Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema „Medienjournalismus“. Im ersten Teil will ich mich diesem Gebiet theoretisch nähern, indem ich mich zunächst mit dem Begriff und möglichen Themen auseinandersetze und dann auf die Entwicklung des Medienjournalismus in den vergangenen Jahren eingehe. Darauf folgen Überlegungen zu Funktion und Problemen dieses Berichterstattungstyps. Der zweite Teil der Arbeit ist eine Inhaltsanalyse, in der die Themen der Medienseiten zweier überregionaler Tageszeitungen, der Frankfurter Allgemeinen und der Süddeutschen Zeitung, untersucht werden. Im dritten Teil versuche ich, die Ergebnisse der Inhaltsanalyse mit den Überlegungen des ersten Teils in Beziehung zu setzen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Theoretische Überlegungen
1.1 Medienjournalismus – das junge Ressort
1.1.1 Begriffsbestimmung
1.1.2 Mögliche Inhalte und Themen
1.1.3 Entwicklung
1.1.4 Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Medienjournalismus
1.2 Medienjournalismus zwischen theoretischen Ansprüchen und praktischen Problemen
1.2.1 Funktionen
1.2.2 Probleme
2 Inhaltsanalyse
2.1 Fragestellung und Methode
2.1.1 Forschungsgegenstand, Medienauswahl, Stichprobe
2.1.2 Forschungsfragen
2.2 Inhaltsanalytisches Instrument
2.3 Ergebnisse
2.3.1 Ebene „Thema“
2.3.2 Ebene „Medienbezug“
2.3.3 Ebene „Formalia“
3 Resumé
Literaturverzeichnis
Einleitung
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema „Medienjournalismus“. Im ersten Teil will ich mich diesem Gebiet theoretisch nähern, indem ich mich zunächst mit dem Begriff und möglichen Themen auseinandersetze und dann auf die Entwicklung des Medienjournalismus in den vergangenen Jahren eingehe. Darauf folgen Überlegungen zu Funktion und Problemen dieses Berichterstattungstyps. Der zweite Teil der Arbeit ist eine Inhaltsanalyse, in der die Themen der Medienseiten zweier überregionaler Tageszeitungen, der Frankfurter Allgemeinen und der Süddeutschen Zeitung, untersucht werden. Im dritten Teil versuche ich, die Ergebnisse der Inhaltsanalyse mit den Überlegungen des ersten Teils in Beziehung zu setzen.
1 Theoretische Überlegungen
1.1 Medienjournalismus – das junge Ressort
1.1.1 Begriffsbestimmung
Für den Tatbestand ‚ein Medium befasst sich mit einem anderen’ werde ich im Folgenden den Begriff Medienjournalismus verwenden. Damit ist also nicht nur Medienfachjournalismus, wie er in Fachzeitschriften und Branchenblättern betrieben wird, gemeint, sondern allgemeiner „jedes journalistische Produkt, das Medien oder die Medien betreffende Sachverhalte, Ereignisse etc. thematisiert (Krüger & Müller-Sachse, 1999, S.16)“. Dieser Begriff scheint sich sowohl in der Fach- wie auch in der Alltagssprache durchgesetzt zu haben (vgl. Choi, 1999, S. 40) – in der einschlägigen Literatur findet man aber auch andere Bezeichnungen, wie „Medien-Selbstberichterstattung“ (ebd.) oder missverständlich „Medienberichterstattung“ (Kreitling, 1997, S. 123). Auch der Begriff ‚Medienkritik’ wird oft verwendet, bezeichnet aber nur einen Aspekt dessen, was hier unter Medienjournalismus verstanden wird.
Nach Krüger und Müller-Sachse (1999, S. 16ff) hat Medienjournalismus grundsätzlich drei verschiedene Funktionsbereiche:
Zum Einen gibt es den spezialisierten Medienjournalismus, der sich an eine Fachöffentlichkeit wendet, also an Personen, die sich selbst professionell mit Medien beschäftigen. Dieser Fachjournalismus findet in „Pressediensten, Fachzeitschriften, wissenschaftlichen Periodika, Branchenblättern der Medienwirtschaft, Verbandspublikationen und manchen PR-Publikationen von Fernsehsendern selbst (ebd.)“ statt.
Der zweite Funktionsbereich ist die Berichterstattung über Medien für eine allgemeine Öffentlichkeit, wie sie vor allem in Tages- und Wochenzeitungen stattfindet – sei es als Querschnittsaufgabe im ganzen Blatt verteilt oder mit fester Ressortzuständigkeit auf einer extra Medienseite.
Drittens wird auch die Programmpresse, die sich an das Fernseh- bzw. Hörfunkpublikum wendet, zum Medienjournalismus gerechnet. Die Programmzeitschriften, die zu den auflagenstärksten Printmedien überhaupt gehören, erfüllen in erster Linie eine Service- oder Dienstleistungs-funktion.
