In Zeiten leerer öffentlicher Kassen, schwachen Wirtschaftswachstums und hoher Arbeitslosigkeit beherrscht das Thema Transferzahlungen und Übertragungen die aktuelle politische Diskussion und führt immer wieder zu kontroversen Auseinandersetzungen bei der Frage einer sozialgerechten Umverteilung staatlicher Mittel an strukturschwache Regionen und bedürftige Leistungsempfänger. Die höchsten Transferzahlungen in der Bundesrepublik Deutschland finden im Rahmen des Länderfinanzausgleichs und der Bund-Länder Gemeinschaftsaufgabe zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ statt. Allein der West-Ost Nettotransfer durch den Bund, Westdeutschland und die Sozialversicherungen betrug nach Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle zwischen 2001 und 2003 über 202 Mrd. Euro und war damit für rund 25 Prozent der gesamten Nachfrage sowie zwischen 13 und 16 Prozent der nominalen Wertschöpfung in den neuen Bundesländern verantwortlich. Daneben leistete Deutschland in 2004 mit ca. 8,5 Mrd. Euro die höchsten absoluten Transferzahlungen zum EU-Haushalt. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es ein differenziertes Bild über die Komplexität von Transferzahlungen und Übertragungen mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen und Ausprägungen als eines der wichtigsten Instrumente der Regionalpolitik zu vermitteln und die verschiedenen Wirkungsrichtungen ihrer regionalwirtschaftlichen Effekte zu klären. Durch die modelltheoretische Falldiskussion des Core-Periphery-Modells von Krugman (1991) konnte bewiesen werden, dass eine reine Veränderung lediglich einer Stellgröße durch staatliche Transferzahlungen, wie die Senkung der Fix- und Transportkosten für Unternehmen oder die Erhöhung der staatlichen Nachfrage in der Peripherie, ohne die Berücksichtigung der gegenseitigen Ausstrahlungseffekte von Wirtschafts- und Investitionsförderungen zwischen den Regionen, nicht den von der Regionalpolitik gewünschten zirkulären Prozess industrieller Konzentration im strukturschwachen Umland mit sich bringt. Der Anspruch der Forschung muss dahingehend in der Entwicklung praxisnaher Instrumente liegen mit deren Hilfe die Politik die Konsequenzen einseitiger regionalwirtschaftlicher Förderungen bereits im Vorfeld besser beurteilen kann.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung und Zielsetzung der Arbeit
2. Definitorische Einordnung von Transferzahlungen und Übertragungen bei der Analyse regionalwirtschaftlicher Effekte
2.1. Systematisierung und Begriffsbestimmung von Transferzahlungen und Übertragungen
2.2. Zielsetzungen von Transferzahlungen und Übertragungen
2.3. Darstellung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen
3. Theorie zur Wirkung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen
3.1. Übersicht theoretischer Grundlagen zur Untersuchung regionalwirtschaftlicher Effekte
3.2. Diskussion des Core-Periphery-Modells von Krugman (1991)
3.3. Kritische Würdigung und Weiterentwicklung
4. Empirie zur Wirkung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen
4.1. Auswahl empirischer Untersuchungen zur Modelltheorie
4.2. Räumliche Ausstrahlungseffekte von Investitionsförderungen
4.3. Exkurs 1: Analyse staatlicher Finanzströme und die Bedeutung der Investitionsförderung beim West-Ost Transfer
4.4. Exkurs 2: Statistischer Vergleich der Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte in Bayern von 1998 und
5. Ergebnisse der Analyse und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Einordnung des Transferbegriffs in räumlicher Perspektive
Abb. 2: Systematisierung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen
Abb. 3: Theoretische Grundlagen der Regionalökonomie
Abb. 4: Zirkulärer Prozess industrieller Konzentration
Abb. 5: Falldiskussion des Prinzips der geographischen Lokalisierung
