Die Bearbeitung des Beckens von St. Ulrich beginnt 1873 mit dem ersten Jahrgang der heimatgeschichtlichen ReiheSchau-ins-Land.Darin veröffentlicht ein nicht näher genannter Autor („H. H.“) einen dreiseitigen Text über den „Springbrunnen zu St. Ulrich“. Obwohl sich der Text an ein interessiertes Laienpublikum wendet, beschäftigen den Autoren bereits spannende Fragen hinsichtlich Funktion, Herkunft und Aufstellungsort des Beckens. Die Antworten auf diese Fragen lässt der Autor offen.
Fast ein Vierteljahrhundert später führt Franz Xaver Kraus das Becken von St. Ulrich im zweiten Band seiner Geschichte der christlichen Kunst an. Das Werk erscheint 1897 und enthält einen Abschnitt über Taufsteine. Kraus versucht dort, eine Entwicklungslinie dieser sakralen Ausstattungsstücke zu entwickeln. Dabei unterstellt er (ohne seine Behauptung näher zu begründen), dass es sich bei dem Becken um einen Taufstein handele und das es eine „grosse Verwandtschaft mit demjenigen von Chiavenna“ habe.
Wenige Jahre später (1904) erscheint von Franz Xaver Kraus eine ausführliche Bearbeitung des Beckens in Die Kunstdenkmäler des Grossherzugtums Baden.Nach einer eingehenden Beschreibung deutet der Autor die Komposition der Figuren- und Tierfriese als Darstellung des Weltgerichts. Er hält das Becken anscheinend für kein sonderlich ungewöhnliches Kunstwerk, denn er verweist auf zahlreiche ähnliche Objekte in Italien, Frankreich und England. Zeitlich ordnet er das Becken dem 11. Jahrhundert zu. Kraus nimmt weiter an, dass das Becken nicht aus der Region stammt, sondern von anderswo in den Breisgau transportiert wurde.
Inhaltsverzeichnis
A. Dokumentation
I. Literaturbericht
II. Text- und Bildquellen
III. Beschreibung
IV. Aufstellungsort
V. Datierung
VI. Funktion
B. Typen-, Motiv-, Funktions- und Stilgeschichte sowie ikonographische Fragen
I. Typen- und Motivgeschichte
II. Funktionsgeschichte
III. Stilgeschichte
IV. Ikonographie
C. Ideengeschichte
I. Auftraggeber
II. Landschaft
Literaturverzeichnis
A. Dokumentation
I. Literaturbericht
Die Bearbeitung des Beckens von St. Ulrich beginnt 1873 mit dem ersten Jahrgang der heimatgeschichtlichen Reihe Schau-ins-Land. Darin veröffentlicht ein nicht näher genannter Autor („H. H.“) einen dreiseitigen Text über den „Springbrunnen zu St. Ulrich“. Obwohl sich der Text an ein interessiertes Laienpublikum wendet, beschäftigen den Autoren bereits spannende Fragen hinsichtlich Funktion, Herkunft und Aufstellungsort des Beckens. Die Antworten auf diese Fragen lässt der Autor offen.[1]
Fast ein Vierteljahrhundert später führt Franz Xaver Kraus das Becken von St. Ulrich im zweiten Band seiner Geschichte der christlichen Kunst an. Das Werk erscheint 1897 und enthält einen Abschnitt über Taufsteine. Kraus versucht dort, eine Entwicklungslinie dieser sakralen Ausstattungsstücke zu entwickeln. Dabei unterstellt er (ohne seine Behauptung näher zu begründen), dass es sich bei dem Becken um einen Taufstein handele und das es eine „grosse Verwandtschaft mit demjenigen von Chiavenna“ habe.[2]
Wenige Jahre später (1904) erscheint von Franz Xaver Kraus eine ausführliche Bearbeitung des Beckens in Die Kunstdenkmäler des Grossherzugtums Baden. Nach einer eingehenden Beschreibung deutet der Autor die Komposition der Figuren- und Tierfriese als Darstellung des Weltgerichts. Er hält das Becken anscheinend für kein sonderlich ungewöhnliches Kunstwerk, denn er verweist auf zahlreiche ähnliche Objekte in Italien, Frankreich und England. Zeitlich ordnet er das Becken dem 11. Jahrhundert zu. Kraus nimmt weiter an, dass das Becken nicht aus der Region stammt, sondern von anderswo in den Breisgau transportiert wurde.[3]
