Spätestens seit der brutalen Aufdeckung der Verwundbarkeit Amerikas mit den Anschlägen vom 11.09. 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon und dem daraufhin von den USA ausgerufenem „Krieg gegen den Terror“, lernt die Welt die aggressive militärische Hegemonialpolitik der Vereinigten Staaten kennen. Der mächtigste Staat der Welt mit dem mit Abstand größten Militäretat der Erde hat sich entschlossen erbarmungslos zurückzuschlagen. Dies tut er auf seine eigene egozentrische Art und Weise. Amerika legt selbst fest wer zur so genannten „Achse des Bösen“ oder den „Schurkenstaaten“ gehört. Dies geschieht zumeist ohne Absprache mir seinen Verbündeten, wie der Einmarsch im Irak ohne UN-Mandat belegt. Diese im Alleingang alles lösen wollende US-Außenpolitik erscheint immer weniger zeitgemäß. Mit ihrer unilateralen, Gewalt zentrierten Machtpolitik zerstören die Vereinigten Staaten von Amerika bestehende Vertrauensstrukturen in der Welt. Sie wandeln sich immer mehr vom „internationalem Ordnungsfaktor“ zum „Unruhestifter“.
Amerikas globale Führungsrolle wird seit einiger Zeit immer häufiger hinterfragt und es gibt nicht wenige wissenschaftliche Meinungen, die die Macht der USA in der Welt als im Verfall befindlich betrachten. Diese Kritiker verurteilen den US-Unilateralismus und werfen der amerikanischen Außenpolitik strukturelle Schwächen vor. Die Welt des Kalten Krieges als starres Gebilde zweier Machtblöcke scheint Vergangenheit zu sein, heute erscheint das System internationaler Beziehungen viel komplexer. Will der Wandel in den internationalen Beziehungen den USA nicht ins Bewusstsein treten? Das Stichwort von der „imperialen Überdehnung“ weißt darauf hin, dass die Interessen und Verpflichtungen der Vereinigten Staaten größer sein könnten, als deren vorhandene Kraft, sowohl in militärischer, als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Mögliche Bedrohungen, die für die Supermacht USA bestehen, beziehungsweise entstehen könnten, gilt es aufzuzeigen. Will und wird Amerika die Herausforderungen des Zeitalters der Globalisierung alleine meistern oder stößt es an die Grenzen seines Hegemonialsystems?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Säulen des US-Hegemonialsystems
2.1. Die militärische Vormachtstellung
2.2 Der USD als Weltwährung
2.3. Der USD als Ölwährung
2.4. Im Sog des schwarzen Lochs
3. Streben nach globaler Vormachtstellung
3.1. Die Bedeutung des Öls
3.2. Durchsetzung der eigenen Interessen mit allen Mitteln
4. Grenzen des US-Hegemonialsystems
4.1. Umkehrung der Abhängigkeitsverhältnisse
4.2. Geopolitische Gefahrenpotenziale
5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Vormachtstellung der USA in der „postbipolaren Welt“ ist unbestritten.[1] Seit dem endgültigen Untergang der Sowjetunion Ende 1991 werden sie als einzig verbliebene oder einfach einzige Supermacht angesehen.[2] In der Rolle des „einsamen Sheriffs“ drücken die Vereinigten Staaten von Amerika dem Weltgeschehen immer stärker ihren Stempel auf.[3] In ökonomischer Hinsicht in der Form des „Washington-Konsens“.[4] Dieser Begriff fasst die Kernelemente der von den USA getragenen neoliberalen Weltwirtschaftspolitik zusammen und spielt darauf an, dass einige der wichtigsten politischen Stützen der neoliberalen Weltwirtschaftsordnung in der US-Hauptstadt angesiedelt sind (US-Regierung, Weltbank, Der Internationale Währungsfonds IWF). Inwiefern profitieren die Vereinigten Staaten vom bestehenden Weltwirtschaftssystem, dessen größter Verfechter sie sind?
Spätestens seit der brutalen Aufdeckung der Verwundbarkeit Amerikas mit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon und dem daraufhin von den USA ausgerufenem „Krieg gegen den Terror“, lernt die Welt die aggressive militärische Hegemonialpolitik der Vereinigten Staaten kennen. Der mächtigste Staat der Welt mit dem mit Abstand größten Militäretat der Erde hat sich entschlossen erbarmungslos zurückzuschlagen. Dies tut er auf seine eigene egozentrische Art und Weise. Amerika legt selbst fest wer zur so genannten „Achse des Bösen“ oder den „Schurkenstaaten“ gehört. Dies geschieht zumeist ohne Absprache mir seinen Verbündeten, wie der Einmarsch im Irak ohne UN-Mandat belegt. Diese im Alleingang alles lösen wollende US-Außenpolitik erscheint immer weniger zeitgemäß. Mit ihrer unilateralen, Gewalt zentrierten Machtpolitik zerstören die Vereinigten Staaten von Amerika bestehende Vertrauensstrukturen in der Welt. Sie wandeln sich immer mehr vom „internationalem Ordnungsfaktor“ zum „Unruhestifter“.[5] Es stellt sich die Frage, ob sich die USA ihrer globalen Verantwortung nicht bewusst sind. Sie gehen die Gefahr ein, dass ihr Ansehen auf der politischen Weltbühne leidet, wenn sie ohne Absprachen handeln und vornehmlich auf ihre Gewaltmacht vertrauen. Ihre politische Führung stößt immer häufiger auf Ablehnung in anderen Staaten der Erde. Welche Interessen stehen hinter dem selbst zentrierten Weltverständnis der USA?