Abb. 6: Traditionelle und erweiterte Wirkungskontrolle
Abb. 7: Zusammenhang von Spillovereffekten und staatlicher Umverteilung
Abb. 8: Geographische Lokalisierung bei staatlicher Umverteilung
Abb. 9: Faktoren zur Beeinflussung der Wettbewerbsfähigkeit von Regionen
Abb. 10: Ergebnis der erweiterten Wirkungskontrolle nach Eckey und Kosfeld (2004)
Abb. 11: Aufteilung der investiven Ausgaben nach Aufgabenbereiche in 2005
Abb. 12: Aufteilung der laufenden Zuweisungen und Zuschüsse in 2005
Abb. 13: Effekte von Transferzahlungen in einem föderalen System
Abb. 14: Struktur der Bruttoeinkommen privater Haushalte in Bayern 1998 und 2003
Abb. A1: Bruttowertschöpfung je Einwohner in 2001 (in EUR)
Abb. A2: Investitionszulagen je Einwohner in den regionalen Arbeitsmärkten Deutschlands im Zeitraum 2000 bis 2002
Tabellenverzeichnis
Tab. A1: Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben von Bund und Länder
Tab. A2: Verteilung der Einnahmen und Ausgaben der Länder in 2005
Tab. A3: Länderfinanzierung und Bundesergänzungszuweisungen in 2005
Tab. A4: Transferleistungen für Ostdeutschland 2001 bis 2003
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung und Zielsetzung der Arbeit
In Zeiten leerer öffentlicher Kassen, schwachen Wirtschaftswachstums und hoher Arbeitslosigkeit beherrscht das Thema Transferzahlungen und Über-tragungen die aktuelle politische Diskussion und führt immer wieder zu kontroversen Auseinandersetzungen bei der Frage einer sozialgerechten Umverteilung staatlicher Mittel an strukturschwache Regionen und bedürftige Leistungsempfänger. Die neuesten Zahlen des statistischen Bundesamtes beziffern den aktuellen Schuldenstand von Bund, Länder, Gemeinden und Zweckverbänden Ende 2005 auf insgesamt 1,45 Billionen Euro und damit um 52,4 Milliarden Euro oder 3,8 Prozent höher als im Dezember 2004.[1]
Diese Entwicklung verstärkt den Konsolidierungsdruck auf die öffentlichen Haushalte und die Notwendigkeit nach einer nachhaltigen Finanzpolitik. So sollen laut dem neunzehnten Subventionsbericht der Bundesregierung die Haushalte mittelfristig um rund 40 Mrd. Euro entlastet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden bereits zwischen 2001 und 2004 die Finanzhilfen des Bundes um 26,2 Prozent gesenkt, was insbesondere zu Lasten der subventionierten Bereiche Bergbau, Landwirtschaft oder der sozialen Woh-nungsraumförderung ging.[2]
Die höchsten Transferzahlungen in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) finden im Rahmen des Länderfinanzausgleichs (LFAs) und der Bund-Länder Gemeinschaftsaufgabe (GA) zur „Verbesserung der regionalen Wirtschafts-struktur“ statt.[3] Allein der West-Ost Nettotransfer durch den Bund, Westdeutschland und die Sozialversicherungen betrug nach Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zwischen 2001 und 2003 über 202 Mrd. Euro und war damit für rund 25 Prozent der gesamten Nachfrage sowie zwischen 13 und 16 Prozent der nominalen Wertschöpfung in den neuen Bundesländern verantwortlich.[4] Daneben leistete Deutschland in 2004 mit rund 8,5 Mrd. Euro die höchsten absoluten Transferzahlungen zum EU-Haushalt, an denen indirekt auch die neuen Länder als Ziel-1-Förderregion des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) partizipierten.[5]
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es ein differenziertes Bild über die Kom-plexität von Transferzahlungen und Übertragungen mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen und Ausprägungen als eines der wichtigsten Instrumente der Regionalpolitik zu vermitteln und die verschiedenen Wirkungsrichtungen ihrer regionalwirtschaftlichen Effekte zu klären. Dabei fokussiert sich die Analyse auf die strukturpolitische Bund-Länder GA und legt den inhaltlichen Schwerpunkt auf die Untersuchung regionalwirtschaftlicher Effekte der Wirtschafts- und In-vestitionsförderung.
