Einleitung
Die Frage wie ein Entwicklungsland seinen Status quo verlieren kann, wird schon seit langer Zeit in der Literatur diskutiert. Zum einen gibt es die Handelsoptimisten, die eine Öffnung des jeweiligen Landes für den internationalen Handel fordern. Diese Strategie wird als Exportförderung oder auch als Politik der Handelsliberalisierung bezeichnet und geht mit dem Abbau von Handelshemmnissen (Zölle, Kontingente) einher. Der Exportsektor soll bei dieser Sichtweise als „Entwicklungsmotor“ dienen.
Zum anderen gibt es noch die Handelspessimisten, die diese Sichtweise nicht teilen und stattdessen den Schutz der jeweiligen Wirtschaft durch Handelshemmnisse fordern. Sie sind der Auffassung, dass eine konkurrenzfähige Wirtschaft nur aufgebaut werden kann, wenn diese zumindest temporär geschützt wird. Außerdem behaupten sie, dass Entwicklungsländer überwiegend Nachteile durch den internationalen Handel erfahren. Sie setzten sich daher für eine am Binnenmarkt orientierte Entwicklung ein, die in der Literatur als Importsubstitutionspolitik bezeichnet wird (Vgl. Edwards 1993).
In dieser Arbeit sollen nun die wichtigsten Argumente für und wider einer Handelsliberalisierung aufgeführt und erläutert werden. Dabei bezieht sich die Argumentation auf den Gütermarkt. Die Wirkungen, die von den Kapitalmärkten ausgehen, können im Rahmen dieser Hausarbeit nicht berücksichtigt werden.
Als erstes erfolgt eine Einordnung des Begriffs „Entwicklungsland“, um von einer einheitlichen Grundlage ausgehen zu können. Danach werden verschiedene Vorteile des internationalen Handels für Entwicklungsländer angeführt. Schwerpunkt bildet dabei die Theorie der komparativen Kostenvorteile, die bereits aus der klassischen Handelstheorie bekannt ist. Darüber hinaus wird auf die Exportförderung und die wohlfahrttheoretischen Wirkungen von Handelshemmnissen eingegangen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Klassifizierungsansätze des Begriffs „Entwicklungsland"
- Internationaler Handel
- Vorteile für Entwicklungsländer
- Nutzung komparativer Kostenvorteile
- Exportförderung als „Engine of Growth"
- Handelshemmnisse und Wohlfahrtswirkung
- Nachteile für Entwicklungsländer
- Infant Industry Argument
- Prebisch-Singer-These
- Verelendungswachstum
- Ungleicher Tausch
- Instabilität der Exportpreise
- Ungleiche Machtverteilungen
- Kontereffekte
- Auswirkungen auf die Beschäftigung
- Fallstudie Südkorea
- Vorteile für Entwicklungsländer
- Schlussbetrachtung
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit den Vor- und Nachteilen des internationalen Handels für Entwicklungsländer. Ziel ist es, die wichtigsten Argumente für und wider eine Handelsliberalisierung in Entwicklungsländern darzustellen und zu analysieren. Dabei werden sowohl die klassischen Theorien des Außenhandels als auch entwicklungstheoretische Ansätze berücksichtigt.
- Komparative Kostenvorteile und Spezialisierung
- Exportförderung als „Engine of Growth"
- Handelshemmnisse und Wohlfahrtswirkungen
- Infant Industry Argument
- Prebisch-Singer-These und Verelendungswachstum
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des internationalen Handels und seiner Auswirkungen auf Entwicklungsländer ein. Sie stellt die beiden gegensätzlichen Positionen der Handelsoptimisten und Handelspessimisten vor und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Im zweiten Kapitel wird der Begriff „Entwicklungsland" anhand verschiedener Klassifizierungsansätze definiert. Es werden wichtige Indikatoren zur Messung des Entwicklungsstandes eines Landes vorgestellt, die das niedrige Lebensniveau, die geringe Produktivität, das hohe Bevölkerungswachstum, die hohe Arbeitslosigkeit und die starke Abhängigkeit vom Agrarsektor und Primärgüterexporten umfassen.