Amerikas globale Führungsrolle wird seit einiger Zeit immer häufiger hinterfragt und es gibt nicht wenige wissenschaftliche Meinungen, die die Macht der USA in der Welt als im Verfall befindlich betrachten. Diese Kritiker verurteilen den US-Unilateralismus und werfen der amerikanischen Außenpolitik strukturelle Schwächen vor. Die Welt des Kalten Krieges als starres Gebilde zweier Machtblöcke scheint Vergangenheit zu sein, heute erscheint das System internationaler Beziehungen viel komplexer. Will der Wandel in den internationalen Beziehungen den USA nicht ins Bewusstsein treten? Das Stichwort von der „imperialen Überdehnung“ weißt darauf hin, dass die Interessen und Verpflichtungen der Vereinigten Staaten größer sein könnten, als deren vorhandene Kraft, sowohl in militärischer, als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Mögliche Bedrohungen, die für die Supermacht USA bestehen, beziehungsweise entstehen könnten, gilt es aufzuzeigen. Will und wird Amerika die Herausforderungen des Zeitalters der Globalisierung alleine meistern oder stößt es an die Grenzen seines Hegemonialsystems?
In diesem Fall wären die USA auf gleichwertige Partner angewiesen, um den transnationalen Interdependenzen gerecht zu werden. Dies wäre die Zeit eines „geopolitischen Pluralismus“.[6] In diesem würden mehrere Staaten gemeinsam Verantwortung übernehmen und gemeinsame Entscheidungen treffen. Dies setzt eine Zusammenarbeit Amerikas mit Europa, aber auch mit anderen großen Mächten wie Russland und China voraus. Wäre eine Rückkehr zum Multilateralismus eine bessere Alternative zum Alleingang der USA?
2. Die Säulen des US-Hegemonialsystems
2.1. Die militärische Vormachtstellung
Geopolitisch erscheinen die USA mächtig und unangefochten wie nie zuvor und genießen in fast allen Regionen der Welt hohen politischen Einfluss. Ihre Führungsposition in der Welt haben sie zum großen Teil ihrem einzigartigen militärischem Übergewicht und ihrer weltweiten Militärpräsenz zu verdanken. Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika bilden gegenwärtig (2006) und wohl auch auf langfristige Sicht die schlagkräftigste und international einflussreichste Militärmacht der Welt. Mit ihren Raketen und Marschflugkörpern könnte sie weltweit jedes Angriffsziel erreichen. Sie ist in der Lage Luftangriffe innerhalb kürzester Zeit an jedem beliebigen Ort der Welt durchzuführen. Zu der Lufthochheit kommen die Präsenz der US-Navy auf allen Weltmeeren und die Stationierung von Bodentruppen an den für die USA taktisch wichtigen Teilen der Erde hinzu. Die Zerstörungskraft ihres konventionellen und atomaren Waffenarsenals ist unerreicht.[7] Politisch stützen sich die Vereinigten Staaten vornehmlich auf die mit diesen militärischen Fähigkeiten verbundene Macht.