Da regionalwirtschaftliche Effekte der Förderpolitik stark kontextabhängig sind, werden hierfür im ersten Abschnitt der Analyse eine Systematisierung und definitorische Einordnung der Begriffe Transferzahlungen und Übertragungen vorgenommen und im Zusammenhang regionalwirtschaftlicher Effekte dar-gestellt. Anschließend erfolgt im zweiten Abschnitt die theoretische Modell-entwicklung aus dem Theoriegebäude der Neuen Ökonomischen Geographie (NÖG) und dem Core-Periphery-Modell (CPM) von Krugman (1991)[6]. Zur Weiterentwicklung des Modells wird auf die Erkenntnisse der erweiterten Wirkungskontrolle aus der Untersuchung über Ausstrahlungseffekte der Investitionsförderung von Eckey und Kosfeld (2004)[7] zurückgegriffen. Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit der empirischen Anwendbarkeit der getroffenen Modellannahmen. Im Rahmen zweier Exkurse wird die Bedeutung von Transferzahlungen aus staatlicher Perspektive am Beispiel des West-Ost Transfers und aus Sicht der Leistungsempfänger durch einen statistischen Vergleich der Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte in Bayern von 1998 und 2003 verdeutlicht. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Analyse-ergebnisse und Ausblick schließen die Arbeit ab.
2. Definitorische Einordnung von Transferzahlungen und Übertragungen bei der Analyse regionalwirtschaftlicher Effekte
Nachfolgend werden die wichtigsten Bestandteile von Transferzahlungen und Übertragungen erläutert, systematisiert sowie ihre Zielsetzungen bestimmt.
2.1. Systematisierung und Begriffsbestimmung von Transferzahlungen und Übertragungen
In der wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen Literatur werden die Begriffe Transferzahlungen und Übertragungen nicht einheitlich verwendet und von den einzelnen Institutionen dem jeweiligen Kontext angepasst.[8]
Unter Transferzahlungen, -leistungen, -ausgaben oder kurz Transfers im engeren Sinne werden Sozialleistungen der öffentlichen Hand an private Haushalte ohne marktmäßige Gegenleistung verstanden. Damit erhöht sich das verfügbare Einkommen der begünstigten Haushalte und es kommt zu einem Einkommensumverteilungseffekt.[9] Zu den Sozialleistungen zählen nach dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) beispielsweise die Sozialhilfe, das Arbeitslosengeld II, Renten und Unterstützungen sowie Zuweisungen und Zuschüsse (siehe Abb.1).[10]
Unter Transferzahlungen im weiteren Sinne werden ebenfalls Subventionen subsumiert, die von der öffentlichen Hand ohne marktmäßige Gegenleistung an private Haushalte und erwerbswirtschaftliche Unternehmungen fließen.[11] Zu den Subventionen zählen nach dem BMF (2006) Finanzhilfen und Steuer-vergünstigungen, die den Leistungsempfängern zeitlich befristet zur Verfügung gestellt werden. Darunter fallen sowohl Wirtschaft- und Investitionsförderungen, als auch Beihilfen zur Entwicklung der Agrarstruktur, für Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen oder dem sozialen Wohnungsbau.[12]
Darüber hinaus lassen sich internationale Transferzahlungen in der Volks-wirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) als Übertragungen bezeichnen und erfassen somit die außenwirtschaftlichen Zahlungsströme, wie beispielsweise die Heimatüberweisungen von ausländischen Arbeitnehmern und Beiträge der BRD zum EU-Haushalt oder an internationale Entwicklungsfonds.[13]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Zusammenwirken der subnationalen und supranationalen Ebene bei der Verteilung von öffentlichen Transferzahlungen in Form von Subventionen wird insbesondere durch die Einbindung der BRD in die Regionalpolitik der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) deutlich. Dabei kommt es nach Conzelmann (2005) bei der Strukturpolitik zu einer zunehmenden „Ent-grenzung“ der Bund-Länder Verflechtung.[14] Die vorliegende Analyse verwendet daher den Transferbegriff im weiteren Sinne und geht von einer Übertrag-barkeit regionalwirtschaftlicher Effekte durch Wirtschafts- und Investitionsförde-rungen auf den unterschiedlichen Maßstabsebenen aus.
