Im letzten Jahrzehnt ging in der Ukraine ein sehr komplizierter und vielgestaltiger Prozess der Restrukturierung von Bildung und Wissenschaft von statten. Aufbauend auf dem Erbe der Sowjetunion musste die Ukraine eine eigenständige Forschung- und Bildungslandschaft aufbauen. Dabei waren ihre Voraussetzungen im Vergleich zur Mehrzahl der übrigen früheren Sowjetrepubliken relativ gut, da sie über ein breites Profil in der Forschung verfügte. Im Bildungsbereich ist es vergleichsweise gut gelungen, die Angleichung an das europäische Bildungssystem zu erreichen. Die Vielfalt der Bildungsangebote ist erheblich gewachsen, die Bildungsform kann entsprechend den eigen Wünschen und Fähigkeiten ausgewählt werden. Wie in der Mehrzahl der europäischen Länder üblich, ist in der Ukraine mit der Einführung der zwölfjährigen Ausbildung begonnen worden. Größere Aufmerksamkeit als zu früheren Zeiten wird der Bildung für körperlich und geistig Benachteiligte und der Begabtenförderung gewidmet. In Übereinstimmung mit der Verfassung ist die kostenlose Bildung in der Ukraine garantiert, in der letzten Zeit haben sich jedoch auch nichtstaatliche Bildungsträger entwickelt, bei denen für die Ausbildung in der Regel bezahlt werden muss. Wie sich das Bildungssystem der Ukraine aktuell darstellt und welche Eindrücke in diesem Zusammenhang an einer ukrainischen Schule gewonnen wurden, will der folgende Beitrag aufzeigen. [...]
Gliederung
1. Einführung
2. Historische Entwicklung
3. Zuständigkeiten für die Schule
4. Verschiedene Schultypen
4.1 Vorschuleinrichtungen
4.2 Das Schulsystem
5. Erziehungsziele, Lehr- und Lernmethoden
6. Fazit
1. Einführung
Im letzten Jahrzehnt ging in der Ukraine ein sehr komplizierter und vielgestaltiger Prozess der Restrukturierung von Bildung und Wissenschaft von statten. Aufbauend auf dem Erbe der Sowjetunion musste die Ukraine eine eigenständige Forschung- und Bildungslandschaft aufbauen. Dabei waren ihre Voraussetzungen im Vergleich zur Mehrzahl der übrigen früheren Sowjetrepubliken relativ gut, da sie über ein breites Profil in der Forschung verfügte.
Im Bildungsbereich ist es vergleichsweise gut gelungen, die Angleichung an das europäische Bildungssystem zu erreichen. Die Vielfalt der Bildungsangebote ist erheblich gewachsen, die Bildungsform kann entsprechend den eigen Wünschen und Fähigkeiten ausgewählt werden. Wie in der Mehrzahl der europäischen Länder üblich, ist in der Ukraine mit der Einführung der zwölfjährigen Ausbildung begonnen worden. Größere Aufmerksamkeit als zu früheren Zeiten wird der Bildung für körperlich und geistig Benachteiligte und der Begabtenförderung gewidmet. In Übereinstimmung mit der Verfassung ist die kostenlose Bildung in der Ukraine garantiert, in der letzten Zeit haben sich jedoch auch nichtstaatliche Bildungsträger entwickelt, bei denen für die Ausbildung in der Regel bezahlt werden muss.
Wie sich das Bildungssystem der Ukraine aktuell darstellt und welche Eindrücke in diesem Zusammenhang an einer ukrainischen Schule gewonnen wurden, will der folgende Beitrag aufzeigen.
2. Historische Entwicklung
Die Ukraine ist seit 1991 ein souveräner Staat. Vorher gehörte sie zum Verbund der UdSSR. „Als eine der 15 Sowjetrepubliken hatten für die Ukraine bis zur Erlangung ihrer Selbständigkeit die ideologischen Prinzipien und politischen Leitlinien der KPdSU sowie die Gesetzgebung der UdSSR über die Volksbildung Gültigkeit.“ ( Dorner, Spreen 1998, S.23)
Es galten somit für das Bildungswesen der Ukrainischen SSR:
- der in allen Unionsrepubliken einheitliche Typ der polytechnischen Arbeits-Mittelschule,
- die einheitliche Struktur der auf der Pflichtschule aufbauenden weiterführenden Bildungseinrichtungen
- die einheitlichen Lehrpläne und der gleiche Umfang des Unterrichtsstoffes bei gewissen Modifikationen in den nationalen Unterrichtsanstalten,
- die Einheit der marxistisch-leninistischen Ideologie als Grundlage aller Unterrichtsfächer und des gesamten Bildungs- und Erziehungsprozesses,
- die Einheitlichkeit der theoretischen Grundlagen von Unterricht und Erziehung in der sowjetischen Pädagogik,
- die einheitliche zentralistische Organisation der Bildungsverwaltung durch die Unions- und Republiksministerien. ( ebd.,)
„Die Zeit der Perestrojka hatte zwar im Bildungswesen in inhaltlicher, methodischer und struktureller Hinsicht sowie im Verwaltungsapparat, eine gewisse Lockerung der starren Strukturen bewirkt, in der schulischen Theorie und Praxis letztendlich jedoch noch nicht neue Grundsätze wie Dezentralisierung oder Pluralismus durchsetzen können. Bis 1990 waren bei der Perestrojka im Kultur- und Bildungsbereich vorläufig nur geringe Erfolge zu verzeichnen.“(ebd., S.24)
Seit der Erlangung der Eigenständigkeit, 1991, kämpft das osteuropäische Land gegen die Probleme, die das nicht mehr bestehende System der Sowjetunion hinterlassen hat. In vielen Bereichen werden deshalb Umstrukturierungen und Neuanfänge versucht. So auch im Bildungsbereich.
