In der hier vorgelegten Arbeit soll die Theorie des kollektiven Handelns vom Wirtschaftswissenschaftler
Mancur Olson (1932 – 1998) dargestellt und kritisch hinterfragt werden.
Die Fragestellung dieser Arbeit lautet zum einen:
„ Sind die Kernaussagen von Olsons Theorie richtig, und wenn nicht, wo liegen die Fehler
seiner Theorie?“ Zum anderen wird die Frage gestellt, „welche Möglichkeiten der Neuinterpretation
von Olsons Theorie gibt es und welche Perspektive bieten diese Neuinterpretationen?“
Begonnen wird mit einer Definition des kollektiven Handelns um dann im Anschluss Olsons
Theorie erst einmal darzustellen. Begonnen wird mit einigen Grundannahmen, um dann Olsons
Klassifizierung von Gruppen darzustellen. Weiterhin wird auf den Einfluss von Zwang
und sozialem Anreiz eingegangen und diese beiden Faktoren in einen Zusammenhang mit
rationalem Verhalten gebracht. Dann folgt ein Exkurs in die Spieltheorie deren Instrumente es
ermöglichen Olsons Theorie in mathematische Modelle umzuformen. Diskutiert werden hier
Modelle für kollektive Güter, die Freerider-Problematik und Sanktionsmodelle. Diesem Exkurs
folgt dann die Kritik an Olsons Theorie, welche die Grenzen dieser polit-ökonomischen
Theorie aufzeigt. Hier wird zum einen der Schwerpunkt auf die Anwendbarkeit von Olsons
Theorie gelegt. Zum anderen geht es in der Kritik um eine Relativierung von Olsons Schlussfolgerung
in Bezug auf die Schädigung der Gesellschaft und der Gesamtwirtschaft durch
Sonderinteressensgruppen. Im Anschluss an die Kritik sollen Möglichkeiten der Modifikation
und Neuinterpretation von Olsons Theorie dargestellt und analysiert werden. Im Fazit wird
dann die Fragestellung noch einmal aufgegriffen und abschließend beantwortet. Bevor die
Fragestellung im Fazit noch einmal abschließend und zusammenfassend beantwortet werden
soll, wird in Teil fünf auf die Möglichkeiten von Olsons Theorie eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