2.2. Zielsetzungen von Transferzahlungen und Übertragungen
Im Allgemeinen verfolgen Transferzahlungen das übergeordnete Ziel, mittels einer Einkommensumverteilung die wirtschaftliche Situation der Leistungs-empfänger zu verbessern.[15] Insbesondere im Rahmen der Bund-Länder GA zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ spielen Transfer-leistungen eine wesentliche Rolle.[16] So fordert beispielsweise das Land-wirtschaftsgesetz (LwG) und der EWG-Vertrag für die Agrarpolitik, die intersektorale Angleichung der sozialen Lage und eine angemessene Lebens-haltung für die in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung.[17] Mit diesem Hintergrund formuliert Bertelsmeier (2004) fünf Zielsetzungen von direkten Transferzahlungen, die aufgrund ihrer Allgemeingültigkeit auch auf andere Bereiche der Transferpolitik anwendbar sind:[18]
1.) Das Kompensationsziel beschreibt eine Teil-, Voll- oder Über-kompensation von Einkommensverlusten, welche durch Preisände-rungen auftreten können.
2.) Das Verteilungsziel berücksichtigt unter sozialen Gesichtspunkten die unterschiedlichen Faktorausstattungen der Produktionsstandorte und versucht einen intersektoralen Ausgleich zu erzielen.
3.) Sozialpolitische Zielsetzungen orientieren sich an den Sätzen der Sozialfürsorge und gewährleisten ein allgemeines Mindesteinkommen.
4.) Strukturpolitische Zielsetzungen beinhalten die strukturelle Entwick-lung von bestimmten Standorten durch die lenkende Wirkung von direkten Transferzahlungen als Wirtschafts- und Investitionsförderung.
5.) Umweltpolitische Zielsetzungen werden durch die Schaffung finan-zieller Anreize im Aufbau extensiver Produktionsverfahren verfolgt.
Die Übersicht vermittelt einen Eindruck über die umfangreichen Gestaltungs-möglichkeiten von Transferzahlungen und Übertragungen in den unter-schiedlichen Bereichen der Wirtschaftspolitik.[19] Auf dieser Grundlage werden im Folgenden regionalwirtschaftliche Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen anhand ausgewählter Untersuchungen vorgestellt.
2.3. Darstellung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen
Die Untersuchung regionalwirtschaftlicher Effekte zeigt ebenfalls ein facetten-reiches Bild über mögliche Auswirkungen von Transferzahlungen und Über-tragungen. Aufgrund der unterschiedlichen Systematisierungsansätze und Ziel-setzungen von Transferzahlungen können anhand zahlreicher empirischer Studien sowohl direkte, indirekte als auch gegenläufige Effekte in ihrem jeweiligen Kontext beobachtet werden (siehe Abb.2).[20]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Traditionelle ökonometrische Modelle untersuchen die Effekte von Transfer-zahlungen auf regionalökonomische Zielgrößen, wie das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIPs), die Beschäftigungs- und Bevölkerungsent-wicklung oder die fiskalischen Auswirkungen auf die Steuereinnahmen des Bundes und der Länder.[21] Durch die staatliche Umverteilung öffentlicher Mittel kommt es zu direkten Wohlfahrtseffekten bei den Leistungsempfängern und Diskriminierungseffekten auf der Seite der Beitragszahler.[22] Dabei kann ex ante nur schwer abgeschätzt werden ob die Regionalpolitik durch die gewährten Fördermittel die gewünschten positiven Impulse setzen kann und muss sich daher einer laufenden Wirkungskontrolle unterziehen.[23]
Die Szenarioanalyse von Augurzky und Neumann (2005) über die Bedeutung einer Förderung der Seniorenwirtschaft in Nordrhein-Westfalen (NRW) kam zu dem Ergebnis, dass ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen der direkten Unterstützung der Seniorenwirtschaft und der regionalwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, dem Arbeitsmarkt, der Bevölkerungsentwicklung und den staatlichen Finanzen des Landes NRW besteht und somit zu Wachstums-, Produktivitäts- und Beschäftigungseffekten führt.[24]