Einzelne Schritte zur Neustrukturierung des Bildungswesens wurden in der Ukraine bereits vor der Auflösung der Sowjetunion unternommen. Am 16. Juli 1990 wurde vom Obersten Sowjet der Ukraine mit einer großen Stimmenmehrheit verabschiedeten Souveränitätserklärung im Abschnitt „Kulturelle Entwicklung“ für den Bildungsbereich festgeschrieben, dass die Ukraine von nun an selbständig in der Lösung aller Fragen von Bildung und Wissenschaft sowie der kulturellen und geistigen Entwicklung der ukrainischen Nation verfahren werde. Am 4. Juni 1991 ist ein Gesetz der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik „ Über die Bildung“ in Kraft getreten. Dieses Gesetz legte die künftige Richtung der Bildung und ihren Stellenwert in der Gesellschaft fest. (vgl. ebd., S.24f)
Mit der Niederschlagung des Putsches in Moskau wurden auch in der Ukraine die reformerischen Kräfte freigesetzt. Es begann eine Intensivierung der Umgestaltung der ukrainischen Gesellschaft, die auch den Bildungsbereich erfasste. „Die sozialen, ökonomischen und politischen Veränderungen erforderten eine deutliche Bestimmung der künftigen Hauptziele und – aufgaben des Bildungswesens, die eine neue Definition des Stellenwertes von Politik, Ideologie, und Religion in Bildung und Erziehung sowie der philosophischen Grundlagen einschließen musste.“(ebd.,)
Die Verantwortlichen in der Ukraine haben sich bei der Neuorientierung ihres Bildungssystems entschlossen, eigenen Weg der Reformen zu finden. Die Periode von 1991 bis 1993 stellte den Beginn der Reorganisation des ukrainischen Bildungswesens dar und erwies sich als eine Phase des eher halbherzigen Kampfes gegen das sowjetische Erbe.
Es wurde eine klare Absage von der damaligen Regierung der bisher praktizierten sowjetischen „Kommandopädagogik“, ihren Bildungsgrundsätzen und vor allem der ideologischen Einflussnahme im gesamten Bildungs- und Erziehungsprozess erteilt.
Grundlagen für die Erneuerung des Bildungswesens sind das Erziehungsgesetz von 1991 und das nationale Programm „Erziehung in der Ukraine für das 21. Jahrhundert“ das 1993 von der Regierung proklamiert wurde. Es stellte sich eine systematisierte und konkretisierte Gesamtkonzeption zur Reform des Bildungswesens dar. Die Überwindung der bisherigen Dominanz sowjetrussischer Kultur soll insbesondere durch die schrittweise Vorbereitung von Ukrainisch als einziger Unterrichtssprache vorangetrieben werden. Das System zentralstaatlicher Lenkung und ideologischer Funktionalisierung des Bildungswesens soll durch Dezentralisierung von Entscheidungsbefugnissen die Zulassung privater Bildungsinitiativen sowie nachhaltige Stärkung von Individualisierung, Differenzierung Liberalisierung der Bildungsarbeit auf allen Stufen überwunden werden. Die Umsetzung dieses Programms wird erschwert durch die hemmende Nachwirkungen der totalen Sowjetisierung von Schulen und Hochschulen, in denen als einzige Unterrichtssprache Russisch zugelassen war, aber auch wirtschaftliche Schwäche des Landes, das kaum den Unterhalt des alten Bildungssystems sicherstellen kann, geschweige denn umfangreiche Investitionen für Reformprozesse. (vgl.ebd.,S.25f))
Bildungspolitik und Bildungsreform in der Ukraine zielen den bildungspolitischen Verlautbarungen nach darauf ab, ein „ukrainisches“ Bildungssystem zu etablieren, das gleichzeitig „europäisch“ werden bzw. sein soll
Die Bildungspolitik der Ukraine orientiert sich sinsichtlich der Ziele eindeutig an westeuropäischen Modellen. Humanisierung und die Übernahme westlicher Qualifikationsprofile (BA-bzw. Magisterabschluß) sind selbstverständlich und haben den Wettbewerbsgedanken und Fragen der Konkurrenzfähigkeit in viele Bildungseinrichtungen getragen.
Das Bildungssystem trägt im Vergleich mit westeuropäischen Ländern noch einen starken zentralistischen Charakter trotz aller Differenzierungsprozesse.
3. Zuständigkeiten für die Schule
Die Struktur der Bildungsverwaltung wird im Bildungsgesetz geregelt, das im Einzelnen festlegt, welche staatliche Ebenen und Institutionen für die Administration des Bildungswesens zuständig sind und wie deren Kompetenzen und Verantwortungsbereiche gegliedert sind (Art. 10-14). Es gibt unterschiedliche Ressorts und Behörden. Es sind das Bildungsministerium der Ukraine, verschiedene Fachministerien und Behörden auf der gesamtstaatlichen Ebene, denen Bildungseinrichtungen unterstehen, die staatliche Akkreditierungskommission, das Bildungsministerium der Autonomen Republik Krim und die „örtliche“ Behörden der staatlichen Exekutive
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- Olesja Klipert (Autor), 2005, Schulbildung in der Ukraine, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64755
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