Nach dem Ersten Weltkrieg erscheint eine Dissertation von Ludwig Schneyer, die sich mit der Baugeschichte des Klosters St. Peter befasst. In seiner Arbeit erwähnt der Autor auch das Becken von St. Ulrich, allerdings kümmert es ihn nur am Rande. Schneyers Grundlage scheint der Text von Franz Xaver Kraus zu sein, denn er erwähnt Die Kunstdenkmäler des Grossherzugtums Baden und schließt sich kommentarlos der Idee an, dass es sich bei dem Becken um einen Taufstein handele. Allerdings datiert er das Becken später als Kraus, nämlich um 1200. Auf eine Begründung seiner Aussage verzichtet er.[4]
Knapp zwei Jahrzehnte später greift Rita Moller-Racke in ihrem Aufsatz Studien zur Bauskulptur um 1100 am Ober- und Mittelrhein das Becken von St. Ulrich auf. Nach einer kurzen Beschreibung behandelt sie das Zusammenspiel zwischen den Figuren und dem Grund. Sie zieht Vergleiche zu anderen Objekten, bei denen es sich nicht nur um Taufbecken handelt. Sie erwähnt zum Beispiel das Taufbecken von Freckenhorst, den Rogerusschrein von Helmarshausen oder die Porte Miègeville in Toulouse. Moller-Racke interessieren stilistische Fragen. Anhand der erwähnten Vergleichsobjekte datiert sie das Becken auf Ende des 11. Jahrhunderts.[5]
Viele Jahre später, nach dem Zweiten Weltkrieg, erscheint in Freiburg die Dissertation Mittelalterliche Brunnen in Deutschland von Anneliese Rautenberg. In einem Kapitel über Brunnen im 12. Jahrhundert widmet sie dem Becken von St. Ulrich vier Seiten. Sie kennt die bis dato veröffentlichte Literatur, wie ihren einleitend aufgeführten Quellenangaben zu entnehmen ist. In ihrem Text nimmt sie Bezug auf frühere Untersuchungen, z. B. auf Kraus, Moller-Racke und den nicht genannten Schau-ins-Land -Autoren von 1873 (den sie als Bernhard Baader identifiziert). Zum ersten Mal stellt sie die Funktion des Beckens als Taufstein in Frage und erörtert stattdessen die Verwendung als Brunnen. Außerdem widerspricht sie der Aussage von Kraus, dass das Becken nicht aus der Region von St. Ulrich stammen kann, weil der entsprechende Sandstein hier nicht vorkomme.
Nach Auskunft der Freiburger Münsterbauhütte komme dieser Sandstein nämlich sehr wohl im Breisgau vor. Rautenberg verweist auf einen Steinbruch bei Emmendingen.[6]
Wenige Jahre nach Rautenbergs Dissertation erscheint der Aufsatz Zur Baugeschichte der barocken Klosterkirche in St. Ulrich in einer Ausgabe von Schau-ins-Land (1966/67). Der Autor Klaus-Peter Schwarz interessiert sich vornehmlich für die barocke Bauphase ab 1739, erwähnt jedoch auch kurz das hier betrachtete Becken. Er bezweifelt, dass das Becken jemals als Taufstein verwendet wurde und vermutet, dass der ausführende Steinmetz im elsässischen Raum zu suchen ist. Als Quelle für diese Vermutungen nennt er Professor Dr. Nowak (Freiburg) und Raymond Oursel (Directeur des services d’Archives de Saône-et-Loire à Mâcon). Unabhängig der Ausführungen von Schwarz besitzen die im Anhang abgedruckten Quellen aus der Barockzeit einen gewissen Erkenntniswert. In einem Vertrag von 1742 findet sich hier der Hinweis, dass „die große steinerne kostbahre brunnenschallen“ versetzt wurde.[7]
Die bisher wohl engagierteste Arbeit über das Becken von St. Ulrich stammt von Marie-Therese Hurni. Sie verfasste 1981 eine Lizentiatsarbeit mit dem Titel Das Becken von St. Ulrich im Schwarzwald. Der Text ist bisher unveröffentlicht, ein kurzer Bericht findet sich jedoch in Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte: Unsere Kunstdenkmäler XXXIII. Hurni distanziert sich endgültig von den Kategorisierungs- und Einordnungsansprüchen eines Franz Xaver Kraus und problematisiert Funktion, Herkunft und Herstellungsort des Beckens ausführlich. Sie verweist deutlich auf den schlechten Zustand der Reliefbänder und den damit verbundenen Problemen in Bezug auf Stilfragen (wie sie z. B. Moller-Racke diskutiert). Außerdem spricht Hurni große Lücken an im Bereich der Forschung über die romanische Skulptur und Kirchenausstattung des Oberrheins, was eine Einordnung des Beckens sehr erschwere.[8]