Nach Untersuchungen von Florax und Folmer (1992) oder Clermont (1997) über die regionalwirtschaftlichen Effekte von Wissenschaftseinrichtungen zeigen ebenfalls positive langfristige Produktivitätseffekte durch das regionale Wissenskapital und die damit verbundene Beschäftigungswirkung.[25] Durch eine zusätzliche Agglomeration von Unternehmen, die an der Wissensdiffusion partizipieren wollen und sich daher verstärkt in der Nähe von Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen niederlassen, können zusätzliche Wachstums-, Nachfrage- und Einkommenseffekte erreicht werden.[26] Das bekannteste Beispiel für eine lernende Region und innovative Clusterbildung ist das Silicon Valley in Kalifornien.[27]
Zur Erklärung von interregionalen Mobilitäts- und Handelseffekten verweisen Brakman et. al (2005) in ihrer Studie zu Agglomerationsprozessen innerhalb der EU auf die besondere Relevanz der Infrastrukturförderung, auf die unter Punkt 4.1. der vorliegenden Arbeit noch näher eingegangen wird.[28] Die Relevanz staatlicher Fördermittel für die Entwicklung strukturschwacher Regionen zeigt sich auch bei der Subventionierung des saarländischen Steinkohlenbergbaus. Die Modellrechnungen des Forschungsinstituts Isoplan (2002) ergaben, dass im Saarland in 2005 noch immer ca. 13.500 Arbeitsplätze direkt oder indirekt von staatlichen Beihilfen zum Montanbergbau abhängen und zu einem wesentlichen Bestandteil des Volksvermögens und der saarländischen BIP Wertschöpfung beitragen.[29]
Differenzierter wird der Zusammenhang zwischen staatlichen Transfer-zahlungen in Form von Wirtschafts- und Investitionsförderungen und ihren räumlichen Ausstrahlungseffekten, den sogenannten Spillovereffekten, von Eckey und Kosfeld (2004) gesehen. Während Autoren, wie Florax und Folmer (1992), Harhoff (1999), Baldwin und Forslid (2000) oder Pozzolo (2004) in ihren Veröffentlichungen in erster Linie die positiven Ausstrahlungseffekte von Wissenstransfers durch gemeinsame F&E Aktivitäten betonen, weisen Eckey und Kosfeld (2004) auf die Problematik räumlicher Verlagerungseffekte und der substituierenden Wirkung einer fehlerhaften Förderpolitik hin.[30] In diesem Zu-sammenhang begünstigen Mitnahmeeffekte den regionalen Attentismus und führen zu Fehlanreizen bei der Mittelverwendung.[31]
Viele regionalwirtschaftliche Studien basieren auf einer Input-Output-Analyse, mit deren Hilfe die Lieferbeziehungen zwischen einzelnen Wirtschaftsbereichen und Regionen einer Volkswirtschaft analysiert werden. Zwar kann man mit diesem Verfahren die Verflechtungen der Produktionsbereiche und deren Beitrag zur Wertschöpfung erfassen, jedoch keine Aussagen über Agglomerations- und Nachfrageeffekte oder die Interdependenzen zum Arbeitsmarkt treffen.[32] Daher greifen modernere Ansätze auf Erkenntnisse der NÖG und die Grundlagen des CPMs von Krugman (1991) zurück, um ökonomische Aktivitäten in räumlichen Wirtschaftsstrukturen zu erklären.[33]
Der Schwerpunkt der vorliegenden Analyse orientiert sich ebenfalls an den modelltheoretischen Annahmen der NÖG und des CPMs, die im zweiten Abschnitt der Arbeit hergeleitet, diskutiert und weiterentwickelt werden.
[...]
[1] Vgl. FAZ.NET (Öffentliche Haushalte 2006).
[2] Vgl. BMF (Subventionsbericht 2003), S.7f.
[3] Vgl. Lammers/Niebuhr (Erfolgskontrolle Regionalpolitik 2002), S.6.
[4] Vgl. Lehmann/Ludwig/Ragnitz (Wirtschaftskraft der neuen Länder 2005), S.132.
[5] Vgl. Deutsche Bundesbank (EU-Haushalt 2005).
[6] Vgl. Krugman, P. (Geography and Trade 1991), S.14ff.
[7] Vgl. Eckey/Kosfeld (Ausstrahlungseffekte der Investitionsförderung 2004), S.3ff.
[8] Vgl. Sannwald, D. (Subventionsbegriff 1982), S.21f; Boss/Rosenschon (Subventionen in
Deutschland 2002), S.9ff; BMF (Subventionsbericht 2003), S.11ff.
[9] Vgl. Arentzen/Winter (Gabler Wirtschafts-Lexikon 1997), S.3808.