1.0 EINLEITUNG
2.0 KOLLEKTIVES HANDELN - EINE DEFINITION
3.0 DARSTELLUNG DER THEORIE VON OLSON
3.1 GRUNDANNAHMEN
3.2 TYPEN VON GRUPPEN
3.3 SOZIALER ANREIZ UND RATIONALES VERHALTEN
4.0 EXKURS: SPIELTHEORETISCHE MODELLE UND KOLLEKTIVEN HANDELN:
4.1 KOLLEKTIVE GÜTER UND DIE FREERIDER-PROBLEMATIK
4.3 KOSTEN UND NUTZEN VON SANKTIONEN
5.0 KRITISCHE ANALYSE VON OLSONS THEORIE
5.1 ZUR ANWENDBARKEIT OLSONS THEORIE (HOMANN UND SUCHANEK)
5.2 KOLLEKTIVES HANDELN UND POLITISCHE LOGIK (CZADA)
5.3 INTERESSENSSTRUKTUR UND WIRTSCHAFTSPOLITIK (LEHNER)
6.0 PERSPEKTIVE: WO LIEGEN DIE STÄRKEN UND MÖGLICHKEITEN VON OLSONS THEORIE?
7.0 FAZIT
8.0 LITERATURVERZEICHNIS
9.0 VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
1.0 Einleitung
In der hier vorgelegten Arbeit soll die Theorie des kollektiven Handelns vom Wirtschaftswissenschaftler Mancur Olson (1932 - 1998) dargestellt und kritisch hinterfragt werden. Die Fragestellung dieser Arbeit lautet zum einen:
„ Sind die Kernaussagen von Olsons Theorie richtig, und wenn nicht, wo liegen die Fehler seiner Theorie? “ Zum anderen wird die Frage gestellt, „ welche Möglichkeiten der Neuinter- pretation von Olsons Theorie gibt es und welche Perspektive bieten diese Neuinterpretatio- nen? “
Begonnen wird mit einer Definition des kollektiven Handelns um dann im Anschluss Olsons Theorie erst einmal darzustellen. Begonnen wird mit einigen Grundannahmen, um dann Ol- sons Klassifizierung von Gruppen darzustellen. Weiterhin wird auf den Einfluss von Zwang und sozialem Anreiz eingegangen und diese beiden Faktoren in einen Zusammenhang mit rationalem Verhalten gebracht. Dann folgt ein Exkurs in die Spieltheorie deren Instrumente es ermöglichen Olsons Theorie in mathematische Modelle umzuformen. Diskutiert werden hier Modelle für kollektive Güter, die Freerider-Problematik und Sanktionsmodelle. Diesem Ex- kurs folgt dann die Kritik an Olsons Theorie, welche die Grenzen dieser polit-ökonomischen Theorie aufzeigt. Hier wird zum einen der Schwerpunkt auf die Anwendbarkeit von Olsons Theorie gelegt. Zum anderen geht es in der Kritik um eine Relativierung von Olsons Schluss- folgerung in Bezug auf die Schädigung der Gesellschaft und der Gesamtwirtschaft durch Sonderinteressensgruppen. Im Anschluss an die Kritik sollen Möglichkeiten der Modifikation und Neuinterpretation von Olsons Theorie dargestellt und analysiert werden. Im Fazit wird dann die Fragestellung noch einmal aufgegriffen und abschließend beantwortet. Bevor die Fragestellung im Fazit noch einmal abschließend und zusammenfassend beantwortet werden soll, wird in Teil fünf auf die Möglichkeiten von Olsons Theorie eingegangen.
2.0 Kollektives Handeln - Eine Definition
Kollektives Handeln stellt zunächst einmal einen Grundbegriff der polit-ökonomischen Theorie dar, und sagt aus:
[...], daßsich rational handelnde Individuen gegenüber kollektiven Zielen anders verhalten als gegenüber individuellen. Für letztere sind Individuenüblicherweise bereit, erhebliche Anstrengungen zu leisten; für kollektive, gemeinsam verfolgte Ziele i.d.R. sehr viel weniger, “ (Nohlen 2004: 421)
Eben dieses kollektive Handeln versucht Olson in seiner Theorie zu erklären. Jedoch fällt schon bei dieser kurzen Definition auf, dass der Begriff rational noch weiterer Erklärung und Analyse bedarf. Dies soll in Teil Vier der Arbeit detailliert geschehen.
3.0 Darstellung der Theorie von Olson
In diesem Abschnitt soll detailliert auf die Theorie von Olson eingegangen werden.
Zunächst einmal werden einige Grundannahmen von Olson vorgestellt, um dann auf die verschiedenen Typen von Gruppen einzugehen. In 3.3 geht es dann um die Rolle von Sozialem Anreiz und Zwang im Zusammenhang mit rationalem Handeln um abschließend Olsons Kritik an anderen Theorien kollektiven Handelns darzustellen.
3.1 Grundannahmen
In diesem Abschnitt sollen die wichtigsten Grundannahmen Olsons vorgestellt werden.
Eingegangen wird auf den Begriff des kollektiven Gutes, der Organisation (und deren Zweck und Zielsetzung), der Rationalität, sowie auf die Beziehung zwischen Kollektivgütern und großen Gruppen.
