Die Arbeit gibt einen informativen Überblick über die These vom deutschen Sonderweg mit besonderem Blick auf Eckart Kehrs "Primat der Innenpolitik".
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Eckart Kehr und sein Werk
3. Der deutsche Sonderweg
4. Fazit
Literatur
1. Einleitung
Der sogenannte „deutsche Sonderweg“ existiert als Mythos und als historische Theorie gleichermaßen nun schon seit knapp 150 Jahren, ausgehend von der bismarckschen Reichsgründung im Jahre 1871.
Im Folgenden soll nun unter besonderer Berücksichtung des Werkes von Eckart Kehr, eines der ersten Kritiker der anfänglich positiven „Sonderwegs“ – Mentalität, unter der Frage der verschiedenen Erklärungssätze und ihrer Entwicklungen anhand der umfangreichen Abhandlung der Autorin Helga Grebing ein Überblick über die „Sonderwegs“ – Forschung gegeben werden.
2. Eckart Kehr und sein Werk
Der 1902 geborene und bereits im Alter von dreißig Jahren 1933 verstorbene Historiker Eckart Kehr zeigte bereits in frühen Jahren eine Abneigung gegen die preußische „Herrenschicht“. Neben dem Hauptfach Geschichte studierte er in Berlin Fächer wie Soziologie, Philosophie und Nationalökonomie. Er rückte politisch in die Nähe des linken Spektrums, ohne jemals aktive Parteipolitik zu betreiben. Im Zuge seiner Abneigung gegen die Dolchstoßlegende und die Feinde der neuen Republik arbeitete er interessiert an der Vorgeschichte des I. Weltkriegs und legte 1927 eine Dissertation vor, die eigentlich nicht zu einem Mann aus einer Familie mit langer Tradition im preußischen Staatsdienst passte: In seiner Abhandlung über “Schlachtflottenbau und Parteipolitik“ interpretierte er im Kontrast zur gängigen, konventionellen Ansicht die deutsche Marinerüstung als Folge des „Primats der deutschen Innenpolitik“ ( Primat im Sinne von ’Vorherrschaft’ ) statt als Produkt der aktuellen, in der akuten zwischenstaatlichen Machtpolitik begründeten Außenpolitik. Kehr zog zur Deutung der Außenpolitik praktisch als erster die internen und innenpolitischen Strukturen des Reichs heran; zwar verneint er die deutsche Alleinkriegsschuld, erkennt aber den durch deutsche Vorkriegspolitik maßgeblich eingeleiteten Weg weg von einer Partnerschaft mit England und hin zum Weltkrieg; er betont ferner die SPD – feindliche Haltung des aristokratischen Preußens und weist auf die Ablenkung von internen Konflikten durch Konzentration auf die Außenpolitik und die „Feinde“ England und Russland hin. Seine Ansätze und Thematiken beleuchtet Kehr in anderen Arbeiten weiter, so z.B. in seinen Abhandlungen „Zur Genesis des Königlich Preußischen Reserveoffiziers“[1] und „Zur Soziologie der Reichswehr“, von denen einige beinahe vom Reichswehrministerium verboten wurden. Kehr lehnte die angebotene Arbeit über die Entstehungsgeschichte der Weimarer Reichsverfassung sowie eine Redakteursstelle bei der „Frankfurter Zeitung“ aufgrund der zeitgeschichtlichen Nähe ab und hatte stattdessen die Vision einer Arbeit über die „Gesamtdarstellung des Problems: Krieg und Geld im Zeitalter der Maschinenrevolution“. Allerdings wurde Kehrs Arbeit in seiner Zeit nicht gewürdigt, er stand ganz klar nicht in der Gunst der deutschen Historiker dieser Zeit; zwar forschte und arbeitete er unter dem Schutz seines einflussreichen Lehrers Meinecke weiter, konnte aber aufgrund des Widerstandes der restlichen „postkaiserlichen“ Historikerzunft nicht auf eine weitere akademische Karriere hoffen. Nach seinem frühen Tod ( er litt unter einem angeborenen Herzklappenfehler ) wurde seine Arbeit in Deutschland zwölf Jahre lang totgeschwiegen und nur in den USA, v.a. aufgrund der sozialgeschichtlichen Aspekte, ausreichend gewürdigt.
Mit seiner Vorarbeit inspirierte Kehr u.a. die historische Forschung in Deutschland nach 1945, nicht zuletzt auch namhafte Historiker wie H.-U Wehler.[2]
[...]
[1] Vgl. hierzu: KEHR, Eckart, Der Primat der Innenpolitik. Gesammelte Aufsätze zur preußisch-deutschen Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hg. und eingeleitet von Hans-Ulrich Wehler, 2. durchgesehene Auflage, Berlin 1965
[2] WEHLER, Hans-Ulrich, Einleitung, in: KEHR, Eckart, Der Primat der Innenpolitik..., S. 1-29
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- Roman Möhlmann (Author), 2003, Der "Deutsche Sonderweg", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65403
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