[10] Vgl. BMF (Bundeshaushalt 2006), S.39ff.
[11] Vgl. Arentzen/Winter (Gabler Wirtschafts-Lexikon 1997), S.3808.
[12] Vgl. BMF (Subventionsbericht 2003), S.11ff.
[13] Vgl. Arentzen/Winter (Gabler Wirtschafts-Lexikon 1997), S.3808; Haas/Zademach
(Kapitalverflechtungen 2005), S.77ff.
[14] Vgl. Conzelmann, T. (Regionale Wirtschaftsförderung 2005), S.99f; Eckey/Kosfeld/Türck
(EU-Regionen 2003), S.29f.
[15] Vgl. Stober, Rolf (Wirtschaftsverwaltungsgesetze 2004), Art.106 Abs.3 Nr.2 GG, S.192.
[16] Vgl. Conzelmann, T. (Regionale Wirtschaftsförderung 2005), S.99.
[17] Vgl. § 1 LwG (Landwirtschaftsgesetz 1955); Art.39 Abs.1 EWG-Vertrag (1957).
[18] Vgl. Bertelsmeier, M. (Systeme von direkten Transferzahlungen 2004), S.10f.
[19] Für einen näheren Überblick, vgl. Weimann, J. (Wirtschaftspolitik 2004), S.7ff; Welfens, P.J.
(Wirtschaftspolitik 2005), S.324.
[20] Vgl. Eckey/Kosfeld (Ausstrahlungseffekte der Investitionsförderung 2004), S.4; Isoplan
(Steinkohlenbergbau 2002), S.84ff; Augurzky/Neumann (Ökonomische Ressourcen älterer
Menschen 2005), S.20f.
[21] Vgl. Augurzky/Neumann (Ökonomische Ressourcen älterer Menschen 2005), S.9.;
Eckey/Kosfeld (Ausstrahlungseffekte der Investitionsförderung 2004), S.6.
[22] Vgl. Bertelsmeier, M. (Systeme von direkten Transferzahlungen 2004), S.5f.
[23] Vgl. Lammers/Niebuhr (Erfolgskontrolle Regionalpolitik 2002), S.9f.
[24] Vgl. Augurzky/Neumann (Ökonomische Ressourcen älterer Menschen 2005), S.44.
[25] Vgl. Florax/Folmer (Knowledge Impacts of Universities 1992), S.437ff.
Clermont, C. (Regionalwirtschaftliche Effekte 1997), S.114f.
[26] Vgl. Florax/Folmer (Knowledge Impacts of Universities 1992), S.455f.
[27] Vgl. Weizsäcker/Steininger (Regionale Standortstrategie durch Wissen 2005), S.156;
Alecke/Untiedt (Förderung von Clustern 2005), S.15f.
[28] Vgl. Brakman/Garretsen/Gorter/van der Horst/Schramm (Empirics 2005), S.41ff.
[29] Vgl. Isoplan (Steinkohlenbergbau 2002), S.81ff.
[30] Vgl. Eckey/Kosfeld (Ausstrahlungseffekte der Investitionsförderung 2004), S.3f;
Florax/Folmer (Knowledge Impacts of Universities 1992), S.455f; Harhoff, D. (Regional
Spillovers 1999), S.27; Baldwin/Forslid (Endogenous Growth 2000), S.307; Pozzolo, A.F.
(Location of Economic Activities 2004), S.463.
[31] Vgl. Lammers/Niebuhr (Erfolgskontrolle Regionalpolitik 2002), S.55f; Eckey/Kosfeld
(Ausstrahlungseffekte der Investitionsförderung 2004), S.3f.
[32] Vgl. Augurzky/Neumann (Ökonomische Ressourcen älterer Menschen 2005), S.18f.
[33] Vgl. Krugman, P. (Geography and Trade 1991), S.14ff; Krugman, P. (Economy Geography
(1991), S.483ff; Eckey/Kosfeld (Ausstrahlungseffekte der Investitionsförderung 2004), S.4;
Ludema/Wooton (Regional Integration 1997), S.1ff; Lammers/Stiller (Neue Ökonomische
Geographie 2000), S.6ff.
- Citar trabajo
- cand. rer. oec. Manuel Rimkus (Autor), 2006, Regionalwirtschaftliche Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64541
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