Die USA sind die einzige Nation in der Welt, die ihre militärischen Ausgaben seit dem Ende des Kalten Krieges kaum reduziert haben. Im Jahr 2005 betrug ihr Verteidigungsbudget 400 Milliarden US-Dollar (USD).[8] Dies entspricht 3,7% des US-BIP (Bruttosozialprodukt) und dem Gesamt-BIP Russlands. Im internationalen Vergleich liegen die USA damit auf dem ersten Platz, gefolgt von Japan (46,9 Mrd. USD) und Großbritannien (37,1 Mrd. USD). Nach Planungen des Pentagon werden 2007 die Verteidigungsausgaben die der folgenden 25 Staaten überschreiten. Auch der Vorsprung der USA bei der militärischen Forschung und Entwicklung ist enorm. Im Jahr 2000 gaben die Amerikaner 77,6 Mrd. USD dafür aus. Zum Vergleich, Japan investierte 19,7, Deutschland 15,9 Mrd. USD dafür.[9]
2.2 Der USD als Weltwährung
Seit der Konferenz von Bretton Woods (USA) am 22. Juli 1944 ist der USD eine Art Weltgeld. Das Ziel dieser Konferenz war es, ein stabiles Währungssystem mit festen Wechselkursen zu schaffen. Dabei diente Gold als Wertanker; eine Feinunze Gold entsprach 35 USD („Goldstandard“). Der USD sollte als Leitwährung vier Funktionen ausüben. Als
a) Reserve – und Interventionswährung der Zentralbanken
b) Handelswährung auf internationalen Warenmärkten
c) Anlagewährung auf internationalen Kapitalmärkten
d) Ölwährung im weltweiten Ölhandel.[10]
Nachdem im Jahr 1971 der Goldstandard und zwei Jahre später das System fester Wechselkurse aufgehoben wurden, blieb der USD dennoch Weltwährung und erfüllt bis heute die oben genannten Funktionen.
Dies ist ein entscheidender Vorteil, den die Vereinigten Staaten gegenüber dem Rest der Welt besitzen. Ihr nationales Geld ist zugleich Weltgeld. Auf diese Weise nimmt der USD eine bisher unumstrittene Sonderstellung auf den internationalen Kapitalmärkten ein. Die USA selbst fungieren damit praktisch als Bank der Welt.
2.3. Der USD als Ölwährung
Wie gelang es den Amerikanern ihren USD auch nach dem Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods als Weltwährung zu behaupten? Ein entscheidender Grund dafür ist, dass die bis heute wichtigste Ressource aller (Industrie-) Nationen, das Öl, immer noch weltweit auf Dollar-Basis gehandelt wird. Dieser Umstand basiert auf einer Vereinbarung der USA mit Saudi-Arabien aus den 1970er Jahren, die festschreibt, dass Öl nur in USD gehandelt werden soll. Die anderen OPEC-Staaten (Organization of the Petroleum Exporting Countries) willigten in diese Vereinbarung ein. Das Öl übernimmt seit dem die Rolle eines Stabilisators für die US-Währung und sichert somit deren globale Dominanz. Alle Staaten der Erde benötigen, um am Ölhandel teilnehmen zu können, USD.
Die Vereinigten Staaten profitieren doppelt von diesem Umstand. Nicht nur, dass ihre Landeswährung die Rolle einer Leitwährung übernimmt. Darüber hinaus investieren die größten Ölexporteure (Saudi-Arabien, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate) ihre Devisenüberschüsse („Petrodollars“) in erster Linie direkt in den USA.[11] Entweder vergeben sie riesige Aufträge an amerikanische Firmen (z.B. Rüstungsaufträge), oder aber sie bauen Vermögen auf, das dann in Form von US-Anleihen oder Aktien in den USA ruht.
[...]
[1] Ruf, Werner, Die Erosion kodifizierten Völkerrechts durch die Praxis der Staaten, in: Jaberg, Sabine, Schlotter, Peter (Hrsg.), Imperiale Weltordnung – Trend des 21. Jahrhunderts? AFK-Friedensschriften, Band 23, Baden-Baden 2005, S.215-235, S.225.
[2] Brzezinski, Zbigniew, Die einzige Weltmacht, Amerikas Strategie der Vorherrschaft, Weinheim und Berlin 1997, S.15.
[3] Haftendorn, Helga, Die Krise der transatlantischen Beziehungen und die Transformation der NATO, in: Kubbig, Bernd W. (Hrsg.), Brandherd Irak, US-Hegemonialanspruch, die UNO und die Rolle Europas, Frankfurt a.M. 2003, S.217-223, S.216.
[4] Hummel, Hartwig, Die Weltwirtschaftsordnung und die Hegemonie des „Washington-Konsens, in: AFK-Friedensschriften, Band 23, S.185-202, S.185.
[5] Todd, Emmanuel, Weltmacht USA, Ein Nachruf, München 2003, S.9.
[6] Brzezinski, S.12.
[7] Brzezinski, 1997, S.41
[8] http://www.wikipedia.de
[9] Take, Ingo, Schon „Empire“ oder (noch) „Hegemon“? Was uns die Hegemonietheorie über die gegenwärtige US-Politik zu sagen hat, in: AFK-Friedensschriften, Band 23, S.115-140, S.122.
[10] Altvater, Elmar, Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen, Eine radikale Kapitalismuskritik, Münster 2006, S.130.
[11] Massarrat, Mohssen, Amerikas Hegemonialsystem und seine Grenzen, Der Beitrag Europas für eine multilaterale Weltordnung, Supplement der Zeitschrift Sozialismus 3/2004, S.21.
- Quote paper
- Edgar Deibert (Author), 2006, Das US-Hegemonialsystem und seine Grenzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64750
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