Kollektiver Güter
Unter Kollektiven Gütern (oder auch öffentlichen Gütern), versteht man in der Wirtschaftstheorie all diejenigen Güter, von deren Nutzung einzelne nicht ausgeschlossen werden können. Da rationale (also Nutzen maximierend handelnde) Individuen sich daher nie an der Finanzierung eines solchen Gutes (wie zum Beispiel dem Deichbau) beteiligen würden, muss der Staat diese Güter bereitstellen. (bpb 2004a: 184)
Organisationen
Olson definiert Organisationen ganz allgemein als Gruppen mit der gleichen Zielsetzung und weiter mit den Charakteristika, dass jede Organisation die Ziele der eigenen Mitglieder durchzusetzen versucht1. (Olson 1992: 4)
Rationalität
Der Begriff Rationalität bzw. rational wird bei Olson im Sinne der Rational-Choice Theorie verwendet, und ist hier als jedes Handeln zu verstehen, dass den Nutzen des handelnden Individuums maximiert. (Reinhold 2000: 515)
Kollektivgüter und große Gruppen
Olsons wohl wichtigste Feststellung im Bezug auf Gruppengröße und dem Erwerb von Kol- lektivgütern besteht darin, dass er davon ausgeht, große Gruppen wären nicht im Gleichen Maße in der Lage Kollektivgüter zu beschaffen wie kleinere Gruppen. Wichtig ist hier eben- falls die Unterscheidung zwischen inklusiven und exklusiven Gruppen, auf die im Rahmen des folgenden Abschnitts ebenfalls eingegangen werden soll. (Olson 1992: 33; 36-41)
3.2 Typen von Gruppen
Inklusive und exklusive Gruppen - Marktorientierte und Nicht-Marktorientierte Gruppen
Olson unterscheidet bei seiner Analyse zwischen den so genannten inklusiven und exklusiven Gruppen. Diese Klassifikation ist abhängig von der Art des Kollektivguts, das die Gruppen erlangen möchte.
Markorientierte Gruppen, sind solche Gruppen, welche ein Interesse daran haben, dass weni- ge Mitglieder in der Gruppe sind, der Idealfall ist das Monopol, da mehr Gruppen den zu erreichenden Preis für ein Produkt senken. Daher spricht Olson von einem exklusiven Kollek- tivgut, dass solche Gruppen erreichen sollen, und es handelt sich daher um exklusive Grup- pen.
Dem gegenüber stehen inklusive Gruppen, die umso besser das Kollektivgut bekommen können, desto mehr Mitglieder in der Gruppe sind. Die angestrebten Kollektivgüter sind also inklusiv. (Olson 1992: 35 -41)
Kleine Gruppen
Kleine Gruppen spielen in Olsons Theorie eine wichtige Rolle, da sie seiner Analyse nach am besten dazu in der Lage sind, Kollektivgüter bereit zu stellen. Den Vorteil den kleine Gruppen haben, ist, dass sie keine Anreiz Mechanismen benötigen, mit Ausnahme des Kollektivguts selbst. Dies kommt daher, dass bei einer kleinen Gruppe, „[...] jedes Mitglied oder wenigstens eines von ihnen feststellen wird, daßsein persönlicher Gewinn aus dem Kollektivgut die Ge- samtkosten der Bereitstellung einer Gewissen Menge dieses Kollektivgutesübersteigt. “ (Ol- son 1992: 32)
3.3 Sozialer Anreiz und rationales Verhalten
Der Aspekt der „sozialen“ Faktoren in kollektivem Verhalten ist aus sozioökonomischer bzw. sozialwissenschaftlicher Perspektive besonderes interessant.
Olson stellt fest, dass neben den wirtschaftlichen Anreizen auch soziale Anreize existieren, einen Beitrag zur Erlangung eines kollektiven Gutes zu leisten. Dies trifft jedoch laut Olson nur für kleinere Gruppen zu, da bei Ihnen die Möglichkeit besteht, dass sie sich untereinander kennen oder sogar befreundet sind. Sozialer Druck lässt sich hier gut ausüben. Jedoch muss eine Einschränkung vorgenommen werden, was den Wirkungsgrad von sozialen Anreizen betrifft. Diese können kollektives Verhalten fördern, nicht jedoch alleine hervorrufen, denn: „[...] gesellschaftliche Stellung und Geltung sind individuelle, keine kollektiven Güter. “ (Ol- son 1992: 59)
Wie schon erläutert, wendet Olson den Einfluss von sozialem Anreiz und sozialem Druck nur auf kleinere Gruppe an. Für das nicht einbeziehen größerer Gruppen nennt Olson zwei Grün- de.