Das dritte Kapitel behandelt die Vor- und Nachteile des internationalen Handels für Entwicklungsländer. Im ersten Teil werden die Vorteile des Handels beleuchtet, insbesondere die Nutzung komparativer Kostenvorteile, die Exportförderung als „Engine of Growth" und die Wohlfahrtswirkungen von Handelshemmnissen. Das Ricardo-Theorem wird als Grundlage für die Theorie der komparativen Kostenvorteile vorgestellt. Die Exportförderung wird als Strategie zur Beschleunigung der wirtschaftlichen Entwicklung und Steigerung der Wohlfahrt durch Integration in die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung betrachtet. Die Wohlfahrtswirkungen von Handelshemmnissen werden anhand der Auswirkungen eines Importzolls analysiert.
Der zweite Teil des dritten Kapitels befasst sich mit den Nachteilen des internationalen Handels für Entwicklungsländer. Hier werden das Infant Industry Argument, die Prebisch-Singer-These, das Verelendungswachstum, der ungleiche Tausch, die Instabilität der Exportpreise, ungleiche Machtverteilungen und Kontereffekte diskutiert. Das Infant Industry Argument argumentiert für temporären Schutzzöll für die heimische Wirtschaft, um den Aufbau einer wettbewerbsfähigen Industrie zu ermöglichen. Die Prebisch-Singer-These behauptet eine säkulare Verschlechterung der Terms of Trade für Entwicklungsländer aufgrund der Spezialisierung auf Primärgüter. Die Theorie des Verelendungswachstums besagt, dass das Wachstum des Exportsektors bei unelastischer Nachfrage nach dem Exportprodukt zu Realeinkommensverlusten führen kann. Der ungleiche Tausch argumentiert für einen versteckten Werttransfer von Entwicklungsländern an Industriestaaten aufgrund von Preisdifferenzen zwischen gehandelten Gütern und ihren Werten. Die Instabilität der Exportpreise stellt ein Risiko für Entwicklungsländer dar, da Preisschwankungen bei Exportprodukten zu Erlösschwankungen und damit zu Entwicklungshemmnissen führen können. Ungleiche Machtverteilungen zwischen Entwicklungs- und Industrieländern können zu entwicklungshemmenden Wirkungen führen. Die Theorie der Kontereffekte argumentiert für einen kumulativ verstärkenden Ungleichgewichtsprozess, der durch die Abwanderung von Arbeitskräften und Kapital aus Entwicklungsländern in Industrieländer entsteht.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Auswirkungen des internationalen Handels auf die Beschäftigung. Anhand von Länderbeispielen wird gezeigt, dass eine akkurate empirische Analyse der Beziehung zwischen Liberalisierung und Beschäftigung schwierig ist. Die Beispiele lassen aber vermuten, dass eine Liberalisierung zumindest keinen schädigenden Einfluss auf die Beschäftigung hat.
Im fünften Kapitel wird anhand der Fallstudie Südkorea der Erfolg einer Mischung aus Importsubstitution und Exportförderung dargestellt. Südkorea hat sich nach dem Koreakrieg von einem Entwicklungsland zu einem wichtigen Wirtschaftsakteur entwickelt. Die Arbeit zeigt, wie Südkorea durch eine gezielte Wirtschaftspolitik und eine Kombination aus Importsubstitution und Handelsliberalisierung ein hohes Wirtschaftswachstum erreicht hat.
Die Schlussbetrachtung fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und betont die Bedeutung einer flexiblen Wirtschaftspolitik, die die spezifischen Gegebenheiten jedes Landes berücksichtigt. Eine Mischung aus Importsubstitution und Exportförderung wird als geeigneter Ansatz für Entwicklungsländer empfohlen, um ein hohes inländisches Wohlfahrtsniveau zu erreichen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den internationalen Handel, Entwicklungsländer, Handelsliberalisierung, Komparative Kostenvorteile, Exportförderung, Importsubstitution, Infant Industry Argument, Prebisch-Singer-These, Verelendungswachstum, ungleicher Tausch, Instabilität der Exportpreise, ungleiche Machtverteilungen, Kontereffekte, Beschäftigung, Fallstudie Südkorea.
- Citation du texte
- Rouven Asmussen (Auteur), 2002, Internationaler Handel: Vor- und Nachteile für Entwicklungsländer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/649
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