Im Folgenden sollen der erste und der dritte Funktionsbereich ausgeklammert und ausschließlich der Medienjournalismus in Zeitungen betrachtet werden. Auch die täglichen Fernsehprogramme in Tageszeitungen werden außer Acht gelassen – ohne zu vergessen, dass dieser ‚Service’ (zumindest flächenmäßig) einen wesentlichen Teil der medienbezogenen Berichterstattung ausmacht. Laut den Ergebnisse einer Inhaltsanalyse aus dem Jahre 1997 sind es 43 Prozent (vgl. Krüger & Müller-Sachse, 1999, S.73).
1.1.2 Mögliche Inhalte und Themen
Sieht man also vom Programmservice ab, bleiben als denkbare Themen für den Medienjournalismus die Beschäftigung mit den Inhalten der Medien und mit ihren Rahmenbedingungen.
Zu ersterem gehören neben Programmangeboten auch deren Produktion sowie Berichte über Medienprominenz. In diese Kategorie fällt also auch die Medienkritik, die hauptsächlich als Fernsehkritik präsent ist. Zu den Rahmenbedingungen gehören unter anderem politische, rechtliche, wirtschaftliche, technische oder ethische Aspekte der Medien sowie Fragen der Journalistenausbildung und Ergebnisse der Medien- bzw. Kommunikationsforschung. (vgl. Krüger & Müller-Sachse, 1999, S.73) Medienjournalismus ist also durchaus ein ‚weites Feld’, und keineswegs mit der Kritik des aktuellen Fernsehprogramms erschöpft: „Zu den wesentlichen Funktionen des Medienjournalismus gehört die Thematisierung aller relevanten Handlungsbereiche im Mediensektor von der Medienpolitik bis zur Medienforschung. Dies schließt die Vermittlung von Verständnis technologischer Innovationen und ihrer Folgen ebenso ein wie Anleitung zur Nutzung der Medienangebote durch Medienkritik sowie die Reflexion von Normen im Sinne journalistischer Selbstkontrolle (ebd., S. 13).“
1.1.3 Entwicklung
Medienjournalismus ist ein junges Ressort. Bis vor circa zehn Jahren beschäftigten sich die Zeitungen kaum mit den Medien, schon gar nicht mit ihrem eigenen. Dovifat sprach in diesem Zusammenhang von der „Scheu der Publizistik vor der Publizität in eigener Sache“. Medienjournalismus trat - wenn überhaupt – als Fernsehkritik auf (vgl. Jarren, 1988, S. 90-112). Fernsehen war das neue Medium, über das sehr viel diskutiert wurde.
Doch seit 1993 hat sich die Situation verändert. Damals kamen die Wochenzeitung ‚Die Woche’ und das Nachrichtenmagazin ‚Focus’ auf den Markt, beide mit ausführlichen Medienteilen. Seitdem haben auch alle großen überregionalen Tageszeitungen ein eigenes Medienressort eingeführt bzw. ihre Fernsehseiten umbenannt. Nicht nur die Fernsehberichterstattung wurde ausgeweitet – auch über das eigene Medium berichten Zeitungen jetzt verstärkt.
„[ Im Medienjournalismus, Anm. d. Verf.] wird nicht mehr nur das Fernsehprogramm angekündigt und kritisiert, sondern mit Hintergründen und Berichten versucht, die gesamte Medienlandschaft zu beschreiben. Eine quantitative und qualitative Ausweitung der Medienberichterstattung ist festzustellen (Kreitling, 1997, S. 123)“.
Neben die „ intermediale Produktkritik “ (Bleicher, 1997, S. 79) der Printmedien am Fernsehen tritt in verstärktem Maße die medieninterne Berichterstattung über die direkten Konkurrenten auf dem Pressemarkt.
Holger Kreitling hat sich in seiner Magisterarbeit mit dem Thema Medienjournalismus auseinandergesetzt und Leitfadeninterviews mit Redakteuren geführt. Nach Meinung der Befragten liegt die Ausweitung der Medienberichterstattung an der gestiegenen Bedeutung der Medien im öffentlichen Diskurs. In dem Maße, wie als Folge der Einführung des privaten Rundfunks zahlreiche neue Fernseh- und Radiosender gegründet wurden, wuchs auch das Volumen der Berichterstattung über die neuen Medienangebote. Die im Zuge dieser Entwicklung geführten Diskussionen zuerst über den dualen Rundfunk und dann über Form und Existenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks machten Medienpolitik erstmals zu einem bedeutenden Thema. Auch als Wirtschaftsfaktor wurden einzelne Medienunternehmen und die Medienbranche insgesamt zunehmend potenter und damit auch für die Berichterstattung interessanter – allerdings schwerpunktmäßig im Wirtschaftsteil, weniger auf den Medienseiten. Auch die Tatsache, dass die medieninterne Berichterstattung einen Platz im neuen Ressort gefunden hat, lässt sich mit Bewegungen auf dem Markt erklären. So hat sich in Ostdeutschland nach 1990 auf dem Gebiet der Presse viel getan, und auch auf dem westdeutschen Markt gab es ausführlich kommentierte Neugründungen (wie die oben genannten ‚Focus’ und ‚Woche’). „Ein Mehr an bedrucktem Papier, an Verlagsoutput, führt zu einer vermehrten Berichterstattung über dieses Feld (Kreitling, 1997, S.127)“. Aber auch einen taktischen Grund hat die neu entdeckte Auseinandersetzung mit dem eigenen Medium. Der Angst vor einem zunehmenden Bedeutungs-verlust der Zeitung setzt man ‚Werbung’ in eigener Sache entgegen, macht in Printmedien auf Printmedien aufmerksam, um dem übermächtigen Fernsehen die Stirn bieten zu können (vgl. Kreitling, 1997, S. 123-133 und 2000, S. 66 f) . Darüber hinaus ist eine gewisse Normalisierung im Umgang mit dem Fernsehen zu verzeichnen, da die neue Generation von Medienjournalisten mit dem Fernsehen aufgewachsen ist und es nicht mehr als volksverdummend oder zeitungentötend ablehnt. Dies hat zum einen die Folge, dass über das Fernsehen unverkrampfter berichtet wird; denkbar ist aber auch, dass das Verebben der Anti-Fernseh-Hysterie den Blick auf das Medium Zeitung wieder verstärkt frei gibt.
