten als Frühwarnindikator
- 5.5. Verhalten der Indikatoren und Erklärungsansätze
- 6. Ergebnisse
- 7. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem gleichzeitigen Auftreten von Banken- und Zahlungsbilanzkrisen, auch bekannt als „twin crises“, und basiert auf der empirischen Untersuchung von Kaminsky und Reinhart (1999). Die Arbeit untersucht die Gemeinsamkeiten von Banken- und Zahlungsbilanzkrisen, mögliche Verbindungen und gegenseitige Abhängigkeiten zwischen diesen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Analyse von makroökonomischen Indikatoren und deren Verhalten im Verlauf von „twin crises“.
- Definition und Ursachen von Banken- und Zahlungsbilanzkrisen
- Theoretischer Zusammenhang zwischen Banken- und Zahlungsbilanzkrisen
- Empirische Untersuchung von „twin crises“ anhand makroökonomischer Indikatoren
- Analyse des Verhaltens der Indikatoren im Zeitverlauf
- Bewertung der Aussagekraft der Indikatoren als Frühwarnsignale
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema „twin crises“ ein und erläutert den Forschungsgegenstand. Kapitel 2 und 3 definieren die Zahlungsbilanzkrise und die Bankenkrise und beschreiben die Ursachen, die zu ihrem Auftreten führen. Kapitel 4 beschäftigt sich mit dem theoretischen Zusammenhang zwischen den beiden Krisentypen und präsentiert erste empirische Erkenntnisse. Kapitel 5 stellt die wichtigsten makroökonomischen Indikatoren vor, analysiert deren Verhalten im Zeitverlauf und bewertet ihre Aussagekraft als Frühwarnsignale. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in Kapitel 6 zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit behandelt die Themen Banken- und Zahlungsbilanzkrisen, „twin crises“, makroökonomische Indikatoren, Frühwarnsignale, empirische Analyse, Kaminsky und Reinhart (1999), selbsterfüllende Erwartungen, Herdenverhalten, Wechselkursstabilität, Leistungsbilanzdefizit.
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- Andreas Westermeier (Autor), 2005, Ursachen von Banken- und Zahlungsbilanzkrisen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65621