Erstens ist in einer größeren Gruppe das handeln eines einzelnen weniger ausschlaggebend, fällt also unter Umständen gar nicht erst auf, und so kann diese Person natürlich auch kein soziales Ansehen, kein Prestige dafür erhalten.
Zweitens kennen sich in einer größeren Gruppe nicht alle Mitglieder, so kann auch keine soziale Ächtung vom Rest der Gruppe stattfinden, denn dazu müssten sich alle Mitglieder der Gruppe untereinander kennen.
Olson selbst schränkt seinen Ansatz ein, und sagt, dass trotz des Fehlens vom sozialen Druck Menschen uneigennützig handeln. Doch er lehnt diese Kritik mit dem Argument ab, solange das Verhalten der einzelnen Person im engeren Sinne „rational“ ist, sei es ohne Bedeutung ob dieses Verhalten eigen- oder uneigennützig sei. Diese von Olson geforderte Rationalität wird jedoch von ihm nicht weiter ausgeführt. (Olson 1992: 59-64)
4.0 Exkurs: Spieltheoretische Modelle und kollektiven Han- deln:
4.1 Kollektive Güter und die Freerider-Problematik
Wie schon oben erläutert, ist eine Finanzierung von kollektiven Gütern äußerst schwierig da sie durch nicht-ausschließbarkeit gekennzeichnet sind. (Vgl. u.a. bpb 2004a: 184) Spieltheoretisch lässt sich die Problematik der kollektiven Güter folgendermaßen darstellen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Matrix 1.4: Free-Rider-Verhalten als Gefangenendilemma (Holler u. Illing 2003: 8)
In dem gezeigten Beispiel handelt es sich um die Finanzierung eines öffentlichen Parks. Die Kosten hierbei belaufen sich auf 120 Geldeinheiten. Stimmen beide zu, werden die Kosten geteilt. Stimmt nur einer der Spieler zu, trägt er die gesamten Kosten. Stimmt keiner zu, wird der Park nicht gebaut. Der maximale Betrag den jeder einzelnen bereit ist zu zahlen beträgt 110 Geldeinheiten. Die Differenz zwischen Zahlungsbereitschaft und dem tatsächlich bezahl- ten Betrag stellt den Nettonutzen dar. Die dominante Strategie ist - wie beim klassischen Ge- fangenendilemma - s12 und s22, also den Park nicht zu finanzieren. Dieses Beispiel zeigt noch einmal deutlich worin die Problematik von öffentlichen Gütern besteht. Der einzelne Spieler hat auch dann eine Steigerung seines Nutzens, solange der andere Spieler (oder alle anderen Spieler), dass kollektive Gut finanzieren. Da allerdings der Theorie des rationalen Handelns jedes Individuum so denkt, kann es ohne externe Einflüsse (wie die oben bereits diskutierten Faktoren Zwang und sozialer Anreiz) zu keiner Bereitstellung kollektiver Güter kommen. Dazu müssen bindende Verträge möglich sein. (Holler u. Illing 2003: 8-9).
Verträge müssen jedoch die Möglichkeit von Sanktionen beinhalten. Dies führt zu einer weiteren Problematik, die sich ebenfalls spieltheoretisch darstellen lässt.
[...]
1 Angemerkt werden muss an dieser Stelle, dass Olson selbst feststellt, dass der Zweck der Interessensförderung wohl für die meisten Organisationen, jedenfalls aber für die wirtschaftlich ausgerichteten Organisationen gilt und ein Versagen dieses Zwecks entweder durch Unkenntnis oder Korruption erklärbar sei. (Vgl. Olson 1992: 4)
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