Zwei Tatsachen dürfen allerdings nicht übersehen werden: Eine feste Institutionalisierung von Medienjournalismus als eigenständiges Ressort mit einer eigenen Seite und eindeutig definierten Zuständigkeiten der Redakteure gibt es nur in den allerwenigsten deutschen Zeitungen. In den meisten Fällen sind Medienthemen entweder nicht fest verankert, die Zuständigkeit liegt in einem anderen Ressort oder es gibt lediglich eine ‚Fernsehredaktion’. Als Konsequenz ist das Professionalisierungsniveau relativ niedrig, wie z.B. Krüger und Müller-Sachse (1999) bemängeln: „Die Medienberichterstattung wird in der Zeitungspraxis nicht selten an Volontäre delegiert bzw. günstigstenfalls betreut von Politikredakteuren, Wirtschaftsredakteuren, von Kulturjournalisten etc., aber eben nicht von Medienfachjournalisten, die sich ausschließlich mit Medienthemen beschäftigen“ (S. 18).
Die Tendenz zu einer verstärkten Berichterstattung über Printmedien ist zwar gegeben – trotzdem macht das Fernsehen noch immer den Löwenanteil des Medienjournalismus aus. Krüger und Müller-Sachse (1999) kommen zu dem Ergebnis, dass sich auf das Fernsehen, Programmfahnen eingerechnet, mehr als vier fünftel der medienbezogenen Berichterstattung beziehen (S. 65). Der Frage, wie dieses Verhältnis aktuell aussieht, will ich in der Inhaltsanalyse im letzten Teil dieser Arbeit nachgehen.
1.1.4 Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Medienjournalismus
Auch in der Kommunikationswissenschaftlichen Forschung hat sich der Medienjournalismus in den 90er Jahren zu einem ‚Modethema’ entwickelt. Bisher wurde das Ressort von der Wissenschaft – wie von den Medien selbst – eher stiefkindlich behandelt. Es gab kaum Studien oder Literatur zu diesem Thema - und wenn, dann meist mit dem Gegenstand ‚Fernsehkritik’. Doch seit der Ausweitung der Medienseiten in den überregionalen Tageszeitungen ist auch das Forschungsinteresse gewachsen; so sind in den letzten Jahren mehrere empirische Studien und auch theoretische Betrachtungen zum Medienjournalismus erschienen. Auch in einigen Magisterarbeiten, zum Beispiel an der FU Berlin und der LMU München, wurde das Thema bearbeitet. An der FU Berlin fand im Wintersemester 1998/99 erstmals ein Vorlesungszyklus zu Medienjournalismus und Medien–PR statt. Trotz dieser Entwicklung besteht durchaus noch Forschungsbedarf auf diesem Gebiet – gerade in Bezug auf intramediale Berichterstattung von Printmedien ist die Literaturlage noch recht dünn. (vgl. Choi, 1999, S. 31-35)
1.2 Medienjournalismus zwischen theoretischen Ansprüchen und praktischen Problemen
Medienjournalismus unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von ‚gewöhnlichem’ Fachjournalismus. Denn: Er hat sein eigenes Metier, das Umfeld, in dem er operiert, auch zum Objekt. Systemtheoretisch betrachtet handelt es sich bei der Selbstbeobachtung der Medien durch die Medien um eine Beobachtung zweiter Ordnung, da Beobachtetes und Beobachter identisch sind. (vgl. Beck, 2001, S. 404) Aus dieser Besonderheit erwachsen dem Medienjournalismus spezifische Probleme – gleichzeitig werden ihm von wissenschaftlicher Seite bestimmte Funktionen zugeschrieben.
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- Nina Anna Ruppert (Author), 2002, Medienjournalismus in deutschen Tageszeitungen , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65330
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