1989 erscheint in München das Buch Brunnen – Quellen des Lebens und der Freude. Der Verfasser Albert Baur gibt einen groben, allgemeinen Überblick über die deutsche Brunnenarchitektur und erwähnt dabei auch die Schale von St. Ulrich. Er entscheidet sich hinsichtlich der Funktion für einen Brunnen und vermutet, dass das Material aus der Gegend stammt, der Steinmetz jedoch vom Mutterkloster Cluny kam.[9]
Offensichtlich hat Baur keine eigenständige Untersuchung durchgeführt. Wer in der 1983 erschienenen 4. Auflage des Kunstführers von Schnell & Steiner nachliest, findet ganz ähnliche Aussagen, die zwar Funktion und Herkunft des Beckens diskutieren, sich aber bei ihrer letztendlichen Einordnung kaum Mühe geben, diese zu begründen. So muss beispielsweise die Aussage verwundern, dass der Transport des acht Tonnen schweren Steins für das Mittelalter nicht ungewöhnlich gewesen sei. („Derartige Lasten transportierte man im Altertum und Mittelalter häufig.“)[10]
Anfang der Neunziger Jahre (1991) erscheint eine Chronik des Ortes Bollschweil, in der abermals Klaus-Peter Schwarz zu Wort kommt. Ihn beschäftigt weiterhin die Baugeschichte der barocken Klosterkirche von St. Ulrich. Neben seiner erneuten, kaum von früheren Aussagen abweichenden Erwähnung des Beckens liefert er mehrere interessante Bildquellen, die das Becken in früherem Zustand zeigen.[11]
Die jüngste (sechste) Auflage des Kunstführers von Schnell & Steiner verweist auf die ungeklärte Frage, ob das Becken als Taufstein oder als Brunnen genutzt wurde und verzichtet auf eine einfache, kategorisierende Antwort. Ebenso wird auf die Problematik der Herkunft des Steines verwiesen. Hier macht man sich für die Annahme stark, dass das Becken nicht aus der Region stammt.[12]
Abschließend bei der Literaturbetrachtung zum Becken von St. Ulrich lassen sich die Texte von Franz Xaver Kraus (1904), Moller-Racke (1942), Anneliese Rautenberg (1965) und Marie-Therese Hurni (1981) herausstellen. Diese Arbeiten folgen offensichtlich einem gewissen wissenschaftlichen Anspruch, indem sie frühere Arbeiten, Vergleichsobjekte und eigenständige Untersuchungen für ihre Aussagen heranziehen. Außerdem spiegeln sie in ihrer inhaltlichen und systematischen Verschiedenheit gut die Schwierigkeiten bei der Bearbeitung des Objekts wieder (insbesondere in Bezug auf Funktion und Herkunft).
[...]
[1] Der Springbrunnen zu St. Ulrich, in: Schau-ins-Land, Jahrgang I (1873), S. 38-40
[2] Kraus, Franz Xaver: Geschichte der christlichen Kunst. Bd. 2, Freiburg 1897, S. 486-489
[3] Kraus, Franz Xaver/Wingenroth, Max: Die Kunstdenkmäler des Grossherzugtums Baden, Bd. 6-1: Landkreis Freiburg: Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch, Tübingen/Leipzig 1904, S. 448-460
[4] Schneyer, Ludwig: Die Baugeschichte des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald, Diss. Freiburg 1923, S. 33, 35, 155
[5] Moller-Racke, Rita: Studien zur Bauskulptur um 1100 am Ober- und Mittelrhein, in: Oberrheinische Kunst 10 (1942), S. 44-46
[6] Rautenberg, Anneliese: Mittelalterliche Brunnen in Deutschland, Diss. Freiburg 1965, S. 40-43
[7] Schwarz, Klaus-Peter: Zur Baugeschichte der barocken Klosterkirche in St. Ulrich, in: Schau-ins-Land 84/85 (1966-1967), S. 193-206
[8] Hurni, Marie-Therese: Das Becken von St. Ulrich im Schwarzwald, Ungedruckte Lizentiatsarbeit Basel 1981 (Bericht in: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte: Unsere Kunstdenkmäler XXXIII, Bern 1982, S. 303-306)
[9] Baur, Albert: Brunnen. Quellen des Lebens und der Freude, München 1989, S. 90
[10] Pfarrkirche St. Ulrich, Schwarzwald, 4. Auflage, Regensburg: Schnell & Steiner 1983
[11] Schwarz, Peter: Zur Baugeschichte der Barocken Klosterkirche von St. Ulrich, in: Bollschweil. Chronik des Ortes, Bd. I: Beiträge zur Geschichte von St. Ulrich, Bollschweil 1991, S. 55-76
[12] Kath. Pfarrkirche St. Ulrich, Schwarzwald, 6. Auflage, Regensburg: Schnell & Steiner 1994
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- Christopher Bünte (Autor), 2006, Die Brunnenschale von St.Ulrich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65299
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